MARIA TSIGKA & MARKUS HALBERSCHMIDT • CUCKOO

Hunter Schafer © NEON, Fotograf Felix Dickinson

Vor der idyllischen und gleichzeitig bedrohlichen Kulisse der Alpen entfaltet sich die düstere Geschichte von CUCKOO – einem packenden Genre-Mix aus Horror, Thriller, Drama und Komödie. Der Film, unter der Regie von Tilman Singer und mit „Euphoria“-Star Hunter Schafer in der Hauptrolle, startet am Donnerstag, den 29. August 2024 in den Kinos. Wenn Ihr denkt, dass Horrorfilme immer nur auf gruselige Klischees setzen, dann solltest Ihr CUCKOO unbedingt in eure Watchlist aufnehmen. Der Film feierte seine Weltpremiere auf der Berlinale, erhielt den Silver Raven Award in Brüssel sowie das Prädikat „Besonders wertvoll“ und landete bei seinem US-Kinostart am ersten Wochenende auf Platz neun der Top-Ten. 

Wir hatten die Gelegenheit, vor dem Kinostart von CUCKOO mit den Produzenten Maria Tsigka und Markus Halberschmidt von FICTION PARK über die Entstehung des Films, die Herausforderungen der Produktion und besondere Momente während der Dreharbeiten zu sprechen. Die in Düsseldorf ansässige Produktionsfirma FICTION PARK wurde 2017 von Maria und Markus gegründet. Ihre Leidenschaft für Kino, geprägt von bekannten Regisseuren wie Billy Wilder, Alfred Hitchcock und David Lynch (die Liste ist noch viel länger) sowie ihre gemeinsame Vorstellung von Zusammenarbeit veranlassten sie, FICTION PARK ins Leben zu rufen. Neben CUCKOO ist auch ZUM GEBURTSTAG (Denis Dercourt) ein Film, den die beiden mit Düsseldorf verbinden. Ihr Lieblings-Kinosnack? Popcorn!

CUCKOO kombiniert Elemente aus Horror, Thriller, Drama und Komödie. Was reizt Euch an genreübergreifenden Filmen, sowohl in der Produktion als auch aus persönlicher Sicht? Das Spiel mit verschiedenen Genres macht großen Spaß, aber das funktioniert nur, wenn es für das Projekt sinnvoll ist. Bei CUCKOO war genau dieses einer der Gründe, warum wir uns direkt in das Projekt verliebt haben.

In einer Filmproduktion spielen sowohl die Produktionsfirma als auch der Regisseur eine wichtige Rolle. Wie verlief die Zusammenarbeit zwischen euch und Tilman Singer, insbesondere bei der Abwägung kreativer und praktischer Aspekte? Tilman ist ein unglaublich talentierter Filmemacher, was wir sofort erkannten, als wir einen Ausschnitt aus seinem Abschlussfilm LUZ, 2017 beim Showcase der Kunsthochschule für Medien Köln sehen konnten. So wie LUZ hatte Tilman all seine vorherigen Filme auf Film gedreht und es war für ihn Bedingung, CUCKOO würde ebenfalls auf Film (35mm) gedreht werden.

Die Arbeit mit Film ist sehr speziell und so war es z. B. sehr wichtig die passenden Leute in Deutschland zu finden, die über genug Erfahrung auf diesem Medium verfügen und auch wirklich gut sind. Das ist nur ein Beispiel aus beinahe zwei Jahren – von der Vorbereitung der Dreharbeiten bis zur Weltpremiere bei der Berlinale im Februar 2024.Wir sind sehr glücklich, dass wir gemeinsam in einem großen Team die Herausforderungen gemeistert und einen Film abgeliefert haben, auf den wir alle sehr stolz sind. 

CUCKOO spielt in den bayerischen Alpen, aber auf IMDb werden Wuppertal, Krefeld und Mönchengladbach als Drehorte angegeben. Wie habt ihr diese verschiedenen Drehorte kombiniert, um die alpine Kulisse im Film zu realisieren? Ende 2019/Anfang 2020 haben wir mit der Recherche begonnen, also in der frühen Vorproduktion, für die wir die finanzielle Unterstützung der Film- und Medien Stiftung NRW hatten. Weitere frühe Partner waren Kodak für das Filmmaterial, Arri für die Kameras und die Düsseldorfer Firma ELEMENTS, um den später wichtigen Work Flow für die Produktion und vor allem die daran anschließende Post-Produktion zu erarbeiten.

