Nikita Kvitkin & Boris Mirkovich • THE QOOL

Nikita Kvitkin & Boris Mirkovicmit | Foto: Maxim Miller
Vollständiger Name: Nikita Kvitkin
Beruf: Founder
Gelernter Beruf: Sales & Merchandise
Alter: 35
Name Label: Lola Clothing / The Qool
URL: The Qool / Lola Clothing | Social Media
Vollständiger Name: Boris Mirkovic
Beruf: Founder
Gelernter Beruf: Digital Business & Design
Alter: 37
Name Label: Lola Clothing / The Qool
URL: The Qool / Lola Clothing | Social Media

Am Rande der Carlstadt haben Nikita Kvitkin und Boris Mirkovich mit ihrem Concept Store „The Qool“ einen besonderen Anlaufpunkt für stilbewusste Männer geschaffen. Aber hier geht es um mehr als Stil – vielmehr um ein Lebensgefühl, das Mode, Design und Community miteinander verbindet. Im Interview verraten Euch die beiden Gründer, wie sie den Begriff „Coolness“ neu definieren, warum es bei ihnen keine Jeans zu kaufen gibt und wie sie es schaffen, mit ihrem Store einen besonderen Vibe in die Stadt zu bringen.

Euer Concept Store heißt The Qool: Was bedeutet „Coolness“ für Euch? Boris: Für uns steht „Coolness“ mehr für ein Lebensgefühl als für einen bestimmten Look. Es bedeutet, eine gewisse Gelassenheit in hektischen Zeiten zu bewahren. Wir sind dankbar, in einer so schönen Stadt wie Düsseldorf zu sein und den Einzelhandel vor Ort mitgestalten zu dürfen. „Coolness“ könnte man auch mit etwas Negativem wie Arroganz verbinden. Sobald man jedoch unseren Store besucht, versteht man, dass „The Qool“ zwar der Name und das Konzept ist, aber die Menschen dahinter großen Wert auf Zusammengehörigkeitsgefühl legen und ihre Kunden sowie Brandpartner immer herzlich willkommen heißen.

Nikita: Gleichzeitig ist unser Ansatz, Menschen zu helfen, die vielleicht nicht so modebewusst sind, sich ein Umstyling wünschen oder einfach nach zwei oder drei neuen Outfits suchen. Wenn sie das nächste Mal einen Raum betreten, sollten sie visuell der interessanteste sein. Das erreichen wir zum Beispiel durch eine weite Hose, ein Hemd mit Blumenstickerei oder ein Paar cleane Sneaker. Das ist der Coolness-Faktor, den wir unseren Kunden mitgeben.

Boris: Wir schätzen das Vertrauen unserer Kunden sehr, wenn es darum geht, sie aus ihrer Komfortzone herauszuholen, ohne sie zu drängen. Beim nächsten Besuch erkundigen wir uns, wie der neue Look oder das neue Teil ankam, und kombinieren das, was der Kunde bereits besitzt oder kennt, mit unseren Ideen. Coolness bedeutet, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen und den Mut zum Außergewöhnlichen zu haben.

Wie kam es zu The Qool? Aus welchen Bereichen kommt Ihr und warum habt Ihr The Qool gegründet? Nikita: Wir arbeiten eigentlich schon unser ganzes Leben im Bereich Mode. Ich habe mit fünfzehn mein erstes Praktikum bei Carhartt gemacht und später im Prada Store auf der Kö gearbeitet. Nach der Uni war ich sieben Jahre bei Tommy Hilfiger und Calvin Klein im Vertrieb tätig, wo ich Boris kennengelernt habe. Gemeinsam gründeten wir unser Label „Lola“, weil es in Düsseldorf ein Vakuum für einen Menswear-Store im Skandi-/Urban-Look zu Premiumpreispunkten gab.

Boris: Ich habe bei H&M eine klassische Ausbildung zum Handelsfachwirt gemacht und war bei Tommy Hilfiger in Köln im Management tätig. Nikita kenne ich seit 2015, als wir bei PVH Corp. gearbeitet haben. Er war dort im Bereich Sales und Marketing tätig, während ich mich vor allem auf die Digitalisierung konzentriert habe. Dort haben wir gelernt, was ein Produkt braucht, um zu begeistern und zu faszinieren, und konnten den Grundstein für die Eröffnung von The Qool in der Haroldstraße legen.

