WATT!

Name: WATT! (aka Rob Keane)
Alter: 30
Geburtsort: Adelaide, Australia
Wohnort: Düsseldorf

Beruf: Musiklehrer
Gelernter Beruf: Klassischer Musiker / Musiklehrer
Social: Facebook | Soundcloud

Karneval & Kirmes. Sucht man nach Zeiten im Jahr, die das klassisch-traditionelle, ja – vielleicht auch stereotype Bild von Düsseldorf widerspiegeln, dann kommt man um die zwei großen K’s nicht herum. Wer hier aufgewachsen ist, liebt oder hasst sie – ein Dazwischen gibt es kaum. Aber wie sieht es für die Menschen aus, die zugezogen sind? Die nicht vertraut sind mit diesen Festen, wo der Altbier-Exzess gelebt, der schlechten Schlagermusik gehuldigt und dem Nachbarn gern mal das ein oder andere Küsschen auf die Wange gedrückt wird? Wir wollten es herausfinden und sind gemeinsam mit Rob Keane auf die Rheinkirmes gegangen. Seit gut sieben Jahren lebt der Australier jetzt schon in Düsseldorf. Die meisten dürften ihn aber eher unter seinem Künstlernamen kennen: Watt! – Produzent, DJ und Vollblutmusiker in Personalunion.

Als ich Rob schreibe und frage, ob er Lust hat einen kleinen Streifzug über die Rheinkirmes zu machen, ist er sofort begeistert von der Idee. In Sekundenschnelle kommt ein „That’s fantastic, I love it! Let’s do this“ durchs Netz zu mir zurück. Zwei Wochen später stehen wir dann auf der Kirmes. Der Treffpunkt, kaum zu verfehlen: vor dem Riesenrad. Die Sonne knallt vom Himmel, das Thermometer zeigt 31 Grad. Mir läuft der Schweiß schon jetzt dezent den Nacken herunter. Rob dagegen wartet in schwarzer Skinny Jeans und dünner Bomberjacke (!) vor dem Riesenrad und scheint sich von der Hitze nicht beeindrucken zu lassen.

THE DORF: Dauersonne, Temperaturen um die 30 Grad und kaum eine Wolke in Sicht. Das Wetter muss aktuell doch ein Traum für dich sein, oder?
Oh ja, absolut. Das ist gerade ohne Frage „australisches Wetter“. Ich vermisse den australischen Sommer hier jedes Jahr aufs Neue. Darum finde ich es schon fantastisch, dass wir aktuell so ein Wetter in Düsseldorf erleben.

Gibt es Orte in Düsseldorf, wo du besonders nah an dieses australische Sommergefühl kommst?
Ja, in den Parks zum Beispiel. Wenn man dort auf den Wiesen sitzt, dann fühlt es sich fast so an, als könnte dieser Sommermoment gerade überall auf der Welt stattfinden. Und auch am Rhein fühlt es sich – zumindest etwas – australisch an. Ich sitze sehr gerne am Paradiesstrand. Es ist natürlich nicht der schönste Platz in der Welt, aber ich mag’s.

Und, kann er in irgendeiner Weise mit australischen Stränden mithalten?
Haha, nein nicht wirklich. Aber das ist nicht so schlimm. Ich bin ehrlich gesagt auch gar nicht so ein „Strand-Mensch“, der im Meer schwimmen gehen muss. Ich sitze gerne im Sand, aber das war’s dann auch schon.

Nachdem wir den Wetter-Smalltalk abgehakt haben, laufen wir los. Rechtsrum natürlich, denn sonst kommt man in den Kirmes-Gegenverkehr und der ist selbst am frühen Nachmittag nicht zu unterschätzen. Eine Kollision mit Kinderwägen, lebensgroßen Minions oder der 1 Meter-Bratwurst gilt es zu vermeiden. Kurz unterhalten wir uns über das Open Source Festival, es liegt gerade ein paar Tage zurück. Wir sind uns einig: schön war’s, wenn auch sehr voll. Für Rob hat das Open Source Festival außerdem eine besondere Bedeutung. 2017 ist er dort auf der Young Talent Stage aufgetreten. Das war auch für mich der Moment, in dem ich ihn entdeckt habe und mir klar war: dieser Typ und seine Musik gehören einfach nach Düsseldorf. Da gibt’s keinen Zweifel. Aber erstmal: zurück auf die Kirmes.

