Kazunori Yoda

Name: Kazunori Yoda
Beruf: Friseur / Designer
Gelernter Beruf: Friseur
Alter: 38 Jahre
Geburtsort: Präfektur Fukui (Japan)

Ich gestehe, dass Kazunori Yoda gleich zu Beginn meine ganze Sympathie vereinnahmt, als er sagt, er gebe Düsseldorf gegenüber New York den Vorzug. Drei Jahre hat er in New York, genauer in Brooklyn, gelebt und als Hair Stylist gearbeitet. Geboren und aufgewachsen ist er in der japanischen Stadt Fukui, Verwaltungssitz der gleichnamigen Präfektur, einer Region, die bekannt ist für die Handwerkskunst von Keramiken und handgeschöpftem Papier. Vor sechs Jahren zog Kazunori nach Düsseldorf. Seine erste Station: das Hotel Savoy – gleich um die Ecke von Bernd Maruos Friseursalon. Der Zufall wollte es, dass Maruo zu diesem Zeitpunkt just einen Friseur suchte. Es mag die gemeinsame Leidenschaft für Vinyl gewesen sein, die beide gleich verband: Bernd Maruo ist im Nebenberuf auch Disc Jockey. Die Trinkhalle in Flingern hat er ebenso bespielt wie etwa das Caffé Enuma oder das Kölner Vinyl Vibes. Auch die Partys in seinem eigenen Salon sind legendär.

Kazunori Yoda und Bernd Maruo jedenfalls verstanden sich auf Anhieb und seit 2013 firmiert der Friseursalon unter „Friseur Maruo & Yoda bei Maruo“. Die Räume des Salons auf der Stresemannstraße lagen einst als halbverwahrlostes, halbverwüstetes Aktenlager im Souterrain brach, bis Bernd Maruo mit der Kernsanierung begann. Steigt man nun die Stufen zum Ladenlokal hinab, betritt man einen fast schon kontemplativen Ort der Ruhe. Betonboden, warmes Licht, zur Rechten eine alte Rezeption, gezimmert aus Holz mit einer kleinen Durchreiche. Sie trennt den Eingangsraum von der Frisierstube. Die Einrichtung ist angenehm karg. Nichts heischt um Aufmerksamkeit. Der Gegenentwurf zum überstrapazierten Lifestyle-Motto „More ist more and less is a bore“.

Kazunori heißt mich herzlich willkommen und führt mich in einen kleineren Raum, in dem eine Theke, eine Kleiderstange, ein Plattenspieler und auf einem hüfthohen Regal Keramiken, Papier und eine Tote Bag präsentiert werden. Es ist erstaunlich, wie viel in dem kleinen Zwischenraum passiert, während der Eingangsbereich überschaubar bleibt. Die Enge schafft Gemütlichkeit. Es gibt viel zu entdecken. Denn Kazunori ist längst nicht mehr nur Friseur, sondern macht vielmehr auch Mode, die er neben anderen ausgewählten Preziosen auf der Stresemannstraße verkauft. „In New York habe ich als Hair Stylist viele Modedesigner kennengelernt. Ein Freund von mir, Kazushi Ota vom Label ‚8.15 August Fifteenth’, hat mich dazu ermuntert, Mode zu machen“, beschreibt Kazunori die Gründung seiner Brand Yoda.

Die Kollektion ist klein und nicht den saisonalen Kollektionswechseln unterworfen. Keypieces sind eine Schürze, ein Hemd und ein Mantel. Alles ist unisex. Das Design orientiert sich an Berufsbekleidung. Das Hemd ist inspiriert von traditionellen Fischerhemden mit Stehkragen, die Knöpfe sind aus Metall, damit sie lange halten und zahlreiche Waschgänge überstehen. Taschen, die wie Fächer an der Seite angeordnet sind, geben – insbesondere dem Friseur – Stauraum. Auch die Schürzen sind – obgleich puristisch im Design – auf Funktionalität für Handwerker angelegt und bieten neben Schutz für die Kleidung mehrere Taschen für Werkzeug, Papier und Stift. Alle Kollektionsteile sind aus Biobaumwolle, bis auf die Denim-Schürze: Deren Jeansstoff stammt aus der Präfektur Okayama, wo auch die Region Kojima, die Heimat des japanischen Denim liegt. Alles vom Feinsten also.

Vom Feinsten – so könnte die Subline von „Yoda bei Maruo“ lauten. Kazunori führt eine Selektion ebenso erlesener wie exklusiver Qualitätsprodukte, die vorrangig aus Manufakturen seiner Heimatregion stammen. Handgeschöpfte Papierkarten oder sogenannte Kumiko-Holzarbeiten, die auf den ersten Blick an weihnachtliche Strohsterne erinnern, aber einer fast 350 Jahre währenden Handwerkstradition entstammen. Dabei werden auf höchst fingerfertige Weise sich wiederholende Muster zu einer Art Holzmosaik zusammengesetzt, das vor allem bei Schiebetüren und Fenstern zum Einsatz kommt. Die Teetassen aus der Kutani-Porzellanwerkstatt blicken auf rund 135 Jahre Unternehmenskultur zurück. Das Familienunternehmen stellt in der sechsten Generation Porzellan mit traditionellen japanischen Motiven wie dem Flötenspieler her. Die jüngste Generation bricht nicht mit den Traditionen, variiert aber augenzwinkernd die Motive und ergänzt sie um Ghettoblaster und Skateboard.

