Lauriston Avery

Der amerikanische Künstler Lauriston Avery widmet sich in seinem New Yorker Atelier dem Prozess der Manipulation von Materialien wie Erde, Kleber, Federn, Spiegel und Haar und verwandelt diese in ein provokantes Oeuvre. Er transformiert die Materialen mit eigens entworfenen Werkzeugen. Das Ergebnis ist ab dem 5. April 2019 in der Ausstellung „Deaf Bats Blind Shepherds“ in der Düsseldorfer wildpalms Galerie zu sehen.

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Seine Malereien sind komplex, mit vielen Referenzen, die visuell verständlich sind. Man sieht Stadtlandschaften, Luftansichten, wo das Leben im Big Apple mit seiner Leuchtreklame und funkelnden Skyscrapers zu spüren ist. Man sieht Körper, Gesichter, Torsos und Wirbelsäulen, die durch das rhythmische Spiel von Licht und Schatten beseelt werden. Larry, wie er von Freunden genannt wird, kreiert mit seinem dynamischen Prozess von wiederholtem Addieren und Entfernen von Material eine reichhaltige und stark besetzte Leinwand, die zwischen dem Malerischen und Skulpturellen schwingt.

Larrys Vorstellungskraft wird von einem besonderen Weltbild bereichert, die in seinen Zeichnungen und Malereien erscheint: Es entfalten sich Symbole der Tradition des Hermetismus, sowie Symbole seiner Heimat, die Grabsteine der kolonialen Ära Neuenglands treten hervor, Zeugnisse von der Erfahrung des Todes in einem neuen Kontinent, bewohnt mit Fantasie und der protestantische Versuch, die Ewigkeit zu erreichen.

Im Hintergrund klingt Heavy Metal und Goth Musik. Ein Rhythmus im Bild ist immer erkennbar. Der künstlerische Einfluss in seinen Arbeiten ist unter anderem Düsseldorf zu verdanken. Larry nutzt die Lehre von ZERO, ist inspiriert von Yves Klein. Es sind eigenständige und elegante Arbeiten, die stillschweigend auf die Entdeckung durch den Zuschauer warten. Eine tickende Bombe, denn eine gute Malerei sollte explodieren. Seine Alchemie soll den Zustand kritischer Masse erreichen, die den Betrachter, die Gesellschaft und kulturelle Tradition berühren.

In den letzten Jahren kamen die Arbeiten von Lauriston Avery vor allem durch eine wegweisende Ausstellung der Brooklyner Galerie “George” ans Licht, die von der wählerischen New Yorker Kunstszene großartig rezipiert wurde. Und durch die Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Galerie   wildpalms, die Larry jetzt erstmalig in Düsseldorf zeigt. Larry gehört zu einer Generation von Künstlern aus New York, die durch die ständige Suche nach der Form, die Überlegung über die Rolle und Funktion der Malerei und einer tiefen Kenntnis über die deutsche Nachkriegskunst charakterisiert wird.

wildpalms, entstanden 2014 in Berlin, hat das Credo, Künstler/innen im Zentrum des Kunstgeschehens zu platzieren, die durch ihre Arbeiten die Kunst und somit Kulturgeschichte bereichern können. Mit einem intensiven Ausstellungsprogramm eröffnete wildpalms im September 2018 ihre großzügigen Räume auf der Gerresheimer Straße in Düsseldorf-Stadtmitte.

Ausstellung: „Deaf Bats Blind Shepherds“ by Lauriston Avery
Eröffnung: 05. April 2019 | ab 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 05. April – 05. Juni 2019
Adresse: Gerresheimer Str. 33 | 40211 Düsseldorf
www.wild-palms.com

Wie würdest du deine Kunst beschreiben? Eine Ermittlung in der übernatürlichen Manifestation der Form.

Wie bist du zu deiner speziellen Technik der Malerei/Collage gekommen? Es war eine lange, langsame Entwicklung durch Auseinandersetzung mit Materialen und dessen Verhalten im Raum.

