CARSTEN NICOLAI IM K21

Highlights über Highlights: Nach der bislang größten Düsseldorfer Schau des chinesischen Kunst-Weltstars Ai Wei Wei in den beiden Häusern der Kunstsammlung NRW folgt nun eine Mid-Career-Ausstellung des international renommierten Künstlers und Musikers Carsten Nicolai aka Alva Noto. Unter dem Titel “Parallax Symmetry” präsentiert das K21 vom 27. September 2019 an einen Überblick über das Werk des Biennale- und Documenta-Teilnehmers, der seit den frühen 1990er Jahren an den Schnittstellen von bildender Kunst, Musik und Naturwissenschaft arbeitet. Das Beste daran: Freier Eintritt zur Eröffnung der Ausstellung im Ständehaus! Nicht verpassen sollte man außerdem die kostenlose Listening-Session mit Carsten Nicolai am 31. Oktober. Und als wäre das nicht genug, wird der Künstler unter seinem Musikerpseudonym Alva Noto am 18. Januar 2020 auf der Piazza im K21 ein Konzert geben. Wir freuen uns auf die musisch-künstlerischen Fähigkeiten dieses Ausnahmetalents!

Der studierte Landschaftsarchitekt Carsten Nicolai, 1965 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren, derzeit in Berlin lebend, zählt zu den erfolgreichsten Künstlern und Musikern der Gegenwart. In seinen interdisziplinären Arbeiten befasst sich Nicolai experimentell mit audio- und visuellen Kunstformen wie zum Beispiel minimalistischen Sound-Installationen, Klang-Performances, Resonanzkörpern oder tönenden Skulpturen. Hinweg über die Grenzen zwischen Kunst und Musik kreiert Nicolai hybride Objekte, die naturwissenschaftliche Phänomene erfahrbar machen.

Inspiriert von physikalischen Prozessen, Systemen und Strukturen, verwendet Carsten Nicolai Klang- und Lichtmaterial, um einen Kontakt zwischen transphänomenaler Realität und phänomenaler Wirklichkeit zu schaffen. Wie die Arbeiten des japanischen Klang- und Videokünstlers Ryōji Ikeda sind auch seine Werke von der Ästhetik der Mathematik geprägt. Codes, Daten, Spiegelungen und Störungen stehen im Zentrum von Nicolais Kunst. Anhand von Fehler- und Zufallsstrukturen setzt er sich mit Modellen der Selbstorganisation auseinander, untersucht so die Wahrnehmung von Bildern als Zeichenprozess.

Oft arbeitet Carsten Nicolai in starken Kontrasten, zum Beispiel anhand einer klaren Schwarz-Weiß-Strukturierung. Auch “Parallax Symmetry” ergibt sich aus einem Gegensatz, nämlich der Zweiteilung in einen hellen und einen dunklen Bereich: Hier treffen der klassische White Cube und die experimentelle Black Box aufeinander. Weitere Antagonismen so wie Geräusch und Stille, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit eröffnen den Besuchern ein weites Spektrum von Interpretationsmöglichkeiten. Die auf Symmetrie ausgerichteten Werke weichen mit der Verschiebung der Wahrnehmung einer Parallaxe, besser bekannt als ein durch die veränderte Position im Raum bedingter Perspektivwechsel. Der Ausstellungstitel ist also eine Anspielung auf zweierlei naturwissenschaftliche Phänomene, die für unseren physikalischen Raum Gültigkeit besitzen: Symmetrie und Parallaxe als dual angelegtes Set für die Präsentation Nicolais vielfach auf Interaktion angelegten Arbeiten.

Nach den über zehn Jahre zurückliegenden Einzelausstellungen in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main (2005) und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich (2007) gibt die Ausstellung “Parallax Symmetry” einen aktuellen Überblick über Nicolais künstlerische Arbeiten. Etwa 40 seiner multimedialen Werke werden präsentiert, darunter Sound-Installationen wie “particle noise” (2013) und “unicolor” (2014) sowie mehrere Beispiele aus der seit 2006 entstehenden Video-Reihe “future past perfect”. Übergreifendes Thema der gezeigten Werke ist die Fusion von bildender Kunst und Musik, von naturwissenschaftlicher Erkenntnis, technischem Apparat und Poesie. Die Arbeit “ur-geräusch” bringt diesen Zusammenschluss gekonnt zum Ausdruck: Hier greift Nicolai den 1919 veröffentlichen Aufsatz von Rainer Maria Rilke auf, lässt ihn als literarische Vermittlung seines Kunstschaffens über einen Audioguide begleitend beim Rundgang durch die Ausstellung hören.

Im ganzen Ausstellungsbereich interagieren Bilder mit Klängen, erweitern optisch Sounds aus höheren Sphären, die sich aus skelettierten Rhythmen und elementaren Zutaten wie Sinustönen zusammensetzen. Mit seinem streng reduzierten Elektroniksound an der Grenze zum Minimal-Techno ist Carsten Nicolai nicht nur in der Kunst-, sondern auch in der Film- und Musikwelt bekannt. Unter dem Pseudonym Alva Noto veröffentlicht er Alben und Filmmusik wie kürzlich den Soundtrack für Oscar-Gewinner “The Revenant” (2015). Letzteres ist seine inzwischen bereits sechste Zusammenarbeit mit dem japanischen Komponisten Ryuichi Sakamoto. Zu weiteren gemeinsamen Projekten zählen das Alva-Noto-Album “Unieqav” und “Glass”. Als Mitbegründer des legendären Deutschen Labels Raster Noton leitet Carsten Nicolai außerdem das “Archiv für Ton und Nichtton” seit 1999.

Wer sich für Innovatoren wie Buckminster Fuller, Nicola Tesla und Nam June Paik interessiert, sollte die Ausstellung “Parallax Symmetry” auf keinen Fall verpassen. Denn die künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeiten Carsten Nicolais sind absolut sehenswert, regen zum Nachdenken an und schaffen Raum für Diskussionen. Kurz: Ein sensorisches Erlebnis der besonderen Klasse.

Die Ausstellung “Parallax Symmetry” läuft vom 28. September 2019 bis zum 19. Januar 2020. Parallel zeigt das Lehmbruck Museum Duisburg die Arbeit “rota” von Carsten Nicolai vom 28. September 2019 bis zum 26. Januar 2020. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 27. September 2019 um 19.00 Uhr im K21 statt. Weitere Events im Rahmenprogramm: Listening-Session am 31. Oktober 2019 von 19.00 bis 22.00 Uhr im Salon21 & Alva Noto Konzert am 18. Januar 2020 von 20.00 bis 23.00 Uhr auf der Piazza im K21. Karten für das Konzert gibt es für 15 Euro an der Museumskasse.

Adresse: Ständehausstraße 1 | 40217 Düsseldorf
Mehr Informationen im Netz unter: www.kunstsammlung.de

Die Eröffnung der Austellung „Parallax Symmetry“ ist am 27.09. – hier geht es zur Veranstaltung auf Facebook…  Carsten Nicolai wird am 18. Januar auf der Piazza im K21 unter seinem Musikerpseudonym Alva Noto eine Live Performance geben, weitere Infos hierzu in der Facebook-Veranstaltung hier…

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Text: Merit Zimmermann
Fotos: Veranstalter, siehe Bildtitel | Titelbild: 
Carsten Nicolai, „future past perfect pt.1 (sononda)“, 2010. HD, Video, 07:28 min (Videostill)
THE DORF 2019

 

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