Filmemacher Jan Bonny (*1979 in Düsseldorf, lebt in Köln) arbeitet seit fast 15 Jahren mit dem Künstler Alex Wissel (1983 in Aschaffenburg, lebt in Düsseldorf). In wiederholter Zusammenarbeit entstanden experimentelle Arbeiten an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Theater und Film. Für unser Interview treffen wir die beiden im Bistro Agi auf der Ackerstraße – einem Ort, der nicht nur für ihr aktuelles Theaterprojekt „Man muss sich Mephisto als einen glücklichen Menschen vorstellen“ im Düsseldorfer Schauspielhaus eine Rolle spielt. Ein Gespräch über fiktive Filmplakate, gemeinsam Arbeiten, die Entstehung des legendären Single Clubs, die Stadt Düsseldorf und künftige Filmprojekte.
Am 18. Oktober feiert euer Stück „Man muss sich Mephisto als einen glücklichen Menschen vorstellen“ Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus. Es basiert auf Klaus Manns Roman Mephisto und erzählt die Geschichte von Hendrik Höfgen, inspiriert durch den Schauspieler Gustaf Gründgens, einer zentralen Figur in der Geschichte des Düsseldorfer Schauspielhauses. Wie kam es dazu, dass ihr euch diesem – besonders für Düsseldorf – kontroversen Thema gewidmet habt, und wie entstand die Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus?
Jan Bonny: Bevor wir vor zwei Jahren in Basel an Heiner Müllers „Philoktet“ gearbeitet haben, haben Alex und ich an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin das Stück „Rheingold“ produziert, bei dem es ebenfalls peripher um einen Düsseldorfer ging, den Kunsthändler Helge Achenbach. Im Zusammenhang mit beiden Arbeiten haben wir uns mit Mephisto von Klaus Mann beschäftigt. Es geht um die Verführbarkeit des Künstlers, seinen Opportunismus angesichts ideologischer Verhärtungen. Wie passt man sich an veränderte Bedingungen an? Und welchen Preis zahlt man dafür? Letztendlich betrifft diese Frage nicht nur Künstler, sondern jeden von uns.Als sich der Kontakt zum Düsseldorfer Schauspielhaus ergab, dachten wir: Wenn wir in Düsseldorf arbeiten, müssen wir uns mit Gründgens beschäftigen. Wenn nicht hier, wo dann?
Was macht Gründgens zu einer so wichtigen Figur für Düsseldorf?
Jan Bonny: Gründgens war ein prägender Charakter in der Geschichte des Düsseldorfer Schauspielhauses. Es ist wichtig, sich immer wieder anzusehen, wie er sich als Schauspieler in einer ideologisch katastrophalen Zeit positioniert und verhalten hat. Unser Stück will ihn weder nicht glorifizieren noch verteufeln, sondern als Teil einer größeren Diskussion verstehen, die heute relevant ist, die wir jetzt führen müssen. Der Zuschauer soll sich selbst seine Gedanken machen.
Bei dieser Gelegenheit muss ich natürlich auch den Schauspielerin Thomas Schubert und Julian Sark danken, mit denen ich schon oft gearbeitet habe, und die sich jetzt bei Mephisto einbringen. Ich bin wirklich beeindruckt von Ihnen, genauso wie von den hinreissenden Kolleginnen und Kollegen des Düsseldorfer Schauspielhauses. Cathleen Baumann, Claudius Steffens, Blanka Winkler und Mila Moinzadeh sind fantastische Schauspieler und ich habe viel von ihnen gelernt.
War es einfach, die Idee für das Stück dem Schauspielhaus zu präsentieren?
Jan Bonny: Wir haben das Glück, im kleinen Haus zu spielen. Das gibt uns die Möglichkeit verspielter und ergebnisoffener zu arbeiten. Wir haben noch einiges über das Theater zu lernen. Und wir merken, dass das Thema Gründgens im Haus kontrovers diskutiert wird. Unser Stück ist nicht primär eine Auseinandersetzung mit ihm als Person, sondern vor allem mit der aktuellen politischen Lage.
Alex, wie fließt deine Arbeit als bildender Künstler in das Bühnenbild ein?
Alex Wissel: Ich sehe mich eher als Künstler, der am Theater arbeitet, nicht als „richtiger“ Bühnenbildner. Für mich ist das einfach eine andere Ausdrucksform meiner künstlerischen Tätigkeit. Ich mache da keinen Unterschied.