Neben Karneval ist die Kirmes für mich eins der typischsten Düsseldorfer Feste, die es gibt. Als Kind wurde ich hier ständig hergeschleppt. Wie ist es bei dir, ist das heute dein erster Besuch oder warst du schon mal hier?
Ich war schon mal hier, in meinem ersten Jahr in Düsseldorf. Das war auch das allererste Mal, dass ich überhaupt Achterbahn gefahren bin. Mir war noch am Tag danach schlecht davon. Ich bin kein riesiger Kirmes-Fan, aber ich mag die Stimmung hier. Ich glaube, dass es vor allem für Familien schön ist. Ich finde die Kirmes auf jeden Fall besser als Karneval.

Gibt es etwas, das dir bei deinem ersten Kirmesbesuch besonders gut gefallen hat?
Ja, ich fand den Stand toll, an dem man mit Kokosnüssen werfen konnte. Ich finde diese Spielstände sowieso generell besser als die großen Fahrgeschäfte. Alles, wo man selber etwas tut und Geschicklichkeit zeigen muss, gefällt mir auf der Kirmes gut – selbst wenn diese Spiele natürlich alle manipuliert sind und man eigentlich gar nicht gewinnen kann.

Damit wir gar nicht erst auf einen manipulierten Spielstand hereinfallen, suchen wir uns etwas anderes. Die Auswahl fällt gar nicht so leicht. Vor vielen Fahrgeschäften bleiben wir stehen, schauen zu wie Menschen einsteigen; sich kreischend durch die Gegend wirbeln lassen, um dann mit leicht veränderter Gesichtsfarbe zurückzukommen. Mit Robs übler Achterbahnerfahrung im Hinterkopf entscheiden wir uns, so etwas besser sein zu lassen. Dann doch lieber eine Runde auf dem Kettenkarussell. Auch das ist heute eine Premiere für Rob. Als er aussteigt, grinst er breit. Ja, das war dann wohl die richtige Entscheidung. Zeit, um über die großen Dinge zu reden. Stichwort: Heimat.

Du bist jetzt seit fast sieben Jahren in Düsseldorf. Fühlst du dich hier zu Hause?
Ich fühle mich jetzt definitiv zu Hause in Düsseldorf. Als ich angekommen bin, war ich natürlich noch eher ein Tourist mit einem „One-Way-Ticket“. Alles war neu für mich, ich hatte keinen Job. Meine Stelle als Lehrer ist erst ein halbes Jahr später gestartet. Ich habe die ersten sechs Monate also genutzt, um mich quasi in Düsseldorf und Deutschland hineinzudenken, einzutauchen. Das erste Mal richtig heimisch habe ich mich dann in dem Moment gefühlt, in dem ich mich auf Deutsch unterhalten konnte. Auch wenn meine Grammatik wirklich furchtbar ist, ist mein Deutsch jetzt glaube ich ganz ordentlich. Zumindest so, dass ich jeden Party-Abend auch auf Deutsch überstehen würde.

Trotzdem gab es doch mit Sicherheit am Anfang ein paar Dinge, an die du dich erst mal gewöhnen musstest…
An die Landschaften. Das sieht hier alles schon ziemlich anders aus, als in Australien und fühlt sich auch ganz anders an. Ich bin ein totaler Stadt-Mensch, aber mir fehlen hier einfach die Wolkenkratzer. Und australische Sonntage! Ich bin wirklich kein Fan von Sonntagen in Deutschland. Mir fehlt es, dass die Läden sonntags offen haben. Die deutschen Sonntage sind einfach zu ruhig. In meiner zweiten Woche in Deutschland hatte ich deswegen auch echt eine verrückte Begegnung mit meinem Nachbarn. Er war richtig sauer, weil ich sonntags meine Wohnung aufgeräumt habe. Er stand plötzlich vor meiner Tür, hat geklingelt und gefragt: „Was zum Himmel machst du da?“ Ich hatte bloß ein bisschen Wäsche gewaschen und er hat sich total darüber aufgeregt. Weil es zu laut war, für einen Sonntag. Ich find das verrückt.

