ROGERS

Die Rogers sind zurück – mit ‚Rambazamba & Randale‘ kündigt die Düsseldorfer Punk-Rock-Band stilgetreu bei angemessener Lautstärke und voller Energie das bevorstehende Album an, das am 14. April 2023 erscheint. Wir trafen Gitarrist Chri Hoffmeier und Bassist Artur Freund zum Interview und sprachen mit den beiden über – was sonst – Musik, über Inspiration, Vorbilder, eine Begeisterung für Bill Kaulitz  und wichtige Spielorte in der Stadt. Dazu zählt auch das Stahlwerk, wo am 15. April 2023 das Releasekonzert  zum neuen Album stattfindet, das die ein oder andere Überraschung bereithält. 

Was bedeutet Euer neuer Song „Rambazamba und Randale“ für Euch? Chri: Das was er sagt: Rambazamba und Randale. Tatsächlich ein geiler Song, um nach zwei Jahren dieser bedingten Pause wieder durchstarten zu können. Genau das wollen wir vermitteln. Diese Energie, dass wir wieder Bock haben loszulegen, live zu spielen und Punkrock zu machen. Das war die größte Intention für uns.

Artur: Ja genau, und gleichzeitig ein Dankeschön und eine Entschuldigung dafür, dass man im Vergleich zu allen anderen Alben, zwischen denen ein oder zwei Jahre liegen, auf das letzte ein Jährchen länger gewartet hat, auch bedingt durch Corona.

Ihr habt schon an wirklich vielen Orten in Düsseldorf Konzerte gespielt. Gibt es Veranstaltungsorte, die Euch besonders in Erinnerung geblieben sind oder welche, an die Ihr wieder gerne zurückkehrt? Artur: Erinnerungen haben wir, zumindest ich persönlich…

Chri: …keine *lacht*… Nein, Erinnerungen haben wir an jede Location. Ich hab gerade drüber nachgedacht und man kann mich gerne korrigieren, aber ich glaube bis auf die Mitsubishi Halle haben wir tatsächlich jede Bühne dieser Stadt schonmal bespielt.

Artur: Den PSD Bank Dome haben wir auch noch nicht. In der Arena haben wir mit den Toten Hosen gespielt. Das ist auf jeden Fall ein Riesenhaken, den wir gesetzt haben. Und tatsächlich haben wir die beiden mittleren, Mitsubishi Halle und PSD BankDome, noch nicht bespielt.

Chri: Tatsächlich habe ich an jede Location noch eine Erinnerung.

Artur: Ich hab auf jeden Fall an alle positive Erinnerungen, aber wenn man’s sich aussuchen müsste, bin ich beim Stahlwerk. Obwohl es vom Sounderlebnis für viele Leute grundsätzlich oft schwierig ist, haben wir das letzte Mal im Stahlwerk durch eine eigene Produktion, mit guten Delay Lines, zusätzlichen Lautsprechern, die alles komprimieren, eine sehr gutes Konzerterlebnis für die Leute hinbekommen. Eine geile Halle, die Bühne ist nicht zu groß.

Wo wir gerade bei dem Thema sind: Ihr spielt demnächst im Stahlwerk in Düsseldorf. Habt Ihr etwas besonderes geplant, für dieses „Heimspiel“, könnt Ihr uns da schon etwas verraten? Artur: Ja, es gibt ein paar Sachen, die können wir verraten. Der Auftritt ist gekoppelt mit unserem Album-Release, das heißt, es wird die ein oder andere Aktion bezogen auf das Album geben. Grundsätzlich ist das Stahlwerk dieses Jahr wieder unter der klassischen Heimspiel-Fahne. Es gibt ein deutlich längeres Set als wir es normalerweise spielen. Plus, deutlich mehr neue Songs, mit ein paar ausgewählten alten Songs. Heimspiel ist für uns was sehr sehr Besonderes.

