2.300 junge Künstler haben ihre Arbeiten beim Blooom Award by Warsteiner eingereicht. Der Kunstpreis bietet jungen Künstlern die Möglichkeit, dass mehr Menschen auf ihre Kunst aufmerksam werden und sie sich so erfolgreich im internationalen Kunstmarkt etablieren können. Am vergangenen Freitag wurden die Gewinner auf der Kunstmesse ART Düsseldorf gekürt. THE DORF traf die Gewinner zum Kurzinterview.
Der diesjährige Gewinner des Blooom Awards ist Julian Harper aus Utah mit seiner Videoperformance „It’s Getting Hot In This Cosby Sweater“. In dem Video tanzt Harper zu minimalischer Musik und sieht sich in der Rolle einer berühmten 90er-Jahre-TV-Persönlichkeit. Mit seiner Kunst möchte er erforschen, in welcher Beziehung er zu anderen in Bezug auf Rasse und Performance steht.
Auch die Installation „Freedom“ der Pakistanerin Arshia Sohail setzte sich gegen die 2.300 Bewerber aus 90 Ländern durch und belegte den zweiten Platz. Durch den Preis erhält Arshia die Möglichkeit einer eigenen Ausstellung in einer renommierten Galerie. Leider konnte sie aufgrund von Visa-Problemen nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Ihre Installation zeigt Spatzen in einem Vogelkäfig, der das Wort „FREEDOM“ schreibt.
Auf Platz drei schaffte es die taiwanesische Künstlerin Chen Yun Ling. Früher arbeitete sie eher mit beständigen Materialien zusammen. Mit ihrem Eidotter auf einem Monokel möchte sie jetzt aber auf die Sensibilität einzelner Gegenstände hinweisen. Als Preis erhält sie ein eintägiges Mentoring durch einen Kunstexperten, der sie mit seiner Erfahrung auf eine Künstlerkarriere vorbereitet. Der Videokünstler Michael Klich aus Berlin setzte sich in der erstmals vergebenen Sonderkategorie „Musikvideo“ mit seiner Arbeit „Hallo Frosch“ durch. THE DORF traf die Gewinner auf der Kunstmesse ART Düsseldorf zum Kurzinterview.
Julian Harper
Von der Idee bis zum Sieg des Blooom Awards: Was ist da alles bei Dir passiert?
Es ist echt lustig, sie konnten mich telefonisch nicht erreichen. Also haben sie mir eine E-Mail geschrieben und ich dachte erst, es wäre Spam. Und dann habe ich es mir genauer angesehen und dachte, Moment mal, da habe ich mich ja wirklich beworben. Dann hab ich meinen Namen unter den letzten Zehn gesehen und dann dachte ich: Junge, das heißt, dass ich nach Deutschland fliege, wo krieg ich die Kohle her!?
Wie war der Moment, als Du erfahren hast, dass Du den ersten Platz belegt hast?
Ich wusste bis zur Preisverleihung nicht, dass ich der Gewinner bin. Und dann dachte ich: „Cool! Ist das wirklich wahr? Ich habe meine Freundin angerufen und meinen Vater, bei meiner Mutter warte ich noch ein bisschen, weil sie weinen wird.“
Was wird sich durch den Blooom Award für Dich verändern?
Ich denke, ich werde jetzt mehr Shows machen können. Ich denke, dass meine tägliche Auseinandersetzung mit Kunst jetzt noch intensiver wird und dadurch hoffentlich noch erfolgreicher.
Wie gefällt Dir die Art Düsseldorf?
Ich war schwer beeindruckt. Ich war zwar schon oft in Museen. Aber diese Messe ist was völlig Neues für mich, komplett anders als die Galerien in LA. Ich komme aus Utah, das ist ein Nischenmarkt, wenn es um Kunst geht. Ich finde es hier wirklich toll.
Wie hat Dir Düsseldorf gefallen?
