Charlotte Posenenske: Work in Progress im K20

Foto: Achim Kukulies

Charlotte Posenenske ist eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst. Bis zum 2. August 2020 zeigt das K20 ihre Ausstellung „Work in Progress“. Die Malerin und Bildhauerin beschäftigte sich zu Lebzeiten mit der Frage: Was ist ein Kunstwerk? Was kann es für die Gesellschaft tun? Posenenskes Ziel: Ihre Werke für die Menschen zugänglich zu machen. Sie an ihrer Kunst selber mitwirken zu lassen – wie auch heute noch. Die Ausstellung „Work in Progress“ steht für das Unabgeschlossene. Das Offene. Die Demokratie.

Die Künstlerin ist für ihr sozial- und gesellschaftspolitisches Interesse sehr bekannt. Die 1930 geborene und 1985 verstorbene deutsche Künstlerin entwickelte sich während ihres Schaffens immer mehr vom Bild- in den Architekturraum. Erst kam das Papier und die Spachtelkunst, dann die Blecharbeit und die Skulpturen. „Illusionsräume zum Mitwirken schaffen“ hieß es auch für die Kuratorin Isabelle Maiz. Sie durfte 140 Einzelteile der Serie D selber zusammenbauen. Was mache ich damit? Wo platziere ich es? Genau das wollte die Künstlerin. Die Menschen an ihrer Kunst teilhaben lassen.

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen würdigt mit der Überblicksausstellung „Charlotte Posenenske: Work in Progress“ eine bemerkenswerte und radikal konsequente Künstlerin der deutschen Nachkriegszeit. In den 1960er Jahren entwickelte Charlotte Posenenske innerhalb von nur zwölf Jahren eine beeindruckende Sammlung von minimalistischen Arbeiten, die ihr innovatives Verständnis von Kunst aufzeigen. Ihr Beitrag zum Diskurs der Minimal- und Konzeptkunst blieb lange Zeit weitestgehend unberücksichtigt, obwohl sie zu Lebzeiten in Frankfurt mit Künstlern wie Carl Andre und Donald Judd ausstellte. „Charlotte Posenenske. Work in Progress“ gibt den bisher umfassendsten Überblick über die einzelnen Werkphasen der Künstlerin. Die experimentellen Papier- und „Spachtelarbeiten“ aus den 1950er und frühen 1960er Jahren, ihre plastischen Bilder, die Reliefs der „Serie A“, „Serie B“ und „Serie C“, die Vierkantrohre aus Stahlblech und Wellpappe der „Serie D“ und „Serie DW“(1967) sowie ihre letzte Werkgruppe der Drehflügel der „Serie E“ (1967–68).

Die Arbeiten der Bildhauerin werden in einem einzigen offenen Ausstellungsraum, der Klee Halle im K20, präsentiert. Ihre früheren Papier- und Reliefarbeiten hängen weitgehend chronologisch an den Wänden der Halle – ihre künstlerische Entwicklung können die BesucherInnen einfach „ablaufen“. Die Skulptur-Arbeiten aus der Serie D, DW und E sind in der Mitte der Fläche. Warum diese Aufteilung? Die BesucherInnen können sich frei durch die Ausstellung bewegen – ganz im Sinne von Charlotte Posenenske. Kunst war für sie demokratisch. Sie sollte für jeden zugänglich und mitzugestalten sein. Während der Ausstellungszeit werden die architektonischen Kombinationen noch einmal umgebaut, um zu zeigen, wie vielfältig einsetzbar die Kunst ist.

Die Ausstellung wurde von der Dia Art Foundation in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen organisiert. Düsseldorf bleibt dabei aber nicht der einzige Ort. „Work in Progress“ besucht als letzte Station Luxemburg. Die Düsseldorfer Ausstellung zeigt auf Super-8-Filmen die experimentelle Arbeit „Monotonie ist schön“ der Künstlerin. Zwei Filmbeiträge von Gerry Schum dokumentieren den performativen Ansatz ihrer späten Arbeiten, die sie auch im öffentlichen Raum präsentierte. Neben Filmen gibt es aufschlussreiche Dokumente und Briefe aus dem Archiv der Künstlerin, frühe Bühnenbild- und Kostümentwürfe, Statements, Fotografien und Konzepte von Kunst-am-Bau-Projekten. Die Ausstellung im K20 wird Charlotte Posenenske nicht nur als eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst vorstellen, sondern vor allem auch den radikal konsequenten verstandenen Ansatz ihrer späten Arbeiten und ihr Interesse für Sozial- und Gesellschaftspolitisches vermitteln. Ende der 1960er Jahre stand eins für die Künstlerin fest: Sie verkaufte ihre Kunst. Sie war endlos reproduzierbar und erschwinglich. Das was sie immer wollte – auch wenn es für damalige Verhältnisse ungewöhnlich war.

Ausstellung: Charlotte Posenenske: Work in Progress
Zeitraum: 30.05. – 02.08.2020
K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Grabbeplatz 5 | 40213 Düsseldorf 

Mehr Informationen im Netz unter www.kunstsammlung.de
Fotos: siehe Bildbeschreibung

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