Christian Schütt und Sascha Reuter von NOWADAYS

„Wenn du die Räume in der ersten Etage siehst, möchtest du hier auch arbeiten.“, sagt Christian Schütt und lacht. Er ist Geschäftsführer der Herrenmarke NOWADAYS und verkauft seit 2012 smarte, moderne Klassiker für den Mann. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Sascha Reuter haben wir uns auf eine Tasse Kaffee in ihrem charmanten Innenhof in der Wissmannstraße in Düsseldorf, direkt vor der Location ihres Showroom getroffen. Zu Tisch mit zwei Experten, die wissen wo der Hase lang läuft – zumindest in der Modebranche.

Christian du bist Geschäftsführer von NOWADAYS und hast das Label 2012 gegründet. Sascha du bist seit knapp vier Jahren als Partner mit dabei. „Kleidung für den modebewussten Mann – simple, modern, smart.“ – lautet das Motto. Erzählt uns doch kurz die Geschichte von NOWADAYS und wie die Marke entstanden ist. 

Christian: Wenn man Mode und Textil liebt, dann ist es ein Traum ein eigenes Menswear-Label zu gründen. Was ich an anderen Personen sehr schätze und mir selbst gerne auferlege ist, Dinge zu tun und nicht nur davon zu erzählen. Ich habe oft mit Kollegen und Weggefährten darüber gesprochen, wo es eine Lücke im Markt gibt und was einem persönlich fehlt. Daraus ist die Idee „NOWADAYS“ entstanden. 2011 habe ich meinen Laptop aufgeklappt, einen Business-Plan geschrieben und bis heute intensiv an der Marke gearbeitet und gefeilt. Gegründet wurde das Label ein Jahr später im August mit zwei Partnern, die aber heute nicht mehr im Unternehmen sind. 2013 wurde das erste Mal Ware ausgeliefert und die Marke Stück für Stück aufgebaut. Heute habe ich das Glück, dass mein Companion Sascha Reuter seit vier Jahren mit an Board ist. Am Ende ging es bei der Gründung darum, etwas zu tun, was man wirklich gerne macht. Wir haben das Glück, dass der minimalistische, cleane, coole und smarte Style von nicht vielen Marken abgedeckt wird. Die Passion für Mode und die Lücke im Markt ergänzten sich gut.

Der Name „NOWADAYS“ steht übersetzt für „heutzutage“. Christian, warum hast Du Dich ausgerechnet für diesen Namen entschieden und in welchem Zusammenhang steht er mit dem Look des Labels?

Christian: Wir waren damals auf einer Ausstellung mit Seidenmalerei von der Marke Hermès. Eins der Ausstellungsstücke hieß „NOWADAYS“ und mein Kollege fragte, was das bedeuten würde. Ich dachte nur „Ach du Elend. Das ist ja sensationell.“ Das Wort sah gut aus und es hatte eine Bedeutung. Sofort habe ich mit der Recherche begonnen, um herauszufinden, ob der Markenname schon belegt ist. Unser Patentanwalt sagte damals: „Nach solchen Sachen suchen wir eigentlich seit 20 Jahren.“ Für den Mode-Bereich gab es noch niemanden, der „NOWADAYS“ verwendete – wir haben ihn natürlich direkt eintragen lassen. Der Name ist ein Zeichen von Modernität, weil natürlich nichts moderner ist, als das, was heutzutage aktuell ist. In der Menswear gibt es bei weitem nicht so viele Produkte wie in der Womenswear, deshalb möchten wir klassische Teile in unserer Stilistik in die heutige Zeit bringen. Die NOWADAYS-Version halten wir für zeitgemäß. Wir jagen keinem Trend hinterher, sondern versuchen die Produkte in einen modernen Kontext zu bringen, der mehrere Saisons überdauert.

Wie unterscheidet sich die Kleidung von NOWADAYS zu anderen Herren-Marken?

