ZU TISCH MIT JANNIK OHLIG • FUNK Optik

Nur wenige Optiker können auf so eine lange Historie zurückblicken wie FUNK Optik. Vor gut 30 Jahren legte der Optiker Dieter Funk mit seinen extravaganten „Haute Couture“ Sonnenbrillen den Grundstein für das Unternehmen. Daraus entwickelte er über die Jahre gemeinsam mit seiner Partnerin Sashee Schuster das Unternehmen FUNK Optik, mit Headquarter im bayrischen Kinsau. Wer auf der Suche nach handgemachten und individuellen Brillen ist, wird hier fündig.

Neben den Standorten Kinsau, München, Berlin und Wien ist FUNK auch in Düsseldorf vertreten. Auf der Brunnenstraße in Bilk sorgt Brillenmacher und Store Manager Jannik Ohlig für das „optische Wohl“ seiner Gäste und berät sie in jeglicher Hinsicht – augenoptisch, handwerklich und ästhetisch. Dabei ist FUNK viel mehr als nur ein reines Optikgeschäft. Neben einer großen Auswahl an einzigartigen Brillen bieten Jannik und sein Team auch maßgeschneiderte Modelle an. So können Kund:innen ihre individuelle Traumbrille selbst designen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist der Store Vorreiter. So entstehen bei FUNK beispielsweise aus Resten, die bei der Herstellung anfallen, neue Fassungen. Auch die transparente Produktion in Deutschland ist eine Sache, die sich nicht jedes Unternehmen auf die Fahne schreiben kann.

Wenn man den Laden betritt, empfängt einen sofort ein ordentliches, aber dennoch gemütliches Ambiente – fernab von sterilen Optikern mit grellem Licht und Reihen voller unpersönlicher Modelle. Dies liegt unter anderem an den rustikalen Holzbalken, die aus alten Bauernhäusern im Produktionsgebiet Bayern stammen. Tradition trifft Moderne. Das beschreibt nicht nur die Optik des Stores, sondern auch die gesamte Unternehmensphilosophie. Eins ist sicher, bei FUNK steht Kreativität im Mittelpunkt. An den Wänden hängt Kunst der Pretty Portal-Galerie, im Beratungsraum steht Janniks Klavier (an dem gerne „gejamt“ werden kann) und im Kühlschrank hauseigenes FUNK-Bier zusammen mit der Brauerei Dachsbräu.

Wir haben Jannik in seinem Laden auf der Brunnenstraße besucht und uns über den FUNK Store sowie den aussterbenden Beruf des Brillenmachers unterhalten – und nebenbei noch einen Sehtest gemacht.

Wer steckt hinter FUNK und woher kommt der Name? Funk ist der Nachname unseres Gründers Dieter Funk, der das Unternehmen vor 31 Jahren gegründet hat. Er macht das zusammen mit seiner Partnerin Sashee Schuster. Die beiden sind tatsächlich auch seit Anbeginn von FUNK zusammen.

Wo produziert Ihr Eure Brillen? Wir produzieren in Kinsau, das ist in der Nähe von Landsberg am Lech in Bayern. Die nächstgrößere Stadt ist München. Vor fünf Jahren sind wir einmal umgezogen, das war aber innerhalb desselben Dorfes. FUNK hat damals ursprünglich mit Sportbrillen aus dem Bereich Windsurfing angefangen – die wurden noch nicht in Deutschland produziert.

Was ist das Besondere an FUNK Optik? Was zeichnet Euch aus? Das Besondere an uns ist zuerst einmal, dass wir eben eine eigene Produktionsstätte haben. Das so zu stemmen, dass von der Idee der Brille bis hin zum fertigen „Nasenfahrrad“ alles aus einer Produktion und einem Team stammt, das gibt es so in Deutschland kaum noch. Dazu kommt, dass andere Optiker unsere Brillen einkaufen können. In unseren Läden bieten wir vor Ort außerdem Maßanfertigungen an. Entweder brauchst du das, weil du eine besonders schmale oder breite Nase etc. hast, oder weil du einfach Lust auf etwas Besonderes hast. All das in Kombination gibt es so auf jeden Fall kein zweites Mal.

Kannst Du uns etwas über Eure Kollektionen/Euer Angebot erzählen? Es gibt einmal Dieters und einmal Sashees Kollektion. Die wurden dieses Jahr allerdings fusioniert und daraus ist die eigene Kollektion „Funk-Schuster“ entstanden. Wir haben auch noch eine weitere Kollektion in Berlin. Dort haben wir seit 15 Jahren einen Laden und vor Ort fräst unser Kollege Christian eine zusätzliche Kollektion. Diese Kollektion sind das, was wir made in Germany haben.