Ja, das ist schon so ein bisschen „deutsch“. Lass uns doch direkt mal bei den Stereotypen bleiben. Welche hattest du bei deiner Ankunft im Kopf?
Als ich das erste Mal hierher gekommen bin, habe ich damit gerechnet, dass die Menschen deutlich reservierter und zurückhaltender sind. Am Ende war es dann aber das Gegenteil. Ich finde, dass die Düsseldorfer sehr offen und freundlich sind. Zum Beispiel auch im Vergleich zu Hamburg. Meine Frau kommt von dort und die Menschen sind viel verschlossener und weniger offen. Zumindest im ersten Moment. Wenn man sie näher kennenlernt, dann ist das anders.

Auf dem Kirmesplatz herrscht eine ungemeine Lautstärke: es läuft das Beste aus den 90ern, gemischt mit den DJ-Popstars von heute und zwischendrin schwappt immer wieder eine der obligatorischen Kirmesansagen zu uns herüber: „Wer hat noch nicht, wer will nochmal – neue Rundeeeee, neue Rundeeee“. Rob erinnert sich an seinen ersten Kirmesbesuch und das, was ihn damals besonders verwirrt hat: Menschen, die riesengroße saure Gurken essen. Zwischen den ganzen Kirmes-Süßigkeiten wohl auch einer der skurrilsten Kirmes-Snacks, aber eben irgendwie auch wieder typisch deutsch. „Genau wie Kegeln!“ wirft Rob ein, „das mag ich gern“.

Okay, das musst du mir jetzt genauer erklären. Warum Kegeln – was gefällt dir daran?
Eigentlich genau das: ich mag, dass es deutsch ist. Beziehungsweise mir „typisch deutsch“ vorkommt. Meine Frau hat mir in meinem ersten Jahr in Düsseldorf so einen Film gezeigt. Es war ein Kinderfilm, so einer, den man immer an Weihnachten schaut. Es geht um eine Prinzessin und ihr Vater, der kegelt halt. Der Film heißt „Tissy“, oder so….

Ah! Du meinst „Sissi“ – ja das ist wirklich ein Klassiker. Es ist aber ein österreichischer Film, die Prinzessin von der du sprichst ist die Kaiserin Elisabeth…
Oh, von ihr hab ich noch nie gehört. Aber um ehrlich zu sein, habe ich damals auch wirklich nur knappe 5 Minuten von dem Film gesehen. Und zwar genau die Szene, in der der Vater kegelt – in Lederhosen. Und da habe ich gedacht: „Okay, so machen die Deutschen das also“ und dann war ich irgendwann mal selber kegeln und dachte: „Wow, jetzt bin ich wirklich in die deutsche Kultur eingetaucht – so muss es sich anfühlen, deutsch zu sein.“

Wenn du das jetzt nach sieben Jahren nochmal überdenkst. Kegeln. Ist das wirklich deutsche Kultur?
(lacht) Nein, nein, nein – das war damals dieser naive Gedanke, dass alles deutsche auch automatisch bayrisch ist: Menschen mit Brezeln und Lederhosen. Ich hatte damals einfach noch den klassischen touristischen Blick auf Deutschland. Das hat sich natürlich drastisch geändert.

Gibt es Dinge, die man wissen sollte, um in Düsseldorf gut zurecht zu kommen? Was hat dir dabei geholfen, dich wie ein Düsseldorfer zu fühlen?
Ich finde man sollte die Dinge wertschätzen, die vor einem da waren. Ein Bewusstsein für die vergangene Kultur haben. Diese Stadt hat schon so viel gesehen und ich habe das Gefühl, dass ich sie viel mehr schätze, seitdem ich zum Beispiel ihre Musikgeschichte kenne. Viele Menschen, die hier geboren sind, tun das glaube ich nicht und laufen einfach nur herum, ohne zu wissen, was hier alles entstanden ist. Das finde ich schade.

