5000 Lumen. Mehr braucht es nicht für eine faszinierende Stimmung. So hell leuchtet eine Leuchtstoffröhre und kaum jemand geht so virtuos mit ihr um wie Max Dickhaus. Aus Licht und Farbe schafft der 32-jährige Lichtdesigner ein emotionales Erlebnis – ob draußen in der Natur oder drinnen in alten Lagerhallen. Der Düsseldorfer experimentiert mit Licht im Raum, bringt hunderte von Leuchtröhren zum Schweben und lässt LEDs zu Beats tanzen. Seine riesigen Lichtinstallationen erhellten schon die Rheinwiesen, den Carlsplatz oder Festivals wie das Parookaville und setzten Modemarken und Netflix-Serien effektvoll in Szene. Dabei hält sich der Kreative lieber im Hintergrund, betrachtet seine Arbeit ganz bescheiden als passioniertes Handwerk. Wir trafen Max in seinem Atelier in den Hallen des Areal Böhler, zwischen unzähligen Leuchtstoffröhren und Paletten von Baumaterial, mit dem er tagsüber an Messeständen werkelt, um sich nach Feierabend seinen Lichtskulpturen zu widmen.
Wer bist Du und was machst Du? Mein Name ist Maximilian Ferdinand Dickhaus. Ich bin Lichtdesigner, gelernter Werbetechniker und Handwerker. Ich baue mit Vorliebe große Lichtinstallationen aus LED-Tubes und Leuchtstoffröhren.
Was fasziniert Dich an Licht? Ohne Licht gäbe es uns nicht. Keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen. Licht definiert alles. Es ist überall. Ohne Licht würden wir nichts sehen, geschweige denn existieren. Licht kann verschiedene Stimmungen erzeugen und berührt uns emotional. In Verbindung mit Farbe sorgt es für eine gute Atmosphäre und gute Laune. Ich fühle mich von farbigem Licht total angezogen und kombiniere in meinen Arbeiten gerne Farben wie Blau, Lila und Pink. Dabei erschaffe ich Lichtobjekte, um Menschen optisch ansprechen. Allein der Schönheit wegen. Wenn jemand sagt: „Max, das sieht super aus!“, bin ich maximal happy und stolz.
Gab es einen Schlüsselmoment, in dem Du beschlossen hast, mit Licht zu arbeiten? Ich hatte früh eine Faszination dafür. Schon mit 12 Jahren habe ich mein Kinderzimmer mit bunten Leuchtstoffröhren dekoriert. Später hängte ich für eine Party in meinem Elternhaus Leuchtröhren in hohe Bäume. Das kam so gut an, dass ich privat immer wieder Lichtobjekte inszeniert habe. Während der Ausbildung zum Werbegestalter habe ich dann buntes Plexiglas für mich entdeckt. Alte Leuchtreklamen, Neonschriften und Leuchtbuchstaben haben mich immer schon fasziniert. Durch meine Arbeit bei einem Messebauer hatte ich dann plötzlich Zugang zu Leuchtmitteln. Mit 21 entstand daraus dann die erste öffentliche Installation. Nach Feierabend werkelte ich damals nachts im Atelier an großen Lichtskulpturen, nur um sie frühmorgens wieder abzubauen. So habe ich viel ausprobieren können.
Du arbeitest als Künstler und Designer, arbeitest aber auch für bekannte Marken. Was waren Deine liebsten Projekte? Ein Highlight war sicher die riesige schwebende Lichtinstallation für die Nacht der Museen im damaligen Boui Boui Bilk. Ich habe ganze vier Tage gebraucht, um dafür 800 Leuchtstoffröhren an dünnen Drahtseilen zu befestigen. Besonders happy war ich auch, eins meiner Lichtobjekte im NRW Forum ausgestellt zu sehen. Mein erstes monetäres Projekt war 2012 eine Lichtinszenierung für die Fashionbrand Benvenuto. Es folgten kreative Arbeiten für Marken wie Drykorn, Nike, Furla oder Gant, für die ich Catwalks, Parties und Messeauftritte mit LEDs und Leuchtstoffröhren in Szene gesetzt habe. Aber ich durfte auch einige Musikvideos, Webeclips und Netflix-Serien und sogar BVB-Spieler mit Lichteffekten ausstatten. Jede Inszenierung war und ist auf ihre Art und Weise einzigartig und spannend. Besonders am Herzen liegen mir aber freie künstlerische Projekte, bei denen ich mich komplett entfalten kann.
Wo in Düsseldorf gibt es faszinierendes Licht? Ich liebe die Lichtbänke des Künstlers Stefan Sous im Hofgarten. Was vielleicht nur wenige wissen: Eigentlich sollten sie im Jahr 2002 nur temporär einige Wochen dort stehen und dann wieder abgebaut werden, aber sie gefielen den Düsseldorfern so gut, dass die Stadt sie angekauft hat. Ich habe mit Stefan Sous sogar mehrmals zusammenarbeiten dürfen – sowohl als Assistent für eine große Stahlskulptur vor dem Bundesnachrichtendienst in Berlin als auch für die Sanierung der Düsseldorfer Lichtbänke.
Was inspiriert Dich? Messen inspirieren mich immer wieder. Aber auch alltägliche Lichteffekte, Städte bei Nacht, Leuchtschriften, die Kirmes am Rhein. Aber auch die Natur, etwa eine bestimmte Art, wie Blätter angeleuchtet werden.
Was schätzt Du an Düsseldorf? Ich mag es total, dass Düsseldorf eine Stadt und ein Dorf zugleich ist. Man ist überall schnell mit dem Rad und von Niederkassel, wo ich wohne, auch fix in der Innenstadt. Ich schätze als Lichtdesigner aber auch das kommerzielle Angebot der Stadt, die viele Agenturen, die Showrooms, die Kreativszene. Düsseldorf ist wirtschaftlich sehr spannend.
Mit wem würdest Du gerne ein Altbier trinken? Mit dem kalifornischen Künstler James Turrell, der bereits 1966 Lichtinstallationen baute und sich bis heute intensiv mit der Beziehung zwischen Licht und Raum auseinandersetzt. Er ist eine absolute Ikone. Dieses Jahr wurde sogar ein Asteroid nach ihm benannt.
Was bringt die Zukunft? Ich hoffe, dass ich eines Tages eine raumfüllende Lichtinstallation in einem bekannten Museum ausstellen kann. Das wäre ein Traum. Ansonsten möchte ich natürlich gerne viele neue Lichtobjekte realisieren, am liebsten im öffentlichen Raum.
Danke für das Gespräch, Max!
Interview und Text: Karolina Landowski
Bilder: Siehe Bildbeschreibung
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