Joy Denalane

Am 11. November 2017 kommen Joy Denalane, MIKI und das Takeover-Ensemble erstmalig nach Düsseldorf in den Robert-Schumann-Saal. Nach dem Pop-Musiker Maxim oder Max Mutzke, der Popsängerin Elif und dem Rapper Fabian Römer hatte der Düsseldorfer Musiker MIKI bereits im Mai die Soul- und R&B-Sängerin Joy Denalane zu Gast und performte mit ihr in der ausverkauften Essener Philharmonie. Wieder einmal wagen die Musiker den Spagat zwischen Klassik und Soul: fesselnd, intensiv, spannungsreich, handmade und vor allem unplugged. Wir trafen Joy Denalane zum Interview bei uns unten in der Lounge im Hotel Friends.

Im Mai warst du zum ersten Mal mit MIKI in der Essener Philharmonie auf der Bühne. Kanntest du MIKI vorher schon?

Joy: Nein. Ich kannte ihn natürlich vom Hörensagen. Ich habe Kollegen wie Maxim oder Cassandra Steen, die mit ihm gearbeitet haben. Maxim hat ziemlich von ihm geschwärmt. Mit Maxim habe ich viel auf meiner aktuellen Gleisdreieck-Platte zusammen gemacht. MIKI und ich sind uns vorher aber nie begegnet, wie wir feststellten. Ich habe aber von seinem Konzept gehört, fand es spannend und denke, dass es genau der richtige Zeitpunkt war, in dem man zusammen kam.

Was wird uns am Samstag in Düsseldorf erwarten?

Joy: Wie in alter MIKI-Manier und Tradition wird er mit dem Künstler, in dem Fall mit mir, bestehende Stücke des Künstlers in neuen kompositorischen Arrangements vorführen.

Wie habt ihr die Auswahl der Stücke getroffen? Sind es ausschließlich Stücke vom deinem aktuellen Album „Gleisdreieck“ oder sind auch ein paar alte Klassiker dabei?

Joy: Die Stücke sind vom neuen Album, aber es sind auch ein paar alte dabei. Nicht zu viele, aber einige. Wir haben zehn Stücke, die wir zeigen – überwiegend neue Musik.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit MIKI? Kann man sagen, dass es etwas Außergewöhnliches oder Besonderes ist? Oder gibt es bereits Vergleichbares?

Joy: Ich empfinde die Zusammenarbeit schon als sehr besonders. Vor allem, dass ein Musiker, der eigentlich aus der Klassik kommt, sich an populäre Musik ranwagt, sie nicht nur 1:1 umsetzt im Ensemble, sondern sich auch kompositorisch Dinge traut und einfach umschreibt. Das finde ich sehr besonders und spannend. MIKI ist zudem ein ziemlich fleißiger Arbeiter. Zwei Abende vor unserem Auftritt in Essen haben wir beschlossen, ein weiteres Stück mit ins Repertoire zu nehmen. Das musste er über Nacht dann komplett umschreiben. Komplett. Er war bis 4 Uhr morgens wach. Ich finde es sehr erstaunlich, dass er für jedes einzelne Instrument, Cello, Kontrabass, Klarinette, Klavier und Geige, dieses Stück umkomponiert hat. Das ist eine Herausforderung, eine richtige Aufgabe. Er ist unheimlich ambitioniert, versiert und fleißig.

Warst du vorher schonmal in Düsseldorf? Was ist dir in Erinnerung geblieben von der Stadt?

Joy: Ich war 2015 für das Open Source Festival in Düsseldorf. An so richtig viel von der Stadt erinnere ich mich aber nicht. Wir hatten nicht so viel Zeit. Wir sind japanisch essen gegangen. Ein Kollege ist Halbjapaner, er ist in Tokio aufgewachsen, lebt aber seit Jahren schon in Deutschland. Er kennt sich aus, mit ihm sind wir in einer ziemlich großen Gruppe zum Japaner gegangen. Viel mehr haben wir dann auch nicht hin bekommen. Im Mai waren wir nochmal japanisch essen, in der Klosterstraße bei Yabase. Das war super.

Wir joggen auch ganz gerne, das ist ein guter Weg, um neue Umgebungen zu erforschen. Beim letzten Mal sind wir von unserem Hotel über die Kölner Straße hoch zum Hofgarten, in den Hofgarten rein, rüber zum Rhein und über die Brücke gelaufen. Dann über die nächste Brücke zurück bis zum K21, wo wir uns die Ausstellung angeschaut haben. Wir haben die Retrospektive von Marcel Broodthaers gesehen, die wirklich superinteressant war. Ich empfinde seine Arbeiten als sehr facettenreich.

