Feinisa

Es ist Donnerstagmorgen. 10 Uhr. Mindestens 30 Grad. Als wir den Bio-Feinkostladen „Feinisa“ auf der Moltkestraße in Pempelfort betreten, kommt uns eine gut gelaunte Frau entgegen – mit einem großen Lächeln im Gesicht. Isabelle Tebrügge ist frisch gebackene Ladenbesitzerin und steht seit Februar diesen Jahres hinter ihrer eigenen Ladentheke. Mit gerade einmal 24 Jahren hat sie sich in die Selbständigkeit gestürzt und brennt für „Feinisa“.

Der Bio-Feinkostladen läuft unter dem Motto „Feines à la Isa“ – also Isabelle. „Ich bin morgens aufgewacht und der Name war da“, sagt die junge Gründerin, als sie uns erzählt, wie der Name ihres Ladens entstanden ist. „Feinisa“ steht für Bio-Feinkost und setzt seinen Fokus dabei auf Produkte von kleinen Startup-Unternehmen. Isabelle möchte weg von der Masse und eine übersichtliche Auswahl an guten und einfachen Lebensmitteln anbieten. „Bio schmeckt man.“, und das möchte die Inhaberin mit ihrem Laden weiter geben. Anstatt viele Produkte zu kaufen, sollte man sich auf die Lebensmittel konzentrieren, die man wirklich braucht und die einer gewissen Qualität entsprechen. Denn „Ein gutes Produkt braucht nicht unbedingt viele Zutaten.“. Die Lebensmittel von „Feinisa“ brauchen nicht viel Schischi – Isabelle möchte „Back to the Roots!“.

Das Konzept für ihre eigenes Geschäft steht schon seit über zehn Jahren. Als sie vor sieben Jahren nach Düsseldorf gezogen ist, hast sie sich für ein VWL-Studium entschieden, wusste aber immer, dass sie in die Selbstständigkeit gehört. Während ihrer Bachelorarbeit schrieb sie heimlich an ihrem Business-Plan und lies im August 2019 die große Bombe platzen. Sie wusste: „Wenn ich jetzt nicht gründe, werde ich es in fünf Jahren bereuen.“.

Der Bio-Feinkostladen ist in zwei Kategorien aufgeteilt: Vorne gibt es den Feinkostbereich mit der Frischetheke und im hinteren Bereich findet man alles rund um das Frühstück. Die Frischtheke bietet verschiedene Käsesorten, wie z.B. von der Hafenkäserei aus Münster. Neben Oliven, eingelegten Tomaten und Wurst verkauft Isabelle auch selbst gebackenen Kuchen, belegte Baguettes und Nudelsalate. Das leckere Brot gibt es von der Bäckerei Schüren aus Düsseldorf. Auch wir durften probieren und unser Fazit lautet: Daumen hoch – sehr lecker! In ihrem Weinbereich bietet sie drei verschiedene Sorten aus Österreich, Südtirol und Deutschland an. Das lokale Craft Beer gibt es von der „Finne“ – einer kleinen Brauerei aus Münster. Als alkoholfreie Alternative wird es bald auch den Ingwer-Drink „Gimber“ im Laden geben. Die Regale füllen sich mit Ölen der Düsseldorfer Ölmanufaktur, Olivenöl aus Italien, sowie Senf und Essig. 

Im zweiten Teil des Geschäfts findet man alles rund ums Frühstück: Es gibt Kaffee, Tee, Marmeladen, Honig und Müsli. Mit im Sortiment dabei sind die Backmischungen von dem Düsseldorfer Unternehmen „Baetter Backing“ und seit neustem auch das vegane Ingwer-Zitronen-Eis von Nomoo – eine Limited Edition mit dem Kölner Unternehmen „djahé“. Was bei „Feines à la Isa“ auf keinen Fall fehlen darf ist Gebäck und Schokolade. „Das gehört einfach zu mir. Dazu am besten noch ein guter Kaffee oder ein Espresso.“ Passend zum Laden gibt es eine kleine Produktauswahl an Ölflaschen, Mühlen aus Südtirol oder Rucksäcken und Kulturbeuteln des Stuttgarter Startup-Unternehmen „Abbiuty“.

