DR. CHARLOTTE BEISSEL • VORSTÄNDIN STADTWERKE DÜSSELDORF

Charlotte Beissel | Foto: Sabrina Weniger

Wenn es nach ihr geht, wird Düsseldorf auch in Zukunft eine lebens- und liebenswerte Stadt sein. Sie will die Energiewende und die digitale Transformation in einem Traditionsunternehmen meistern. Dr. Charlotte Beissel ist seit 2021 im Vorstandsteam der Stadtwerke Düsseldorf, zu dem auch Julien Mounier und Jan Huth gehören. Im Unternehmen ist sie verantwortlich für Personal, IT und Vertrieb.

Die gebürtige Düsseldorferin schätzt die Stadt und ihr Potenzial. Bevor sie zu den Stadtwerken kam, war die Juristin zunächst im Düsseldorfer Rathaus tätig – zuletzt als Leiterin des Amtes für Personal, Organisation und IT. Für größere berufliche Gestaltungsfreiheit gab sie ihren Beamtenstatus auf und wechselte zu den Stadtwerken, wo sie ab 2017 zunächst als Prokuristin den Personalbereich leitete.

Wir haben Charlotte mit einem Teil ihres Teams im Bulle Bistro in Flingern getroffen und sind mit ihr gemeinsam durch die aktuelle Ausstellung der Sammlung Philara gegangen. Was sofort auffällt: Das Arbeitsverhältnis zwischen ihr und ihren Kolleg:innen ist offen und herzlich. Das sind Menschen, die ihren Job gerne machen – miteinander. In unserem THE DORF-Interview sprechen wir mit Charlotte über die Stadtwerke, ihre vielfältigen Tätigkeiten als Vorständin, die Herausforderungen, denen sie dabei begegnet, und darüber, was sie an unserem Dorf besonders mag.

Erzähl unseren Leser:innen einmal kurz, wer Du bist und was genau Dein Aufgabenbereich bei den Stadtwerken Düsseldorf ist. Wie bist Du dorthin gekommen, wo Du heute stehst? Ich bin eine echte Düsseldorferin, hier geboren und aufgewachsen. Nach einem dreijährigen Intermezzo in Brasilien vor meiner Schulzeit ging es nach dem Abitur für mein Jurastudium nach Bayern und Berlin. Ich habe mich aber immer sehr gefreut, wieder nach Hause zu kommen. Als Rheinländerin gehe ich offen durch die Welt und suche stets neue Menschen und Herausforderungen. Genau deshalb bin ich 2017 bei den Stadtwerken Düsseldorf gelandet. Seit 2021 bin ich dort Vorständin für Personal, IT und Vertrieb. Das Thema „Mensch“ zieht sich dabei wie ein roter Faden durch meine Aufgaben.

Als Arbeitsdirektorin bin ich Ansprechpartnerin für rund 2.200 Mitarbeitende. Ich vermittle zwischen der Belegschaft, dem Betriebsrat und dem Vorstand. Manchmal sitzt man dabei zwischen den Stühlen, aber zum Glück haben wir ein sehr gutes Arbeitsklima. Um es kurz zu machen: tolle Kolleginnen und Kollegen an einem großartigen Arbeitsplatz in einem sehr relevanten Unternehmen. Und wir sind bestrebt, viele weitere Mitarbeitende für uns zu gewinnen!

Dazu kommen unsere Kundinnen und Kunden: Mehr als 600.000 Menschen, Institutionen und Unternehmen in Düsseldorf und der Region werden tagtäglich zuverlässig mit Gas, Strom, Wasser und Wärme versorgt. Das ist unser Kerngeschäft. Darüber hinaus sind wir für die Düsseldorfer:innen ein wichtiger Partner, wenn es um Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Elektromobilität geht. Und auch für eine erfolgreiche digitale Transformation ist die Arbeit mit Menschen ebenso wichtig wie moderne Technologie.

