Stephan Lomp

Stephan Lomp ist Illustrator und Graphic Recorder. Was ist ein „Graphik Recorder“, werden jetzt manche fragen. Stell Dir das Leben als Comic vor. Du sprichst und es erscheint eine Sprechblase vor Deinem Mund. Du fällst hin und es macht ‚Peng‘ und ‚Autsch‘ und eine Staubwolke steigt neben dem Ort Deines Sturzes auf. Kurzum, jemand zeichnet parallel zu Deinem Leben eine Story auf eine darüber liegende Klarsichtfolie. So in etwa. Nur eben bei Konferenzen oder Vorträgen – damit mehr hängen bleibt.

Als Kinderbuchautor (Catch me if you can, Mamasaurus oder Wilfred und Olberts Total verrückte Jagd) tobt sich der gebürtige Düsseldorfer dann auch selbst inhaltlich aus –seine Wimmelbilder sind außerdem so phänomenal, dass wir unbedingt eines im Magazin haben mussten. Und als Teil des Gemeinschaftsateliers ‚Studio Rabotti‘ teilt er sich mit sechs Gleichgesinnten einen Workspace in Flingern, in dem die raue Wirklichkeit einfach draußen bleiben muss – hier herrscht die pure Kreativität!

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Wie würdest Du die Ästhetik deiner Illustrationen beschreiben? Bunt, reduziert, verspielt und ein wenig schräg.

Wo findest Du Inspiration für Figuren und Stories?Ich finde stilistische Inspiration in alten Kinderbüchern aus den 50ern bis 70ern. Es ist erstaunlich zu sehen, wie zeitlos manche dieser alten Werke sind. Die Acryl-Illustrationen von Alan Greé zum Beispiel haben Ähnlichkeiten mit modernen Vektor-Illustrationen in der Verwendung von knalligen Farben und Pinselstrukturen. Gerade diese Zeitlosigkeit würde ich gerne einfangen. Aber auch ein Rundgang in der Kunstakademie kann inspirierend sein. Vielleicht nicht direkt für ein Kinderbuch, aber um gedanklich aus dem Arbeitsumfeld rauszukommen und zu sehen, was sonst so möglich ist.

Warum hast Du Dich entschlossen, Kinderbücher zu machen? Ich kann als Illustrator wieder richtig Spaß am Zeichnen und Ausdenken von kleinen Geschichten haben. Anders als bei der Auftragsarbeit kann ich die Bücher machen, die ich als Kind gerne gesehen hätte.

Wie geht es von der ersten Inspiration weiter bis zum fertigen Buch? Ich präsentiere dem Verlag einige grobe Ideen. Zusammen mit einem Lektor wird daran rumgefeilt bis ein Text und ein Konzept steht. Und dann geht es an die Ausarbeitung. Meistens geht es dann mit kleinen Bleistift-Zeichnungen und später dann mit der Kolorierung am Computer weiter.

Welche Künstler oder Illustratoren haben Deinen Stil beeinflusst? Ich habe mich lange mit Comics beschäftigt und glaube der dunkle Humor eines Daniel Clowes und die stillen Momente von Chris Ware haben ihren Weg in meine ersten Comics gefunden. Das erste „Mouk“ Buch von Marc Boutavant war für mich ein Wegweiser, da es für mich zeigte, das moderne Grafik auch im Kinderbuch Platz hat. Auf einer Verlagsparty in London habe ich Benji Davies kennengelernt, der wenig später mit dem Buch „Stormwhale“ sehr berühmt wurde. Auch er kommt eher aus der Grafik; er arbeitet am Computer, dennoch hat seine Arbeit was handgemachtes. Diesen Mittelweg gehe ich, glaube ich, auch.

War es je eine Option für dich, Düsseldorf zu verlassen? Warum bist Du hier geblieben? Ich habe es mir immer als Option offen gehalten, die Joblage war hier besser als anderswo. Mittlerweile möchte ich nicht mehr weg, da ich es sehr schätze, ein Netzwerk von Freunden und Kollegen zu haben, das ich woanders erst ausbauen müsste.

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst Du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Meistens zuhause. Wenn ich draußen bin, dann in der Oma Erika.