Schon im Mai 2019 begann Isabelle mit der Ladensuche. „Das ist ein knallhartes Geschäft.“, erzählt uns die Gründerin. Mitte November hat sie ihr jetziges Ladenlokal in der Moltkestraße in Pempelfort entdeckt. Beim ersten Besuch war ihr sofort klar: „Das ist mein Laden!“. Den offenen Raum mit pinken Wänden und Klebe-Sternen an der Decke verwandelte sie zusammen mit einem Schreiner in einen hellen und lichtdurchfluteten Bio-Feinkostladen im Industrie-Stil. Es wurde selber ausgemessen, ausgesucht und angefertigt. Die Moltekstraße im Stadtteil Pempelfort war für Isabelle schon immer interessant, weil sich dort viele verschiedene Menschen tummeln. Es gibt alternative Leute, Singles, junge Familien mit Kindern und ältere Menschen. Das für sie kunterbunte Viertel ist ein Zuhause von vielen Startup-Unternehmen, verschiedenen Restaurants und Cafés – nur der Einzelhandel ist wenig vertreten. Besonders jetzt in der Krise hat Isabelle gemerkt, wie sehr die Nachbarschaft in Pempelfort zusammenhält. Man unterstützt sich gegenseitig – Isabelles Nachbarn, eine App-Agentur im Hinterhof, haben ihr in nur zwei Tagen einen Online-Shop gebaut.

„Feinisa“ unterscheidet sich durch eine kleine, aber sehr feine Auswahl zu den anderen Feinkostläden. „Lieber klein, aber frisch.“, sagt sie – und das hat sich auch bei den Kunden bewährt. Das Sortiment kommt gut an und die Ware hält sich lange. Wichtig war ihr, eine Kombination aus hoch- und niedrigpreisigen Produkten zu schaffen. Bei der Auswahl ihres Sortiments ist Isabelle der Bezug zu den Händlern sehr wichtig. Sie besucht viele Lieferanten vor Ort, um genau zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen. Wichtig dabei ist immer, dass die Produkte Bio zertifiziert sind – da ist die junge Gründern sehr streng. Was nicht zu 100% Bio ist, kommt auch nicht in ihren Laden. 

Früher war Bio langweilig, heute ist Bio hipp! Und die Kundschaft von „Feinisa“ ist bunt gemischt. Egal ob jung oder alt, Singles oder Familien: Die KundInnen von Isabelle sind unterschiedlich, legen aber alle Wert auf Qualität und sind bereit etwas dafür zu bezahlen. Trotzdem ist der Gründerin wichtig, dass ihr Sortiment für jedes Portemonnaie etwas bereit hält. Und um in der Krise für Ihre Kunden da zu sein, hat sich Isabelle, früher als geplant, einen Online-Shop bauen lassen und arbeitet mit den BringBuddies aus Düsseldorf zusammen. Die Gründer Emanuel und Jules liefern lokale Produkte auf ihren E-Bikes direkt nach Hause – ihr Ziel ist es die Einzelhändler aus der Stadt zusammen zu bringen. Wenn die Bestellung bis Mittags um 12 Uhr eintrifft, macht sie sich am gleichen Tag noch auf den Weg zu seinen KäuferInnen. Die regionalen Obst- und Gemüse-Überraschungs-Tüten gibt es Dienstag und Mittwoch. Die Produkte aus dem Regal können immer bestellt werden. Für die Zukunft sind auch Salat- und Baguette-Lieferungen geplant. 