Du nimmst für deine Musik auch sehr viel Inspiration aus der Düsseldorfer Musikgeschichte.
Absolut. Die aktuelle und die vergangene Musikszene hier in der Stadt ist ziemlich stark. Wenn es um Inspiration geht, gehören Kraftwerk natürlich in das „Starting Line-Up“. Das liegt an ihrem absolut bahnbrechenden Einfluss auf die elektronische Musik. Gilt natürlich auch für Neu! – das Ausrufezeichen in meinem Künstlernamen ist nicht ohne Grund ein direktes „Chapeau“ an die Jungs. In den australischen Suburbs in den 90ern war ich aber auch von Sound-Künstler wie Conrad Schnitzler oder den Sesselberg Brüdern fasziniert. Ohne jemals von Düsseldorf gehört zu haben, habe ich mich schon damals in den Klanglandschaften des Rheins rumgetrieben – durch die Musiksammlung meiner Eltern.

Die deutschen Einflüsse finden sich nicht nur in deinem Sound, sondern auch in deinen Texten. Du singst zum Beispiel über die Stasi oder Ampelmännchen. In deinem aktuellsten Song „Collaborator“ geht es um Unternehmen, die mit dem Nazi-Regime kooperiert haben. Woher kommt dieses Interesse an deutscher Geschichte?
Ich glaube, dass das auch durch meine Eltern kommt, aber auch aus der australischen Gesellschaft. Australien ist ein sehr konservatives Land, aber wir lernen viel über die deutsche Geschichte in der Schule, mehr als über unsere eigene.

Wie kommt’s?
Ich glaube, weil wir nicht gerne darüber reden. Vielleicht in der gleichen Weise, wie es auch den Deutschen teilweise schwerfällt. Wir reden nicht gerne über die Geschichte und die Grausamkeiten, die wir den Aborigines angetan haben. Das ist schon sehr problematisch, dass Australien das nicht tun will. Aber zurück zu deiner Frage: Ich glaube nicht, dass ich ultra-politisch bin. Musik muss nicht unbedingt eine Bedeutung haben, aber es ist cool, wenn sie es hat. Und diese historischen Tatsachen sind Dinge, die mir etwas bedeuten und die mich herumtreiben – und das möchte ich teilen. Und wenn Menschen das dann verstehen und etwas daraus ziehen, dann ist das fantastisch. Und wenn nicht: dann ist es nur Musik.

Und was für welche. Ich persönlich bin ein großer Fan von der Art und Weise, wie Rob seine Songs arrangiert und performt. Während wir eine kurze Alt-Bier-Pause im französischen Dorf einlegen und uns weiter über Songwriting unterhalten, verstehe ich auch wieso. Denn Rob versucht seine Songs komplett aus dem Moment heraus zu konstruieren. Er improvisiert herum, mit verschiedenen Harmonien oder Tonleitern und wenn ihm etwas gefällt, dann baut er seine Songs darauf auf. Mit dieser Experimentierfreude passt er nur zu gut in die Stadt seiner musikalischen Vorbilder. Als Rob mit der zweiten Runde Bier zurückkommt, bleibt mein Blick an seinem Unterarm hängen. Dort hat er eine große Mohnblume in Wasserfarben-Optik tätowiert.

Ob du’s glaubst oder nicht – obwohl das so ein großes Tattoo ist, habe ich das noch nie wahrgenommen. Was bedeutet es für dich?
Die Mohnblume ist für alle Australier ein Zeichen für Frieden – aber vor allem für meinen Großvater Victor. Am „Victory Day“ (11. November) tragen alle Australier traditionell eine Mohnblume am Revers, um all denen zu gedenken, die in irgendeinem Krieg gestorben sind. Der 11. November war außerdem der letzte Tag des ersten Weltkrieges und gleichzeitig der Tag, an dem mein Großvater geboren wurde – darum heißt er auch, wie er heißt. Die Mohnblume erinnert aber auch explizit an die australischen Soldaten, die sich damals gemeldet haben um „die Welt zu sehen“ und dann an der Front in Frankreich und Belgien zu Tausenden getötet wurden. Nach dem Krieg waren die Schlachtfelder dann wegen der ganzen toten Körper unter der Erde so fruchtbar, dass dort sehr viele Mohnblumen gewachsen sind. Sie sind also gleichzeitig ein Symbol für das Blutvergießen und den Frieden. Mein Großvater hat selber im zweiten Weltkrieg gekämpft. Er hat die Brutalität des Krieges immer gehasst und sich geweigert darüber zu sprechen. Aber: er hat jedes Jahr eine Mohnblume getragen, um den Menschen zu gedenken, die er verloren hat. Darum habe ich mir gedacht, dass es doch schön wäre, wenn ich jeden Tag eine Mohnblume tragen würde.