Chri: Ich telefoniere aktuell mit ein paar befreundeten Musikern, ob wir noch den ein oder anderen Gastauftritt hinbekommen. Da stecken wir schon viel rein und haben Bock drauf, dass es etwas Besonderes wird. Für uns ist es schön, weil die komplette Familie da ist und alle Freunde, die man seit hundert Jahren kennt. Es ist dann immer ein Nachhausekommen.

Was war euer eigener Lieblingskonzertbesuch bzw. welches Konzert von welcher Band hat Euch am meisten beeindruckt? Chri: Schwierig. Kann ich gar nicht für mich beantworten. Weil ich tatsächlich seit 17 Jahren…

Artur: …gefühlt nur auf eigenen bin.

Chri: *lacht* Ja genau. Wenn man ein Erlebnis hatte, hatte man das bei seiner eigenen Show oder auf irgendeinem Festival. Eins der ersten Konzerte von meiner absoluten Lieblingsband Pennywise ist hängengeblieben, weil es cool war, seine Idole zum ersten Mal live zu sehen. Drumherum sind auch ein paar witzige Sachen passiert, die hier sicherlich nicht näher ausgeführt werden müssen. *lacht* Aber es ist eines der wenigen – ich sag mal – privaten Konzerterlebnisse, die ich hatte. Ansonsten bin ich früher viel auf örtlichen Konzerten gewesen, von irgendwelchen kleinen Bands, die hier aus der Ecke kommen.

Artur: Eine Band auszusuchen, wo ich freiwillig hingegangen bin, und wir nicht zufällig auf einem Konzert waren, weil wir bei den gleichen Festivals gespielt haben – wie Royal Republic oder Biffy Clyro – ist schwierig. Zu Biffy Clyro muss ich nicht viel sagen, das war ein geiles Erlebnis, krasse Musiker. Außerhalb der Festivals bin ich bei den Architects in der Live Music Hall. Das war ein unfassbares Konzert. Der Sound war dick und komprimiert und die Lightshow unfassbar gut. Das war vor vier oder fünf Jahren.

Chri: Ich hatte mich auch damals darauf gefreut, mit Dir zusammen zu Bob Dylan zu gehen und das war leider scheiße. Der hat nur neue Songs gespielt.

Artur: Ein klassischer Typ, der Evergreens spielen muss. Die ganze Welt kennt ihn für seine Evergreens und man geht auch dafür hin. Da waren wir noch jung und haben dort auch meinen Geschichtslehrer getroffen.

Gibt es eine bestimmte Message, die Ihr mit Eurer Musik vermittelt möchtet? Was wollt ihr Euren Fans mit auf den Weg geben? Artur: Tu was du willst.

Chri: Ja really, tu was du willst. Und auf der anderen Seite aber auch, was du kannst. Das war für uns immer wichtig. Also zum einen diesen Freiraum zu vermitteln, den wir uns auch selber nehmen. Wir machen das, worauf wir Bock haben und versuchen Themen, die uns am Herzen liegen, mit den Songs anzusprechen. Sei es Umweltschutz oder einzustehen für alle Schichten der Gesellschaft.

Als Mensch da sein. Es ist für uns wichtig, das weiterzugeben. Zum Beispiel mit unserer neuen Platte. „Komm, Wir Sterben Aus“ ist ein Song darauf, der Umweltschutz behandelt. Auch in früheren Texte wie in „Nie Euer Land“, wo wir uns gegen Rassismus aussprechen, findet man das. Wir freuen uns natürlich, wenn Zuhörer*innen das aufnehmen und sich selber Gedanken darüber machen und vielleicht den Mut finden, in ihrem Alltag danach zu handeln.

Artur: Ich glaube, es ist ein bisschen unsere Aufgabe. Wir sind keine Menschen, die regelmäßig auf Antifa-Demos gehen und Ziegelsteine schmeißen. Es gibt aber zum Glück auch Bands, die das wirklich hart betreiben und aus einer extremeren Sicht die Flagge zeigen. Das finden wir schon fast abschreckend für den Normalverbraucher bzw. den normalen Hörer von Musik.