Man trifft aber auch Protagonisten der elektronischen Klangwelt wie den DJ Stefan Schwander. Zwar nicht in persona, aber in Form seiner Möbel: Die Bartheke aus filmbeschichteten Siebdruckplatten, an der ich mit Kazunori sitze, ist von ihm. Mein Gegenüber ist bestens vernetzt: „Ich mag das kreative Umfeld. Es gibt hier so viele Musiker und Künstler in Düsseldorf, aber auch viele internationale Unternehmen. Und natürlich die japanische Community. Ich schätze diese Ausgewogenheit aus allem. Das macht für mich eine hohe Lebensqualität aus. Ich mag Orte wie den Salon des Amateurs, die PostPost am Bahnhof. Oder auch das Kling Klang Studio.“ Die Freundschaften mit Künstlern und Musikern sind ein kreativer Motor, aus denen Kooperationen entstehen. Wie kürzlich mit dem Musiklabel Tal. Unter dem Label wurde die EP von Hinosch, ein musikalisches Projekt von Koshiro Hino aus Osaka und Stefan Schneider aus Düsseldorf, veröffentlicht. Kazunori hat hierzu eine Tote Bag designt, die inklusive der ersten Edition der EP angeboten wird: die YodaTal Bag.

Ausstellungen, Filmvorführungen und Konzerte sind Herz und Seele des Souterrains auf der Stresemannstraße. Wer aber glaubt, Kazunori Yoda sehe in seinem gelernten Beruf als Friseur lediglich die Brot-und-Butter-Absicherung, der täuscht sich gewaltig. Kazunori ist ein Meister des Schnitts. Das liegt längst nicht nur, aber auch an den zum Teil 3.000 Euro teuren Scheren, mit denen er arbeitet. Diese stammen selbstredend aus Japan, aus einer Region, die für ihre Samurai-Schwert-Herstellung berühmt ist. Die Investitionen in Scheren scheinen sich auszuzahlen: Einmal im Monat fliegt Kazunori nach Marseille und schneidet dort zwei japanischen Kunden die Haare. Der erste ist Ippei Uemura, Chefkoch im Restaurant „Tabi No Yume“. Er wurde 2017 vom Gault Millau zum „Jeune Talent“ des Jahres berufen. Der zweite ist Hiroki Sakai, der bis 2016 für Hannover 96 spielte und mittlerweile bei Olympique Marseille in der Abwehr steht. Auch das macht sich gut im Kundenportfolio von Meister Yoda.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Bei mir zuhause.

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich… Café Calu

Den besten Kaffee gibt es… Bei Schvarz Kaffee.

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… Gegenüber bei Frucht & Genuss.

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen: Der Hofgarten

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: O Store, Immermannstraße und das Eko Haus

Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier: In der Kaffeerösterei Röstzeit

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Salon des Amateurs

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Brauerei Schumacher

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Uns Lüü. Sie tragen dort meine Yoda-Wear Schürzen.

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Bistro Kombu

Dein Lieblings-Altbier: Kürzer

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Melody Bar

Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast du wo verbracht? Stefan Schneiders Konzert in der Johannes Kirche

Dance the night away! Getanzt wird hier: Salon des Amateurs.

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Wenn ich jemanden japanisch sprechen höre, dann bin ich nicht überrascht.

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Altbier

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Ich liebe die Menschen, die in Düsseldorf leben. Es gibt eine Menge interessanter Künstler und Musiker. Viele ausländische Unternehmen sind hier ansässig und überhaupt leben sehr unterschiedliche Leute in Düsseldorf. Daraus ergibt sich eine gute und ausgewogene Mischung.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Da wären Kunst im Hafen, die Insel Hombroich, der Salon des Amateurs und der O Store.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Von Katsuhito Nishikawa, Saint und von Stefan Schwander.

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Fuji, O Store und Slowboy Records.

Gibt es (einen) Düsseldorfer Designer oder Künstler, den du besonders schätzt und wenn ja, warum? Stefan Schneider. Er ist immer wieder neu und aufregend. Aus seiner Musik und Arbeit schöpfe ich gute Ideen. Außerdem Hiroyuki Masuyama, der sehr stoisch ist und eine großartige Philosophie hat. Er und seine Arbeit inspirieren mich, die für mich passende Richtung einzuschlagen. Katsuhito Nishikawa und Keisuke Matsuura sind aus meiner Sicht die besten Minimalisten. Schließlich noch Takeshi Makishima, von dem ich ein Bild habe, das mich jedes Mal, wenn ich es sehe, glücklich macht.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Die Kö.

Nach welchen Regeln stylst du dich? Was geht gut und was geht gar nicht? Ich möchte nur Sachen, die auf mehreren Ebenen durchdacht wurden. Ich überprüfe stets, woher etwas kommt und wo es hergestellt wurde. Außerdem überlege ich, ob ich es langfristig wirklich brauche und schätze. Wenn ich mich damit auch in Zukunft sehe, dann kaufe ich es.

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Sushi

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Hofgarten

Dein Lieblingsreiseziel ist? Die japanische Region Hokuriku.

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachttisch? ‚Atmosphären‘ von Peter Zumthor

Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen? Good Bye, Lenin

Dein All-Time-Favorite-Movie? Star Wars

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Hinosch

Dein All-Time-Favorite-Song? ‚Happy End‘ von Kazewo Atsumete

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Fortuna Düsseldorf, Olympique de Marseille und Mainz 05


Vielen Dank!

Der Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Magazin KÖNIGSALLEE. Die aktuelle Ausgabe erscheint am 17. Mai und ist im Zeitschriftenhandel erhältlich. Alle Infos auf www.koenigsallee-duesseldorf.de

Text & Interview: Cynthia Blasberg
Fotos: Kristina Fendesack
Produktion: David Holtkamp
© THE DORF 2018

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