Wie würdet Ihr den Stil und das Sortiment von The Qool beschreiben und was ist das Besondere an Eurem Shop? Boris: Einen Ort wie The Qool, der Service, Community und Interieur vereint, gibt es in Düsseldorf nicht. Immer mehr Menschen begeistern sich für Inneneinrichtung. Deshalb bieten wir nicht nur hochwertige Artikel an, sondern schaffen ein besonderes Raumgefühl durch sorgfältig ausgewählte Möbelstücke und Düfte, das unsere Kunden wie Alice im Wunderland erleben lässt, die kaum weiß, was sie zuerst bewundern soll.

Nikita: Wir verlassen uns auf unser Gespür für kommende Trends und wählen Brands aus, die man anderswo in Düsseldorf nicht findet. Oft sind wir auch die Ersten, die eine neue Marke verkaufen, sodass es bei uns immer etwas Neues zu entdecken gibt.

Boris: Auch wenn wir bekannte Brands wie Samsøe Samsøe, Drykorn oder Carhartt führen, suchen wir immer nach außergewöhnlichen Pieces, die zu unserem Store passen.

Wie wählt Ihr Eure Kollektionen aus? Was soll Eure Kleidung ausdrücken? Boris: Wir verkaufen zu 95 Prozent Menswear, hauptsächlich im skandinavischen Stil, aber mit einem Hauch von Urban. Zu The Qool kommt, wer das Besondere sucht, weil er es hier finden wird. Bei uns bleiben nach einer Saison eher die Basics übrig. Wir schätzen das Vertrauen unserer Kunden, wenn es darum geht, sie aus ihrer Komfortzone herauszuholen, ohne sie zu drängen. Beim nächsten Besuch erkundigen wir uns, wie der neue Look oder das neue Teil ankam, und kombinieren das, was der Kunde bereits besitzt oder kennt, mit unseren Ideen. Coolness bedeutet, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen und den Mut zum Außergewöhnlichen zu haben.

Nikita: Wir haben eine klare Vorstellung von dem Look, der uns gefällt und den wir uns an unseren Kunden vorstellen können. Danach entscheiden wir, welche Pieces wir ins Sortiment aufnehmen. Dazu zählen zum Beispiel eine weite Hose, ein Hemd mit Blumenstickerei oder ein Paar cleane Sneaker. Das ist der Coolness-Faktor, den wir unseren Kunden mitgeben.

Wer oder was inspiriert Euch und wie setzt Ihr das in The Qool um? Boris: Inspiration zu finden, ist mittlerweile sehr einfach, zum Beispiel über Social Media. Aber auch viele Städte wie Kopenhagen sind perfekte Reiseziele, wenn man etwas Neues sehen möchte. Das muss nicht immer mit Kleidung zusammenhängen, sondern beginnt oft schon bei der Architektur der Stadt und setzt sich in der Gastronomie fort, wo bekannte Gerichte plötzlich durch eine andere Zubereitung ganz neu erscheinen. Wir schauen uns gern die Konzepte anderer Brands an, die in Deutschland nicht präsent sind. Diese Inspiration setzen wir in unserem Rahmen um und lassen sie in das Interieur und die Gestaltung von The Qool einfließen. Dabei finden wir die Balance zwischen einem cleanen Store-Konzept und Pop-Art-Elementen.

Nikita: Wir sind sehr glücklich, dass wir The Qool ohne Innenarchitekten kreiert haben. Unser Raum ist super flexibel, das meiste lässt sich problemlos umgestalten, falls uns danach ist. Für viele Kunden fühlt es sich bei jedem Besuch so an, als wären sie in einem neuen Store.

Was bereitet Euch die meiste Freude an Eurer Arbeit? Nikita: Am meisten Spaß macht uns natürlich der Verkauf, wenn wir jemandes Stilentwicklung mitverfolgen und prägen können.

Boris: Für uns ist das schönste Kompliment, wenn der Kunde Komplimente für unsere Pieces oder Stylingtipps bekommt. Wir beraten gern und helfen unseren Kunden, sich etwas zu trauen, und zeigen, dass es oft darauf ankommt, wie ein Teil kombiniert wird. Wichtig ist, dass die Kleidung zum Kunden passt und gut sitzt; deshalb haben wir sogar einen Hausschneider.

The Qool zeigt, dass Herrenmode nicht langweilig oder basic sein muss. Wie konzipiert Ihr Euer eigenes Label „Lola“ und was macht es aus? Boris: Am Anfang wollten wir mit „Lola“ ein sehr simples Produkt wie das T-Shirt nehmen und ihm eine Qualität zu einem Preis verleihen, die es so auf dem Markt bisher nicht gab. Der Stoff wird in Frankreich gewebt und anschließend in Portugal vernäht. Prints oder andere Veredelungen ergänzen wir in unserem Store in Deutschland. Das T-Shirt wiegt etwa 350 Gramm und unterscheidet sich durch seine strickartige Haptik von anderen Shirts. Dieses Konzept behalten wir auch bei unseren neueren Produkten bei, zu denen Hoodies, Sweatshirts und bald auch ein bonbonfarbener Strickpullover zählen. Wir haben keine Angst vor Farben, auch wenn im Fokus von „Lola“ immer noch die Qualität steht. Seit der Gründung des Labels vor fünf Jahren haben wir einige Händler in Deutschland gefunden, die „Lola“ ebenfalls erfolgreich führen. In The Qool hat sich unser Label ganz organisch zur zweitstärksten Marke im Abverkauf entwickelt.

