„EUROPE IN THE DORF“ • Olivia Berkeley-Christmann im Gespräch – THE DORF X CURATED AFFAIRS

Wie viel Europa steckt in Düsseldorf? Und was ist typisch „europäisch“? Gibt es das überhaupt? Das und vieles mehr fragen sich THE DORF & Curated Affairs im Hinblick auf das Veranstaltungsformat „Europe in the City“, das vom 1. bis 9. Mai 2021 die europäische Vielfalt, Solidarität und Offenheit in Düsseldorf feiert. Die Interviewserie „Europe in THE DORF“ ist nur ein Beitrag des umfangreichen Rahmenprogramms, das in diesem Jahr fast ausschließlich digital stattfindet.

Dr. Olivia Berkeley-Christmann ist Generalkonsulin Frankreichs und Leiterin des Institut francais NRW. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Fragen sowohl im konsularischen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich, als auch im Bereich der Kultur. Im Interview erzählt die Französin, wo sie Frankreich in Düsseldorf findet und über Toulouse, die Partnerstadt Düsseldorfs.

Was sind Ihre aktuellen Projekte?
Im Rahmen der Europawoche organisiere ich eine Debatte mit deutsch-französischer Perspektive zum Thema Pandemie und Staatsgrenzen (am 3. Mai) in Zusammenarbeit mit „We are Europe e.V.“ und im Zuge des NRW-Frankreich-Polen-Jahres organisiere ich eine Filmreihe sowie ein Konzert im Sommer bzw. im Herbst in Zusammenarbeit mit dem polnischen Institut und dem polnischen Konsulat.

Wo finden Sie Europa in Düsseldorf?
Europa findet sich auf vielen Ebenen des Lebens der Stadt wieder. Auf wirtschaftlicher Ebene zählt Düsseldorf viele Niederlassungen europäischer Firmen aus der Modebranche oder Banken. Die Messe Düsseldorf organisiert zahlreiche internationale Großmessen wie die ProWein, K, DRUPA oder Medica, die einen Einfluss nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch weltweit haben. Der Flughafen Düsseldorf als drittgrößter Deutschlands bietet zahlreiche europäische Destinationen an und sogar vom Hauptbahnhof aus gelangt man dank der internationalen Zuggesellschaft Thalys direkt in mehrere europäische Städte. 

Auf Bildungs- und Kulturebene sind die Heinrich-Heine-Universität, die Kunstakademie und die Robert-Schumann-Hochschule von europäischer Bedeutung sowie die zahlreichen Galerien und Museen. Großevents wie das Frankreichfest, die Tour de France und der Eurovision Song Contest zeigen natürlich auch, wie Düsseldorf in Europa verbunden ist. Die zahlreichen Städtepartnerschaften mit europäischen Städten betonen die Vernetzung der Stadt in Europa. Nicht zuletzt befinden sich hier viele Restaurants mit europäischer und internationaler Küche, zum Teil sogar Sterne-Restaurants. 

Was ist für Sie typisch Düsseldorf? Was ist für Sie typisch „europäisch“?
Typisch Düsseldorf ist für mich die rheinische Lebensfreude, Gelassenheit und Geselligkeit – dazu zählt auch das Leben in den Altstadtbrauereien. Was „typisch europäisch“ ist? Schwere Frage… Ich würde sagen, der Wille, eine gemeinsame, harmonische Zukunft zu gestalten, aber auch ganz einfach die Offenheit gegenüber anderen Kulturen – das ist für mich aber auch typisch Düsseldorf, da hier viele Zugezogene aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt leben. 

Wo finden Sie gerade in der Düsseldorfer Kulturlandschaft Europa wieder?
Die Kulturszene Düsseldorf mit ihren großen Bühnen wie dem Theater, der Oper, dem Tanzhaus NRW und der Tonhalle präsentiert viele ausländische Künstler und Produktionen. Die vielen großen Museen bieten ständig internationale Ausstellungen. Das Schloss Benrath mit seiner Gartenbauarchitektur ist ein besonderer europäischer Kulturort. Auch Institutionen wie das Heinrich-Heine-Institut und unser Institut français haben einen wichtigen Anteil an der europäischen Landschaft Düsseldorfs.