Fast wie in einem Film ist die Hintergrundmusik während dieser Antwort leiser geworden, die Bühnenmusiker, die vorher französische Chansons geträllert haben, machen Pause. Robs letzter Satz steht plötzlich in einer ungewohnten Stille auf dieser lauten Kirmes. Wir merken erst jetzt, dass wir ziemlich lange geredet haben – und viel gegen die Fahrgeschäfte angeschrien haben. Ein leichtes Kratzen im Hals zeigt mir, dass wir an dieser Stelle die Kirmes verlassen sollten. Rob stimmt mir zu: drei Stunden Rummel sind genug. Auf dem Weg zurück auf die andere Rheinseite schauen wir uns die Rheinwiesen an: „So vertrocknet kenne ich es sonst nur aus Australien“, bemerkt Rob. Das bringt mich zu meiner letzten Frage.

Wenn du in die Zukunft schaust, was meinst du – bleibst du hier oder, hast du vor irgendwann nochmal nach Australien zurück zu gehen?
Nein, ich werde sicherlich hier in Düsseldorf bleiben. Ich bin hier sehr glücklich und habe keine Pläne nochmal zurück nach Australien zu ziehen. Ich mache hier den gleichen Job, den ich auch dort machen würde. Das macht Spaß und ist fantastisch. Ich fühle mich hier einfach extrem wohl.

Das hören wir doch gern. Denn dadurch bleiben uns Rob und seine Musik noch lange erhalten. Wenn alles glatt läuft, können wir uns seine Songs auch bald bei iTunes und Spotify anhören – Rob ist gerade dabei einen Account zu erstellen. Auch, wenn das wohl gar nicht so leicht zu sein scheint, denn: „irgendwer, ich glaube James Watt, hat schon meinen Namen für sich beansprucht. Und ändern will ich ihn eigentlich nicht.“ Verstehen wir – und sind sicher, dass sich dieses Problem auch noch lösen wird.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Im Kaffeehandwerk in Flingern.

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich… Das Cafe Hüftgold ist in der Nähe und macht einen tollen Toastie. Etwas sättigender ist jedoch das Frühstück in der Zicke. Die wissen, wie man kocht!

Den besten Kaffee gibt es… Ich bin ein großer Fan der Rösterei Vier am Marktplatz. Der Kaffee ist stark, aber geschmeidig und der Laden ist gut gelegen. Das Bananenbrot ist auch super.

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… Ich habe das Glück, am Ende meiner Straße das Sattgrün zu haben, so dass ich mittags immer einen gesunden Happen essen kann. Meistens „for take-away“, da ich mir lieber draußen einen schönen schattigen Platz suche, an dem ich meine Kopfhörer anschließen und die leckeren Sachen in der Privatsphäre meiner eigenen Gedanken genießen kann.

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen: Das Museum Insel Hombroich ist ein magischer Ort. Es ist schön, entspannt und beruhigend dort. Es erinnert mich an Maurice Ravels Stück „Enchanted Garden“. Das letzte Mal, als ich dort war, hatte ich das Glück, den Künstler Anatol in seiner Werkstatt dort malen zu sehen. Aus irgendeinem Grund war das eine ziemlich „wärmende“ Erfahrung.

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: Die Gehry-Bauten im Hafen sind ein Muss für jeden Besucher in Düsseldorf, ebenso wie der Ehrenhof mit dem NRW-Forum. Mein dritter Platz ist die Rheinuferpromenade, obwohl sie ein wenig touristisch ist. Aber da die meisten meiner Gäste internationale Besucher sind, die nur ein paar Tage hier verbringen, macht es Sinn, ihnen auch einen der touristischen Höhepunkte zu zeigen.

Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier: Obwohl das Nooij den besten Karottenkuchen der Stadt hat, würde ich hier aus zwei Gründen Pure Freude im Hinterhof auf der Hohe Straße nennen: Erstens ist es wie eine Oase inmitten der Stadt und bietet die leckersten französischen Kuchen, die ich in meinem Leben gegessen habe. Der zweite Grund ist etwas sentimental: Ich habe hier mit meinem Opa Bill – der 91 Jahre alt und halb blind ist – Kaffee und Kuchen geteilt, als er den ganzen Weg von Oz aus zu Besuch kam.

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Um ehrlich zu sein, bevorzuge ich es, bei einem entspannten Abend mit Freunden zu Hause zu bleiben.

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Das Schumacher auf der Oststraße hat eine urige Atmosphäre mit typisch Düsseldorfer Küche. Als ich das erste Mal dort war, bekam ich etwas vorgesetzt, das erstmal fürchterlich klang, sich aber als erstaunlich lecker herausstellte: rohes Fleisch mit roher Zwiebel, garniert mit Salz, Pfeffer und Petersilie und auf einem kleinen Stückchen Brot. Der Düsseldorfer Senfrostbraten ist ebenfalls großartig. Das Schumacher ist allerdings wohl nicht der beste Ort für Vegetarier.

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Die Kurve in Derendorf. Ich habe vor einigen Jahren auf einem Straßenfest ihre israelischen Spezialitäten probiert und war hin und weg, wie köstlich sie waren. Ich habe es bis dato aber noch nicht in ihr Restaurant geschafft.

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Das Grillhaus Kushi Tei im Japanviertel ist toll. Und zum Nachtisch ein Erdbeereis bei Nordmanns.

Dein Lieblings-Altbier: Hmmm… schwer zu sagen, aber wohl dat leckere Dröppke.

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Robert, unten in der Ellington Bar, macht einen ziemlich geilen Mule, der echt kickt.

Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast du wo verbracht? Reinraum ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze mit vielen unvergesslichen Nächten.

Dance the night away! Getanzt wird hier: Abgesehen vom Reinraum steht natürlich der Salon des Amateurs ganz oben auf der Liste. Hier wird die beste Musik gespielt und der Raum ist einfach großartig. Gelegentlich gehe ich ins Silq, wenn mein Kumpel Nick Coleman auflegt. Er spielt extrem guten Minimal Techno und eine großartige Live-Show.

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Beim Samstagseinkauf auf dem Carlsplatz Markt – ‚Kraftwerk / Iggy Pop‘ Stil. Nur „richtige Düsseldorfer“ machen das, oder?

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Düsseldorf hat eine Leichtigkeit, die in anderen Städten weniger offensichtlich ist. Zumindest für mich. Obwohl es eine kleine Großstadt ist, herrscht eine entspannte Atmosphäre. In anderen Städten sind die Leute immer nur in Eile, um von A und B zu kommen. Das habe ich nie verstanden.

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach… billigem Bier und Champagner

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? Düsseldorf ist ein Happening-Ort. Als Landeshauptstadt bietet sie eine Vielzahl von verschiedenen Veranstaltungen und Feierlichkeiten, so dass es immer etwas zu tun oder zu sehen gibt.

Was hasst du am meisten an Düsseldorf? Ich bin kein großer Fan des deutschen „ruhigen Sonntags“. Ich ziehe es vor, sonntags einkaufen zu gehen.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Es gibt sicherlich Orte in und um Düsseldorf, die meine Musik direkt inspiriert haben. Zum einen das Kling-Klang-Studio in der Mintropstraße. Obwohl es auf den ersten Blick nichts gibt, was auf die Rolle hinweist, die es beim Umschreiben der Musikgeschichte gespielt hat, ist es ein heiliger Ort und ein De-facto-Schrein für alle elektronisch gesinnten Musiker. Zweitens: der Rhein. Mit seiner kraftvollen Energie und gefährlichen Strömung ist er für mich repräsentativ für die Geschichte der elektronischen Musik in Düsseldorf. Und schließlich der Nordpark. Die teutonischen Statuen erinnern an all die Gefahren des Faschismus. All diese Orte haben mir als Inspirationsquelle gedient.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Um ehrlich zu sein, neigen wir dazu, die meisten unserer Stücke auf Flohmärkten zu kaufen. Gelegentlich finden wir auch bei 69m2 etwas, aber ich werde von Slowboy’s Plattenständer in der Ecke zu leicht abgelenkt, um mich richtig auf die Möbel zu konzentrieren.