Was möchtest Du als Vorständin bei den Stadtwerken Düsseldorf bewirken oder hast Du bereits verändern können? Was ist Dir bei Deiner Arbeit wichtig Besonders wichtig ist mir der zuversichtliche Blick nach vorne. Gemeinsam arbeiten wir bei den Stadtwerken an einem Düsseldorf, das auch in Zukunft lebenswert ist – mit neuen Produkten und dem Ausbau der Elektromobilität, aber auch mit der Entwicklung einer zukunftsgerichteten, nachhaltigen Infrastruktur.

Intern möchte ich die Stadtwerke ebenfalls fit für die Zukunft machen. Alle reden aktuell von KI, aber intelligente Prozesse und Geschäftsmodelle werden schließlich von Menschen gestaltet. Das bedeutet, dass wir unsere Belegschaft für Veränderungen öffnen, sie befähigen und für die Digitalisierung weiterqualifizieren müssen. Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden aktiv dabei, ihre persönliche „digitale Seite“ zu entdecken und weiterzuentwickeln. Zudem braucht es viele gute Maßnahmen, Ideen und Initiativen, damit die Menschen gerne zu uns kommen – und auch bleiben. Dazu gehören neben flexiblen Arbeitszeitmodellen auch moderne Arbeitswelten. Deshalb werden am Höherweg derzeit Büros umgebaut.

Gleichzeitig benötigen wir demografisch bedingt viele neue Fachkräfte. Allein 2023 haben wir fast 300 Stellen besetzt. Wir haben frühzeitig strategisch geplant, welche Fachkräfte wir brauchen, und bilden speziell für diese Bereiche auch selbst aus.

Damit sich die Menschen bei uns wohlfühlen, müssen wir auch an kleinen Stellschrauben drehen, die das Wir-Gefühl stärken. Beispiele hierfür sind Mitarbeitenden-Feste, aber auch das „Becherwerk“, unser Café am Höherweg. Der Name stammt von unserem historischen Kohleaufzug gleich nebenan, die Einrichtung wurde in unserer Schreinerwerkstatt gefertigt. Dort gibt es nicht nur guten Kaffee, sondern vor allem wertvolle Begegnungen – übrigens unter den Augen der Fußballspieler von Fortuna, festgehalten in einer berühmten Fotografie von Andreas Gursky. In einer solchen Unternehmenskultur kommen die Kolleg:innen auch bei hoher Home-Office-Quote gerne ins Büro.

Du bist seit 2017 bei den Stadtwerken tätig. Worauf bist Du bei Deiner Arbeit besonders stolz? Was motiviert und inspiriert Dich dabei? Unser Arbeitsklima! Das ist keine Selbstverständlichkeit. Es macht große Freude, unsere herausfordernden Aufgaben gemeinsam mit den Kolleg:innen anzugehen. Zudem haben wir vergleichsweise früh begonnen, strategisch zu planen und umzusetzen, sodass wir inzwischen bei einigen Themen von anderen Stadtwerken um Rat gefragt werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Elektromobilität: Düsseldorf gilt heute unter Elektro-Mobilist:innen als „Ladehauptstadt“. Schon sehr früh und mit großem unternehmerischem Risiko haben wir uns für den Ausbau der Ladeinfrastruktur entschieden. Heute gibt es unsere Ladesäulen in allen Düsseldorfer Stadtteilen.

Was sind Deine Herausforderungen bei den Stadtwerken und wie gehst Du mit diesen um? Eine der größten Herausforderungen ist der Faktor Zeit. Die Energiewende ist das zentrale Thema der nächsten Jahre – vielmehr Jahrzehnte. Sie betrifft uns alle und kann nur mit Konsequenz und Innovationen gelingen. Das erfordert einen enormen Aufwand, denn die Projekte sind gigantisch. Gleichzeitig gibt es einen hohen Erwartungsdruck.

