Mothers of Guru

Düsseldorf ist Punk, Düsseldorf ist Schicki – und jetzt ist Düsseldorf auch World Music! Die achtköpfige Band Mothers of Guru ist das neuste Projekt von Marcus Scheltinga, Donna Senders und Tini Borg und vereint Live-Musiker*innen aus aller Welt auf der Bühne. THE DORF traf die drei Köpfe der Band zum Gespräch.

Der unermüdliche Komponist und Produzent Marcus Scheltinga, der bereits mit großen Namen wie Jimmy Somerville und Gloria Gaynor zusammenarbeitete, ist in seiner Heimatstadt Düsseldorf mit einem neuen, spannenden Projekt zurück auf der Bühne: Der Anspruch seiner achtköpfigen Band Mothers of Guru ist nicht weniger, als Psychedelic Soul & Jazz, Worldbeat & Funk und Elektronisches zu verbinden. Die Musiker*innen kommen aus verschiedensten Ecken und Stilen, sodass bei dem Projekt jede Genre-Vorliebe respektiert wird. Scheltinga, die Düsseldorfer Musikerin Tini Borg und die Sängerin Donna Senders aus Rotterdam schreiben, texten und produzieren die Songs und nehmen Ohren und Verstand mit auf eine Weltreise.

Nach dem Release ihres Debütalbums Good Morning To My Shadow im Juni waren sie kurz darauf in der Tonhalle bei einem Livestream zu Gast, bei dem 12 Acts der freien Musikszene Düsseldorfs performten. Entgegen festgeschriebener Codes wie ein Song zu klingen haben muss, entwickelt die Band mit immensem kreativen Output und musikalischem Know-how Klangwelten, die mal mitreißend schnell, mal trippy dahinplätschernd jede Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im Gespräch mit THE DORF erzählen Tini, Donna und Marcus mehr über das Projekt, dessen kreativen Prozess und ihre Vision.

Für Leute, die Euch und Eure Musik nicht kennen, wie würdet Ihr Euren Musikstil beschreiben? 

Tini: Matching Chaos. Trippiger Jazz verschmolzen mit Neo-Soul, technoiden Elementen und aufbrechender World Music.

Donna: Wenn ich Anderen davon erzähle, sage ich gern: “Wisst Ihr was, ich weiß selbst nicht, was es ist.” Spaß beiseite, für mich ist der Sound von Mothers of Guru ein musikalischer Spielplatz mit Elementen aus allen möglichen verschiedenen Stilen. Mothers of Guru ist keinem bestimmten Genre zugeordnet, weil es keine Grenze gibt wie wir Musik machen wollen. Dadurch wird unser Sound so einzigartig. 

Wie kam die Bandkonstellation zustande und wie lange macht Ihr schon zusammen Musik?

Marcus: Die Band ist seit Jahren gewachsen. Technisch, personell aber vor allem musikalisch immer Veränderungen unterworfen gewesen. Das ist nur natürlich, wenn das Ziel ist etwas Besonderes, Außergewöhnliches zu erschaffen. Seit etwa einem Jahr kristallisiert sich mehr und mehr DAS heraus, was wir unbewusst und ursprünglich im Sinn hatten.

Tini: Ich fing gerade an, Bass zu lernen und wollte unbedingt erste Live-Erfahrungen sammeln. Parallel erstellte Marcus ein Set aus loop-basierten Worldbeats. So spielten wir zusammen mit unserem Percussionisten Valerie sehr improvisiert bei der Eröffnung des Barber Shops einer Freundin (Langschmidt Barbershop in Flingern). Die übrige Besetzung formte sich dann mit der Entwicklung der Songs. Im Kern produzieren Marcus und ich die Songs gemeinsam mit unserer Sängerin Donna.

Donna: Ich kam in die Band, nachdem ich Marcus Scheltinger bei einem anderen Gig kennengelernt hatte. Wir haben uns direkt verstanden und ich erinnere mich daran, wie er mir einmal eine Nachricht schrieb, in der stand: “Hast Du schon mal daran gedacht, eine experimentelle Sängerin zu werden?” Ich hatte die Sachen, die er mit Mothers of Guru gemacht hatte, schon mal ausgecheckt und wusste dementsprechend schon, worauf er hinaus wollte. Wir trafen uns mit Tini, begannen damit, das zu tun, was wir tun, und der Rest ist Geschichte. 

Welche Backgrounds vereint Ihr in Eurer achtköpfigen Besetzung? 

Tini: Unsere Backgrounds sind alle sehr unterschiedlich, nicht nur musikalisch. Während Marcus tief im Jazz verwurzelt ist, ist Donna eher poppig-soulig unterwegs. Mein Background ist stark geprägt von Punk und Techno.

Marcus: Von Michael Holm über Hariprassad Chaurasia bis hin zu Jimmy Somerville? Nein im Ernst: von Jazzhochschule bis Autodidaktentum, von Kopf bis Bauch zum Herz und immer schön vergessen was man gelernt hat, wenn die Nummer einmal läuft.

