ZWANZIGEINUNDZWANZIG • JOSHUA POSCHINSKI

photo by Richard Salomon

Name: Joshua Poschinski
Alter: 27
Beruf: freier Autor

Die Corona-Pandemie ist aktuell zwar in den Hintergrund gerückt, doch das kreative Schaffen aus dem Lockdown behält seine Tragweite. Der Düsseldorfer Jong Joshua Poschinski entwickelte bereits im Jahr 2020 das Fotobuchprojekt „zwanzigzwanzig“, das Kuriositäten und skurrile Momente des Alltags festhält. Mit dem im März 2022 erschienenem zweiten Band „zwanzigeinundzwanzig“ führt er diese Sammlung fort. Der Erlös des Projekts geht an die NGO „Life Elevation Rwanda“, die sich für die Finanzierung der Schul- oder Studiengebühren von bedürftigen Familien in Ruanda einsetzt. „Zwanzigeinundzwanzig“ liegt aktuell im Velvet , Manko – Café + Workspace, Café Stoak, Ceñtral Skateshop, WeirdSpace Café und der Lightroast Rösterei aus. Das Schmökern lohnt sich!

Die Bilder in „zwanzigeinundzwanzig“ zeigen Sachverhalte und Momente, die auf dem zweiten Blick irgendwie befremdlich wirken. Im alltags-voyeuristischen Stil macht „zwanzigeinundzwanzig“ auf bizarre Situationen aufmerksam, die durch die Pandemie, den Lockdown und deren Nachwehen zur Normalität geworden sind. Im Gespräch erzählt Joshua, wer hinter der Non-Profit-Organisation „Life Elevation Rwanda“ steckt, welche Erfahrungen er mitnimmt und was ihn inspiriert.

First things first: Wer bist Du und was machst Du? Gerade kümmere ich mich um ein Fotobuch, das zwanzigeinundzwanzig heißt und dem guten Zweck dienen soll. Abseits dessen, schließe ich gerade mein Studium ab und arbeite unter anderem als freier Autor.

Warum Fotografie? Wie sah Dein Weg zu ihr aus? Das hat sich so ergeben. Eher sind‘s Freunde im Umfeld, die da zum Teil auch professioneller drinstecken und von denen ich weiß, dass sie ein gutes Gespür für den bizarren Kram haben, der so um einen herum passiert.

Kannst du Dein Projekt “zwanzigeinundzwanzig” kurz beschreiben? zwanzigeinundzwanzig ist ein Non-Profit Fotobuchprojekt, das als Spendenaufruf für Life Elevation Rwanda dient. Ich habe im Freundeskreis fotografisch festgehaltene Exzentrizitäten aus dem Jahr 2021 gesammelt, zusammengefügt und drucken lassen. Es ist nun der Nachfolger von zwanzigzwanzig.

Wie kam es dazu, dass Du mit der NGO “Life Elevation” in Ruanda zusammenarbeitest? Wofür setzt sich die Organisation ein? Über einen Kumpel, Deniz, mit dem ich nach einer vom Weirdspace organisierten Auktion 2020 gequatscht habe. Er hat von diesem Typ in Ruanda erzählt, der sich Sano Boi nennt und Mukke macht. Nebenbei versucht er, Nahrungsmittel und Hygieneartikel für seine Nachbarschaft im Musanze District zu organisieren: Das war am Anfang der Pandemie – Lieferengpässe haben da die Grundversorgung in vielen Haushalten gefährdet. Ich habe Sano dann angeschrieben und nachgefragt, wie die Lage Vorort ist. Wir haben uns schnell ziemlich gut verstanden, und ich hatte im Lockdown genug Zeit was zu starten. Also habe ich dann angeboten, das Buch zu machen.