Das perfekte Outfit für einen Herbstspaziergang durch die goldgelb gefärbten Parks von Düsseldorf? Nikita: Im Herbst ist für mich die wichtigste Produktgruppe „Strick“ – Schafwolle, Kaschmir, Baumwollgemische und Co. Mein perfekter Herbstlook besteht aus Loafern, einer weiten Nadelstreifenhose aus Wolle, einem Strickpullover und darüber eine gepolsterte Jacke. Das Schöne am Herbst ist, dass man mit Lagen arbeiten kann. Farblich bevorzuge ich vor allem Waldtöne.

Boris: Bei mir sieht es ähnlich aus. Anstelle der Loafer empfehle ich einen flachen, hellen Sneaker, wenn möglich mit Gummisohle. Dazu eine weite Hose, gerne aus Flanell und mit Bundfalte – wir verkaufen keine einzige Jeans bei The Qool. Wie Nikita bin ich ein Fan vom Lagenlook: Als Basic starte ich immer mit einem weißen Feinripp-Unterhemd, darüber ein Lederhemd in Petrol, und statt einer Daunenjacke empfehle ich einen schönen, weiten Mantel, der mindestens bis zur Wade reichen muss.

Wo geht Ihr persönlich – in Düsseldorf oder weltweit – shoppen? Nikita: Wir haben The Qool eröffnet, weil es keinen Laden für Jungs wie uns zum Shoppen gab. Natürlich schauen wir uns auch mal an, was im Breuninger neu ist. Das ist immer praktisch, weil man dort Labels sehen und anfassen kann, ohne direkt in die Luxusboutique auf der Kö, in München oder Frankfurt gehen zu müssen. Online mögen wir Stores wie Mr Porter, Kith, End Clothing, BSTN oder Asphalt Gold.

Boris: Wenn ich in Düsseldorf etwas suche, fahre ich gern zur Alten Gießerei in Erkrath. Außerdem gibt es eine schöne Auswahl an Brands bei Identità Italiana am Carlsplatz. Für Formal Wear ist die beste Adresse in Düsseldorf Suit Supply.

Düsseldorf als Fashion Piece – wie würde das aussehen? Nikita: Düsseldorf ist sehr posh, auch wenn es eine urbane Szene gibt. Die meisten Menschen assoziieren Düsseldorf eher mit Porsche und der Königsallee. Ein typisches Fashion Piece für Düsseldorf wäre ein Ralph Lauren-Pullover.

Boris: Genau, und darüber eine Daunenweste sowie eine beige, zu enge Baumwollchino. Wir versuchen, dieses Bild aufzubrechen, denn Düsseldorf hat als erste Stadt mit einer Modemesse und durch seine langjährige Modegeschichte viel mehr zu bieten.

Mit welcher Person, tot oder lebendig, würdet Ihr gerne ein Altbier trinken gehen und worüber würdet ihr sprechen? Boris: Ich würde mit Karl Lagerfeld ins „The Paradise Now“ gehen. Für mich war er eine Koryphäe im Bereich Mode, weil er nicht nur Designer für Chanel und sein eigenes Label war, sondern auch viele andere Labels geprägt hat. Er ist mit seinen Zeichnungen und Fotografien, aber auch mit seiner Person selbst zur Ikone geworden. Mit ihm könnte man bestimmt viel lachen, Gossip austauschen und Leute beobachten.

Nikita: Ich würde mit Jay-Z zum Super Bowl gehen. In unserer urbanen Sphäre ist er der erfolgreichste Unternehmer, der sich alles aus dem Nichts aufgebaut hat. Er hätte bestimmt spannenden Input zu New York, den USA, Mode, Unternehmertum, Sport, Familie – er ist überall vertreten.

Vielen Dank!

Das Interview erschien im neuen THE DORF THE MAG No. 8 – das Magazin könnt Ihr hier auf shop.thedorf.de bestellen.

THE QOOL
Haroldstraße 14
40213 Düsseldorf
theqool.de

Text: Antonia Lauterborn
Bilder: Maxim Miller
© THE DORF, 2024

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