Liliane Hofmann • Schloss Garath

Zum dritten Mal hat THE DORF für ein gemeinsames Projekt mit der Hochschule Düsseldorf (HSD) kooperiert: In diesem Sommersemester sollten die Studierenden der Peter Behrens School of Art am Fachbereich Design der Frage nachgehen „Wie geht Auftragsfotografie?“. Hierfür haben die vier Studentinnen Caroline Weber Larsen, Han-Um Kim, Maja Bings und Victoria Wolff im Kurs des Lehrbeauftragten und Fotografen Hartmut Nägele individuelle Projekte verfolgt, wobei sie unterschiedliche Entdeckungen gemacht haben, die das Dorf mit Fotografien aus einem neuen Blickwinkel zeigen. Sie haben Orte entdeckt, die man vielleicht nicht direkt mit Düsseldorf assoziiert, aber dennoch schöne Geschichten erzählen. 

Caroline Weber Larsen besuchte im Rahmen des HSD-Projekts das Schloss Garath – ein verstecktes Juwel am Rande der Stadt. Hier finden allerlei Veranstaltungen statt von Hochzeiten bis hinzu Firmenveranstaltungen und Produktlaunches. Eine, die das Schloss sehr gut kennt und lieben gelernt hat, ist die Managerin und Rezeptionistin Liliane Hofmann. Im Interview erzählt sie uns mehr über das historische Gebäude, ihre Arbeit Vorort und wo sie die Zukunft des Schlosses sieht.

Erzähl uns etwas über Dich. Mein Name ist Liliane Hofmann, Managerin und Rezeptionistin am Schloss Garath. Ich bin Mitte dreißig und arbeite seit 12 Jahren hier. Es ist mein Traumjob, weil er sehr abwechslungsreich ist. Jeder Tag ist anders: man weiß nicht, wer durch die Tür kommt, wer anruft, was ein Unternehmen von einem möchte. Jede Hochzeit, jedes Shooting, dass hier im Schloss stattfindet, ist nie gleich.

Was ist Dein Hintergrund, bevor Du hierher gekommen bist? Ich habe so viel gemacht. Ich bin zur Schule gegangen und habe dann Chinesisch in Köln studiert, aber habe dann herausgefunden, dass das nicht mein Ding ist. Also habe ich aufgehört und dann war ich ein Jahr lang bei McDonald’s. Dort haben mir die vielen Kulturen und die Leute gefallen, die dort hinkommen sind. Aber wenn man das ein Jahr lang macht, kennst du alles, weil es jeden Tag das Gleiche ist. Also habe ich stattdessen drei Jahre lang eine Ausbildung im Marketing im Schloss Elbroich gemacht. Dort war ich sehr gut vernetzt mit der Person, die an der Rezeption saß. Ich habe ihr erzählt, dass ich unzufrieden sei, und den Job wechseln möchte, und sie sagte, dass die Frau in Garath aufhören würde und fragte, ob ich ihre Stelle haben wolle. Und hier bin ich nun, zwölf Jahre später.

Was glaubst Du, was dieser Ort zu bieten hat? Was ist das Besondere an dem Schloss? Das Schloss hat eine Seele. Die Menschen, die hierher kommen, spüren die Magie. Es ist kein typisches Geschäftsbüro. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich das erzähle. Man hat den Frieden und die Ruhe, die man normalerweise in Düsseldorf nicht hat. Manchmal sehe ich das nicht, weil es mein Arbeitsplatz ist. Aber wenn die Leute reinkommen und sagen, dass sie es spüren, dann spüre ich es wieder und sage: „Ja, und ich bin sehr glücklich, hier zu sein“.

Was ist Deine Lieblingsgeschichte von diesem Ort? Da gibt es so viele. Vor 10 Jahren habe ich hier jedes Wochenende bei Hochzeiten gearbeitet. Bei einer Hochzeit – es war 12 Uhr – und weißt Du, in jeder Gruppe von Leuten sieht man eine Frau, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie kam zu mir und bat mich um ein Papier und einen Stift. Dann schrieb sie ihren Namen und ihre Nummer auf und sagte, dass jemand kommen würde um es abzuholen. Eine halbe Stunde später kam ein Mann herein, der etwas suchte. Ich fragte ihn, ob ich ihm helfen könne. Er fragte, ob jemand ein Stück Papier hinterlassen hat. Später, um 2 Uhr nachts, hörte ich ein „Schatz?! Können wir nach Hause gehen?“, und ich schaute auf und sah denselben Mann, aber diesmal mit einer anderen Frau! Ich schaute ihn an, und er machte nur ein „Pst“ zu mir. Das Hochzeitspaar sagte am Montag danach, dass es sehr typisch für ihn sei. Das war sehr witzig, aber ich glaube, solche Geschichten sind ganz normal, wenn man nachts arbeitet oder wenn die Leute Alkohol getrunken haben.

