Ab April steht das zakk unter der Leitung eines neuen Geschäftsführers. Der Nachfolger des langjährigen Chefs Jochen Molck heißt Till Krägeloh und möchte Ideen anstoßen und kreative Köpfe zusammenbringen. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, das soziokulturelle Zentrum zuversichtlich durch die Krise in eine diverse und lebendige Zukunft zu führen. Im Interview mit THE DORF stellt er sich vor.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Kulturmanager hat bereits in verschiedensten Bereichen der deutschen Kulturlandschaft mitgewirkt und Flexibilität, Engagement und breites Interesse bewiesen. 2014 gründete er das Watt en Schlick FEST, ein Festival direkt vorm Wattenmeer, das mittlerweile national fest etabliert ist, und zuletzt war er als Marketingleiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen beschäftigt.
Jetzt verschlägt es ihn als neuen Geschäftsleiter des zakk nach Düsseldorf. Die Stadt ist ihm aber nicht ganz unbekannt, denn einige Düsseldorfer Künstler begleiten ihn schon lange. Im Gespräch stellt Till Krägeloh sich vor, erzählt von seiner Verbindung zu Düsseldorf und was er von seiner Arbeit im zakk erwartet.
Wer bist Du? Bitte erzähle uns etwas über Deine Person & Deinen Werdegang! Ich bin in Marburg an der Lahn geboren, habe meine Kindheit am Niederrhein und meine Jugend in Bremen und Moers verbracht. Mit 18 Jahren bin ich wieder in den Norden gezogen: an die Nordsee nach Varel, wo ich auch mein Abi gemacht habe. Schon als Schüler habe ich angefangen im Kurhaus Dangast zu arbeiten – zunächst in der Gastro und später habe ich dort ein eigenständiges Kulturprogramm geplant und organisiert. Nach meinem Studium an der Universität Bremen, Kulturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften, habe ich beim Internationalen Filmfest Oldenburg gearbeitet und zudem einen Lehrauftrag für Kulturmanagement an der Universität Bremen wahrgenommen.
2014 fand zum ersten Mal das Watt en Schlick FEST statt, ein interdisziplinäres Festival direkt am Wattenmeer, das ich ins Leben gerufen habe und als Leiter verantworte. Im Jahr darauf bin ich zur Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gekommen. Dort habe ich bis zuletzt das Marketing, das Sponsoring und die Events geleitet. Ich bin ein überaus lebensfroher Mensch, der Herausforderungen und das Zusammenarbeiten mit Menschen liebt! Außerdem bin ich seit neun Jahren glücklich verheiratet und habe zwei Kinder.
Du kommst aus Bremen – wie war Dein Bild von Düsseldorf, bevor du in die Stadt gekommen bist? Wie ist Dein Bild von Düsseldorf jetzt bzw. was erwartest Du? Aufgrund meiner Biografie kenne ich Düsseldorf ja schon sehr lange. Mein Vater ist in Velbert geboren, meine Großeltern lebten in Heiligenhaus. Mein Vater hat hier in Düsseldorf seine Ausbildung gemacht, bevor er nach Marburg gezogen ist und dort meine Mutter kennenlernte. Also bin ich mit Flönz, Altbier und Halve Hahn aufgewachsen. Hinzu kommt, dass mich der Düsseldorfer Künstler Joseph Beuys irgendwie mein ganzes Leben begleitet hat. Sein Meisterschüler Anatol Herzfeld wirkte und lebte zum Teil in Dangast rund um das Kurhaus, wo ich gearbeitet habe und an dem Ort, wo bis heute das Watt en Schlick FEST stattfindet. Nun lerne ich Düsseldorf genauer kennen, die verschiedenen Stadtteile, die Menschen … Ich freue mich auf die offene, liebevolle Art der Düsseldorfer*innen und auf das breite Spektrum von Kunst und Kultur!
