Pauline Gebauer • Designerin & 3D-Künstlerin

Pauline Gebauer

Am 28. November 2024 um 18 Uhr widmet sich der „DDC Salon NRW“ im NRW-Forum dem Thema „Frauen im Design – Rebellion und Selbstermächtigung”. Veranstalter ist der Deutsche Design Club – der führende Verband für Gestalter:innen aller Disziplinen im deutschsprachigen Raum. Zu den eingeladenen Sprecherinnen gehört auch Pauline Gebauer, freiberufliche 3D-Künstlerin und Art Direktorin aus Düsseldorf. Sie wurde 2021 mit dem Bronze European Design Award ausgezeichnet. Pauline spezialisiert sich auf 3D-Grafiken und Animationen und bringt zudem umfangreiche Erfahrung in visueller Kommunikation und Ausstellungsgestaltung mit. Ihre Arbeiten zeichnen sich oft durch kreative, abstrakte und „phygitale“ Elemente aus, die das Physische mit dem Digitalen verbinden. Im Gespräch mit ihr haben wir mehr über die Sichtbarkeit von Frauen im Design, ihre Expertise in 3D-Animationen und die Vielfalt ihrer Arbeit erfahren.

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Das Thema des aktuellen DDC Salons NRW ist „Frauen im Design“. Warum nimmst du an diesem Symposium teil? Was hat dich persönlich daran angesprochen? Im Design arbeiten sehr viele talentierte und engagierte Frauen. Auf den ersten Blick lässt die ausgewogene Geschlechterverteilung das Design fortschrittlicher erscheinen als andere Berufsgruppen. Sieht man sich aber die Verteilung der Geschlechter in der Hierarchie an, ändert sich das Bild: Nach meinem Eindruck nimmt die Zahl der Frauen in hohen und verantwortungsvollen Positionen merklich ab.

Design lebt für mich vom Austausch, unabhängig vom Geschlecht. Dennoch ist es für mich wichtig, gezielt den Austausch mit anderen Frauen zu suchen, weil frauenspezifische Themen im Berufsalltag oft unterrepräsentiert sind. Dazu gehören Themen wie männliche Dominanz in beruflichen Strukturen, die Balance zwischen Karriere und Familie oder die Bereitschaft, berufliche Risiken einzugehen.

Diese Herausforderungen sind weder neu noch spezifisch für das Design. Aber gerade weil es viele talentierte Frauen in unserer Branche gibt, sehe ich die große Chance, durch gezielte Community-Bildung eine stärkende Plattform zu schaffen. Veranstaltungen wie „Frauen im Design“ bieten Raum, sich gegenseitig zu inspirieren, zu unterstützen und gemeinsam daran zu arbeiten, mehr Diversität auch in den Führungsebenen des Designs zu verankern.

Dein Spezialgebiet sind 3D-Grafiken und Animationen. Was sind deine Herausforderungen als junge Design-Absolventin? Was wünschst du dir für Frauen in dem Beruf? Für mich ist die größte Herausforderung, geschlechtsunabhängig, der enorme Fleiß, den der Beruf als 3D-Designer:in erfordert. Den Umgang mit den Werkzeugen muss jede:r selbst lernen. In meinem Fall sind das diverse Grafikprogramme, insbesondere 3D-Software. Das ist zeitaufwendig und anstrengend, aber essenziell.

Darüber hinaus fällt es mir schwer, geschlechtsspezifische Eigenschaften einzelnen Menschen zuzuordnen, weil jede Person ihren eigenen Charakter mit Stärken und Schwächen mitbringt. Dennoch gibt es in den verschiedenen Berufsfeldern oft typische Rollenbilder, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. So habe ich den Eindruck, dass der 3D-Bereich eher als männlich und technisch wahrgenommen wird. Dadurch bin ich als Frau in diesem Umfeld eher eine Ausnahme und kann diese Nische als Vorteil für mich nutzen. Mein Appell an andere Frauen wäre daher: Lasst euch nicht von technischen Programmen oder vermeintlichen Männerdomänen einschüchtern. Es gibt so viel Raum, den wir als Frauen in dieser Szene füllen können!

Beispiele für geschlechtsspezifische Eigenschaften, die meiner Meinung nach eher Männern zugeschrieben werden, sind Risikobereitschaft und Mut zur Selbstinszenierung. Diese verhelfen tendenziell zum Erfolg, im Design und darüber hinaus, in der Selbstständigkeit sowie der Festanstellung. Es sind Eigenschaften, bei denen ich für mich selbst noch Potenzial sehe.

Ich wünsche mir, dass junge Designerinnen den Mut dazu finden, aktiv ihre Perspektiven einzubringen, ihre Talente auszubauen und sich zu trauen, ihre Ideen zu präsentieren. Es wäre eine Bereicherung für die gesamte Branche, wenn Frauen sich zunehmend in technischen Bereichen behaupten können.

Ob im Räumlichen mit Messeständen und Leitsystemen, als auch mit Kunst für das NRW-Forum oder mit digitalen 3D-Kampagnen für Fashion und Wirtschaft – deine Arbeit ist vielfältig. Gibt es ein Projekt, das für dich und deine Haltung zum Design besonders wichtig ist? Meine Arbeit ist sehr vielfältig, und ich schätze es enorm, dass ich in einem multidisziplinären Feld tätig sein kann. Jedes Projekt erfordert eine Einarbeitung in neue Themengebiete, wodurch ich konstant Neues über andere Branchen oder Firmen lerne. Das empfinde ich als unglaublich bereichernd, es erfordert aber auch eine gezielte Einteilung meiner Kapazitäten.