Christian: Es gibt ein Potpourri an schnell- und langlebigen Looks und Trends. Wir arbeiten tagtäglich daran uns dauerhaft von anderen Marken zu unterscheiden und die NOWADAYS-Teile an ihrer Stilistik erkennen zu können. Wir hecheln keinen Trends hinterher.

Sascha: Simple, modern, smart – das trifft es ganz gut. Die Kern-Schlagworte stehen sowohl für unsere Firmenphilosophie, als auch für unsere Stilistik. Wir möchten unaufgeregtes Design in der bestmöglichen Qualität – product makes the brand.

Welchen Ansprüchen muss das Label immer gerecht werden und wofür steht es?

Christian: Das Label muss vielen Ansprüchen gerecht werden, da wir uns in verschiedenen Bereichen bewegen. Das Thema Nachhaltigkeit ist in den acht Jahren gewachsen, aber war schon immer wichtig für uns. Wir sind keine Experten von Zertifikaten, sondern machen in erster Linie Kleidung, die länger als eine Saison hält und nicht dafür produziert wurde, nach drei Mal Tragen weggeworfen zu werden. Wir möchten Lieblingsteile kreieren. Das nachhaltigste Kleidungsstück von NOWADAYS sind die Hemden aus der ersten Kollektion. Nach acht Jahren tragen und 100 Mal waschen hängen sie immer noch in meinem Schrank. Wir haben auf Qualität und Verarbeitung gesetzt und dadurch Nachhaltigkeit schaffen können. Hauptsächlich benutzen wir Baumwolle und Merinowolle. Die gleichen Werte gelten für unsere Produktionsstätten. Außerhalb von Corona gibt es keine Firma, die ich nicht mindestens zwei Mal im Jahr besuche. Sie sitzen im Großraum Shanghai und Hangzhou in China. Ich kenne die Fabriken und ihre Inhaber, alles von der Spinnerei, über den Weber und die Strickautomaten bis hin zur Qualitätskontrolle und der Verpackungsabteilung. Wir arbeiten mit kleinen bis mittelgroßen Betrieben zusammen, die lange im Geschäft sind. Teilweise gibt es sie seit Generationen. Für uns sind das selbstverständliche Fragen. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, was viele andere Firmen vor Ort machen – das ist ein absolutes Drama. Zum Glück mussten wir uns darauf nie einlassen.

Für welchen Anlass kann sich Mann bei Euch einkleiden?

Christian: Das Sortiment ist sehr casual aufgebaut. Wir möchten eine vernünftige und gepflegte Freizeitbekleidung anbieten, die man zu verschiedenen Anlässen tragen kann. Mit unserem Hemd und unserer Strickjacke kann man z.B. wunderbar ins Büro laufen, aber auch abends im Restaurant sitzen. Unsere Kleidung ist multifunktionell einsetzbar.

Neben Euch beiden: Wer steckt noch alles hinter dem Label? Auf wen kann die Marke nicht verzichten?

Christian: Wir sind immer noch ein kleines Team mit langjährigen MitarbeiterInnen. Im Kern sind es zehn Leute und mit MitarbeiterInnen von außerhalb rund 30 bis 40 Stück. In der Logistik und im Customer-Service sitzt z.B. Andreas Peters, der schon die erste Kollektion mit uns ausgeliefert hat. Er schmeißt intern den Laden. Mit Anna-Katharina-Kämpf arbeiten wir sehr intensiv in der Produktentwicklung zusammen. Sie ist eine fachlich hochversierte Frau, die sich aus reiner Passion zu dem Beruf entschieden hat. Durch eine Schneiderlehre und ihr Textilmanagement-Studium bringt sie sehr viel Expertenwissen mit. Seit knapp vier Jahren arbeitet sie mit uns alle Schnitte, Produkte, Techniken und Feinheiten der NOWADAYS-Kollektionen aus. Wir lassen uns unterschiedliche Materialien zu schicken, tragen die Ware und waschen sie. Bis das Produkt fertig ist wird an jedem Zentimeter gearbeitet. Unser Team der erweiterte Freundeskreis.

