Lila und Lisa von Kunst100

Name: Lila
Alter: 30
Beruf: Galeristin
Gelernter Beruf: Business Administration / Fashion Industry

Name: Lisa
Alter: 29
Beruf: Marketing
Gelernter Beruf: Business Administration
www.kunst100.com 

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Hinter der online Galerie Kunst100 verbirgt sich 100% Kunst und doch haben Lila und Lisa eine andere Herangehensweise als der Großteil der Galerist*innen und Kunstvermittler*innen. Es geht ihnen nicht um große Namen und Kunst als Wertanlage, sondern darum junge Künstler*innen zu fördern und deren Werke erschwinglich zu machen – und damit eine neue Generation von Kunstliebhaber*innen zu begeistern. Die Idee dazu entwickelte sich vom eigenen Wohnzimmer als Ausstellungsort über eine kleine Galerie in Berlin, bis hin zu einer über 300 Kunstwerke umfassenden, digitalen Plattform. 

Jedoch geht damit keineswegs ein anonymes Muster einher, sondern ganz im Gegenteil: Lila und Lisa kennen alle Künstler*innen persönlich und veranstalten regelmäßige Pop-Up-Ausstellungen, die den Austausch zwischen Künstler*in, Werk und Kund*in fördern.

Durch Corona war das Improvisationstalent der beiden jungen Frauen gefragt und sie veranstalteten kurzerhand die erste online geschaltete Vernissage live über Instagram. Kunst100 will Lust auf Kultur machen und beweist, dass echte Kunst nicht teuer sein muss!

Wie kam es überhaupt zu der Ausstellung in Lilas Wohnzimmer, die der Startschuss für Kunst100 war? Lila war schon immer an Kunst interessiert und hatte einige Künstler*innen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Ich stelle die Kunstwelt gerne der Musikbranche gegenüber: Wir leben in einer Welt wo jeder Musik machen und diese hochladen kann, aber für Kunst herrschen diese Möglichkeiten noch nicht so ganz und es gibt auch nicht unbedingt die gleiche Wertschätzung, vielleicht auch weil man es nicht immer ganz versteht. Es gibt eine Art Siegel von den Galerien, also jemand hat das ein oder andere für gut befunden und deshalb ist es jetzt gut! Es ist unglaublich schwierig als junger Künstler in Galerien aufgenommen zu werden und manche wollen auch einfach nur ihre Bilder ausstellen und sehen, wie Leute auf ihre Kunst reagieren. Deshalb hat Lila einfach eine Party geschmissen und gleichzeitig Bilder ausgestellt, was ziemlich gut lief.

Die physische kleine Galerie am Görlitzer Park haben wir aufgelöst, da wir rein online und damit immer präsent sein möchten. Einmal im Quartal planen wir eine Vernissage und seit der Quarantäne machen wir ein bis zwei Mal im Monat Live Sessions. 

Was stört euch an der klassischen Kunstszene? Was ist euer Anspruch und macht eure Andersartigkeit aus? Unsere Zielgruppe sind Leute, die sich für Kunst interessieren aber sich nicht unbedingt gut auskennen, “Kunstfrischlinge” sozusagen, die vielleicht gerade die erste Wohnung bezogen haben und die wir beraten. Welche Bilder passen zur Wohnung, wie hängt man diese richtig auf, also Fragen, mit der sich eine konservative Galerie nicht beschäftigen würde. 

Wir möchten, dass Leute die Kunst verstehen. Wir erklären, was die Künstler*innen sich gedacht haben, was wir denken, aber haben uns vor allem vorgenommen nicht diese abstrakte Sprache zu benutzen, sondern die Kunst zugänglicher zu machen. Ebenso wollen wir ein Verständnis und Bewusstsein für die verwendeten Materialien und Farben schaffen und erklären wie Preise zu Stande kommen. Wir sprechen Preise offen an, damit diese für unsere Kund*innen nachvollziehbar sind.

Vom Ablauf her betreiben wir jedoch klassische Galeriearbeit, wir nehmen die Werke quasi in Kommission, präsentieren und verkaufen sie. Dabei gehen wir individuell auf die Künstler*innen ein und überlassen ihnen alle Entscheidungen, was den Preis angeht, wie das Bild ausgestellt werden soll, in welchem Rahmen es gezeigt werden soll. Das liegt alles in der Hand der Künstler*innen, wenn sie Lust darauf haben. Andere möchten diese Entscheidungen aber auch gerne abgenommen bekommen und dann übernehmen wir diese Schritte gerne. 

