Camille Andriot

Name: Camille Andriot
Alter: 36 Jahre
Beruf: Ballett-Tänzerin

Geburtsort: Saint Martin d’Hères, Frankreich
Wohnort: Düsseldorf
Webseite: https://operamrhein.de

Beim Treffen in Suli’s Cafe in Pempelfort ist Camille Andriot auf den ersten Blick zu erkennen – an der Art wie sie sich bewegt. Sie hat eine ungeheure Körperspannung und kommt doch mit einer großen Leichtigkeit daher. Ihre Oberarme sind schmal und muskulös. Die Französin hat unverkennbar Präsenz. Als sie ihre spiegelnde Sonnenbrille absetzt, berührt einen sofort die warme leuchtende Kraft ihrer braunen Augen.

Freundlich, offen, zugewandt und immer wieder lachend, trinkt sie ihre Holunderblütenschorle, erzählt auf Englisch und raucht die eine oder andere Gauloise. Ja, auch Tänzerinnen rauchen. Wann sie wusste, dass sie Tänzerin werden wollte? „Na immer schon“, sagt Camille Andriot. Ein Leben ohne Ballett hat es für sie tatsächlich nie gegeben. Bereits als Siebenjährige bekam sie Unterricht am Conservatoire von Chalon-sur-Saône im französischen Burgund. Später dann, als 15-Jährige absolvierte sie ihre Ausbildung am Conservatoire national supérieur musique et danse in Lyon. Erste Engagements hatte die junge Camille im Jeune Ballet de Lyon, am Essener Aalto Ballett sowie bei Introdans Arnhem.

Was sie jungen Mädchen rät, die davon träumen Ballerina zu werden? „Sie brauchen Leidenschaft! Sonst werden sie nicht bereit sein, Opfer zu bringen und Rückschläge einzustecken.“ Die Ausbildung beginnt sehr früh. Die Schulbank drückte Camille zu Hause, auch an den Wochenenden. Viel Freizeit blieb da nicht. Aber natürlich hat auch Camille Partys gefeiert. Sie lacht. An ihrem Conservatoire wurden Tänzer und Musiker ausgebildet. „Alle liebten was sie taten.“ Und so wurde eben auch viel getanzt, Musik gemacht und gefeiert.

Kaum zu glauben, wenn sie da so vor einem sitzt, dass sie gerade in Martin Schläpfers Schwanensee-Version das Böse verkörpert – den schwarzen Schwan Odile. Die Gegenspielerin der Schwanenprinzessin Odette. Camille Andriot freut sich sehr über diese Herausforderung. „Das ist aufregend. Es macht Spaß jemanden zu interpretieren, der ganz anders ist als man selbst “, sagt sie. Schon als kleines Mädchen wollte sie im „Schwanensee“ tanzen – einem der berühmtesten Ballette überhaupt.

„Schwanensee“ oder „b.36“, wie der Titel am Düsseldorfer Opernhaus lautet, ist die erste Ballettproduktion mit einer durchgehenden Geschichte, die der gefeierte und mehrfach preisgekrönte Choreograf Martin Schläpfer hier am Rhein auf die Bühne bringt. Natürlich ganz ohne Tutus und dem herkömmlichen großen Flattern. Die Schwäne sind nachts Frauen und das soll man auch sehen. Sie tragen leichte fließende weiße Kleider. Nur Odiles Kleid ist schwarz. Schläpfers Choreografie liegt die Urfassung zugrunde. Er ist begeistert vom Libretto und natürlich von der Musik Tschaikowskis. Camille Andriot alias Odile ist die Schimäre des Bösewichts Rotbart, so wie das Ursprungsmärchen es vorsah.

Martin Schläpfer ist auch für Camille einzigartig. „Er ist unglaublich charismatisch“, sagt sie. „Er hat etwas, das alle Tänzer zusammenbringt.“ Camille sah seine Compagnie bei einem Gastspiel in Arnheim und war sofort gebannt. Sie ging dann zu einem Vortanzen und es klappte. 2004 wurde sie zunächst Mitglied seines Mainzer Ensembles. Martin Schläpfer kreierte bereits anfangs Solo-Partien eigens für sie. „Ich war recht schnell in die Compagnie integriert“, erzählt die Französin.