Das ist das erste Mal, dass ich die USA verlassen habe. Ich bin unglaublich nett behandelt worden, die Menschen, die ich hier getroffen habe, haben mich direkt in ihrer Mitte aufgenommen und ich hoffe, dass ich noch mal hierhin zurückkomme. Es ist wirklich hip hier im Gegensatz zu amerikanischen Städten. Ihr achtet viel mehr auf das Stadtbild. Man kommt schnell von A nach B. Viele Dinge, von denen die USA lernen kann.
Was bedeutet Kunst für Dich?
Ich bin mir nicht sicher, was Kunst wirklich ist, aber wie immer ich sie auch umsetze, ich hoffe, ich mache es richtig.
Chen Yun Ling
Dein erster Gedanke, als Du von deinem Erfolg erfahren hast?
Ich dachte nur: Ohje, der Albtraum geht wieder los. Was für eine verrückte Sache: Warum hab ich mir diese Arbeit nur ausgesucht? Ich hatte sie vorher schon für einen Monat woanders ausgestellt. Für mich ist das eine eher stressige Angelegenheit, weil ich das Ei alle 30 Minuten wechseln muss.
Was bedeutet der Blooom Award für Dich?
Es ist einfach großartig, dass es etwas für Nachwuchskünstler gibt und die Resonanz und das Interesse so unglaublich hoch sind. Als ich rausgefunden habe, das sich 2.300 Leute beworben habe, da habe ich gedacht: Wow, das ist ja megacool. Und ich gehöre zu den ersten drei!
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Eidotter auf ein Monokel zu platzieren?
Als ich als Künstlerin angefangen habe, da habe ich mit starken Materialien wie Metall gearbeitet. Ich hatte immer das Gefühl, wenn ich die Arbeit dann an die Wand gehängt habe, dann wirkte sie für mich wie tot, konnte nicht arbeiten. Ich möchte gerne, dass meine Arbeiten atmen können, deshalb habe ich nach etwas gesucht, was sehr zerbrechlich und lebendig ist.
Was gefällt Dir an Düsseldorf, konntest Du Dir bisher etwas ansehen?
Ich habe mir das K20 angeschaut, wirklich sehr beeindruckend. Ich war schon mal in Berlin und da wollen alle cool sein. Hier sind sie eher, wie sie sind; hier ist das Leben einfach da. Das mag ich sehr.
Wie würdest Du Deine Kunst erklären und was wird sich durch den Award für Dich verändern?
Ich möchte meine Kunst nicht erklären. Meine Arbeiten repräsentieren, wer ich bin. Ich bin meine Arbeit, einfach ich. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch freier Arbeiten kann, ich möchte sehen, wie weit ich gehen kann und neue Grenzen austesten.
Michael Klich
Was ist Dir durch den Kopf gegangen, als Du von Deinem Sieg erfahren hast?
Als ich den Anruf bekommen habe, dachte ich einfach nur: Krass! Und hab mich dann wahnsinnig gefreut.
Was macht den Blooom Award so besonders für Dich?
Was mich wirklich sehr freut ist, dass das erste Mal das Genre Musikvideo unter dem Aspekt Kunst geehrt wurde. Das ist für mich ein tolles Signal.
Deine Meinung zur Art Düsseldorf?
Ich denke, diese Kunstmesse passt super zu Düsseldorf. Hier gibt es Geld, Hochkultur, Internationalität und Mode, das passt alles sehr gut zusammen.
Welcher Gedanke kommt Dir, wenn Du an Düsseldorf denkst?
Was ich wahnsinnig beeindruckend finde, ist der Weg vorbei am Apollo Varieté am Rhein. Die Gehwegplatten haben da so Wellenformen. Wenn man dort lang läuft, dann wird man wegen dieser optischen Täuschung leicht bescheuert im Kopf. Immer wenn ich an Düsseldorf denke, dann denke ich an diese Steinplatten.
Dein liebstes kommerzielles Musikvideo?
Was ich richtig super fand, ist Dirty von Christina Aguilera, da steckt megaviel Kohle drin, aber auch megaviel Mut. Dieses riesengroße Set und die Leute, das als Regisseur zu machen ist großartig.
Vielen Dank!
Text: Britt Lörcks
Fotos: Sabrina Weniger
© THE DORF 2017