Stefan Fischer-Fels & Cem Bingöl • Junges Schauspiel

Zum dritten Mal hat THE DORF für ein gemeinsames Projekt mit der Hochschule Düsseldorf (HSD) kooperiert: In diesem Sommersemester sollten die Studierenden der Peter Behrens School of Art am Fachbereich Design der Frage nachgehen „Wie geht Auftragsfotografie?“. Hierfür haben die vier Studentinnen Caroline Weber Larsen, Han-Um Kim, Maja Bings und Victoria Wolff im Kurs des Lehrbeauftragten und Fotografen Hartmut Nägele individuelle Projekte verfolgt, wobei sie unterschiedliche Entdeckungen gemacht haben, die das Dorf mit Fotografien aus einem neuen Blickwinkel zeigen. Sie haben Orte entdeckt, die man vielleicht nicht direkt mit Düsseldorf assoziiert, aber dennoch schöne Geschichten erzählen. 

Victoria Wolff besuchte im Rahmen des HSD-Projektes das Junge Schauspiel. Das Junge Schauspiel liegt am Rande Düsseldorfs und rückt nun in den Fokus. Seit 1993 sitzt es und somit seit mehr als 30 Jahren, im Stadtteil Rath und ist dort fester Bestandteil. Es ist ein Theater, welches zum Erleben und Mitmachen einlädt; es ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs, der sich stets den aktuellen Bedürfnissen und Interessen seines Publikums anpasst. Im Interview mit drei Stimmen des Jungen Schauspiels durften wir einen kleinen Einblick hinter die Kulissen gewinnen. Stefan Fischer-Fels, der künstlerischer Leiter des Hauses, Cem Bingöl, ein neuer und aufstrebender Schauspieler am Haus und vier Mitglieder des Jugendbeirates des Jungen Schauspiels, mit drei unterschiedlichen Stimmen, teilen eine gemeinsame Leidenschaft: das Junge Schauspiel.

Was macht das Junge Schauspiel so besonders? Stefan: Das Publikum. Das Junge Schauspiel ist ein Theater für Kinder und Jugendliche. Hier bekommt das junge Publikum Gehör und wir gehen ganz aktiv mit dem Publikum ins Gespräch und lernen verstehen, welche Themen ihm grade wichtig sind, und passen dementsprechend unser Programm an.

Cem: Hier an diesem Haus, wird glaube ich ein anderes Theater gezeigt, als man es erwartet. Es ist ein Kinder- und Jugendtheater, aber die Ernsthaftigkeit wird in den Aufführungen nie aus den Augen verloren und es werden Themen künstlerisch behandelt, bei denen sich die Besucher:innen wirklich angesprochen fühlen.

Jugendbeirat: Hier kommen Leute zusammen und es entsteht ein stetiger Austausch. Wir haben als junge Menschen die Stimme und das Recht, mitzuentscheiden. Theater wird hier von vorneherein ganz anders gedacht, und oft vergessene Themen, wie Inklusion, sind uns sehr wichtig.

Was ist der Unterschied zwischen dem Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz und dem Jungen hier auf der Münsterstraße? Stefan: Die Lage. Vor 30 Jahren hat die Stadt Düsseldorf entschieden, dass Kinder und Jugendliche wichtig genug sind, dass sie eine eigene Bühne bekommen und so entstand das Junge Schauspiel. Damals wurde das Junge Schauspiel an den Rand der Stadt gebracht, da Kinder und Jugendliche einfach nicht so zentral waren, aber heutzutage ist dieses Denken im Wandel. 2025 wechselt das Junge Schauspiel seine Location und zieht an den Düsseldorfer Hauptbahnhof. Dies leitet ein neues Kapitel ein. Abgesehen davon, dass wir nun ein Ort im Wandel sind, sind wir auch nicht so glamourös wie das große Haus und niederschwelliger zugänglich für das Publikum. Wir sind das Theater zum Kennenlernen.

Cem: Wir als Schauspieler:innen sind durch einen komplett anderen Schnitt der Bühnen viel näher am Publikum. Das Junge Schauspiel stellt schnell mehr Nähe her, ist kleiner und auch zwangsloser.

Jugendbeirat: Wir unterscheiden uns programmatisch vom Düsseldorfer Schauspielhaus, hier werden die Inhalte dem Publikum auch leichter zugänglich gemacht. Wir gehen gerne mit dem Publikum ins Nachgespräch und reden über die Aufführungen. Hier gibt es einfach viel mehr Mitmachangebote, das ist uns wichtig.

 

Wie würdet Ihr das Junge Schauspiel in drei Worten oder Sätzen beschreiben? Stefan: Ich würde sagen mutig, ob in ästhetischer oder thematischer Hinsicht. Hoffnungsgebend und lebensfreudig, da kein Stück nur düster ist und jedes Stück immer etwas Positives vermittelt.

Cem: Authentisch, nahbar und aktuell, da hier auf das Publikum eingegangen wird und sich das Programm immer auf die aktuellen Weltgeschehnisse bezieht und verändert.

Jugendbeirat: Es ist auf jeden Fall ein Begegnungsort für sehr viele Menschen, dazu noch sehr kreativ und vielfälig.

Ist das Junge Schauspiel vielseitig? Stefan: Auf jeden Fall, wir sprechen vier Besucher:innengruppen bei uns an: Kitas, Schulen, Jugendliche und Familien. Daraus resultiert auch, dass wir vier verschiedene Arten der Umsetzung haben und nicht nur einen Spielstil. Wir haben zudem auch ein diverses Ensemble, und die Kommunikation zwischen Schauspieler:innen und Publikum ist auch sehr vielseitig.

Cem: Ja, das junge Schauspiel ist vielseitig, da es aktuelle, moderne und klassische Inszenierungen für jede Altersgruppe ansprechend macht und auf jede Gruppe anders eingeht. Manchmal gibt es Wortwitze, die nur Erwachsene verstehen, hier wird Schauspiel auf mehreren Ebenen gezeigt.

Jugendbeirat: Es ist so vielseitig, wie es nur irgend möglich ist. Im Jungen Schauspiel wird man von Anfang an mitgedacht und Inklusion ist hier kein Tabuthema. Wir sind hier offen für alle und genau das zeigt, wie vielfältig wir sind.

Was würdet Ihr gerne der Leserschaft sagen, möchtet Ihr an etwas appellieren? Stefan: Nehmt Kinder- und Jugendtheater genauso wahr und wichtig, wie das Schauspiel für Erwachsene. Es ist nicht nur für Kinder, sondern für alle und genauso gleichwertig und sollte auch gleichwertig finanziell unterstützt werden.

Cem: Hier gibt es ein anderes Theater als man erwartet und, obwohl es ein Kinder- und Jugendtheater ist, wird die Ernsthaftigkeit der behandelten Themen nie aus den Augen verloren.

Jugendbeirat: Traut Euch hier hinzukommen und mitzumachen, nehmt die Angebote war. Hier ist jede:r willkommen.

Wo ist Euer Lieblingsort im Haus? Stefan: Die Maske und Bühne.
Cem: Die Bühne.
Jugendbeirat: Das Haus an sich.

Das Junge Schauspiel ist ein Ort im Wandel, ein Theater zum Anfassen und Miterleben und ist auf jeden Fall einen Besuch auf der Münsterstraße 446 wert. Erlebt Theater neu!

(c) THE DORF, 2024
Fotos & Interview: © Victoria Wolff

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