Seit den frühen 80ern steht die Kiefernstraße in Flingern für Diversität, Selbstbestimmung und kulturelle Vielfalt. In diesem Jahr feiert sie 40jährigen Geburtstag. Der Fotograf Bernd Schaller lebt seit acht Jahren in der Kiefernstraße. Mit seinem Fotoprojekt “Kiefern Portraits” gibt er den Menschen ein Gesicht, die diesen besonderen Ort Düsseldorfs Tag für Tag mitgestalten und formen.
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Ausgehend von den damaligen Straßenbesetzungen ist die Kiefernstraße immer noch geprägt von alternativen Lebenskonzepten, politischem und kulturellem Engagement und sozialem Miteinander. Die deutschlandweit einzigartige Wohnlandschaft der Kiefernstraße zeigt, dass ein Konzept abseits von konventionellen Wohn- und Sozialstrukturen funktioniert. Die Bewohner*innen schaffen immer wieder neue Perspektiven, integrieren eigene Erfahrungen und fördern damit gegenseitige Akzeptanz und Loyalität. Werte, die die Kiefernstraße in ihrer gesamten Kompetenz und urbanen Kultur lebt und zelebriert.
Der 57-jährige Journalist und Künstler Bernd Schaller hat schon als Kind mit dem Fotografieren angefangen. “An der Fotografie begeistert mich die Möglichkeit, mit einem Bild eine ganze Geschichte erzählen zu können”, so Bernd Schaller. Nun lässt er uns an den Geschichten der einzelnen Bewohner*innen der Kiefernstraße teilhaben.
Die Idee Bewohnerportraits zu machen, entstand bei der Betrachtung der beiläufig aufgenommenen Fotos von Touristen der Straße in den sozialen Medien. Viele Aufnahmen ähneln sich und gehen über ein mehr oder weniger professionelles Abbilden der Fassaden nicht hinaus.
“Diesen Aufnahmen möchte ich mit “Kiefern-Portraits” eine Substanz hinzufügen und den Menschen, die diesen Lebensraum mitkreieren ein Gesicht geben”, sagt er. Der Fokus liegt auf den Personen im Bild. Daher ist die Wahl auf Schwarz-Weiß-Bilder gefallen. “Die Kiefernstraße ist sehr bunt, sowohl von innen als auch außen. Schwarz-Weiß konzentriert den Blick und stärkt die Präsenz des Menschens im Bild”, so Bernd.
Seine Portraits sind intensiv. Sie zeigen die Individuen in ihrer vertrauten Umgebung. Oft mit im Bild sind Dinge, denen die Protagonist*innen eine persönliche Bedeutung beimessen oder mit denen sie sich identifizieren können. Bernd Schaller konstruiert einen Raum, der Intimität aufweist und zugleich entscheidet, wie weit diese Intimität gehen darf. Die Menschen im Bild entscheiden selbst, was und wieviel sie von ihrer persönlichen Geschichte den Betrachtenden mitteilen wollen. Die Fotoreihe ist gefüllt von Selbstbestimmung, Respekt und Anerkennung. So wie es auch die Kiefernstraße seit nun 40 Jahren vermittelt und hoffentlich an nachkommende Generationen weiterreichen wird.
An der Serie von bislang 48 Bildern wird fortlaufend weitergearbeitet. Sie ist zu sehen auf www.kiefern-portraits.de
Text: Franka Büddicker
Fotos: Bernd Schaller
English version:
Since the early 80s, Kiefernstraße in Flingern has stood for diversity, self-determination and cultural diversity. This year it celebrates its 40th anniversary. The photographer Bernd Schaller has lived on Kiefernstraße for eight years. With his photo project “Kiefern-Portraits”, he gives a face to the people who shape this special place in Düsseldorf day by day.
Based on the street occupations of that time, the Kiefernstraße is still characterised by alternative concepts of life, political and cultural commitment and social togetherness. The residential landscape of Kiefernstraße, unique in Germany, shows that a concept away from conventional residential and social structures works. The residents create new perspectives again and again, integrate own experiences and thus promote mutual acceptance and loyalty. Values that are lived and celebrated by the Kiefernstraße in all its competence and urban culture.
The 57-year-old journalist and artist Bernd Schaller started taking photos as a young child. “What excites me about photography is the opportunity to work with a picture to be able to tell a whole story,” says Bernd Schaller. Now he lets us participate in the stories of the individual residents of Kiefernstraße.
The idea of taking portraits of residents arose while looking at the casually taken photos of tourists on the street on social media. Many shots are similar and do not go beyond a more or less professional representation of the facades.
“With ‘Kiefern-Portraits’ I would like to add a substance to these shots and give a face to the people who help create this habitat,” he says. The focus is on the people in the picture. Therefore, the choice fell on black and white images. “The Kiefernstraße is very colourful, both inside and out. Black and white concentrates the gaze and strengthens the human presence in the picture,” says Bernd.
His portraits are intense. They show the individuals in their familiar surroundings. Often in the picture are things to which the protagonists attach a personal meaning or with which they can identify. Bernd Schaller constructs a room that exhibits intimacy and at the same time decides how far this intimacy can go. The people in the picture decide for themselves what and how much of their personal story they want to tell the viewer. The photo series is filled with self-determination, respect and recognition. Just as Kiefernstraße has been conveying it for 40 years now and will hopefully pass on to future generations.
The ongoing series includes 48 pictures so far. You can see it at kiefern-portraits.de
Ali Hassanoglu (72),
seit 1972 als Stahlarbeiter bei Klöckner beschäftigt auf der Kiefernstraße
„Früher gab es hunderte von Kindern, die auf beiden Seiten der Bürgersteige, die noch höher waren, gespielt haben. Das war schön.“
since 1972 employed as a steelworker at Klöckner on Kiefernstraße
“There used to be hundreds of kids playing on both sides of the sidewalks, which were even higher. That was nice.”
Tara (7)
geboren 2013 auf (der kleinen karibischen Insel) Tobago und lebt seit 2014 auf der Kiefernstraße.
“Ich mag die Kiefernstraße, weil sie so bunt und frei ist und weil ich hier viele Freunde habe.”
born in 2013 on the small Caribbean Island of Tobago and has lived on Kiefernstraße since 2014
“I like the Kiefernstraße because it’s so colourful and free and because I have a lot of friends here.”
Vero, (47)
Tänzerin, seit 13 Jahren in der Kiefernstraße
„Wenn man wüsste wo man fällt, würde man die Stelle weicher machen.“
dancer, living on Kiefernstraße for 13 years
“If you knew where to fall, you’d soften the spot.”
Basger (21),
Student/Schüler, Hausgeburt auf der Kiefernstraße
„Nirgendwo gibt es so einen Zusammenhalt wie auf der Kiefernstraße“
student, home birth on Kiefernstraße
“Nowhere is there such cohesion as on Kiefernstraße.”
Petrus (53)
Trommler, seit 30 Jahren auf der Kiefernstraße
„Liebe ist das Stärkste, das ich kenne“
drummer, been on Kiefernstraße for 30 years
“Love is the strongest thing I know.”
THE DORF • THE MAG is part of the #urbanana project by Tourismus NRW