Wie gestaltet sich Euer kreativer Prozess bei so vielen verschiedenen Stimmen, Erfahrungen und Einflüssen? 

Donna: Wir begegnen jedem Genre, das einer/einem von uns naheliegt, mit Respekt. Meine Solo-Musik ist eher soulorientiert. Diesen Einfluss hört man auch auf unserem Album. Marcus oder Tini haben nie von mir verlangt diesen Klang abzumildern, sondern waren sehr offen für dieses Element. Natürlich müssen wir alle Kompromisse eingehen, aber auf diese Art können wir unserer Kreativität ohne Grenzen freien Lauf lassen. 

Marcus: Meist werden Songs oder Fragmente von Stücken von mir vorbereitet und dann den anderen zum Fraß vorgeworfen. Donna schreibt vorzugsweise an einem Ort, den ich hier nicht näher erläutern möchte – die Ergebnisse sind dann aber nicht weniger beeindruckend. Tini und ich hinterfragen viel von unseren eigenen Ideen, was die Produktion angeht und da kann es schonmal sein, dass ich hinterher wo lande, wo ich gar nicht hinwollte, aber das, was dabei herauskommt ist immer deutlich spannender als wenn der Einzelne in seinem eigenen Saft kocht.

Was fasziniert Euch daran, die Genres Psychedelic Soul & Jazz, Worldbeat & Funk und Elektronisches zu verbinden?

Tini: Meine Vision ist das Erschaffen von genreverschmelzender und wirklich freier Musik. Wo ist der Unterschied zwischen Jazz und Punk? Während der langen Lockdowns habe ich mein Solo-Projekt „BORGBORG“ gestartet, ein Clash aus Dark Techno, Soundscapes und Field Recordings. Diese Einflüsse wirken sich nun natürlich auch auf das Composing und Songwriting mit Mothers of Guru aus.

Marcus: Das ist nicht etwas, das man bewusst versucht. Die Faszination liegt darin ein weißes Blatt Papier vor sich liegen zu haben, das sich mehr und mehr mit Formen und Farben füllt und Du Dich fragst „Wo zum Teufel kommt DAS denn jetzt bitte her???“ Mich interessieren Stilistiken wie Jazz, Soul oder Weltmusik – aber auch nur um sie dann gleich wieder zu vergessen und Dinge weiterzudenken.

Donna: Mich fasziniert, wie es einfach funktioniert! Wenn ich diese Beschreibung über ein Album lesen würde, würde ich mich fragen, ob das wirklich eine gute Kombination sein kann. Jetzt weiß ich, dass es möglich ist.

Was erwartet Hörer*innen auf Eurem Album? 

Donna: Ein Trip durch Ohren und Verstand!

Marcus: Alle Hörer*innen erwartet etwas anderes. Immerhin eine wilde Reise, die jede*r für sich nutzen kann um näher an seine Erinnerungen, Wünsche und Ideen zu gelangen, das wäre mein Wunsch. Ich würde mir auch wünschen, dass der eine oder andere Teil in unseren Stücken den/die Hörer*in inspiriert oder ihn zumindest lächeln lässt.

Was inspiriert Euch?

Donna: Das Erwachsenwerden, Spiritualität, die Menschen in meinem Umfeld und außerhalb dessen, und viele begabte Künstler*innen, die ich jeden Tag höre.

Marcus: Das ist mir zu intim, hahaha…

Inwiefern beeinflusst Düsseldorf Euren musikalischen Output?

Marcus: Düsseldorf ist bei näherer Betrachtung voller künstlerischer und musikalischer Inspiration. Immer schon gewesen und heute nicht weniger. Ein aktuelles Beispiel ist unsere Teilnahme an „Neuland“, hier hat die altehrwürdige Tonhalle Düsseldorf die freie Musikszene Düsseldorf präsentiert, aus gegebenem Anlass Perspektiven für Musiker geschaffen – völlig unbürokratisch und genre-übergreifend – das war schon beeindruckend. Sicherlich würde dem Einen oder Anderen Düsseldorf, neben deutschen Städten wie Berlin oder Hamburg nicht unbedingt als erste Quelle der Kreativität im Bereich Musik einfallen. Was hier allerdings in der Vergangenheit entstanden ist und heute entsteht, war oft fern vom Mainstream um dann aber doch international außerordentlich erfolgreich zu werden.

Ist eine Tour, weitere Live/Open Air Termine oder Ähnliches geplant? 

Marcus: Aktuell arbeiten wir an unseren neuen Singles und werden eine Booking Agentur ins Boot holen. „Mothers of Guru“ ist eine ausgesprochene Live-Band trotz unserer vielen Studioarbeit und wir stehen nach 2020 in den Startlöchern um Euch alle mal wieder live zu sehen und mit Euch auf Weltreise zu gehen.

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Interview: Maren Schüller
Fotos: Moritz Hartmann

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