Melanie Siebenhaar

Name: Melanie Siebenhaar
Beruf: Startup Gründerin & Designerin
Gelernter Beruf: Einkäuferin, MA Anglistik, MBA

Alter: 38 Jahre
Geburtsort: Waldbröl
Webseite: www.siebenhaar-bags.com

Vom 13. – 20. April 2018 findet nach dem großen Erfolg der letzten Jahre die 3. Düsseldorfer Startup-Woche statt, die mit einem vielseitigen Programm alle Startup-Begeisterten einlädt. Im Mittelpunkt der 3. Startup-Woche steht die Möglichkeit, sich gegenseitig verknüpfen und austauschen zu können. Mit Gleichgesinnten, Durchstartern, Querdenkern, Visionären und Unternehmen. Wie wichtig das Netzwerken für die Startupszene ist, weiß auch die Düsseldorfer Startup-Gründerin Melanie Siebenhaar, die wir im Vorfeld der dritten Startup-Woche in ihrem Homeoffice in Oberkassel besucht haben, um mit ihr über ihre Anfänge und Erfahrungen in der Startup-Szene zu sprechen.

Hallo Melanie. Erzähle uns bitte ein, zwei Sätze zu deiner Person. Ich bin Melanie Siebenhaar, ich bin 38 Jahre alt und wollte eigentlich immer schon ein eigenes Startup gründen, mich selbstständig machen. Es hat mir immer imponiert, wenn mir jemand gegenüber saß, der komplett seine eigene Firma aufgebaut hat. Ich hab mich nie getraut. Nach 10 Jahren Berufserfahrung im Modebereich (Einkäuferin für Taschen und Lederaccessoires) habe ich mir gedacht: Ok, jetzt musst du das machen, wenn du es machen möchtest, sonst wirst du es irgendwann bereuen. Und dann habe ich mich hingesetzt und mir überlegt, was mach ich? Ich muss mit der Berufserfahrung arbeiten: Option 1: ein eigener Laden. Option 2: eine Modeagentur. Option 3: ein eigenes Produkt. Natürlich im Accessoirebereich, weil ich da die Erfahrung habe. Dann habe ich mir gedacht: Ich mache ein eigenes Produkt.

Wie bist du auf die Idee für dein Startup gekommen? Ich habe festgestellt, es gibt ein paar Nischen im Taschenbusiness, die belegt noch keiner. Das ist meine Chance, das kann ich besser machen. Ich hab nie eine schöne Tasche gefunden, die ich sowohl mit zum Sport nehmen kann, in die ich auch meine nassen Sportsachen hinein geben kann, und die auch im Büro ansehnlich ist. Und richtig modische Businesstaschen mit einer hochwertigen und modischen Innenausstattung gab es auch nicht. Die einen machen wirklich nur Funktion, da geht es nicht um die Optik und die anderen konzentrieren sich ausschließlich auf Fashion. Jetzt versuche ich, beides zusammen zu bringen und habe ein modulares Taschensystem entwickelt, welches multifunktional für Business und Sport einsetzbar ist. Das Besondere dabei ist das austauschbare Innenfutter, das man je nach Anlass variieren kann. Man kauft sie immer 2 in 1. Insgesamt gibt es drei Varianten: Travel/Business, Travel/Fitness, Travel/Fitness/Business. Ich habe mir gedacht, ich brauche irgendwie was Neues um die Kunden zu begeistern. Dieses System habe ich mir patentieren lassen. Die verschiedenen Innenfuttervarianten kann man je nach Bedarf mit einer einfachen Reißverschlusskonstruktion auswechseln und sie sind sogar auch separat als eigene Taschen tragbar. Ich würde das gerne noch erweitern und weiterentwickeln. Mit anderen Innenleben, mit anderen Farben, Materialien, Mustern und Funktionalitäten. (wie. z.B. Freizeit, Beach, Foto- oder Wickeltaschen…) Kaufen kann man sie bei mir direkt in meinem Onlineshop oder bei The Bespoker in Oberkassel.

Kannst du mit wenigen Worten erklären, was ein Startup ist? Ich würde sagen am Anfang steht ein weißes Blatt Papier, es ist noch nichts da. Wie der Name schon sagt, Startup – man beginnt komplett von Neuem. Man hat eine oder überlegt sich eine Idee, oftmals resultierend aus Problemen, die noch nicht gelöst sind und überlegt dann welches Businessmodell man daraus entwickeln könnte. Startup zeichnet auch immer aus, dass es sich in der Findungsphase befindet und sich ständig ändert. Was auch ganz wichtig ist: Man muss sich anpassen, wenn man merkt, dass man in eine Sackgasse kommt. Letztendlich möchte man ja auch irgendwie davon leben und Geld verdienen. Aber an sich würde ich es vergleichen mit einem weißen Blatt Papier. Man ist völlig frei, man kann etwas Neues kreieren und eine eigene Idee zur Realität machen – ein tolles Gefühl!