Die Frage, wie können wir einen Film vorwiegend in NRW realisieren – was unser erklärtes Ziel war – der in den Alpen spielt, war ein weiterer, elementarer Punkt. Wir konnten in einer Villa aus den 60er Jahren des österreichisch-amerikanischen Star-Architekten Richard Neutra in Wuppertal drehen. Die meisten Drehtage fanden auf einem ehemaligen britischen Militärgelände in Mönchengladbach statt, also im Flachland. Ein weiterer Teil des Films wurde in Hessen in einer weiteren beeindruckenden Villa gedreht. Letztendlich war es eine Kombination aus der Art, wie Tilman den Film ohnehin drehen wollte, der Zusammenarbeit mit seinem Kameramann Paul Faltz, dem Szenenbild von Dario Mendez Acosta, dem Sounddesign und der kreativen Nutzung von Möglichkeiten im VFX und der Magie des Kinos.

Die Berge sind ein beliebtes Setting für Horrorfilme, wie z.B. in „The Shining“. Welche Rolle spielt die Umgebung in CUCKOO für die Geschichte und die gruselige Atmosphäre? Für uns ist es das perfekte Setting, das untrennbar mit dem Film verbunden ist. Diese offensichtliche Abgeschiedenheit, die zudem beinhaltet, dass man nicht so einfach wegkann, ist extrem wichtig. Zugleich wird auch das Gefühl vermittelt, dass wir uns an einem „märchenhaften“ Ort befinden.

Im Trailer trägt Gretchen (gespielt von Hunter Schafer) Kopfhörer, die im Film eine zentrale Rolle spielen. Welche weiteren Requisiten und Effekte habt ihr verwendet, um die Spannung zu steigern? Es gibt schon einige solcher Requisiten im Film, so z. B. eine kleine Flöte, die wir gezielt verwendet haben. Zudem spielen das Sound Design und der Schnitt, sowie einige besondere VFX-Effekte eine extrem wichtige Rolle. Wir sind gespannt, wie sie in den Köpfen der deutschen Zuschauer wirken.

Die Kostüme und das Make-up sind besonders wichtig für die gruseligen Charaktere im Film. Welche Überlegungen waren bei der Gestaltung dieser Elemente entscheidend? Das Konzept war ein Spiel mit verschiedenen Stilen und verschiedenen Epochen bei den Kostümen und dem Make-up und natürlich auch im Produktionsdesign des Films, um letztendlich ein „Out of Time and Place“-Gefühl zu erzeugen. Tilman arbeitete eng mit der Kölner Kostümbildnerin Frauke Firl, den Maskenbildnerinnen Astrid Weber und Hannah Fischleder und seinem Szenenbildner Dario Mendez Acosta zusammen, um die Welt des Films zu erschaffen. Es war etwas ganz Besonderes, so viele talentierte Kreative in diesem Film zu haben.

Gibt es einen bestimmten Schockmoment in Film, der euch besonders beeindruckt hat? Ohne zu viel zu verraten, was macht diese Szene für euch so eindrücklich? Das ist eine Nachtszene, in der wir zum ersten Mal sehen, was Gretchen (Hunter Schafer) heimsucht. Dieser Moment war, als wir das Drehbuch lasen, eine Sequenz, von der wir dachten, das kann der wahre Horror werden.

Was waren die erfreulichsten Momente und größten Herausforderungen bei der Produktion von CUCKOO?  Zu den glücklichsten Momenten gehört definitiv, als Hunter für die Hauptrolle zusagte, was glücklicherweise bereits lange vor den Dreharbeiten der Fall war. Sie ist ein so unglaubliches schauspielerisches Talent und zudem eine ganz besondere, wunderbare Person. Dann, als im Sommer 2021 NEON als Hauptfinanzier an Bord kam. Und als schließlich Anfang Mai 2022, 10 Tage vor Drehbeginn, alle DarstellerInnen in Köln erstmals zusammenkamen zur gemeinsamen Lesung des Drehbuchs; alle in einem großen Raum mit Tilman, ein paar anderen Crew-Mitgliedern und uns Produzenten. Da konnte man uns beide mit einem riesigen Lächeln sehen, denn wir wussten, es wird wirklich wahr.