Sascha: Verzichten können wir auf gar keinen aus unserem Team. Sie sind alle Profis und wir brauchen jeden einzelnen von ihnen. Unsere Leute sind sehr loyal und arbeiten schon lange für uns. Es ist wichtig, dass man sich auf den anderen verlassen und Aufgaben abgeben kann. Bei uns ist keiner abkömmlich.

Bei Euch passiert alles direkt vor Ort: Es entstehen Designs und es werden erste Schnitte entwickelt. Erzählt uns doch kurz, wo das genau stattfindet und wie die Arbeitsschritte aussehen.

Christian: In der ersten Etage sitzt unser Design- und Product-Development-Team. Im Mode-Bereich wird Kreativität strickt von der Abarbeitung getrennt. Es gibt auf der einen Seite den kreativen Part, bei dem morgens jemand aus dem Bett fallen und eine tolle Idee haben muss. Auf der anderen Seite haben wir einen ausgeklügelten und sehr intensiven Zeitrahmen, in dem die Produktion stattfinden muss. Wir wissen genau, wann welcher Faden wie lange braucht, um gesponnen, genäht, geschnitten und geliefert zu werden. In unserer Lieferkette steht ein festes Datum, an dem die Kollektion im Showroom sein soll. Von diesem Tag aus rechnen wir zurück, um unsere einzelnen Deadlines festzulegen. Darunter fällt z.B. die Lieferung, die Kommissionierung, die Verzollung und die Verschiffung. Natürlich ist der kreative Teil sehr wichtig: Woher nimmt man seine Inspirationen und wie entstehen neue Ideen. Der Prozess ist mit viel strategischem Denken verknüpft. Dabei spielen Preislagen und Qualitäten eine Rolle und wir überlegen, was wir in der Zukunft anders machen möchten. Ein sehr intensives und hoch komplexes Puzzle-Spiel, in dem wir viel an Eventualitäten und Verknüpfungen denken.

Die Fotoshootings finden direkt in Düsseldorf statt und es gibt einen Showroom vor Ort. Welchen Vorteil seht Ihr darin? Was war Euch bei der Gestaltung des Showrooms am wichtigsten?

Christian: Unsere Fotoshootings machen wir bei Lutz Hilgers in der Ronsdorfer Straße. Wir arbeiten schon seit Jahren mit ihm zusammen und er kennt unsere Stilistik. Gemeinsam haben wir viele Ideen entwickelt. Der Vorteil ist das familiäre Miteinander und die kurzen Wege vor Ort. Jeder weiß, was er tut. Durch unsere Location sind wir nicht einer von 500 Showrooms im Hafen. Mit unserer Location und dem charmanten Innenhof haben wir uns eine individuelle Oase geschaffen. Die Gestaltung der Räume war natürlich entscheidend, denn wenn sich deine KundInnen für nette Bekleidung interessieren, dann spielen auch Interior-Design, Ästhetik und Architektur eine wichtige Rolle. Außerdem haben wir alles vor Ort. Im Keller ist z.B. unser Archiv, in dem wir alles, was wir jemals an Stoffabschlägen oder Produkten entwickelt haben, lagern. Dort können wir in alte Produktionen schauen und uns inspirieren lassen.

Sascha: Neben unseren Showrooms in München, Hamburg und Salzburg hat unser Headquarter in Düsseldorf für ausgewählte KundInnen den Vorteil, dass man ihnen die Arbeit in der Produktentwicklung zeigen kann. Unsere Idee war, dass alles in einem Haus passiert, um interessierte KundInnen tiefer in die NOWADAYS-Welt zu entführen.