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Hitsville bietet eine große Auswahl an „schwarzem Gold“ und Modlord hat top-geschniegelte Hemden. Ich verbringe auch außergewöhnlich viel Zeit bei Kauf Dich Glücklich, kaufe aber nicht unbedingt etwas (ich bin froh, dass meine Frau es mag ☺)

Gibt es (einen) Düsseldorfer Designer oder Künstler, den du besonders schätzt und wenn ja, warum? Sowohl Gabi, als auch Markus Luigs sind zwei fantastische Düsseldorfer Künstler, die ich sehr inspirierend finde. Markus Buch „Düsseldorfer Perlen“ hat meine Sicht auf die Stadt verändert. Ansonsten finde ich Anatols Skulpturen wirklich inspirierend.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Die Wiese vor dem KIT ist großartig zum sitzen und um Leute zu beobachten. Im Sommer ist ganz Düsseldorf da.

Nach welchen Regeln stylst du dich? Was geht gut und was geht gar nicht? Gut: Solange es bequem und entspannt ist, kannst du machen, was du willst, mit jeder Farbe, die du magst. Für etwas mehr Komfort zieh ich mir australische Flip-Flops an und alles ist gut. Gar nicht: Die Abweichung der oben genannten „comfort rule“ darf nicht zu groß sein.

Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten: Ohne Frage schickimicki!

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Vegetarische Cornish-Pastete. Das ist ein Gebäck gefüllt mit gewürfeltem Gemüse. Gelegentlich gibt es das hier in Düsseldorf bei dem ein oder anderen Streetfood-Festival.

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Musik machen ist ein total entspannendes Erlebnis. Ansonsten fahre ich auch gerne Rad.

Dein Lieblingsreiseziel ist? Ich genieße es immer wieder nach Oz zu fahren, obwohl ich mich dort nie wirklich wie ein Reisender fühle. Hinsichtlich Tourismus mochte ich sowohl New York, als auch Tel Aviv; zwei der tollsten Städte, in denen ich je war.

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachttisch? Erst gerade habe ich „Eichmann in My Hands“ (“Ich jagte Eichmann”) des Mossad Agenten Peter Malkin ausgelesen. Das ist eine ziemlich mitreißende Story aus erster Hand über die Gefangennahme des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann. Ich lese auch gerne Alan Watts Autobiografie „In My Own Way“. Ein gutes Buch, das man an einer beliebigen Stelle aufschlagen und einfach anfangen zu lesen kann.

Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen? Conny Plank – The Potential of Noise @ Atelier Kino. Sehr empfehlenswert.

Dein All-Time-Favorite-Movie? Der verstörende Psychothriller „Wake in Fright“. Dies ist ein echter B-Grade Film aus dem australischen Outback über einen Lehrer, der versucht seiner staubigen Umgebung zu entkommen und sich auf den Weg nach Sydney macht.

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Ich habe in letzter Zeit viel von Aphex Twin angehört, besonders seine 2017 EP Orphans. Er ist ein kreatives Genie und ein authentischer Charakter. Auch die Musik von Sleep People Party aus Dänemark habe ich gehört. Sie machen sehr atmosphärischen Electro, der wirklich auf den Punkt trifft.

Dein All-Time-Favorite-Song? Ohne Zweifel ist es Kraftwerk’s Computer Liebe. Meine Frau Wiwi und ich hatten es als unser Hochzeitslied, auf der Harfe von Mollie Schiffer gespielt.

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Adelaide Crows

Vielen Dank!

Text: Meike Glass
Fotos: Kristina Fendesack
© THE DORF 2018

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