Fällt Ihnen eine europäische Stadt ein, die Düsseldorf sehr ähnlich oder unähnlich ist?
Die französische Partnerstadt Toulouse finde ich Düsseldorf tatsächlich sehr ähnlich: Die Garonne-Ufer mitten in der Stadt ähneln der Düsseldorfer Rheinuferpromenade und laden genauso zum Flanieren ein. Auch die Größe der Stadt und das Kulturangebot sind ähnlich. Und nicht zuletzt finde ich die Stimmung ähnlich: Alle sind draußen auf den Terrassen, sobald die Sonne scheint – auch wenn die Sonne etwas mehr in Toulouse als in Düsseldorf scheint! Das ist vielleicht ein Unterschied. Düsseldorf wird aber oft als „petit Paris“ bezeichnet und tatsächlich kann man Ähnlichkeiten mit Pariser Stadtteilen sehen, zum Beispiel bei der Königsallee, die man ja als kleine „Champs-Elysées“ bezeichnen könnte. Man kann aber auch Ähnlichkeiten mit niederländischen Städten wie Maastricht finden. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Düsseldorf das Beste aus diesen verschiedenen Städten vereint.

Was macht Düsseldorf in Europa einzigartig?
Die Lage am Rhein sowie die überschaubare Größe mit kurzen Wegen und gleichzeitig allen Angeboten einer Weltstadt machen Düsseldorf in Europa einzigartig. 

Wann bemerken Sie, dass Sie in Europa sind?
Täglich! Düsseldorf ist international, es werden viele verschiedene (nicht nur) europäische Sprachen auf der Straße gesprochen.  

Was macht die Menschen in Düsseldorf zu Europäer*innen?
Zahlreiche binationale, internationale und europäische Vereine (deutsch-französischer Kreis, deutsch-italienische Gesellschaft, We are Europe e.V. u.v.m.) zeigen die Dynamik und das Engagement der Zivilgesellschaft Düsseldorfs für Europa.

Was, würden Sie sagen, denken andere europäische Städte über Düsseldorf?
Düsseldorf ist wahrscheinlich in Europa als wohlhabende Stadt, als Kultur-, Kunst-, Garten- und Modestadt bekannt, die schön am Rhein liegt und eine besondere Altstadt hat. 

Sie sind Generalkonsulin und Leiterin des Institut français, das in Düsseldorf sitzt und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich fördert. Düsseldorf hat eine lange Verbundenheit mit Frankreich. Wo oder wann finden Sie ein Stück Frankreich in Düsseldorf wieder? 
Die Geschichte Düsseldorfs ist tatsächlich teilweise eng mit Frankreich verbunden. Ich muss an verschiedenen Orten immer wieder an Frankreich und an dessen Spuren denken, die heute noch im Stadtbild zu sehen sind: Das berühmteste Beispiel dafür ist die Königsallee, die ja nach dem Verschönerungsdekret von Napoleon entstanden ist. Sonst ist natürlich das Frankreichfest jedes Jahr im Juli ein Highlight, um Lebensstil und Kultur aus Frankreich zu erleben. Es ist das größte Frankreichfest Deutschlands! Auch die Gastronomie bringt ganzjährig ein Stück Frankreich nach Düsseldorf: französische Patisserien, Restaurants und Bistros haben in Düsseldorf Fuß gefasst. 

In welchem Bereich gelingt die Zusammenarbeit bisher am besten?
Im kulturellen Bereich findet eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen lokalen Partner*innen statt, die es ermöglicht, französische Sprache und Kultur dem Düsseldorfer Publikum näher zu bringen. 

Was hält die Zusammenarbeit für die Zukunft bereit?
Wie bereits erwähnt, stehen mehrere trilaterale Projekte im Rahmen des NRW-Frankreich-Polen-Jahres an.

VIELEN DANK! 

 

Neugierig geworden? Mehr über das komplette Programm von „Europe in the City“ erfahrt Ihr hier…

„Europe in THE DORF“ • Europäer*innen im Gespräch ist ein Gemeinschaftsprojekt von THE DORF und Curated Affairs.

(c) THE DORF, 2021
Text & Interviewserie: Amani El Sadek & Tina Husemann

Fotocredits: Olivia Berkeley-Christmann, Institut français © Institut français 

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