aest. store

Mut tut gut. Brüche im Lebenslauf beschädigen die Biografie? Ganz im Gegenteil! Sie können den Weg für Herzensträume bereiten. Katharina Meerkamp mit ihrem Concept Store aest. ist ein überzeugendes Beispiel.

Wären alle Stadtteile in unserem Dorf individuelle Herzkreislaufsysteme, auf der Ackerstraße würde man mit Zeige- und Mittelfinger Flingerns Puls am deutlichsten fühlen. Hier schließt Kati dienstags bis samstags die Türen zu ihrem 80 Quadratmeter großen Traum auf und ab. Ihr Concept Store aest. feierte in diesem Jahr zweijähriges Jubiläum und hat seit September 2018 erfolgreich laufen gelernt.

Eine ganze Weile sah ihr Alltag anders aus. Kati, damals noch Wirtschaftsjuristin, arbeitete als Personalreferentin für einen großen Konzern. So richtig happy sei sie damit auf Dauer aber nicht gewesen. Die Idee eines eigenen Ladens spukte immer in ihrem Kopf herum, spätestens seit dem Auslandssemester in Karlstad, Mittelschweden, während der Studienzeit. Dort entbrannte eine Leidenschaft für den cleanen Chic der Nordlichter und die Idee, das Ganze nach Düsseldorf zu holen. Es kamen das nötige intuitive Bauchwissen und eine ordentliche Portion Mut dazu. Sie zog einen Schlussstrich unter ihren alten Job und wagte die Reise Richtung Selbstständigkeit.

An der Akademie Mode & Design absolvierte sie dann erstmal erfolgreich ihre Weiterbildung zur Stylistin. “Das hat mich inspiriert und darin bestärkt, dass ich den Weg in die richtige Richtung gehe. Ich wollte das weiter durchziehen, habe dann erstmal sehr lange nach der perfekten Location für meinen Laden gesucht und riesiges Glück gehabt.” Kati war schon, bevor sie Ladenbesitzerin war, immer gerne in Flingern unterwegs und schätzte dort die abwechslungsreiche Produktpalette der verschiedenen kleinen Geschäfte. Für Geschenke oder besondere Einzelteile sei sie gezielt hergekommen und freute sich deshalb vor zwei Jahren umso mehr, selbst Teil der Flinger Vielfalt zu werden. Für die Räumlichkeiten, bis dato als Büro genutzt, bekam sie im Juni 2018 die Schlüssel.

Seitdem wird auf der Ackerstraße 127 eine sorgfältig kuratierte Auswahl skandinavischer Fashion-Trends, die Kati so liebt, angeboten. Neben bereits etablierten Brands wie Samsoe Samsoe und Just Female bietet das Team von aest. auch Mode Newcomer*innen wie zum Beispiel H2O Fagerholt, Remain oder Résumé eine Plattform. Ergänzt wird das Sortiment durch ausgewählte Produkte aus den Bereichen Accessoires, Schuhe, Beauty und Living.

Der Name aest. steht für Ästhetik, für die minimalistischen, cleanen Looks der skandinavischen Marken, die unter anderem zum Repertoire des Stores gehören. Es dürfen aber auch verspielte und bunte Prints im Regal Platz nehmen oder auf Kleiderbügeln hängen. Die Kundschaft betont, dass es bei aest. immer wieder Neues zu entdecken gibt und genau das hat Kati sich gewünscht.

Wenn sie sich auf internationalen Messen oder in den Showrooms der Modemetropolen inspirieren lässt, kommt es durchaus vor, dass sie mittlerweile schon bestimmte Stammkund*innen in den Einzelstücken vor ihrem inneren Auge sieht und dann entscheidet, ob und für wen sie die Ware mit in ihren Store nimmt. “Ich überlege dann: Das könnte xy gefallen. Oder: Darin wird sich xy wohlfühlen.”

Und die Realität gibt ihr oft recht. Bei allen Pieces legt sie besonderen Wert auf eine gelungene Mischung aus toller Haptik und Beständigkeit. Sie hebt hervor: “Textile Langlebigkeit und Nachhaltigkeit – darin sind die Skandinavier schon lange sehr weit vorne. Wenn ich für mich selber einkaufe, möchte ich, dass sich ein Stoff so anfühlt, dass ich ihn gerne und lange tragen möchte. Und am Ende kaufe ich für meine Kundschaft ja so ein, als würde ich es für mich tun.”

Aktuell ist aest. regulär geöffnet. Im ersten Lockdown entstand auch ein Online-Shop, der dem Team nun Sicherheit bietet, falls es doch wieder zur vorübergehenden Schließung des Einzelhandels kommen sollte. Die persönlichen Kund*innenbegegnungen sind für Kati und ihr Team aber unersetzlich. Wenn der Corona- oder Novemberblues sich zu sehr ausbreitet, helfen Plaudereien mit der Stammkundschaft und einem Kaffee auf der Bank vor dem Laden. “Ich weiß die schöne Atmosphäre und den Austausch untereinander sehr zu schätzen.

Auch und besonders gerade jetzt suchen neue und bekannte Kund*innen den Kontakt. Der Support ist super, ich war ein paar Mal echt den Tränen nahe, weil wir so viel Unterstützung und Loyalität von unserem tollen Kund*innenstamm im ersten Lockdown zu spüren bekamen. Das sind einfach tolle Menschen, die ich sonst vielleicht nie getroffen hätte. Meine Alltags-Highlights.”

Was Karl Lagerfeld nicht gefallen würde: Am besten laufen im Geschäft aktuell Jogger und Sweatpants – gepaart mit den heiß begehrten Sneakern von Autry. Aber hey! Momentan schlägt eben Home Office-Outfit Ausgehoutfit. Außerdem, so Kati, könne man auch das cool stylen und zur Not einfach einen Blazer drüber ziehen. Und gerade jetzt, wo Travelling without Moving angesagt ist, sind dicke Socken und cosy Clothes doch genau richtig, um es sich zu Hause gemütlich zu machen und von schwedischen Blockhütten und Fjorden zu träumen. Tack så mycket, Kati!

Danke!

Text: Anne Florack
Fotos: Felix Pooth
© THE DORF 2020

aest.

Ackerstr. 127
40233 Düsseldorf

Öffungszeiten

Di – Fr 11 – 19 Uhr
Sa 11 – 16 Uhr
& jederzeit online

Zahlungsmöglichkeiten

Bar, EC-Karte, Kreditkarte (Visa, Mastercard, Amex), PayPal

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