Was reizt Dich an der Stelle als Geschäftsführer im zakk? Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und gefunden: Als Geschäftsführer kann ich gestalten, Impulse setzen und mit einem tollen, diversen Team zusammenarbeiten. Dies ist ein großes Glück. Es wird eine sehr abwechslungsreiche Arbeit sein mit ganz unterschiedlichen Anforderungen. Ich freue mich, mit dem Team das zakk für die Zukunft weiterzuentwickeln.
Inwiefern können Deine Erfahrungen aus Norddeutschland für neue Herausforderungen in Düsseldorf nützlich sein? Ich bin mittlerweile sehr gut in Deutschland im Kulturbereich vernetzt und kenne ich viele unterschiedliche Teilbereiche. Auch die Kulturpolitik ist mir vertraut. Außerdem bringe ich eine norddeutsche Beharrlichkeit mit. Ich bin gut darin, Sachen in Bewegung zu bringen. Stillstand wird es bei mir nicht geben …
Wie planst Du das zakk weiterhin am Leben zu halten und erfolgreich zu betreiben, auch wenn die Coronakrise uns noch langfristig begleiten sollte? Natürlich brauchen wir jetzt alle weiterhin Zuversicht und Hoffnung. Ab einem bestimmten Punkt halte ich es für notwendig, gemeinsam mutig nach vorne gehen und Modelle zu schaffen, die Kunst und Kultur wieder ermöglichen. Ich bin mir sicher, dass es schon sehr bald wieder eine lebendige Kulturlandschaft geben wird. Als neuer Geschäftsführer finde ich es weiterhin wichtig, dass sich das Team und das Publikum weiterhin mit dem zakk, dem Ort, den Inhalten identifizieren kann. Ich möchte, dass wir alle Altersgruppen und Milieus ansprechen und erreichen. Es muss ein Austausch auf vielen Ebenen passieren, als lebendiger Prozess.
Welche Erkenntnisse ziehst Du als Veranstalter aus der aktuellen Zeit? Die Frage knüpft ein bisschen an das vorher Gesagte an. Auf jeden Fall müssen wir mehr miteinander sprechen, mehr Empathie entwickeln, tolerant sein und auch mutig nach vorn schreiten – Kultur ist lebensnotwendig!
Ein erinnerungswürdiger Moment, der Dich in Deiner bisherigen Karriere besonders geprägt hat? Ein Moment war auf jeden Fall der Abbruch und die damit verbundene Räumung des Watt en Schlick FESTs kurz vor dem Samstagabend-Headliner: Aufgrund eines Gewitters mussten rund 4.000 Menschen das Gelände verlassen und das Unwetter abwarten. Das Tolle war, dass wir gut eineinhalb Stunden später dann doch noch die Show spielen konnten und vor toller Kulisse ein ausgelassenes FEST feiern konnten.
Ein Konzert, das Du niemals vergessen wirst? Prince, 2010 in der Berliner Waldbühne.
Aktuell läuft auf Deiner Playlist/auf Deinem Plattenspieler? Die „Back to mine“-Vinyl von Fat Boy Slim und „Tako Tsubo“ von L’Impératrice.
Welche Düsseldorfer Bands und Künstler begleiten Deinen Alltag bereits? Unter anderem die Band Love Machine, Antilopen Gang, Beuys, Wim Wenders.
Welches Buch liegt momentan auf Deinem Nachttisch? Unter anderem die Biografie von Janosch: „Wer fast nichts braucht, hat alles“.
Wo oder wobei kannst Du am besten entspannen? In Frankreich am Meer, beim Joggen oder Basketball spielen.
Was ist Deine persönliche Philosophie? Positiv denken, lachen, lieben, hungrig bleiben, neugierig und mutig sein!
Was ist das erste, das Du in Düsseldorf gerne machen möchtest, wenn Corona vorbei ist? Ein ausverkauftes Konzert im zakk feiern!
Danke dir!
Text: Maren Schüller
Foto: Axel Martens
© THE DORF 2021