Die Oststraße lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Vielbefahren und steingrau wie sie ist, hat sie nur einige wenige Highlights zu bieten. Wenige Schritte von der Immermannstraße entfernt, liegt jedoch ein wahres Juwel – die Gesundheits-Oase „China Health“. Inhaberin ist die chinesische Ärztin Jian Zou. Hier hat unsere Autorin schon oft Kraft getankt, Tee getrunken und sich mal ordentlich von der Chefin mit den begnadeten Händen durchkneten lassen, damit das Chi, chinesisch für Lebensenergie, wieder ungehindert fließen kann.
Für passendes Flair sorgen chinesische Antiquitäten. Breite Regale mit unzähligen Teedosen, Teeservice und allem nötigen Zubehör stehen an den Wänden. Der großzügige lichte Raum in Gold und Weiß strahlt Ruhe und Klarheit aus. Jian Zous hehres Ziel ist es, den Düsseldorfern die chinesische Hochkultur näher zu bringen. Vor allem in Form hochwertiger Tees. Allein die zehn besten chinesischen Produkte hat die Wahl-Düsseldorferin im Angebot. Doch auch grünen Tee aus Thailand, Südkorea, Taiwan und Japan gibt es hier. Besucher führt die zierliche Inhaberin auch regelmäßig in die hohe Kunst der chinesischen Teezeremonie ein. Allein das ist schon Entspannung pur.
In Peking arbeitete die 55-Jährige als TCM-Ärztin. Die Liebe brachte Jian Zou an den Rhein, wo sie 2005 auf der gegenüberliegenden Seite der Oststraße zunächst Yin-Yang-Wellness mit Massagen und Kosmetik-Behandlungen gründete. Mittlerweile setzt sie auf ganzheitliche TCM-Behandlungen. Darunter fallen Massagen, Ernährungsberatung und Kräuter beziehungsweise Tees. Nur für Akupunktur ist sie in Deutschland nicht zugelassen, hat diese Disziplin aber in China als approbierte Ärztin lange praktiziert. Ihre Fuß-Reflexionsmassagen gelten erfahrungsgemäß als die besten der Stadt.
Auf einem filigranen weißen Tisch stehen seit Neustem zudem edle Apotheker-Flaschen gefüllt mit einer goldgelben Flüssigkeit. „Gigi“ prangt auf den weißen Etiketten. Während der Pandemie haben Jian Zou und ihr Lebensgefährte Guido Schmidt einen eigenen Gin kreiert. Mit Bio-Tees und Biokräutern aus dem eigenen Regal. Das Ganze basiert auf einer, ja, Entschuldigung, aber so ist es nun mal – Schnapsidee. Sie kam dem Paar zum Weihnachtsgänse-Essen 2019, das sie mit einem befreundeten Ehepaar feierten. Als Mitbringsel hatten die Gäste „Oude Genever“ im Gepäck. Zu Neudeutsch alten holländischen Gin. „1640 hat ein holländischer Arzt Kartoffel- oder Getreideschnaps mit Kräutern aufgesetzt und ihn seinen Patienten eingeflößt“, sagt Guido Schmidt. „Über holländische Soldaten, die mit den Engländern gegen die Seemacht Spanien kämpften, kam der Genever schließlich als Gin zu den Briten“, erzählt er weiter.
Ursprünglich als Medizin verwendet, kamen zu dem Aufgesetzten immer mehr Kräuter hinzu, die als Tinktur in Alkohol eingelegt waren. „Im März, als ich wegen der Corona-Verordnungen vorübergehend schließen musste, haben wir uns überlegt, wofür wir die Zeit jetzt nutzen könnten“, erzählt Jian Zou. Sie schafften dann alle verfügbaren Bücher und ein Gin-Probe-Destillierset herbei und probierten fröhlich drauflos. Am Anfang waren es so viele verschiedene Mischungen, dass sie sich am nächsten Morgen nicht mehr an die genaue Zusammensetzung des Spitzenreiters erinnern konnten. Jian Zou lacht, während sie von den abendlichen Gin-Verkostungen auf dem heimischen Sofa erzählt. „Wir haben dann ein ganzes Buch gefüllt“, sagt sie und zeigt mit den Händen, wie dick es mittlerweile ist. Ja, ganz schön dick. Guido Schmidt zeigt schließlich auch die schwarze Lederkladde, die randvoll ist mit Skizzen und Notizen.
Bei all dem herausgekommen sind jetzt die schicken Apotheker-Flaschen in drei verschiedenen Mischungen: Feld (45%), Wald (47%) und Wiese (41%). Schlicht, ergreifend, minimalistisch modern. Das Label „Gigi“ setzt sich irgendwie zusammen aus Guidos oder Jians Gin. Im „Wald“ wirken grüne Kräuter wie Basilikum und Rosmarin, hinzu kommt Sezhuan Pfeffer, der durch seine Schärfe gemäß TCM gegen Lymphstau wirken soll und Keime abtötet. Dieser Mischung wird eine die Abwehr stärkende Wirkung zugesprochen. In einem herzhaften Schluck „Feld“-Gin stecken ein gelbes Stoppelfeld, Wurzeln und Samen. Ihm sagt man eine reinigende, harntreibende Wirkung nach. Die „Wiese“ kommt blumig daher mit Rose und Hibiskus, getrocknete Orangenschale runden das Aroma süß-herb ab.
Die Antioxidanzien aus Blumen stärken und wirken entzündungshemmend auf die oberen Atemwege. Die „Wiese“ ist der Gin der Stunde, passend zur Pandemie. Die leichte Süße soll außerdem die Stimmung aufhellen. Zudem hat das Team Zou-Schmidt mittlerweile noch einen asiatischen Gesundheitsgin „Gin Long“ (Gelber Drache) aufgesetzt. „Um im Segment ,Gesundheit und Getränke’ weiter zu machen, basteln wir auch schon an einem Tonikum“, erzählt Guido Schmidt. Hier geht es darum, Tonic Water mit echtem Chinin und ohne Zucker herzustellen. „Die gängigen Produkte haben die China-Rinde für das Chinin durch Aromastoffe, also Chemie, ersetzt.“ Gesund seien die auf dem Markt erhältlichen Produkte also nicht. Schmidt sieht hier eine Lücke, die Jian Zou und er nun füllen wollen.
Was gibt es nur bei Euch? Was zeichnet Euch aus? Die besten zehn chinesischen Tees und individuelle Kräutermischungen. Darüber hinaus unser gesunder Gin „GinLong“ (Goldener Drache) mit asiatischen Kräutern zur Abwehr von Infektionen und mit antiseptischer Wirkung, sowie unsere Gins „Feld“ (Entgiftung), „Wald“ (Stärkung) und „Wiese“ (anregend). Außerdem bieten wir Teezeremonien mit Vorträgen zur Gesundheit und Philosophie an.
Was schätzen Eure Freunde an Euch? Die asiatische Freundlichkeit und die gemütliche Runde bei einer Tasse Tee.
Was sagen Eure Feinde über Euch? „Sehr freundlich und eine äußerst kompetente Massage. Auch die Kosmetikbehandlungen sind vom Feinsten. Sehr empfehlenswert.“ (Google Rezension)
Was bringt die Zukunft? Noch hat die Pandemie unser Geschäft stark im Griff.
Eure liebsten Nachbarn? Hotel Weidenhof
Vielen Dank!
Text: Katja Hütte
Fotos: Kristina Fendesack
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