Als „Newcomerin“ inmitten einer Krise einen neuen Laden zu eröffnen, ist alles andere als leicht. „Es war eine verdammt harte Zeit.“, gibt Isabelle zu. Als die meisten Geschäften schließen musste, war sie fast die Einzige, die in ihrer Straße noch geöffnet hatte. Die Straßen waren wie leer gefegt. Auch Isabelle hatte Zweifel – aber sie hielt durch. Mit ihrem Online-Shop, dem Lieferservice durch die BringBuddies, wurde sie kreativ und versuchte für ihre KundInnen da zu sein. „Es war sicher kein Start, wie man ihn sich gewünscht hätte. Aber wenn ich diese Krise bewältige, dann kann ich auch ganz andere Krisen schaffen.“ 

Was die Zukunft betrifft, hat die junge Gründerin viel vor: Sie kann sich gut vorstellen, in der Zukunft einen zweiten Laden zu eröffnen. Zwei ergänzende Geschäfte mit unterschiedlichen Konzepten. Doch zuerst will sie mit „Feinisa“ ankommen und wachsen. Ein eigenes Buch zum Thema Backen oder eine eigene Produktlinie schließt sie auch nicht aus, denn: Stillstehen kann Isabelle nicht. In ihrem Kopf entstehen andauernd neue Ideen. Wir sind gespannt!

Was schätzen Eure Freunde an Euch? Ich höre immer wieder, dass meine Kunden begeistert von der Qualität der Produkte sind  – gerade bei Produkten aus der Frischetheke wie Käse und Oliven. Das freut mich enorm, denn genau dieser Bereich ist mit das Herzstück des Ladens. Mehrere Kunden haben „Feinisa“ bereits als „Geschenkeladen“ abgespeichert – sie kommen immer wieder, wenn sie besondere Lebensmittel verschenken möchten. Auch die persönlich auf den Kunden abgestimmten Geschenkkörbe sind sehr beliebt. Außerdem ist es ein inhabergeführter Laden, die meiste Zeit stehe ich selbst hinter der Theke – das kommt extrem gut bei den Kunden an und höre immer wieder sehr positives Feedback.

Was sagen Eure Feinde über Euch? Der größte Feind bin wohl ich selbst. Ich bin ständig am Hinterfragen und am Suchen nach neuen Ideen und Verbesserungen. Ich bin einfach der Meinung: Man kann zu jedem Zeitpunkt noch mehr rausholen, aber nur, wenn man kritikfähig ist und nicht starr an seiner Ursprungsidee festhält. Nur so kann „Feinisa“, oder vielleicht auch zukünftige Projekte, irgendwann erfolgreich werden. Aber auch dann kann immer noch ein Millimeter mehr rausgeholt werden. Genau aus diesem Grund, habe ich mich für die Selbstständigkeit entschieden.

Was bringt die Zukunft? Die ersten Monate seit Eröffnung im Februar waren definitiv sehr turbulent und eine reine Achterbahnfahrt. Trotz allem bin ich mit den letzten Wochen sehr zufrieden. Es gibt die ersten Stammkunden und das Wichtigste ist, die Kunden sind zufrieden und es spricht sich langsam rum, dass es „Feinisa“ an der Ecke Liebigstraße gibt. Das ist schon mal ein guter Anfang, aber da geht noch viel viel mehr und dafür gebe ich Tag für Tag mit viel Herzblut und Ehrgeiz alles, um weitere Schritte nach vorne zu machen – es geht immer noch besser. Sobald es wieder in dem kleinen Laden umsetzbar ist, wird es auch Tastings – wie Wein & Käse oder Bier & Käse – in Kooperation mit kleinen Unternehmen geben.

Eure liebsten Nachbarn? Da gibt es viele. Die Moltkestraße in Pempelfort war nach langer Immobiliensuche der Wunschstandort. Neben zahlreichen Gastronomen gibt es viele kleine Start-Ups wie Webentwickler oder Designer, aber auch Friseure oder Kosmetiker. Genau das zeichnet den Standort aus, die Vielfalt und die gegenseitige Nachbarschaftshilfe. Auf die Pempelforter kann man sich verlassen, auch in Zeiten wie diesen.

Vielen Dank!

Text: Linda Gerolstein
Fotos: Kristina Fendesack
© THE DORF 2020

Feinisa

Moltkestraße 95
40479 Düsseldorf

Öffungszeiten

Di – Fr 11 – 19 Uhr
Sa 9 – 16 Uhr

Zahlungsmöglichkeiten

Cash, EC und Visa, Mastercard, Maestro, Apple Pay und Google Pay

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