Jan Bonny: Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von einer langjährigen gemeinsamen Arbeit in verschiedenen Konstellationen. Wir haben viele Projekte zusammen realisiert, und das Theater gibt uns jetzt die Möglichkeit, mit einer anderen Herangehensweise zu arbeiten. Das Stück ist wahrscheinlich kein klassisches Theaterstück, sondern eine Mischung aus verschiedenen Elementen, eine Bettleroper! – wir sehen es als eine Art künstlerische Forschungsarbeit.
Für unser Interview treffen wir uns im Bistro Agi auf der Ackerstraße, wo auch Szenen für die Videoebene des Stücks gedreht wurden.
Jan Bonny: Ich glaube, wenn man künstlerisch arbeitet, sei es bei Filmen oder anderen Projekten, dann ist es wichtig, aus den eigenen Erfahrungen und der konkreten Welt um sich herum zu schöpfen – die Stadt, den Ort und die Figuren zu verstehen. Und hier im Bistro Agi gibt es einiges, was wir verstehen.
Im Theaterstück gibt es eine parallele Ebene zu den Motiven des Romans. Die sogenannten „Alternativen Steiger für Deutschland“ wollen die Kulturhegemonie erringen, ein ganz klassisches deutsches Motiv. Dafür brauchen sie einen charismatischen Schauspieler – Gustaf Gründgens – und ein anständiges Theater. Auf TikTok wollen sie sich nicht mehr verlassen. Sie graben also einen Tunnel durch ganz Deutschland bis unter das Düsseldorfer Schauspielhaus, um sich den Gründgens zu holen.
Wir haben uns gefragt: Wo drehen wir diesen Tunnel? Und natürlich sind wir im Keller des Bistro Agi am Worringer Platz gelandet. Wenn man mit dem arbeitet, was man kennt, wird es Teil der eigenen künstlerischen Arbeit, es bekommt mehr Tiefe und Verantwortung. Das Bistro Agi ist jetzt unser Studio Agi.
Wir hatten schon länger die Idee, den Keller wiederzubeleben. Ursprünglich wollten wir die „Volksbühne West“ im Bistro Agi als Pendant zur Berliner Volksbühne gründen, mit einem Radschläger anstelle des Räuberrads.
Glaubst du, dass eine kulturelle Belebung dieses Ortes, also rund um den Worringer Platz, die derzeitige Situation hier verbessern könnte?
Jan Bonny: Ja, natürlich. Ich kenne den Worringer Platz seit meiner Kindheit, den türkischen Imbiss Izmir gab es damals schon. Ich bin mit meiner Mutter als Kind noch durch die Unterführung gegangen. Der Platz hatte immer gute und schlechte Phasen. Alle zehn Jahre verändert sich etwas.
Alex Wissel: Neben der Oktober Bar und dem Single Club, die ich hier im Bistro Agi gemacht habe, gab es in den letzten Jahren immer wieder Projekte. Jüngere Leute von der Kunstakademie, die locker 15 Jahre jünger sind als ich, haben hier unten zum Beispiel letztes Jahr eine einmonatige Veranstaltungsreihe organisiert mit Suhrkamp Lesungen und Gästen aus New York. Zwischendurch gab es immer wieder andere, die den Raum genutzt haben, unabhängig von mir.
Kann man sagen, dass du immer noch der Treiber bist? Sprechen dich die Leute konkret auf das Bistro Agi an?
Alex Wissel: Ich würde mich eher als Vermittler sehen. Ich bin die Vertrauensperson zwischen den Beteiligten. Aber manchmal hat es auch ohne mich funktioniert, manchmal auch nicht. Wenn man den Raum mit städtisch geförderten Einrichtungen vergleicht, hat er viel mehr ermöglicht. Düsseldorf gibt sich gerne international, aber die Strahlkraft des Bistro Agi war international größer als die manch geförderter Projekte. Zuletzt waren sogar Leute aus Tobago, LA und London hier.
Die Oktober Bar fand 2010 hier statt, die Single Club-Partys 2011 und 2012. Wie bist du damals auf den Raum gestoßen? Bist du einfach durch die Tür spaziert?
Alex Wissel: Es war etwas anders. Als ich meinen Abschluss an der Kunstakademie gemacht habe, wohnten Freunde von mir im Hinterhof. Agi hatte den Laden neu aufgemacht und leider lief er nicht so gut – meistens waren nur ein oder zwei Leute da. Deshalb suchte jemanden, der seinen Laden für einen Monat übernehmen wollte, während er nach Mazedonien in den Urlaub fuhr um zu überlegen, wie es weitergeht. Da er niemanden fand, musste er uns nehmen.