Gemeinsam mit Schläpfer wechselte sie dann 2009 nach Düsseldorf. Hier ist die Compagnie größer und besteht aus 45 Tänzerinnen und Tänzern aus 16 Nationen. Natürlich kann die Autorin sich die Frage nicht verkneifen, ob Camille Andriot „Black Swan“ gesehen hat. Camille lacht. Ach ja, den hat sie natürlich gesehen. „Ein guter Thriller war das, nicht mehr, nicht weniger.“ Die Darstellung der Figuren, klare Stereotype. In ihrem Bühnenleben gibt es so etwas selbstverständlich nicht.

Mitte Juli geht die Oper in die Sommerpause. Dann gibt es sechs Wochen lang kein allmorgendliches klassisches Ballett-Training, wie sonst üblich. Hat sie eine Ballettstange zu Hause? Camille Andriot schüttelt den Kopf. „Ich trainiere dann in meiner Küche.“ Ihre Möbel müssen herhalten – ihr Tisch, ihre Stühle.

Aber erst mal ist vier Wochen Pause. Kann sie überhaupt abschalten? Natürlich ist sie immer noch Tänzerin. Aber ja, sie entspannt sich mental. Das ist ihr wichtig. Sie reist gerne, kann auch schon mal einfach am Strand liegen oder schwimmen gehen oder einfach nichts tun. Sport macht sie dann eher nicht.

Und wohin geht die Reise in diesem Sommer? Camille lächelt ein schönes, stilles Lächeln. Sie wird mit ihrem israelischen Lebensgefährten, einem Cellisten der Düsseldorfer Symphoniker, ins Burgund reisen. Camilles Stiefvater ist dort Bürgermeister einer kleinen Gemeinde und wird die Beiden trauen. Danach geht es in die Flitterwochen – auf Safari in Kenia und anschließend nach Sansibar. Camille strahlt über das ganze Gesicht. Und im September geht es dann weiter mit „Schwanensee“.

b.36 / SCHWANENSEE in der DEUTSCHE OPER AM RHEIN
Für die Januar-Termine für „Schwanensee“ im Opernhaus Düsseldorf gibt es aktuell noch Tickets. Samstag, 12.01.2019, 19.30 Uhr und
Sonntag, 20.01.2019, 18.30 Uhr

Zu der Übersicht und den Tickets geht’s hier…

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Ich trinke gerne zu Hause oder im Balletthaus einen speziellen französischen Tee.

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… Salat und frisch gepresste Säfte hole ich mir bei „Dean and David“ in der Altstadt. Gäste nehme ich gerne mit zum Markt auf dem Carlsplatz.

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Die Sennhütte in der Rethelstraße ist mein zweites Wohnzimmer, wo ich gerne etwas Kleines oder Größeres esse, plus viel, viel Wein trinke! Dort fühle ich mich am entspanntesten.

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? In unserer Nachbarschaft gibt es eine Trattoria und Vinoteca – „Linguini“ – ein echter Geheimtipp. Da gibt’s einen gemütlichen Garten und leckeres italienisches Essen.

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Meine Lieblings-Bar/-Garten/-Restaurant ist die „Bar Olio“.

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Ich mag es gerne, dass die Stadt so grün ist, mit vielen Parks, wo man sich den ganzen Tag mit Freunden treffen kann.

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Ich mag alles in Düsseldorf und fühle mich echt wie zu Hause.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Ich muss zugeben, dass ich meine Möbel nach wie vor immer noch am liebsten in Frankreich kaufe. Ich bringe also ein wenig französisches Flair nach Düsseldorf.

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Unterbilk ist für mich eine Option, um schöne Möbel zu finden – zum Beispiel in der Lorettostraße. Ich mag Breuninger sehr gern. Da findet man meist alles, was man sucht. Lebensmittel finde ich außerdem im Edeka Gourmet Berliner Allee

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Immer noch französischer Käse.

Dein Lieblingsreiseziel ist? Mein Lieblingsreiseziel bisher ist Peru. Dieses Jahr geht es nach Kenia.

Dein All-Time-Favorite-Song? Mein All-Time-Favorite Song ist 30er und 40er New York Jazz.

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Vor allem nach der Fußball-WM: nur „Les Bleus“!

Vielen Dank!

Text: Katja Hütte
Fotos: Sabrina Weniger
© THE DORF 2018

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