Es ist eine echte Herausforderung, in der zur Verfügung stehenden Zeit unsere Aufgaben zu erfüllen und gleichzeitig die Menschen nicht zu verlieren – sei es, weil sie ungeduldig werden oder mit Neuerungen nicht zurechtkommen. Bei den Stadtwerken geht es um weit mehr als Wasser, Strom und Wärme. Und genau das macht die Arbeit so spannend. Denn als Stadtwerker:in ist man für Düsseldorfs Gegenwart und Zukunft relevant.

Bei den Stadtwerken geht es um mehr als nur Wasser, Strom und Gas. Mit welchem Klischee über die Stadtwerke Düsseldorf würdest Du gerne aufräumen und unsere Leser:innen informieren? Wenn Menschen unser Gebäude betreten, sind die Reaktionen oft sehr direkt. Viele bemerken, wie modern und ansprechend es bei uns ist, oder sind überrascht, dass es gar nicht mehr so „beamtet“ wirkt, wie sie es vielleicht erwartet hätten. Mit dem Klischee des „Verstaubten“ würde ich gerne aufräumen – denn die Stadtwerke sind frischer, innovativer und dynamischer als man denkt. Wir sind ein modernes Unternehmen, und genau das möchte ich auch nach außen vermitteln. Auf der betrieblichen Seite ist es uns besonders wichtig, unsere Arbeit gut zu machen – denn wir versorgen Düsseldorf. Uns geht es um die Interessen der Düsseldorfer:innen.

Wie würdest Du die Stadtwerke Düsseldorf in drei Worten beschreiben? Heimatverbundener, nachhaltiger Versorger. Seit 160 Jahren gibt es die Stadtwerke in Düsseldorf. Die Menschen unserer Stadt und ihre Bedürfnisse haben uns stark geprägt. Die Versorgungssicherheit steht für uns dabei immer an erster Stelle – über Generationen hinweg. Deshalb ist auch der Ausbau einer zukunftsfähigen Infrastruktur eines unserer zentralen Anliegen, eng verknüpft mit der Energiewende. Hierbei verstehen sich die Stadtwerke sowohl als Partner der Landeshauptstadt Düsseldorf als auch der Menschen vor Ort. Denn als Energiedienstleister werden wir einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten.

Was tut Ihr bei den Stadtwerken Düsseldorf, um die Klimaziele für das Jahr 2035 zu erreichen? Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Themen, die uns schon lange beschäftigen. Seit 2010 gibt es die Grünwerke, eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Düsseldorf. Die Grünwerke planen, bauen und betreiben bundesweit Anlagen für Photovoltaik und Windkraft. Bereits 2016 haben wir am Hafen eines der bis heute effizientesten Gaskraftwerke der Welt in Betrieb genommen – nachdem wir frühzeitig aus der Kohle ausgestiegen waren.

Ein nächster entscheidender Schritt ist die Dekarbonisierung der Energie. Künftig werden wir beispielsweise industrielle Abwärme der Firma Henkel im Düsseldorfer Süden nutzen, um Haushalte zu heizen. Am Höherweg entsteht zudem ein Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion. Der dafür benötigte Strom stammt aus der Müllverbrennungsanlage, in der Grünstrom erzeugt wird. Da rund 50 Prozent des dort verbrannten Abfalls biogenen Ursprungs sind, wird dieser Strom den erneuerbaren Energien gleichgesetzt. Mit dem so gewonnenen Wasserstoff werden künftig Busse der Rheinbahn betankt – das heißt, aus den Abfällen der Düsseldorfer:innen entsteht die Energie für den öffentlichen Nahverkehr!

Veränderung und Transformation liegen in unserer DNA. Auch unsere Kundinnen und Kunden sollen auf Wunsch einen Beitrag leisten können – sei es durch grünen Strom für alle oder durch neue Produkte wie Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur. Ich spreche gerne von der Transformation in kleinen Schritten: Die Summe der Maßnahmen macht den Unterschied, und jeder kann etwas dazu beitragen – egal, ob es ein kleiner oder großer Schritt ist.