Umso mehr ist es uns trotzdem wert, aufgrund unserer Möglichkeiten Sprachrohr zu sein und gezielt in unseren Songs solche Themen anzusprechen. Wir behandeln auf dem Album auch ganz alltägliche und zwischenmenschliche Themen. Denn auf der anderen Seite sind wir happy dudes. Wir probieren, das Leben von der positiven Seite zu sehen und Leute auf diese Art und Weise zu beeinflussen.

Wenn Ihr die Möglichkeit dazu hättet, würdet Ihr etwas im Musikbusiness verändern wollen? Wenn ja, was? Artur: Wir haben zum Glück nie diese negative Erfahrung gemacht. Also ich zumindest nicht. Ich hab mich noch nie dazu gezwungen gefühlt, etwas zu machen, was ich nicht machen wollen würde. Da ist die klassische Frage, auf die man antworten könnte: Spotify & Co. sind scheiße. Aber ich muss sagen: Im Vergleich zu früher hat heute jeder die Möglichkeit, das was er Zuhause am PC kreiert hat, auf Spotify hochzuladen und der Welt zu präsentieren. Das war früher nicht so. Und klar, es sind nicht die großen Gelder, die dort fließen und Spotify vereinnahmt schon wirklich sehr viel, aber auf der anderen Seite hatte man es noch nie so leicht, berühmt zu werden.

Das ist die Kehrseite. Dieser Mythos, dass große Labels versuchen, einen zu verformen. Wir hatten eine absolut positive Erfahrung mit Warner. Wir machen, was wir wollen, genau das ist denen wichtig: „Bleibt authentisch, macht genau das, was ihr wollt.“ Klar wird darüber gesprochen: “Hey, was ist der stärkste Song, den man eurem Publikum zeigen kann?“, aber das finden wir ja auch wichtig. Dass es mal anders beurteilt wird, als wir es sehen. Es ist ja auch ein Teil der Weltoffenheit, dass man sich etwas anhört und respektiert.

Da gibt es eine Sidestory: Ich nenne keine Namen, aber es gibt einen DJ, von dem wir wissen, dass er ein Interviewverbot bekommen hat, weil er nur Scheiße labert. Ein DJ ist ein Konstrukt, an dem viele Menschen verdienen. Irgendwann hat das Label dann gesagt: „Bevor du hier alles kaputt machst und das Arbeitskräfte kostet…“

Chri: „…redest du einfach nicht mehr.“

Artur: Das ist das Schlimmste, was ich je mitbekommen habe, wo das Label wirklich eingeschritten ist und sagte: „Nö, machen wir nicht. Nein. Das machen wir anders. Das ist ein cooler Song, den veröffentlichen wir so.“ Ich glaube das ist ein Ding von früher. Die Sexpistols waren eine gecastete Band. Vielleicht hat es damit angefangen, dass alle gesagt haben, die Labels verändern die Musiker. Aber die Labels wissen mittlerweile ganz genau: Das Produkt, das bleibt was es ist.

Was verbindet Ihr mit der Stadt Düsseldorf? Chri: Nach Hause kommen. Ich bin hier geboren, wir alle sind hier aufgewachsen und haben unsere Jugend hier verbracht. Wenn du viel unterwegs bist auf Tour, ist es ein erwärmendes Gefühl, wenn man über die Brücke fährt und den Rheinturm sieht.

Artur: Düsseldorf ist wirklich das größte Dorf, was ich kenne. Das ist das Schöne. Ich bin gebürtiger Wiener und man kann sich drüber streiten, was die schönere Stadt ist. Ich glaube, bei einer Welt-Abstimmung würde man fast eher für Wien stimmen. Deshalb weiß ich nicht, ob Düsseldorf für mich tatsächlich die schönste Stadt ist. Aber mittlerweile ist es eine Stadt, in der man sich zu Hause fühlt. Ich glaube, „es ist das größte Dorf, was ich kenne“ beschreibt es tatsächlich am besten. Weil man hier alles hat.