Herausforderungen? Man kann sagen, wir hatten eine nicht unbeträchtliche Anzahl davon. Generell hatten wir auf mehr finanzieller Unterstützung aus Deutschland gehofft, für den Film eines deutschen Filmemachers, der es so früh in seiner Karriere geschafft hat, eine so unglaubliche Besetzung und auch NEON als amerikanischen Investoren anzuziehen. Aber wir sind sehr froh und dankbar, dass die deutschen Fördereinrichtungen Film- und Medienstiftung NRW, HessenFilm & Medien sowie der DFFF, CUCKOO auf diesem Weg kontinuierlich unterstützt haben.

Ein paar weitere, erwähnenswerte Herausforderungen waren z.B. der Mangel an Fachpersonal in einer Zeit, in der gefühlt jeder in Deutschland seine Filme dreht. Auch was wir alle gerne vergessen, es gab damals Covid (wir haben noch Kisten mit Masken etc. in unserem Lager, wo sie auch bleiben sollen). Zudem haben wir auch entdeckt, dass die USA anders arbeiten als Deutschland. Aber am Ende hat alles gut funktioniert.

Habt ihr eine interessante Anekdote oder Geschichte vom Set, die ihr mit uns teilen könnt? Eher eine sehr schöne Erinnerung bezüglich des letzten Tages unserer jüngsten (damals 10 Jahre) Darstellerin Mila Lieu aus London, die im Film Gretchens Halbschwester darstellt. Mila, deren 10ten Geburtstag wir an einem der ersten Drehtage in Wuppertal miterleben durften, hatte das Team und die Arbeit hier so sehr genossen, dass sie offensichtlich nicht wegwollte. Während ihre Mutter und der Fahrer geduldig warteten, fand sie immer wieder Leute, von denen sie sich noch – oder erneut – verabschieden musste.

CUCKOO ist noch nicht im Kino, aber einige Glückliche haben den Film bereits gesehen. Wie ist die bisherige Resonanz? Bei der Weltpremiere auf der Berlinale am 16. Februar, in der „Verti Music Hall“ mit 1.800 Zuschauern, war es wirklich unbeschreiblich. Ebenso bei der US-Premiere beim renommierten South by Southwest Festival (SXSW) und den anderen Vorführungen auf bisher rund 20 Festivals weltweit, waren die Reaktionen des Publikums super. Es wurde gelacht und geschrien. Offensichtlich hat das jeweilige Publikum diesen besonderen Film genossen.

Markus war bei der US-Premiere dabei und konnte miterleben, wie das US-Publikum, sehr dem Genre sowie Horror Film zugetan, CUCKOO abfeierte. Er sagte dazu: „Dieses Mitgehen (z.B. Szenenapplaus) und Mitfiebern kenne ich nur aus Kinderkino-Vorführungen in Deutschland so wie bei Emil und die Detektive, wenn alle Kinder im Publikum sich mit Emil zusammentun und ihn lauthals dabei unterstützen, den Dieb zu fangen. Großes emotionales Kinoerlebnis.“ Die amerikanische sowie deutsche Presse ist entweder sehr positiv oder zumindest wohlwollend.

Wir sind verdammt neugierig zu erfahren, wie das deutsche Publikum reagieren wird und hoffen, dass sehr viele sich motiviert fühlen, für unseren Film ins Kino zu gehen. Genau an diesen Ort gehört dieser Film und dafür haben Tilman, wir und eine Menge Menschen in den letzten zwei Jahren leidenschaftlich und hart gearbeitet.

Vielen Dank!

CUCKOO
Ist ab Donnerstag, den 29. August 2024 in deutschen Kinos zu sehen. 
Alles Weitere und die Spielzeiten von CUCKOO findet Ihr hier…

© THE DORF, 2024
Interview & Text: Merit Zimmermann
Fotos: Siehe Bildbeschreibung

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