Deshalb möchten wir unsere Kundschaft ermutigen, aktiv mitzumachen – beispielsweise mit unserer beliebten Energieberatung. Meine Kolleginnen und Kollegen entwickeln nicht nur individuelle Energielösungen, sondern behalten auch im Blick, welche Fördergelder beantragt werden können.

Dein liebster Tipp an unsere Leser:innen für mehr Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein im Alltag? Trinkt mehr Leitungswasser! Wir haben in Düsseldorf eine hervorragende Trinkwasserqualität. Und kein anderes Lebensmittel wird so gründlich kontrolliert wie unser Trinkwasser – es ist das Lebensmittel Nummer eins. Wer auf Glas- oder Plastikflaschen verzichtet, verbessert zudem seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck.

Generell finde ich es hilfreich, das eigene Konsumverhalten in kleinen, gut machbaren Schritten zu überdenken. Zum Beispiel beim Kauf von Kleidung: Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Wer stattdessen bewusster einkauft und eher in ein hochwertigeres Teil investiert, das lange getragen werden kann, anstatt es nach kurzer Zeit zu entsorgen, leistet bereits einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Was macht Düsseldorf Deiner Meinung nach besonders? Düsseldorf ist eine ungemein vielfältige Stadt – eine lebenswerte Metropole, die nicht zu groß ist und eine hervorragende Lage in Europa hat. Von hier aus ist man schnell überall in der Welt. Besonders prägend sind die rheinische Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Man kommt hier schnell mit anderen ins Gespräch – im Lokal kann ich mich einfach zu anderen an den Tisch setzen. In anderen Bundesländern ist das nicht selbstverständlich!

Gleichzeitig ist Düsseldorf in den vergangenen Jahren sehr international geworden. Wenn ich am Wochenende durch Flingern gehe, höre ich viele verschiedene Sprachen und treffe Menschen, die augenscheinlich gerne hier sind. Die rheinische Mentalität steht für Inklusion im besten Sinne. Das spürt man an vielen Stellen – sei es im alltäglichen Miteinander oder in der Wirtschaft. Und genau darin liegt ein enormes Potenzial!

Was sind Deine liebsten Orte im Dorf? Zum Auftanken bin ich gerne im Grafenberger Wald. Dort gibt es auf einem Rundgang die „Schöne Aussicht“ – eine Bank, von der aus man bei klarem Wetter über ganz Düsseldorf blicken kann. Ein wunderschöner, ruhiger Ort. Aber auch das Rheinufer mag ich sehr. An den Wochenenden findet man mich oft in einem der schönen Cafés in Flingern – wie Hüftgold oder Oma Erika. Nicht mehr ganz Flingern, aber perfekt für einen entspannten Samstagnachmittag, ist die Bar Olio. Dass es diesen Ort in dieser Umgebung noch gibt, steht für mich für Renitenz und Vielfalt. Und gutes Essen gibt es obendrein. Da bin ich einfach gerne.

Mit wem – tot oder lebendig – würdest Du gerne ein Altbier trinken gehen? Mit der Künstlerin Katharina Fritsch. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf, und ich mag ihren Humor, den ich in ihren Werken und Interviews zu erkennen glaube. Und mit Maria de’ Medici. Ihr verdanken wir viele schöne Orte in Düsseldorf. Sie wurde quasi aus ihrer Heimat Florenz hierher verschifft, heiratete Jan Wellem, ohne ihn vorher gesehen zu haben, und brachte uns viel Kunst und Kultur. Ich würde sie gerne fragen, wie sie sich hier gefühlt hat und wie es ihr gelungen ist, trotz der Umstände eine positive Einstellung zu bewahren. Am liebsten würde ich mich mit beiden Frauen gemeinsam treffen – vielleicht sogar hier zum Frühstück.

Vielen Dank!

Stadtwerke Düsseldorf AG
Höherweg 100
40233 Düsseldorf
www.swd-ag.de
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© THE DORF, 2025
Interview: Adesuwa Börckel, Presse 
Fotos: Sabrina Weniger 
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