Man weiß wo man hingehen muss und der Kiez ist nicht zu groß. So etwas hat man in Berlin ja auch sehr oft. „Du hast alles in deinem Block. Warum sollte ich in meinen Nachbarblock fahren“, höre ich von ganz vielen Berlinern. Das wäre mir schon fast eine Nummer zu groß und zu anonym. Dennoch bist du hier anonym genug, dass nicht die ganze Nachbarschaft weiß, wenn deine Schwester mit dem Mann von Hinz und Kunz zusammengekommen ist und ein Baby bekommt. Es ist ein sehr sehr guter Mix aus allem.

Chri: Zwischen Anonymität und Family.

Habt ihr bestimmte Orte, an denen man Euch treffen kann / an denen Ihr Euch gerne aufhaltet?  Artur: Zuhause.

Chri: Zuhause und zu Weihnachten trifft man sich im Schlüssel.

Artur: Ich bin oft im me and all Hotel, unten in der Lobby. Weil das der place to be ist. Da trifft man alle. Die Innenstadt entwickelt sich immer mehr zu einem Ort, wo man sich mal über den Weg läuft und sich grüßt. Da haben wir wieder diesen Punkt, dass man nicht zu anonym ist, aber man trotzdem alleine gelassen wird.

Chri: Ich bin samstags gerne bei Hitsville zum Plattenstöbern oder laufe über den Flohmarkt am Aachener Platz. Wenn man mal hier ist, ist das eine schöne Sache. Ansonsten sind wir viel unterwegs. Da bleibt wenig Zeit. Deshalb ist es witzig, dass das erste, was mir einfällt ist: „Weihnachten? Da bin ich im Schlüssel.“

Habt ihr musikalische Vorbilder? Chri: Ja, tatsächlich. Was das Gitarrespielen angeht, ist der Sound von Fletcher Dragge von Pennywise seit ich fünfzehn bin, einer, den ich immer und ununterbrochen nachahmen wollte. Der Gesang ist immer aus mir rausgekommen, wie er rausgekommen ist. Da hab ich mich auf mich verlassen. Ansonsten hatte ich keine wirklich großen Vorbilder. Fand ich ganz gut, weil ich für mich gedacht habe, dass es den Kopf frei hält, um seinen eigenen kreativen Fluss und seine eigenen Herangehensweisen zu finden.

Artur: Der Bass von den Killers ist Wahnsinn. Aber das betrifft auch erstmal Liveshows und nicht den Basssound auf der Platte. Was der Bassist für Effekte benutzt, wie er an diese ganze Bassphilosophie rangeht, wie oft er seine Wege splittet, damit auch alle Signale durchkommen. Man hat immer etwas, was man bewundert, aber ich würde das tatsächlich nicht als „Vorbild“ bezeichnen.

Mit welchem Musiker, tot oder lebendig, würdet ihr gerne mal ein Altbier trinken gehen? Artur: ich trinke kein Altbier. *lacht* Jimmy Hendrix, schön auf LSD. Das würde ich mitmachen.

Chri: Ich wäre bei Bill Kaulitz, den will ich mal treffen. Ich will mal diesen flippigen Typen erleben. Ich war früher kein Tokio Hotel Fan, dass war nie in meinem Universum. Ich war weder anti noch pro und dachte nur „Ja die gibt’s… Durch den Monsun? Cool. Alles gut.“ Aber je mehr ich dieses Universum um ihn herum kennenlerne und sehe, was der für ein Typ ist, interessiert mich das. Auch wenn er ein bisschen abdriftet, High Society, LA und so. Aber an sich, wie er ist, was er daraus gemacht hat, was er alles kann und auch nicht kann, ist er eine echt interessante Persönlichkeit. Das muss ich immer wieder feststellen.

Alle Infos zum Releasekonzert im Stahlwerk am 15. April 2023 findet Ihr hier…

Rogers Website: www.rogers.de
Rogers auf Instagram @rogerspunkrock

Vielen Dank.

Interview: Marte Hopp / Lisa-Marie Dreuw
Fotos: Kristina Fendesack
© THE DORF 2023

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