Wir können den von uns repräsentierten Künstler*innen auch Feedback geben, die wissen wollen, wie ihre Werke wirken oder auf was mehr geklickt wird. Das sind natürlich spannende Informationen, die wir jetzt geben können.

Wie wählt ihr die Künstler*innen und Kunstwerke aus? Bei uns steht das Kunstwerk mehr im Vordergrund, als die Künstler*innen selbst. Klassische Galerien schauen eher, wie wir das auch aus unserer Berufswelt kennen, auf den Lebenslauf, wo die Künstler*innen schon ausgestellt haben, wo sie studiert haben etc. und dann wird sich erst die Kunst angeschaut. Wir glauben, das ist zu eng gedacht. Wir haben auch Bilder von ausgebildeten Grafikdesigner*innen, Fotograf*innen oder Leuten aus der PR-Branche, die nebenbei malen, aber das heißt ja nicht, dass sie keine Künstler*innen sind. Ich glaube, man muss diesen Künstler*innenbegriff ein bisschen erweitern. Es ist ja eher das Problem des Berufsfeldes, dass sich nicht jeder leisten kann nur Künstler*in zu sein und deshalb nebenbei einen anderen Job ausüben muss. 

Wir achten auch sehr stark auf Gender-Equality und zeigen momentan sogar auch mehr Frauen als Männer auf unserer Website. Frauen sind einfach unterrepräsentiert in der Kunstwelt und wir möchten das – wenn auch nur mit unseren Möglichkeiten – ändern. 

Die meisten unserer Künstler*innen sind Deutsche, aber wir zeigen auch viele mit internationalem Hintergrund. Die Schnittstelle ist meist, dass diese Künstler*innen irgendwann mal in Berlin oder Düsseldorf gelebt haben oder dort ausgestellt wurden, also ein Grund, weshalb sie mit der ein oder anderen Stadt schon einmal zu tun hatten. So kommen wir in Kontakt.

Der kurative Gedanke ist uns sehr wichtig, da wir mit Kunst100 für bestimmte Dinge stehen wollen, ein Gleichgewicht schaffen und uns nicht vom Markt oder aktuellen Trends beeinflussen lassen möchten. 

Welche Vorteile glaubt ihr habt ihr mit eurer Galerie, besonders in Zeiten von Corona? Welche Herausforderungen gibt es? Wir haben gemerkt, dass wir mit der Liveübertragung weitaus mehr Leute erreichen als normalerweise bei einer physischen Vernissage. Wir möchten aber immer auch physisch präsent sein, wenn auch nur temporär in Pop-Up-Ausstellungen. Wir verstehen die Vernissagen als Event, man geht aktiv raus, um sich Kunst anzusehen.

Welche Orte sucht ihr auf, um künstlerisch inspiriert zu werden? In Düsseldorf suche ich oft den Ehrenhof auf. Und ich mag die Sammlung Philara. Bei Lila sind es die Ateliers der Künstler*innen.

Eure Lieblingskünstler*in? Ich bin ein Fan von vielen vielen Künstler*innen, aber vor allem von Yayoi Kusama. Zuletzt war ich jedoch sehr beeindruckt von Norbert Tadeusz. 

Lilas Lieblingskünstler*in ist ein Künstlerduo von Kunst100, das sich „Hola Mono Chau“ nennt.

Euer Lieblingsreiseziel? Seoul und Tokio wären toll!

Wo und wann fühlst du dich, Lisa, wie eine „richtige Düsseldorferin”? Beim Feierabendbierchen (Kürzer Alt) auf der Tonhalle, auf der man so herrlich den Sonnenuntergang beobachten kann.

Danke!

Text: THE DORF
Fotos:
Fynn Stoldt (Titelbild) & Maria Jatzlau

English version:

The online gallery Kunst100 represents 100% art and yet Lila and Lisa have a different approach than the majority of gallery owners and art agents. They are not interested in big names and art as an investment, but in promoting young artists and making their work affordable – and thus inspiring a new generation of art lovers. The idea for this developed from their own living room as an exhibition space, to a small gallery in Berlin, to a digital platform comprising over 300 works of art. 