Wir haben ihm gesagt: „Wenn wir den Laden übernehmen, machen wir aber Kunst damit.“ So entstand die Oktober Bar 2010, mit einer Veranstaltung jeden Abend während des gesamten Monats Oktober. Damals gab es unten noch drei Kegelbahnen: Auf einer wurde gekegelt, auf der anderen fanden Ausstellungen statt, und auf der dritten gab es Partys und Konzerte. Hier oben im Bistro gab es eine Installation, in die auch die Spielautomaten integriert waren. Christopher Williams designte die Bierdeckel, Peter Doig und Rosemarie Trockel waren da. Wir hatten jeden Abend 200 bis 300 Besucher. Agi hatte einen Cousin, der ein Auge auf uns hatte, und als Agi früher aus dem Urlaub zurückkam, um sich das anzusehen, war er überrascht.
Dann kam die gute alte Frage nach dem Geld auf. Agi dachte, wir hätten ihn betrogen und uns bereichert, aber er wusste nicht, dass wir auch die Reisekosten der Künstler und die Produktionskosten bezahlt hatten. Es ging bei der Veranstaltung ja nicht ums Geld.
Ich habe die Oktober Bar nicht alleine organisiert, wir waren eine Künstlergruppe. Manche von uns sprachen nicht die gleiche Sprache wie Agi, und ich konnte vermitteln. Irgendwann habe ich ihm gesagt: „Okay, das ist leider schiefgelaufen Agi, zeig mir bitte, wie man es richtig macht.“ Mein Traum war immer ein Club, und den haben wir dann gemeinsam gegründet – den Single Club – gemeinsam mit einem wechselnden Team aus Künstlerinnen und Künstlern und der albanischen Familie. Den Single Club habe ich dann auch als soziale Skulptur konzipiert, an dem alle mitarbeiten konnten und mit mir als Urheber. Mir war klar, dass es trotz aller Offenheit jemanden braucht, der das Gesicht dafür ist und auch Verantwortung übernimmt, wenn Sachen mal nicht so gut laufen.
Spannend, und beeindruckend, dass der Kontakt zwischen dir und Agi so lange gehalten hat.
Alex Wissel: Ja, ich bin immer wieder bei Agi im Bistro vorbeigekommen. Es gab gute und schlechte Zeiten, aber ich glaube, mittlerweile gehöre ich ein bisschen zur Familie.
Jan Bonny: Wir haben sogar für die Netflix-Serie King of Stonks hier gedreht. Agi brauchte damals ein bisschen Auftrieb und wir wollten ihm das anständig bezahlen. Er meinte aber: „Nee, ich brauche kein Geld, dreht einfach so.“ Und plötzlich war das Bistro Agi eine Bar in Ostasien am Strand. Dafür muss man nur ein bisschen die Augen zusammenkneifen, dann hört am Worringer Platz den Ozean.
Ist denn noch etwas im Bistro Agi geplant? Gibt es einen Ausblick für die Leser?
Jan Bonny: Das Bistro Agi ist ja jetzt unser Studio Agi. Studio Agi 1 war ein Kunstprojekt namens „HA HA M.K.B.H. – Was ist schlimmer als verlieren?“. Es wurde bereits in den Kunstvereinen in Bielefeld und Siegen gezeigt, ebenso in der Kunstsammlung Düsseldorf und beim Lichter Filmfest in Frankfurt. Das Video für die Mephisto Inszenierung war Studio Agi 2, und so weiter. Mal schauen, wie weit wir damit kommen.
Gibt es einen künstlerischen Bereich, in dem du dich besonders wohl fühlst? Oder reizt dich gerade das Wechselspiel der Genres?
Jan Bonny: Im Theater kann man anders erzählen als im Film. In einem Spielfilm anders als in einer Serie. In den verschiedenen Formen arbeiten zu können ist schön. Wie Alex am Anfang sagte: Wir kommen aus dem Film und der bildenden Kunst und arbeiten jetzt am Theater. Man merkt, wo unser Vokabular herkommt, und das wird ja man auch so schnell nicht los.
Wo und wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Alex Wissel: In Köln. Du warst vorher auch schon mal in der Oktober-Bar, oder?
