Das Straßenmagazin fiftyfifty wird 30 Jahre alt. Über 10 Millionen Hefte wurden in dieser Zeit verkauft und innovative Projekte realisiert wie der GuteNachtBus (zusammen mit vision:teilen), „Underdog“ für die Hunde der Obdachlosen und Housing First, womit schon über 100 Menschen von der Straße eine Wohnung bekommen haben. Anlässlich dieses Geburtstags findet im NRW-Forum vom 4. bis 29. April 2025 eine große fiftyfifty Jubiläumsausstellung statt.
fiftyfifty ist nicht nur ein Straßenmagazin, sondern vor allem auch eine Lobby für Obdachlose, die sich kümmert und einmischt – nicht selten unbequem und zumeist öffentlich sichtbar: 30 Jahre und kein bisschen leise.
Zum runden Geburtstag präsentiert fiftyfifty im NRW-Forum mit der Ausstellung „Was tun“ Gemälde, Wandbilder, Plastiken und einen Film des Streetart-Künstlers Klaus Klinger. Klaus Klinger hat die politische Wandmal-Kunst der vergangenen Jahrzehnte geprägt wie kaum ein/e andere/r. Seine Kunst im öffentlichen Raum befindet sich in vielen Städten auf dem ganzen Globus, nicht zuletzt in seiner Wahlheimat Düsseldorf. Klaus Klinger hat die Obdachlosenhilfe fiftyfifty von Anfang an und immer wieder mit Benefiz-Editionen, einem Multiples und Original-Arbeiten unterstützt.
Seine Kunst im öffentlichen Raum befindet sich in vielen Städten auf dem ganzen Globus, nicht zuletzt in seiner Wahlheimat Düsseldorf. Der 1955 in Essen Geborene hat bei Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und war später Meisterschüler von Christian Megert. Doch der etablierte Kunstbetrieb mit seiner kapitalistischen Verwertung und den exorbitanten Profitmöglichkeiten interessierte Klinger zu keiner Zeit. Im Gegenteil: Sein Oeuvre war stets umwälzenden Idealen und dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet, mit dem Eintreten gegen Ausbeutung, gegen die Entrechtung der Arbeiter:innenklasse und gegen Umweltzerstörung. Motto: Kunst kontra Kapital. Einige seiner alten Genoss:innen haben diese Ziele wohl längst vergessen. Klaus Klinger dagegen steht immer noch auf Gerüsten vor Häuserwänden, um seine unbequemen Botschaften auf Fassaden oder später in Ermangelung geeigneter Wände auf megagroßen mobilen Netzvinyl-Leinwänden zu bannen.
Klaus Klingers Lebenswerk ist ohnegleichen. Vermutlich kein einziger Künstler und keine Künstlerin hat wohl eine derartige gesellschaftspolitische Bedeutung. (Hubert Ostendorf, Gründer fiftyfifty)
Wer mit offenen Augen durch Düsseldorf geht, entdeckt immer wieder Werke von Klaus Klinger, die längst zum Stadtbild gehören und zum Wahrzeichen einer Metropole, in der Arme und Superreiche oft nebeneinander her leben; die einen im Luxus, die anderen im Elend. Wer kennt nicht den nachdenklichen Affen hinter Hochgleisen, gleich neben dem größten Puff der Stadt, mit dem einer Lenin-Schrift entlehnten Titel „Was tun“ – so auch der Titel seiner Ausstellung im NRW-Forum.
„Was tun?“ – so heißt auch eine Grafik von Klaus Klinger für die Obdachlosenhilfe fiftyfifty. Mit seiner Kunst will er neuerdings nicht nur mehr die gesellschaftliche Verhältnisse zum Tanzen bringen, sondern auch Menschen von der Straße holen. Kunst für Obdach, Housing-First für die, die sonst unter Brücken schlafen müssten. Klaus Klinger hat als Vorstand von fiftyfifty viele vom Verein durch Benefiz-Kunst angekaufte Apartments für die Ärmsten der Armen beim Notar beurkundet – so schließt sich der Kreis. Klaus Klingers Lebenswerk ist ohnegleichen. Vermutlich kein einziger Künstler und keine Künstlerin hat wohl eine derartige gesellschaftspolitische Bedeutung. Und es wird die Zeit kommen, in der, so wie jetzt schon in Ahlen und Solingen, Wandgemälde von Klaus Klinger aufwändig restauriert werden. Nicht nur deshalb auch wäre ihm mehr Anerkennung zu wünschen. Denn eine Gesellschaft, die kritische Kunst wertschätzt, achtet auch die, die im Dunkeln sind und holt sie ins Licht.
Weitere Infos dazu findet Ihr auf www.fiftyfifty-galerie.de und www.nrw-forum.de.
Was tun
4. April – 29. April 2025
Jubiläumseröffnung
Freitag, 4. April 2025, 18 bis 21 Uhr
NRW-Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-form.de
Text: Presse/Hubert Ostendorf
Fotos:
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