Ihr fertigt auch Brillen auf Wunsch an, was heute ja kaum noch jemand macht. Wie kommt das bei Euren Kund:innen an? Das nehmen erstaunlich viele an! Einmal, weil viele aufgrund ihrer Gesichtsform eine Maßanfertigung benötigen und ihnen keine „Konfektionsgröße“ passt. Und dann auch, weil viele Kund:innen zum ersten Mal davon hören, dass wir ihnen eine Brille auf Wunsch anfertigen können und dann richtig Bock kriegen. Ich habe seltener eine Brille für jemanden gebaut, weil es wirklich notwendig war, als für Leute, die einfach Lust auf diese kreative Reise haben. Das macht mir unglaublich Spaß und den Kund:innen auch – ich weiß gar nicht, wem es mehr Spaß macht!

Was war die außergewöhnlichste Brille, die Ihr bisher angefertigt habt? Außergewöhnliche Formen kommen immer mal wieder vor. Die schönste Geschichte war allerdings hier in Düsseldorf. Da ist jemand in den Laden gekommen, der zwar schon eine coole und besondere Brille aufhatte, aber noch nie etwas von Brillenbau gehört hatte. Dann habe ich ihm davon erzählt, woraufhin er mit zehn Blättern wiederkam: Mit Screenshots, mit Materialien, also mit ganz viel Inspiration, wie er sich seine Brille vorstellt. Da war auch viel emotionales, was er erzählt hat. Danach haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie die Formgebung sein soll und was zu diesem roughen Schieferlook passt, den er sich vorgestellt hat. Nach und nach kamen wir dann zu einer sehr coolen und außergewöhnlichen Form mit vielen Ecken und Kanten, die aussah wie aus einem Stein gebrochen. Das war sehr cool.

Hast du Brillenmacher noch als Beruf gelernt? Nicht so, dass ich ein Zertifikat vorzeigen könnte. Ich bin Augenoptiker und habe darin meinen Meister gemacht. Den Ausbildungsberuf zum Brillenmacher gibt es leider nicht mehr, der letzte Jahrgang war irgendwann in den Siebzigern. Ich habe zwar die Leute, die wirklich noch Brillenmacher sind, kennengelernt und von denen gelernt, habe mir aber ganz viel autodidaktisch beigebracht.

Ist es schwer, gegen die Konkurrenz, sprich die großen Ketten, anzukommen? Tatsächlich nicht. Das Konzept und die Arbeit dieser Ketten sind etwas ganz Anderes. Wir arbeiten zwar in der gleichen Branche, aber unsere Hingabe, unser Design und handwerkliche Umsetzung sind wiederum grundverschieden. Es gibt Menschen, die fühlen sich bei einer Kette gut aufgehoben, und das ist auch gut so. Ein Besuch bei uns im Store zeigt dann aber schnell, wie viel Genauigkeit und Design für eine Brille notwendig ist.

Wieso habt Ihr Euch beim Düsseldorfer Store für die Brunnenstraße als Standort entschieden? Die Brunnenstraße hat so eine gewisse urbane Gemütlichkeit – sowohl was die Leute angeht als auch das Kulturangebot hier, wie zum Beispiel der Bilker Bunker. Das macht Laune. Hier kann man selbst noch richtig mitwirken. Ich bin damals hierher gekommen, habe alle kennengelernt und dann saßen wir zusammen und haben gesponnen, was man hier so machen kann. In anderen Vierteln zum Beispiel hätte ich jetzt nicht sagen können, ich mache das jetzt komplett so, wie ich will. Auf der Brunnenstraße ist Zeit zu Wirken – und das macht Spaß.

Welche Brille hat für Dich eine ganz persönliche Bedeutung? Das war meine erste Brille, die sehr dicke Gläser hatte. Ich wurde mal am linken Auge operiert und hatte davor diese Brille, damit man etwas korrigieren konnte. Ich weiß noch, dass ich die in den Händen gehalten und gedacht habe: Das kann doch niemand tragen. Wie soll mir das denn helfen? Einige Zeit später war dann die Operation durch und ich hatte wieder dünne Gläser. Ich konnte wieder super sehen und war völlig beschwerdefrei. Das war für mich als damals Neunjähriger extrem erstaunlich und faszinierend. Dieser Moment hat den Grundstein für meine Motivation gelegt, Brillen zu bauen und Menschen das Sehen zu ermöglichen.

Was bringt die Zukunft? Auf jeden Fall bleiben wir hier in Düsseldorf und werden versuchen, den Laden mit seinen Maßanfertigungen bekannter zu machen. Die meisten kennen dieses Konzept überhaupt nicht und sind dann total fasziniert, wenn ich ihnen davon erzähle. Dass das ankommt und wir diese Kreativität unserer Marke und unseres Ladens übermitteln können, das ist erstmal das große Ziel.

Vielen Dank!

FUNK Optik

Brunnenstraße 18
40223 Düsseldorf

Website • Instagram 

Öffnungszeiten

Montag: geschlossen
Dienstag – Freitag: 10 bis 18.30 Uhr
Samstag: 10 bis 15 Uhr

Text: Valentina Görke
Fotos: Kristina Fendesack
© THE DORF 2023

 

 

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