Ich liebe die vielen Unternehmen, die hierher kommen und ich einen Einblick in einige der Strukturen der Unternehmen bekomme. Ich erlebe alle Vor- und Nachteile: Ich habe Leute, die mich anschreien, weil sie unzufrieden sind. Aber meine Leidenschaft ist es, weiterzumachen und ihnen zu helfen, ihr Verhalten stattdessen zu ändern, so dass sie glücklicher gehen, als sie gekommen sind.

Gibt es irgendwelche Stellen in diesem Gebäude, die Deiner Meinung nach besonders sind oder hervorstechen? Der große rote Raum. Denn wenn man da drin steht und ganz leise ist, hört man manchmal, was dort passiert ist. Ich weiß, es ist sehr spirituell, aber ich glaube, das liegt daran, dass es ein altes Gebäude ist. Die Energie oder die Dinge, die hier passiert sind, sind in den Wänden. Mir gefällt auch die Frontansicht des Schlosses und dass nicht viele Leute in Düsseldorf dieses Schloss kennen. Wenn sie also hierher kommen, sind sie immer überrascht. Es ist ein versteckter Juwel.

Wenn Du diesen Ort mit drei Worten beschreiben müsstest, welche wären es? Magie. Seele. Beeindruckend.

Was sind Deine Träume und Hoffnungen für diesen Ort? Dass er populärer wird. Vielleicht ein paar neue Projekte? Der Besitzer dieses Schlosses hat eine Privatuniversität, und ich hoffe, dass in ein paar Jahren, das Schloss von weniger Privatleuten gemietet wird, und vielleicht mehr als Universität fungiert, denn wir befinden uns im Wandel. Vielleicht noch ein paar Filmaufnahmen. Wir hatten einige Filmaufnahmen für diesen großen Film namens Stromberg in Deutschland. Das ist sehr lustig. Ich möchte neue Dinge ausprobieren, aber ich spreche auch sehr gerne mit den Unternehmen.

Welche Art von Veranstaltungen finden hier statt? Sind es nur Hochzeiten? Es sind Konferenzen, Hochzeiten, Fotoshootings und Filmaufnahmen. Taufpartys werden hier auch abgehalten, nachdem die Leute in der Kirche waren. Manchmal auch Geburtstage und Firmenveranstaltungen, wie Einführungspartys für z.B. Parfums oder Mascaras. Die Parfüm-Party war wirklich sehr schön. Sie haben den roten Teppich im ganzen Schloss ausgerollt, alles in Schwarz gehalten und schwarzes Holz aufgestellt. Man hatte das Gefühl, das Schloss sei ein ganz anderer Ort.

Wie würdest Du dich in fünf Worten beschreiben? Positiv, dankbar, spirituell, lösungsorientiert, Gedankenleser.

Was kann bei diesem Job eine Herausforderung sein? Ich treffe so viele Menschen an einem Tag. Die Leute, die im Supermarkt arbeiten, werden das verstehen. Es gibt so viele Gefühle und Verhaltensweisen, die mit den eigenen nicht vereinbar sind und manchmal ist es schwierig, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Denn es kommt oft vor, dass Menschen wütend oder unzufrieden sind, obwohl es nicht an mir liegt. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen.

Gibt es etwas, was Dich bei diesem Job überrascht hat, worauf Du nicht vorbereitet warst? Man arbeitet sehr viel, weil es ein Empfang ist. Natürlich kann man etwas essen oder eine Zigarette rauchen, aber man muss die ganze Zeit präsent sein. Wenn also das Telefon klingelt, muss man es annehmen. Es kann 2 bis 3 Stunden stressig sein, dann ist vielleicht nichts mehr los und dann wird es wieder stressig. Es kommt in Wellen. Man muss ruhig bleiben, und das ist mein größte Heruasforderung, denn manchmal können es zu viele Leute gleichzeitig sein und man muss vier Dinge auf einmal tun.

Haben Sie irgendwelche Veranstaltungen in Planung? Wir haben hier Konzerte, von einer Firma namens Fever Up. Sie veranstalten Candlelight-Konzerte für die Öffentlichkeit mit Tausenden von LED-Kerzenlichtern. Sie sind zwei bis dreimal im Monat hier, und das ist sehr schön. Persönlich finde ich wäre es schön Weihnachtsmärkte hier zu haben oder Märkte mit alten, antiken Möbeln, die Privatpersonen verkaufen könnten. Vielleicht ein paar Open Dinners oder magische Abendessen? Etwas, das eben Besonderes ist. Das könnte auch eine Wein- oder Cocktail-Tasting sein. Ich habe viele Ideen!

 

(c) THE DORF, 2024
Fotos & Interview: © Caroline Weber Larsen

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