Aber auch die permanente Ausstellung haben wir uns angesehen und sind dann natürlich auch in die Netz-Installation von Tomás Saraceno reingeklettert. Schon crazy! Vor allem wenn du realisierst, dass es engmaschige und ziemlich breitmatschige Abschnitte gibt. Wenn du kleine Füße hast, Größe 36/37, dann kannst du schnell durch das Netz treten. Du fällst natürlich nicht runter, sondern bleibst einfach hängen. Das war eine emotionale Sache. Wir waren letztendlich doch froh, als wir draußen waren. (Lachen) Danach sind wir brav zurück gelaufen, über die Karlstraße, am Hauptbahnhof vorbei. Wir hatten den Eindruck, dass diese Route eine wirklich Fußgänger-unfreundliche Route ist. Ich habe mich gefragt: Ist es in Düsseldorf allgemein ein bisschen Fußgänger-unfreundlich?

Fahrrad- und Fußgänger-unfreundlich trifft es leider richtig.

Joy: Ja, Dankeschön! Das kann doch nicht sein. Ich dachte schon, wir sind die absolut allerdümmste Route gelaufen – aber ich glaube, es war eigentlich alles richtig.

Hast du ein Klischee von der Stadt im Kopf gehabt?

Joy: Ich fand es sehr interessant, dass die Kölner Straße total ghanaisch ist. Das ist der Hammer. Unglaublich. Das war super auffällig, interessant, cool irgendwie und großstädtisch. Auf einmal gab es dann mehr arabische Schrift und die ghanaischen Flaggen waren weg. Kurz darauf sind wir aber schon abgebogen. Ich würde nicht sagen, mein Spaziergang durch Düsseldorf war „snobby“. Ist es gar nicht. Es ist eine sehr heterogene Welt, sehr unterschiedlich. Ich hatte den Eindruck, dass es co-existiert. Wir haben uns auch drüber unterhalten, wo es in Berlin etwas Vergleichbares gibt. Im Wedding gibt’s sowas vielleicht noch.

Gibt es Plätze und Orte in Berlin, die dich für den Job inspirieren?

Joy: Ja und Nein. Es kann alles möglich sein. Ich habe das Album fast ausschließlich in Berlin geschrieben und aufgenommen. Berlin ist natürlich ein Teil von mir, ich bin ja Berlinerin und hier geboren. Erstmal bin ich das und dann kommt alles andere. Insofern schwingt es immer mit. Aber dass ich jetzt sagen würde, es gibt den einen Ort, der besonders inspirierend ist und wenn ich dahin gehe, dann fällt mir direkt was ein – das würde ich nicht so sagen.

Was war dein letztes Konzert, was du selber gesehen hast, als Gast?

Joy: Da muss ich mal überlegen. War es Tua? Es kann Tua gewesen sein. Ein Rapper, mit dem ich auch auf meinem Album gearbeitet habe.

Wen würdest du gerne live sehen, den du noch nie live gesehen hast?

Joy: Ach, da gibt es viele. Ich würde gerne Kendrick Lamar live sehen. Den habe ich nämlich leider verpasst, als er das eine Mal gespielt hat. Aber das ist auch schon eine ganze Weile her, da war er noch ganz klein. Kendrick Lamar. Solange würde ich auch gerne sehen.

Was läuft aktuell auf deiner Playlist?

Joy: Kendrick Lamar und H.E.R., die höre ich gerne. Solange aktuell nicht mehr, weil ich sie schon so oft rauf und runter gehört habe.

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß beim Konzert am Samstag.

 Mikis Takeover! Ensemble feat. Joy Denalane
11. November 2017, 21 Uhr, Robert-Schumann-Saal,
Im Anschluss: Party im Foyer

Alle Infos gibt es hier…

Joy Denalanes aktuelles Album Gleisdreieck ist als CD, Deluxe Edition, Vinyl und Digital bei iTunes, Amazon und allen gängigen Plattformen erhältlich.

Interview & Text: Tina Husemann
Fotos: 007-0815-STYLER PHOTOGRAPHY / DAVID WILMS
Copyright: THE DORF, 2017

 

 

 

 

 

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