Was zeichnet Düsseldorf als Unternehmensstandort aus und macht die Landeshauptstadt attraktiv? Das Einzugsgebiet. Du bist super zentral. Du hast eine tolle Infrastruktur, du bist schnell überall und hast eine riesige Auswahl an Angeboten in allen Bereichen: Kunst, Kultur, Gastro, Nightlife und selbstverständlich auch der Mode – dies alles ist sehr inspirierend. Viele große Unternehmen sitzen hier, was die Stadt sehr vielfältig macht. NRW ist ja auch das bevölkerungsreichste Bundesland und eignet sich super als Testmarkt für neue Ideen. Man hat große Städte mit unterschiedlichen Sozialmilieus im Umfeld in denen man Dinge testen kann. Wenn es in Düsseldorf, bzw. auch in NRW funktioniert, dann kannst du auch in andere Städte gehen. Was das Rheinland auszeichnet ist die Offenheit: Du hast keine Probleme, hier anzukommen, Leute kennenzulernen, das macht es natürlich auch einfacher. Du hast die benachbarte Stadt Köln, mit ebenfalls vielen Startups, die ein bisschen studentischer ist. Schön finde ich, dass die Stadt seit einigen Jahren Startups in Düsseldorf fördert, dass es die Startup-Woche gibt, dass sich mehr Plätze entwickeln… Ich würde mir wünschen, dass noch mehr entsteht und wir zu einer kleinen oder auch größeren Community zusammenwachsen…

Was ist die größte Herausforderung, ein Startup zu gründen? Das Härteste ist das psychologisch auszuhalten. Weiter zu machen, das durchzuziehen. Diese ganzen Hungerphasen, denn du bekommst ja in der Startphase, bei mir waren es zwei Jahre, also die ganze Entwicklungszeit, kein Feedback. Wenn du alleine arbeitest, nur Geld ausgibst und kein Feedback von außen bekommst und noch kein einziges Teil verkauft hast, ist das unheimlich Herausfordernd. Wenn du Dienstleister bist, dann hast du ja keine großen Investitionen und kannst unmittelbar Deine Erfolgschancen am Markt testen, oder wenn du in einer Firma bist, dann ist das nicht dein Geld, was du da investierst. Du hast immer dein Gehalt am Ende des Monats, was Sicherheit gibt. Aber ein eigenes Produkt zu entwickeln ist schon etwas komplett anderes. Dann denkt man sich, wenn das jetzt nicht klappt, dann zerplatzt vielleicht mein Traum.

Hast du Tipps und Tricks für junge Startups? Worauf ist zu achten? Ganz wichtig ist, sich selber gut zu kennen. Zu wissen, was sind meine Stärken, was sind meine Schwächen. Ich muss nicht alles können, aber ich muss wissen, was ich kann und wo ich mir Hilfe holen muss. Man kann gar nicht alles selber machen. Man braucht Leute für andere Bereiche. Man ist natürlich selber der kreative Kopf, man fügt alles zusammen, aber man muss, glaube ich, auch abgeben können. Weitere Tipps: Ganz viel Netzwerken, beobachten, wie haben es andere gemacht. Sich frei machen davon, dass es nur den einen Weg gibt. Auch gerade, wenn man ein Produkt hat, was man verkaufen will. Man sollte nicht zu sehr nur von sich ausgehen. Nur weil ich das schön finde und es designe, heißt es noch lange nicht, dass es am Markt funktioniert. Man muss vom Kunden ausgehen. Was will der Kunde, was ist ihm wichtig? Auch vielleicht nochmal ein Tipp für Andere: Es gibt ja so viele Förderungen und Stipendien. Ich habe zum Beispiel eine WIPANO Förderung bekommen für mein Patent. Einfach einmal recherchieren und sich auf Programme bewerben. Bei mir hat es auch geklappt.

Gibt es eine Plattformen für Startups, um sich zu vernetzen? Es gibt schon viel Angebot: Es gibt die Meet-Ups, da war ich auch schon. Es gibt die Startup-Woche. Es gibt recht viel, aber du musst dich selber darum kümmern. Ich werde jetzt einen Designerstammtisch ins Leben rufen für Designer, Unternehmer und Kreative, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich. Nächste Woche treffen wir uns das erste Mal. Wer dazukommen möchte, kann sich gerne bei mir melden. Wir haben ja alle dieselben Probleme und Herausforderungen und es ist immer hilfreich, wenn man sich auch mal mit Kollegen und anderen Startups austauschen kann. Sowas gibt es bisher noch nicht. Auch mit Christiane Knoll von der Wirtschaftsförderung der Stadt habe ich mich mal ganz am Anfang getroffen, sie hat mich zu verschiedenen Veranstaltungen und Events eingeladen, dafür bin ich sehr dankbar. Gerade am Anfang ist jede Unterstützung Gold wert. Es gibt ein paar Leute in der Szene, die dich unterstützen und dir helfen. Die einfach nur zuhören, die wie ein Sparringspartner oder Mentor für dich da sind. Das fand ich echt toll in der Startup-Szene, dass 95%, der Leute dich unterstützen. Man unterhält sich, gibt sich Tipps, man empfiehlt sich weiter. Es ist ein Geben und Nehmen und erfordert sehr viel Netzwerken, Austausch und Dialog.