However, this is by no means an anonymous endeavour, quite the contrary: Lila and Lisa know all the artists personally and regularly organise pop-up exhibitions that promote the exchange between artist, work and customer.

The two young women’s talent for improvisation was in demand through the Corona pandemic, and without further ado they organised the first online vernissage live on Instagram. Kunst100 wants to whet the appetite for culture and proves that real art does not have to be expensive!

How did the exhibition in Lila’s living room, which was the starting signal for Kunst100, come about in the first place? Lila has always been interested in art and had a number of artists in her circle of friends and acquaintances. I like to compare the art world with the music industry: We live in a world where anyone can make music and upload it, but for fine art these possibilities do not quite exist yet and there is not necessarily the same appreciation, maybe because you don’t always fully understand it. There is a kind of seal of approval from galleries, someone decides on the quality or worth of a work of art and then it is considered good because they say so! It is incredibly difficult to be accepted in galleries as a young artist and some people just want to show their paintings and see how people react to their art. That’s why Lila just a threw party and exhibited paintings at the same time, which went pretty well.

We have closed the actual small gallery space at Görlitzer Park, because we want to be only online and thus always present. Once a quarter we plan a vernissage and since the quarantine we do live sessions once or twice a month. 

What bothers you about the traditional art scene? What is your ambition and what makes you different? Our target group are people who are interested in art but not necessarily well versed in it, „art freshmen“ so to speak, who have perhaps just moved into their first flat and whom we advise. Which pictures fit the flat, how to hang them properly – questions that a more conservative gallery would not deal with.  

We want people to understand art. We explain the artists’ thought processes, what we think, but above all, we don’t want to use this abstract language, we want to make art more accessible. We also want to create an understanding and awareness of the materials and colours used and explain how prices are determined. We address prices openly so that they are comprehensible for our customers.

However, from the operational point of view, we do typical gallery work. We take the works on commission, present and sell them. We approach the artists individually and leave all decisions concerning the price, how the painting is to be exhibited and in which context it is to be shown, to them. It is all in the hands of the artist, if they feel like it. Some, however, also like to have the decisions taken from them and then we gladly take over the proceedings. 

We can also offer feedback to the artists we represent if they want to know how people react to their work or what is clicked on more. This is exciting information that we can now provide.

How do you select artists and artworks? For us, the artwork is more important than the artists themselves. Traditional galleries tend take a more standard approach and look at the curriculum vitae, where the artists have already exhibited, where they studied, etc., and then they look at the art. We believe that this is too narrow a view. We also have pictures of trained graphic designers, photographers or people from the PR industry who paint in their spare time, but that doesn’t mean that they are not artists. I think we have to broaden the concept of what makes an artist a bit. The uncertainties of the profession mean not everybody can afford to be an artist only and therefore has to do another job to support themselves. 

We also pay a lot of attention to gender quality and currently we are actually showing more women than men on our website. Women are simply underrepresented in the art world and we would like to change that – even if only within our realm of possibilities. 

Most of our artists are German, but we also show many with an international background. The interface is usually that these artists have lived or been exhibited in Berlin or Düsseldorf at some point, so this is why they had dealings in one city or the other before. This is how we usually connect.

The curative idea is very important to us, because with Kunst100 we want to stand for certain things, create a balance and not be influenced by the market or current trends. 

What advantages do you think you have with your gallery, especially in times of the Corona pandemic? What challenges do you face? We have noticed that we reach far more people with the live broadcast than we normally do at an on-site vernissage. But we always want to be physically present, even if only temporarily in pop-up exhibitions. We understand vernissages as events, people are actively going out to see art.

Where do you go to be artistically inspired? In Düsseldorf I often visit the Ehrenhof. And I like the Philara collection. For Lila it’s the artists‘ studios.

Your favourite artists? I am a fan of many, many artists, but especially of Yayoi Kusama. However, recently I was very impressed by Norbert Tadeusz. 

Lila’s favourite artist is an artist duo from Kunst100 called „Hola Mono Chau“.

Your favourite destination? Seoul and Tokyo would be great!

Where and when do you, Lisa, feel like a „real Düsseldorfer“? Having a beer after work (Kürzer Alt) at the Tonhalle, where you can watch the sunset so beautifully.

Thank you!

THE DORF • THE MAG is part of the #urbanana project by Tourismus NRW

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