Damals war der Name der Organisation eher ein Mittel, sein Projekt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mittlerweile kümmert sich Sano darum, die NGO ganz offiziell aufzuziehen, um die Schulgebühren von Kindern zu decken, deren Eltern gerade damit struggeln, das Geld aufzubringen, oder um sie finanziell zu entlasten. Er und andere sind ebenso Ansprechpartner für die Kids, die Eltern und die Schule. Einer jungen Mutter bezahlen sie gerade außerdem die Uni-Gebühren.

Welche Fotos sind in “zwanzigeinundzwanzig” zu sehen? Wo sind sie entstanden und welches Thema haben sie? Immer was bizarr war und 2021 passierte – und jemand die Szene im richtigen Moment knipsen konnte. Von „Lügenpresse“-Trainingsanzügen bis zum koksenden Pfarrer in Kyiv.

Du hast bereits ein Buch mit dem Titel “zwanzigzwanzig” veröffentlicht. Welche Entwicklung hat das Projekt durchlaufen? Nach dem ersten Buch sind mir viele Dinge klar geworden, die man falsch machen kann. Und auch beim zweiten ist da noch einiges dazugekommen. Vor allem das Life Elevation Projekt hat eine enorme Entwicklung hinter sich – von der privat organisierten Hilfe zur offiziellen Organisation. Darüberhinaus ist eine sehr schätzenswerte Freundschaft mit Sano entstanden. Plus mit einer größeren Auswahl an Bildern und etwas Erfahrung wird die Art der Komik oder Kuriosität auch zunehmend klarer, die ich gerne mit dem Projekt abbilden möchte.

Welches Ziel verfolgst du mit Deinem Projekt? Primär Spenden für ein Herzensprojekt in Ruanda zu sammeln. Alles weitere ist kaum Ziel, sondern eher die Lust am Projekt.

Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit? Puuh, die Einfachheit der Möglichkeit, so etwas umzusetzen vielleicht. Ich habe die nötigen Programme auf meinem Laptop und Online-Druckereien sind heute bezahlbar. Ich kann das theoretisch alles im Bett liegend von Anfang bis Ende organisieren. Warum dann nicht machen? Beim zweiten Buch war der Alltag dann wieder da und damit auch weniger Zeit. Aber irgendwie findet man die ja doch, wenn man denn will. Inspiration war in jedem Fall auch Sano, der sich selbstlos um die Menschen in seinem Umfeld kümmert. Ohne ihn wäre das Projekt nicht entstanden.

Hast Du auch schon in Düsseldorf fotografiert? Was sind Deine liebsten Motive im Dorf? Klar, hier auch viel. Ich habe lange hier gewohnt, aber keine besonderen Orte ausgemacht, eher Alltägliches abgelichtet. Ich fotografiere selbst auch mehr zum Spaß, viele der Fotos im Buch sind von anderen – wenn auch ein paar meiner Bilder dabei sind.

Wo kann man einen Blick auf deine Fotobücher werfen? Beim Weirdspace Café, Ceñtral Skateshop, im Manko Café, Stoak Café, im Velvet und seit Kurzem auch in der Rösterei Lightroast. Lieben Gruß an alle!

Welche Projekte sind für die Zukunft geplant? Ist “zwanzigzweiundzwanzig” schon in Aussicht? Das wäre natürlich cool, Lust hätte ich. Der Arbeitsaufwand hat sich allerdings nochmal deutlich gesteigert und da ich alles privat organisiere, muss ich schauen, wie‘s passt. Vielleicht kann man auch auf ein anderes Medium wechseln, da werde ich mich Ende des Jahres nochmal umsehen. Ich habe zwar eine Ausbildung als Gestaltungstechniker gemacht, mich danach aber auf das Schreiben konzentriert. Trotzdem arbeite ich auch gerade noch an anderen Layout-Projekten, also mal schauen. Vielleicht fällt mir für zwanzigzweiundzwanzig noch etwas ein – Spenden werden ohnehin immer gebraucht.

Vielen Dank!

Interview: Antonia Lauterborn/Franka Büddicker
Fotos: siehe Bildbeschreibung
© THE DORF 2022
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