Im April findet die dritte Startup-Woche statt. Hast du schon mal die Startup-Woche besucht? Welche Erfahrungen hast du dort gemacht? Die Startup-Woche ist richtig gut. Bei den ersten beiden habe ich bereits teilgenommen. Ich habe dort einige Male bei Veranstaltungen teilgenommen, z.B. einem coolen Netzwerk-Event und eine Pitch-Event, die u.a. von den Wirtschaftsjunioren und den Stadtwerken mitorganisiert wurden. Das Angebot ist riesengroß: von der Rechtsberatung über IHK-Vorträge zu gründungsrelevanten Themen und Marketing-Tipps von renommierten Agenturen. Es ist für jeden immer etwas dabei, egal ob man in der Vorgründungsphase steckt, schon gegründet hat oder bereits auf den Markt etabliert ist – interessante Ratschläge und Tipps sowie inspirierende Kontakte sind auf jeden Fall garantiert. Ich werde mir dieses Jahr auch wieder ein paar Veranstaltungen raussuchen – diesmal jedoch mit dem Fokus auf Marketing Themen.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Die Röstmeister am Belsenplatz.

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich… Im A Tavola, aber wohl eher zum späten Lunch. Wenn gebruncht wird, dann gemütlich bei uns zu Hause.

Den besten Kaffee gibt es… Das Cøffe am Carlsplatz, Rösterei 4 am Marktplatz.

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… Am Carlsplatz zu Kontor, ins Olio oder zu Maruyasu.

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei- Kriegen: Ein Spaziergang am Rhein – Für Jogger: unbedingt mal die Brückenrunde über die Theodor-Heuss Brücke und die Rheinkniebrücke laufen. Geheimtipp: die große Runde im Volksgarten.

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: Altstadt, Medienhafen und Spaziergang am Rhein.

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Gerne zu Hause bei selbstgekochtem Dinner oder in einem meiner Lieblingslokale – Bar Olio, Hülsmann, Oktopussy, Em Brass, La Rocaille … Es gibt so viel tolle Gastro im Dorf…

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Hülsmann.

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Nagaya, Das Schiffchen.

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp- Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Für alle die Erlebnisse lieben: La Bouillabaisse für Fischliebhaber.

Dein Lieblings-Altbier: Trinke lieber Prosecco.

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Ellington, Melody Bar.

Dance the night away! Getanzt wird hier: Altstadt, früher Medienhafen.

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Seit dem Umzug nach Oberkassel… ;-D

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Die Vertrautheit und gleichzeitig die Internationalität der Stadt und natürlich meine Freunde.

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach… Sauerbraten mit Wasabi.

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Die Lebensqualität, die die Stadt uns bietet.

Was hasst du am meisten an Düsseldorf? Die Straßenführung! Aber mittlerweile kenne ich mich aus und komme auch ohne Navi zurecht.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Stets wechselnde Menschen, Mode, Kunst und Kulturevents inspirieren und hiervon gibt es ja ein riesiges Angebot – und natürlich die verschiedenen Kieze der Stadt – Geht man in Oberkassel, Flingern oder Unterbilk essen, so trifft man auf völlig unterschiedliche Milieus und Szenen.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Stilwerk, Die Wohnplaner, manchmal auch Online.

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Für die Herren der Schöpfung und alle die Anzüge lieben: The Bespoker. Für die Mädels: Identita Italiana und Breuninger, Zara.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Bazzar Caffe an einem Samstag – ein schöner Querschnitt der Düsseldorfer.

Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten: Preppy dressed & korrekt.

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Asiatisch und Italienisch.

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Beim Sport: Laufen, Yoga, Skifahren.

Dein Lieblingsreiseziel ist? Immer eine neue unbekannte Destination wo es viel zu entdecken gibt.

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachttisch? Die Macht der Geographie – in der Regel aber Belletristik

Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen? The Shape of Water.

Dein All-Time- Favorite-Movie? Jede Zeit hat einen anderen Film… Einen Lieblingsfilm, den ich immer wieder schaue, gibt es nicht. Aktuell gibt es viele Zukunftsfilme – eher Dystopien als Utopien – dies scheint also ein Thema zu sein, mit dem sich viele Menschen beschäftigen. Auch diese schaue ich gerne, denn sie regen zum Nachdenken an.

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Spotify Playlists, je nach Stimmung; Band: gerne Coldplay.

Dein All-Time- Favorite-Song? Siehe All-Time- Favorite-Movie.

Für welchen Verein schlägt dein Herz? :-D – so lokalpatriotisch bin ich dann doch nicht.

Vielen Dank!

Text & Interview: Theresa Naomi Hund
Fotos: Melanie Zanin
Produktion: David Holtkamp
© THE DORF 2018

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