Der russisch-französische Maler Marc Chagall war ein Ausnahmetalent der Moderne und zählt zu den bedeutendsten Künstler:innen des 20. Jahrhunderts. Seine fantastisch-poetischen Bildwelten faszinieren bis heute mit ihrer rätselhaften Symbolik und leuchtenden Farbintensität. Mit 120 Gemälden und Papierarbeiten konzentriert sich die Ausstellung im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vom 15. März bis 10. August 2025 auf Chagalls frühe Werke, die zwischen 1910 und 1923 entstanden sind.
Neben den Einflüssen der Avantgarde zeigt die Schau eine bislang wenig bekannte Facette des renommierten Künstlers: die gesellschaftskritische und mitunter düstere Seite seines Schaffens. Ein besonderes Highlight: Der preisgekrönte Schauspieler Aaron Altaras, bekannt für seine vielschichtigen Rollen, hat den Audioguide zur Ausstellung eingesprochen. Altaras begeisterte zuletzt in der Hauptrolle der ARD-Serie Die Zweiflers und wurde 2024 mit dem Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler ausgezeichnet. Der kostenfreie Audioguide bietet in rund 30 Minuten eine kompakte Einführung in Chagalls Werk – von seinen frühen Arbeiten bis zu seinem Spätwerk.
Marc Chagall (geb. 1887 in Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Belarus – gest. 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) kommt 1911 nach Paris. Wie viele seiner Künstlerkolleg:innen ist er mittellos, spricht kaum Französisch und ist überwältigt von der Modernität und Energie der Stadt. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern wurden Juden in Frankreich bereits 1791 als freie Bürger:innen anerkannt. Dennoch waren sie im Alltag weiterhin mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert.
Chagall findet – im Gegensatz zu den meisten Immigrant:innen – schon nach kurzer Zeit Zugang zu den Pariser Zirkeln der künstlerischen und literarischen Avantgarde. Zu diesen Kreisen gehört auch Herwarth Walden, der Berliner Galerist und Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm. 1913 zeigt er Werke des damals noch unbekannten Chagall im Ersten Deutschen Herbstsalon und ermöglicht ihm 1914 seine erste große Einzelausstellung überhaupt.




Worin begründet sich Chagalls früher Erfolg? Wie viele junge Künstler:innen experimentiert auch er mit den Stilen der westlichen Avantgarde. Doch das Besondere an Chagalls Werk ist die Verbindung von Fauvismus und Kubismus mit jüdischen Motiven und osteuropäischer Folklore. Daraus entsteht eine surreale Motivwelt, die aus seinem persönlichen Erleben schöpft – und ihm ein unverkennbares Alleinstellungsmerkmal verschafft.
Schwebende Menschen und Tiere, Geiger auf Dächern, Riesen, Winzlinge und Mischwesen bevölkern seine Kompositionen, die stets in überwältigender Farbigkeit gestaltet sind. Doch Chagalls Welt ist keineswegs nur eine poetische Traumlandschaft – sie enthält auch scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit. Zeitlebens reflektiert er seine Herkunft. Besonders in seinen frühen Werken thematisiert er Kindheit und Jugend im jüdischen Viertel von Witebsk und die damit verbundene Begrenztheit.
Alle weiteren Infos zu der Ausstellung findet Ihr hier…
CHAGALL
15. März bis 10. August 2025
Eröffnung: Freitag, 14. März 2025, 19 Uhr
K20, Kunstsammlung NRW
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
www.kunstsammlung.de
Text: Presse
Bilder: siehe Bildbeschriftung
© THE DORF, 2025