Postvandalismus ist die innovativste Richtung der Street Art und entwickelt sich seit einigen Jahren zu einem eigenständigen Zweig der abstrakten Kunst. Die Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Stylewriting, der mal brutale, mal besonnene Umgang mit dessen Basiselementen, führt in seinen Extremen zu minimalistischen oder expressiven Bildwerken. Hood-projects präsentiert vom 2. bis 18. Juni 2023 die Gruppenausstellung actsofpostvandalism2023, in der aktuelle Positionen des Genres in der Halle Werft 77 zusammengefasst werden.
Gezeigt werden Werke von neun Künstlern, die sich aus unterschiedlichen Richtungen diesem Genre nähern. Im europäischen Raum wird die Ausstellung als erste ihrer Art viel beachtet und bietet die Möglichkeit zum Auftakt einer internationalen Serie. Kurator ist Peter Michalski, der sich als Kunsthistoriker und freier Autor seit langem mit dem Thema Postvandalismus intensiv auseinandersetzt.
Der Begriff Postvandalismus beschreibt den non-figurativen Zweig der Street Art. Die Teilnehmer:innen dieser Richtung gestalten zumeist Untergründe im halböffentlichen Raum wie Abwasserschächte, Abrissgelände oder auch U-Bahntunnel. Den Künstler:innen ist gemein, dass sie die nachahmende Gestaltung, so wie sie in der übrigen Street Art zu finden ist, rigoros ablehnen. Seit einigen Jahren beschreiten einige Postvandalist:innen den Weg in die Öffentlichkeit, insbesondere in Richtung Galerien. Sie haben die Herausforderungen des „white cube“ angenommen und fordern ihn mit ihrer Formensprache heraus.
Mit seiner Frottagetechnik ist Jakob Traxlmayr der einzige Künstler, der physische Werke in der Umwelt schafft und sie in einen Ausstellungskontext setzt, ohne die originalen Bilder dem öffentlichen Raum zu entziehen. Die in einigen Fällen von ihm vorgestalteten Leinwände verbinden sich mit dem bereits vorhandenen Motiv zu Bildwerken, die durch vielschichtige Strukturen geprägt sind, in denen sich der Zufall mit der Planung und der begrenzten Kontrolle zusammenfügt.
Das Markenzeichen des Franzosen Hams Klemens sind großformatige Bilder. Es sind Farbspektakel, geprägt durch grobe Striche. Sie zeugen von der Kraft und dem Ausdruckswillen des Künstlers.
Dima Mykytenko ist ein junger, doch erfahrener ukrainischer Künstler, der seit 2022 in Düsseldorf im Exil lebt. Seine Bilder kommen in unterschiedlichster Gestalt daher, doch eint sie das Verhältnis zu ihrer Umgebung. Erst nach diesem Werk/Umwelt Dialog kommt die Kommunikation mit den Betrachter:innen ins Spiel.
abcdef betrachtet sich nicht als Maler, denn „gezeichnet wird mit Sprühdose auf Wand und Boden“. Zumeist begrenzt er sich auf Schwarz und Weiß in seinen Werken und setzt nur wenige Malakzente. Tendenziell ist er Minimalist. Seine andere künstlerische Seite kommt seltener zum Ausdruck und führt dann aber alles bereits gesagte ad absurdum, denn dann schafft er gewaltige Bildwelten, die vor Dynamik und Farbgewalt nur so strotzen.
In seinen zumeist großformatigen und häufig überbunten Werken spielt der polnische Künstler Blazej Rusin mit der Darstellung in der non-figurativen Malerei. So sehr es auch den Anschein hat, dass seine Bilder ein Konstrukt aufweisen, die Kontur eines Gegenstandes zeigen, so bleiben sie doch gegenstandslos.
Der süddeutsche Künstler keinfriede hat sich der geometrischen Richtung des Postvandalismus verschrieben. Die Formenfrage hat er für sich geklärt, seine Farbwahl hat er bewusst begrenzt und in diesem engen Spielfeld und mit diesen wenigen Mitteln experimentiert er mit seiner Malerei.
NUG ist ein aus Schweden kommender Maler und Videokünstler. In seinen Videos zelebriert er seine begrenzt berechenbare künstlerische Einstellung und die sich daraus ergebende Malerei. Die chaotisch und häufig sogar humorvoll anmutenden Arbeiten zeichnen sich aber durch ernsthaften Hintergrund aus. Durch seinen biografischen Hintergrund des ehemaligen Stylewriters ergibt sich ein Kunstfreiheitskampf, der sich in seinen Werken manifestiert.
In seinen neuesten Werken setzt der niederländische Künstler Henny Overbeek kleine Striche in einer nicht hierarchischen Malweise neben- und übereinander und schafft so dunkle, beinahe unbunte, aber dadurch mysteriös anmutende Farbtafeln. Im Detail sind diese statisch, im Gesamteindruck wirken sie bewegend. Dieses visuelle Spiel zieht die Betrachter:innen geradezu in das Bild hinein und lässt sie auf diesem Wege daran teilhaben.
Das aktuelle Projekt des niederländischen Künstlers und Designers UNDOG zeigt die Reduzierung der Malerei auf zwei schwarze Striche, die sich in der Mitte auf einem Blatt Papier überkreuzen. Dies hat er 1000 Mal wiederholt und in einem Buch dokumentiert, das in der Ausstellung u.a. als Skulptur präsentiert wird.
Am Freitag, den 2. Juni 2023 findet ab 20 Uhr eine Vernissage mit zusätzlichem Programm statt. Weitere Infos zur Ausstellung findet Ihr auf der Instagramseite @postvadalismus
Die aktuelle Ausgabe des Kunstforum International widmet sich ausführlich dem Postvandalismus und den damit in Verbindung stehenden Künstler:innen.
actsofpostvandalism2023
2. bis 18. Juni 2023
Öffnungszeiten: Samstags und sonntags 12 bis 18 Uhr
Halle Werft 77
Reisholzer Werftstraße 77
40589 Düsseldorf
Text: Presse
Fotos: Siehe Bildbeschreibung
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