Jan Bonny: Ja, Leo Lierzer hatte mich mitgenommen, er hat ja dann später mit uns den Single Film geschnitten. Bewusst kennengelernt haben wir uns in Köln durch die Galeristin Charlotte Desaga. Sie stellte uns vor und meinte: „Ihr müsst euch mal unterhalten.“ Als Alex mit dem Single Club begann, hatte er die Idee, dazu Filmplakate zu machen. Er fragte, ob er meinen Namen auf die Plakate schreiben dürfe, als gäbe es einen Film von mir namens Single. Da sagt man nicht nein, das war ein bisschen wie eine Mutprobe.
Alex Wissel: Insgesamt waren es 24 gezeichnete Filmplakate, jeweils in verschiedenen Sprachen, immer aber mit Jan Bonnys Namen.
Jan Bonny: Alex hat das erste Plakat gemalt – es war unheimlich schön, aber es hat mich nervös gemacht, weil es den Film nicht gab. Also schlug ich vor, zumindest einen kleinen Film zu drehen. Daraus wurde am Ende ein ziemlich langer Film, entstanden aus improvisierten Drehs in den Nächten im Keller, aus inszenierten Szenen und aus Behauptungen.
Also seid ihr wieder an der Quelle angekommen?
Jan Bonny: Genau. Und ich habe schnell gemerkt, dass Alex auch ein guter Schauspieler ist – und über die Jahre immer besser geworden ist.
Alex Wissel: Ich habe jetzt sogar eine Schauspielagentur. Falls mich jemand buchen möchte: Sie heißt Urban Actors! (lacht)
Jan Bonny: Der Film Single handelt auch von Alex als fiktionaler Figur. Wir haben eine seltsame, fiktionalisierte Version seiner damaligen Trennung inszeniert, die irgendwie zur Grundlage des Clubs wurde. Realität und Fiktion haben sich vermischt, wie es ja ehrlicherweise immer passiert. Dann kamen Lars Eidinger und Sibel Kekilli dazu, weil wir das Spiel mit den Rollen weiter auf die Spitze treiben wollten. Alles wirkt jetzt absichtlich, aber wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt.
Ich habe nie über den Namen „Single Club“ nachgedacht, aber jetzt macht er Sinn.
Alex Wissel: Ich wollte einfach den dümmsten Namen für einen Club finden. Mir fiel nichts Dümmeres ein.
Was sind eure Gemeinsamkeiten und das Geheimrezept eurer Zusammenarbeit?
Alex Wissel: Ich denke, wir versuchen in jeder Zusammenarbeit experimentelle Produktionsmethoden auszutesten und gewohnte Arbeitsabläufe umzukehren. Beim „single“ Film haben wir mit dem Poster angefangen und ganz zuletzt erst das Drehbuch konzipiert, beim Theater versuchen wir ähnlich vorzugehen. Für mich hat es etwas mit Streichen zu tun und sich selbst bei Laune halten zu wollen.
Jan Bonny: Es geht darum, die gewohnten Abläufe zu durchbrechen. Beim letzten Film mit Lars Eidinger spielte Alex eine kleine Rolle als Spielhallenbesitzer, und funkelt auch so in diesem Film herum. Am Theater können wir beide etwas Neues einbringen. Wir gehen mit da wahrscheinlich mit falschen Vorstellungen rein, aber das scheint uns erstmal ganz ehrlich und produktiv zu sein.
Eure Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Musiker Lucas Croon ist ebenfalls spannend. Er hat Musik zu Filmen wie Wintermärchen oder Der Panther beigesteuert. Was schätzt ihr an Lucas, und verbindet euch auch die Heimat?
Jan Bonny: Zum einen ist er ein sehr guter Musiker. Aber wie bei einem Ensemble geht es auch darum, einen gemeinsamen Weg zu finden, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln.
Es gibt viele Überschneidungen von der Single-Zeit bis zu den Projekten, bei denen Lucas als Musiker gearbeitet hat. Einmal haben wir aus Spaß ein Musikvideo für seine Band Stabil Elite gedreht. Wir haben ohne Genehmigung auf der Akropolis in Athen gedreht, in Schwarz-Weiß, mit Bibiana Beglau im Mantel von Paulas Mutter. Es gab dann noch ein zweites Video wo Alex und Bibiana über die Akropolis spazieren und sich über den ersten Historikerstreit unterhakten. Alex war auch auf dem Cover des Albums. Klar hat das alles seinen Ursprung im Rheinland, aber Künstlerbiografien sind oft an Orte geknüpft, das muss auch so sein.