Ein Thema, das mir im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden ist, ist der bewusste Umgang mit Ressourcen im Design. Vor allem im 3D-Bereich ist die Arbeit oft technisch anspruchsvoll und ressourcenintensiv. Die kurzfristigen Anfragen und straffen Deadlines, denen ich immer wieder begegne, können dabei herausfordernd sein. Wer im 3D-Design arbeitet, weiß, dass viele Prozesse Zeit und Rechenleistung erfordern. Das wird häufig von Kund:innen unterschätzt, wodurch beispielsweise ressourcenintensive Renderings für kleine Änderungen mehrfach wiederholt werden. Ich wünsche mir ein größeres Bewusstsein für diese Themen im alltäglichen Austausch.

Ein weiterer wesentlicher Punkt sind meine freien Projekte, die mir Raum für Kreativität geben. Sie sind essenziell für meine persönliche Entwicklung als Designerin und Künstlerin. Hier kann ich neue Techniken ausprobieren und frei gestalten. Ich führe eine Liste mit Ideen und Konzepten, die ständig länger wird, weil mir oft schlicht die Zeit fehlt, um sie neben Beruf und Privatleben umzusetzen. Dennoch versuche ich jedes Jahr zumindest ein persönliches Projekt zu realisieren. Für mich ist diese Entwicklung meines Profils als Designerin enorm wichtig, damit meine Kreativität sich voll entfalten und ihr Potenzial wahrgenommen werden kann.

Wie schätzt du die lokale Designszene ein? Gibt es Netzwerke, Communities oder Projekte, die die Sichtbarkeit von Frauen im Design unterstützen? Düsseldorf hat eine vielseitige und große Designszene. Sie ist vertreten in Hochschulen und Universitäten, durch zahlreiche Agenturen und Firmen oder auch in der Kultur- und Kunstszene. Für mich persönlich ist dieser Austausch in der lokalen Community sehr wertvoll, da ich hier immer wieder auf neue Perspektiven und Ideen treffe.

Es gibt durchaus Netzwerke und Veranstaltungen speziell für Frauen im Design. Diese sind aber meiner Erfahrung nach in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert und finden zu selten statt, auch wenn ich möglicherweise einige Initiativen nicht kenne. Nach meinem Gefühl wären mehr Veranstaltungen nötig, um eine sichtbare Community zu schaffen, um weibliche Designerinnen stärker zu vernetzen und sichtbar zu machen.

Hast du einen besonderen Tipp oder Ratschlag für junge Designerinnen? Mein wichtigster Rat für junge Designerinnen lautet: Traut euch! Das ist wohl auch meine eigene größte Herausforderung, aber gerade im kreativen Berufsfeld ist Mut essenziell. Traut euch, eure Ideen zu entwickeln und diese aktiv zu kommunizieren. Traut euch auch, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, wenn euch dieser Weg anspricht. Alles im Design ist ein Prozess, und diesem Prozess kann und sollte man vertrauen.

Es gehört außerdem dazu, nach einem angemessenen Gehalt zu fragen. Seid euch eures Wertes bewusst und stellt sicher, dass ihr fair vergütet werdet. Der Austausch mit nahestehenden Personen und Kolleg:innen ist unglaublich wertvoll, also holt euch Feedback und lernt voneinander. Eure Kontakte aus dem Studium sind dabei Gold wert. Oft begleiten sie euch über das Berufsleben hinaus und bereichern auch das Privatleben.

Ein weiterer Punkt, der mir persönlich wichtig ist: Wenn euch ein Projekt angeboten wird, das nicht zu euren Werten passt, dann sagt Nein. Diese Klarheit hilft euch, authentisch zu bleiben und stärkt langfristig eure Position.

Wie bereits angesprochen, kommt der Erfolg aber nur mit dem entsprechenden Fleiß. Wer diesen mitbringt und unseren Beruf mit Leidenschaft ausübt, wird sich sicherlich im kreativen Bereich etablieren und weiterentwickeln.

Vielen Dank!

Über den DDC
Der Deutsche Design Club ist im deutschsprachigen Raum der führende Club für Gestalter:innen aus allen Disziplinen. Seit über einem Jahr repräsentieren in Nordrhein-Westfalen die Designerinnen Nina Neusitzer, Beate Steil und Ursel Schiemann den Deutschen Design Club in Form des DDC Salons NRW. Seit 2024 unterstützen der Designer und DDC-Vorstand Michael Menge und Haris Samuel mit dem interdisziplinären Netzwerk Alimonie das Format. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Vitra Design Stiftung statt. 
Weitere Kooperationspartner: Wirtschaftsförderung Düsseldorf, KomKuK, KMS Team, Max Brown Midtown
Medienpartner: The Dorf, Page, Slanted, Grafikmagazin, Alimonie www.ddc.de

DDC Salon NRW: „Frauen im Design – Rebellion und Selbstermächtigung”
28. November 2024, 18 Uhr 

Talks & Podiumsdiskussionen mit den Designerinnen Gerda Breuer, Daniela Burger, Maria Wintz, Pauline Gebauer und Tayo Osobu.

NRW-Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

(c) THE DORF, 2024
Text: DDC Salon NRW Team & Inga Handke
Bilder: Beate Steil
Video: Alimonie

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