Christian, warum genau hast Du Dich bei dem Headquarter-Showroom für den Standort Düsseldorf entschieden? Warum nicht z.B. Berlin oder München? 

Christian: Von mir aus hätte es nur Hamburg werden können, weil ich Hamburger bin. Damals bin ich aber für eine berufliche Herausforderung nach Düsseldorf gekommen. Mittlerweile lebe ich hier seit knapp 15 Jahren mit meiner Frau und drei Düsseldorfer Kindern. Es hat sich einfach ergeben, dass ich hier bleibe. Geplant war das nicht, aber ich fühle mich sehr wohl hier.

Wie habt Ihr und vor allem das Label die Corona-Krise in den letzten Monaten erlebt? Gab es Veränderungen?

Christian: Die Textil-Mode-Branche hat es hart getroffen. Trotzdem haben wir ein Riesenglück gehabt – das kann man nicht anders sagen. Vor Corona konnten wir unsere Auslieferung zum Abschluss bringen und sind dann in den Lockdown gegangen. Nach vier Monaten Winterschlaf, sind wir wieder erwacht. Natürlich gab es am Anfang Schwierigkeiten, aber: Toi toi toi, wir haben echt Schwein gehabt. Die Situation hat uns die Augen geöffnet und gezeigt, was wir in Zukunft bewusst nicht mehr machen wollen. Wir möchten realistisch, sachlich, auf Augenhöhe und mit dem Fokus auf Qualität arbeiten.

Sascha: Wir haben viel gelernt, darüber nachgedacht, wie wir wieder starten möchten und einen klaren Fokus auf die Kundenbeziehung gelegt. Gemeinsam sind wir Schulter an Schulter mit unseren wichtigen KundInnen durch die schwierige Zeit gegangen. Entscheidend ist für uns, die richtigen Dinge zu machen. Man verliert oft den Fokus, wenn vermeintlich alles gut läuft. Wir sind nicht im Selbstmitleid versunken, sondern haben nach vorne geschaut.

Wie sieht die Zukunft von NOWADAYS aus? Wo möchtet Ihr mit dem Label hin und könnt Ihr Euch vorstellen, auch eine Modelinie für Frauen zu designen?

Christian: Lustigerweise fragen alle Frauen immer, ob wir nicht auch etwas für sie designen können. Wir liebäugeln oft mit der Idee. Männer und Frauen kaufen aber sehr unterschiedlich ein. Die Damen sortieren extrem aus und entscheiden sich schnell um. Männer hingegen freuen sich, wenn sie etwas gefunden haben, dass ihnen passt und interessieren sich für die Marke, die dahinter steckt. In dem Bereich wollen wir konsequent unseren Weg mit NOWADAYS weitergehen. Wir sind nach wie vor ein wachsendes Unternehmen. Unser Ziel ist es qualitativ hochwertige Kollektionen für unsere Kunden und Endverbraucher zu designen und das mit einem guten Marketing zu verbinden. Danach kommen unsere betriebswirtschaftlichen Ziele.

Im Showroom bei Euch im Hinterhof sollen zukünftig auch Veranstaltungen stattfinden – kannst Du uns schon verraten, was geplant ist? 

Christian: Wir haben Lust Menschen aus allen Bereichen zusammen zu bringen. Dabei geht es nicht darum ein NOWADAYS-Hemd zu verkaufen, sondern vielmehr zu zeigen, was wir in der Stadt machen. Ich glaube, dass es in Düsseldorf gute UnternehmerInnen, DesignerInnen, WerberInnen, RedakteurInnen und FotografInnen gibt, die Interesse an einem hier ansässigen Label haben. Zusammen würden wir gerne Events in unserem Innenhof machen, in denen es um Bekleidung oder ein schönes Beisammensein gehen kann. Wir haben die Brand, den Innenhof, gute Ideen und einen schönen Grill.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Text: Linda Gerolstein
Fotos: Kristof Puller 
© THE DORF 2021

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