Gibt es besondere Orte in Düsseldorf, die euch inspirieren oder die ihr als Lieblingsorte bezeichnen würdet? Alex, wie ist das bei dir?
Alex Wissel: Ich wohne seit vier, fünf Jahren in Derendorf/Pempelfort. Mein Lieblingsort ist der Golzheimer Friedhof. Da kann ich wunderbar lesen. Es ist ein irrer Ort: Künstlergräber aus dem 19. Jahrhundert, dahinter neoliberale Architektur, der Verkehr aussen rum und trotzdem ein idyllischer Garten mit freilebenden Papageien. Das ist aktuell mein Lieblingsort in Düsseldorf.
Und Jan, hast du auch einen Lieblingsort?
Jan Bonny: Wahrscheinlich der Fürstenplatz, wo ich aufgewachsen bin, und die Straßen drumherum. Ich habe über die Jahrzehnte erlebt, wie er sich verändert hat, er hat für mich eine andere Tiefe, wenn ich ihn betrachte.
Dort habt ihr unter anderem auch King of Stonks gedreht, richtig?
Jan Bonny: Ja, unter anderem auch um meiner Mutter eine Freude zu machen – das hat ihr gefallen. Einer der Gründe, warum ich in Köln lebe, ist die Nähe zu Düsseldorf und zur Familie. Ich mag es, hier zu sein. Zwischen dem Schauspielhaus und dem Worringer Platz kenne ich ja jeden Stein, auf halber Strecke lebt auch mein Vater.
Die Oststraße ist ein Phänomen: Sie sieht heute fast genauso aus wie früher, ein bisschen unwirklich, ein bisschen unklar, das Licht ist da immer gut, auch nicht so viele Bäume. Es gab Phasen, da dachte man, hier ist alles vorbei, und dann sprießen doch wieder kleine, abseitige Dinge. Düsseldorf ist eine gute Stadt. Und Schumacher ist ein gutes Bier.
Gute Stadt, gutes Bier – damit können wir das Thema Düsseldorf abschließen. Deine neueste Arbeit, der Film Der Panther mit Lars Eidinger in der Hauptrolle, wurde von der Süddeutschen Zeitung als „geniales Gangsterdrama“ bezeichnet. Der Film feierte seine Premiere im Panorama der 74. Berlinale, zusammen mit drei weiteren Teilen der Anthologie zum Podcast Zeit Verbrechen für Paramount+. Die Serie läuft im Herbst auf RTL+ und besteht neben Panther aus den Filmen Dezember von Mariko Minoguchi, Love by Proxy von Faraz Shariat und Deine Brüder von Helene Hegemann. True Crime, das eigentlich keines ist: Was hat dich daran gereizt, einen Podcast zu verfilmen?
Jan Bonny: Es war ein tolles Projekt – fast eine Carte Blanche. Die Berliner Produktion X-Filme und der Produzent Jorgo Narjes haben uns mit Paramount+ eingeladen, einen Stoff aus dem Katalog von Zeit Verbrechen frei und mit unserer eigenen filmischen Handschrift zu bearbeiten. Daraus sind vier sehr unterschiedliche, eigenständige Filme entstanden, die ab dem 6. November 2024 auf RTL+ zu sehen sind. Mir gefällt es gut, dass die Filme jetzt erstmal bei RTL+ sind, denn es sind recht eigenständige Autorenfilme, die sich aber zugleich an Genres abarbeiten, die auch einem breiteren Publikum gefallen können.
Lars Eidinger spielt die Hauptrolle?
Jan Bonny: Lars spielt eine komplexe Männerfigur. Schon als Jan Eichberg und ich das Drehbuch geschrieben habe, dachte ich an ihn für die Hauptrolle. Dann hab ich ihn angerufen und gesagt: „Ich glaube, das ist genau das Richtige für dich.“ Manchmal ist das ja erstmal so einfach. Und er hat meine Erwartungen übertroffen.
Vielen Dank!
Der Film „Panther“ von Jan Bonny läuft im Rahmen der Filmserie „Zeit Verbrechen“ ab dem 6. November 2024 auf RTL+
Das Interview erschien im neuen THE DORF THE MAG No. 8 – das Magazin könnt Ihr hier auf shop.thedorf.de bestellen.
(c) THE DORF, 2024
Text & Interview: Tina Husemann
Bilder: siehe Bildbeschriftungen