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich…Im Beethoven

Den besten Kaffee gibt es…bei Oma Erika

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst Du in Düsseldorf…bei Vitale

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen: Die Achenbachstraße, zum Schillerplatz und dann in den Zoopark

Drei Plätze in Düsseldorf, die Du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: Naniwa, Uerige, Seifen Horst

 Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man Dich hier: Hüftgold

ABENDS

 Wo verbringst Du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Zuhause

Welches Restaurant repräsentiert für Dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Füchschen & Naniwa

Ein Restaurant, wo Du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Yabase

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den Du hier mit allen teilen möchtest? Sannin

Dein Lieblings-Altbier: Kürzer

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Ellington

Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast Du wo verbracht? Sylvester auf dem Dach der Postzentrale.

IMMER

Wo und wann fühlst Du Dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Am Carlsplatz

Was vermisst Du an der Stadt, wenn Du nicht in Düsseldorf bist? Die Stille in der Bahn

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach…Altbiersoße und Fisch

Was liebst Du am meisten an Düsseldorf? Die Größe

Was hasst Du am meisten an Düsseldorf? Zu wenig junge Menschen, zu wenig alternative Menschen.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die Dich in deinem Job inspirieren? Der Kunstakademie-Rundgang

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Sperrmüll, IKEA, Radschlägermarkt

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Unterhaltung, Rikiki, Mayersche Buchhandlung

Gibt es (einen) Düsseldorfer Designer oder Künstler, den Du besonders schätzt und wenn ja, warum? Roman Klonek, weil er anders ist als alle anderen.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Rheinbahn

Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten: Gold, Sonnenbrille, Karneval

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Krüstchengulasch

Wo oder wobei kannst Du am besten entspannen? Sauna

Dein Lieblingsreiseziel ist? Bali

Dein All-Time-Favorite-Movie? THX 1138

Dein All-Time-Favorite-Song? This must be the Place / Talking Heads

Danke!

Illustration: Stephan Lomp
Text:
Barbara Russ
Fotos:
Sabrina Weniger
© THE DORF 2018/2019

English version:

Stephan Lomp is an illustrator and graphic recorder. What is a ‘graphic recorder’, some might ask. Imagine life as a comic book.  You are talking and a speech bubble appears in front of your mouth. You fall down and it goes Peng and Ouch and a cloud of dust appears next to where you fell. In short, somebody draws a story parallel to your life on an overlaying transparent sheet. Something like that. Only it happens at conferences or speeches — so more can be remembered.

As a children’s book author (Catch me if you can, Mamasaurus, Wilfred and Olbert’s Totally Wild Chase etc.), the Düsseldorfer lets his imagination run wild with stories. His hidden object pictures are also so phenomenal that we simply had to have one in the magazine. As part of ‘Studio Rabotti’, he shares a workspace with six likeminded people where  the rough reality has to remain outside — different laws and pure creativity apply here!

How would you describe the aesthetics of your illustrations? Colourful, reduced, playful and a bit quirky.

Where do you find inspiration for characters and stories? I find stylistic inspiration in old children’s books from the 50s to the 70s. It is astonishing to see how timeless some of these old works are. The acrylic illustrations by Alan Greé for example have similarities with modern vector illustrations, with the use of strong colours and brushstrokes. I would like to capture exactly this timelessness. Also a tour of the art academy can be inspiring. Maybe not directly for a children’s book but in order to get mentally away from work and to see what else is possible.

Why did you decide to create children’s books? As an illustrator, I can have lots of fun again with drawing and thinking up of little stories. In contrast to commissioned work, I can create the books I would like to have read as a child.

What is the journey from the first inspiration to the finished book? I present some rough ideas to the publisher. Together with an editor it will be developed until we have a text and concept. And then the development starts. Usually first with little pencil drawings and later with colouring at the computer.

Which artists and illustrators have influenced your style? For a long time, I was immersed in comics. I think the dark humour of Daniel Clowes and the quiet moments of Chris Ware have found their way into my first comics. The first ‘Mouk’ book from Marc Boutavant was an eye opener as well. It showed me that modern graphic design also has its place in children’s books. At a publisher’s party in London, I met Benji Davies who later became very  famous with his book ‘Stormwhale’. He also has more of a graphic design background; he works at the computer but his work still has a handmade quality. I think I am walking this middle ground, too.

Was it ever an option for you to leave Düsseldorf? Why did you stay? I have always kept the option open, the job situation was simply better here than elsewhere. By now, I don’t want to leave anymore because I appreciate to have a network of friends and colleagues here which I would have to establish again elsewhere.

THE DORF • THE MAG is part of the #urbanana project by Tourismus NRW

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