Wo findest du Inspiration? Im Unsichtbaren.

Was ist Schönheit? Mysteriös geordnete und strukturierte Komplexität.

Mit wem, tot oder lebendig, würdest du gerne ein Altbier in Düsseldorf trinken? Mit jedem der großartigen Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Ganz ehrlich.

Worüber würdest du reden? Wie war dein Tag?

Für Leute, die dich und deine Kunst nicht kennen, wie würdest du deine Arbeiten beschreiben? Stell dir einen Bauarbeiter vor mit Nerzschal, verspiegelter Sonnenbrille, der unter einem Baum mit fallenden Hartriegel-Blüten steht.

Wie bist du zur Kunst gekommen und wann hast du damit angefangen? Ich hatte das Glück, an einer High School mit starkem künstlerischem Curriculum gewesen zu sein. Das war wohl meine erste wirkliche Begegnung mit Kunst. Ich habe immer schon Materialien mit einem Ziel verändert, aber ehrlich gesagt habe ich erst angefangen Kunst zu produzieren, als ich herausfand, dass ich nicht annähernd so schlau war wie ich dachte. Ich habe festgestellt, dass Kunst eher ein Zustand als ein Ausdruck ist.

Welche Künstler haben dich geprägt und inspiriert und tun es noch heute?  Derzeit vor allem Yves Klein und der österreichische Surrealist Wolfgang Paalen. Die Hilma af Klint Ausstellung, die gerade im Guggenheim in NYC war, war offenbarend.

Warst du vorher schon mal in Düsseldorf und wenn ja, wie ist dein Eindruck von der Stadt? Ich besuchte die Eröffnung von der wildpalms Galerie letzten Herbst. Der erste Eindruck von Düsseldorf war ein vertrautes Gefühl. Die Stadt hat eine Rauheit, die man auch von den Städten an der Ostküste der USA kennt – Städte, die ich für den Großteil meines Lebens Heimat nenne. Düsseldorf fühlt sich echt an.

Wie siehst du die Düsseldorfer Kunstszene? Die Menschen, die ich bis jetzt kennengelernt habe, waren liebenswürdig, engagiert, ernsthaft interessiert, super hilfreich – und talentiert. Die Galerien und Museen sind eindrucksvoll mit gut kuratierten Ausstellungen. Zudem darf man nicht die einflussreiche kunsthistorische Komponente vergessen. Als jemand, der aus dem Ausland kommt, fügt es ein weiteres Element von Geheimnis in die Gleichung.

Wie ist die Kunstszene in New York aktuell? Sie ist übergroß, komplex und lebendig, aber kann ganz schnell auch sehr klein, zugänglich und sogar intim werden.

1-2 Sätze zu wildpalms und eurer Zusammenarbeit… Ich arbeite jetzt seit ca. einem Jahr mit wildpalms zusammen und finde die Galeristen Alex und Sanguino wundervoll und engagiert. Ich schätze ihre Arbeit und Unterstützung für aufstrebende Künstler sehr. Ausserdem finde ich, dass es eine große Chance ist, hier in Düsseldorf zu arbeiten und die verschiedenen Kunstszenen miteinander zu verbinden.

Vielen Dank!

Fotos: Toni Boteva
Produktion: David Holtkamp
© THE DORF 2019

English version:

There are no wunderkinds in the art world, despite everything what it may look like, it actually takes years of concentrated focus and effort in the studio. Lauriston Avery has dedicated an extensive amount of time working in his New York studio, mastering the process of manipulating vernacular materials, such as soil, glue, feathers, mirrors, hair, and turn these into a provocative body of work.

The surfaces of his paintings are complex, with references that are visually understandable. You can compile them firstly as landscapes “areal views of cities”, or the body “faces, torsos, and spines”, or pure visual effect “shadows and lights”. His dynamic process of repeatedly adding and removing material creates a rich and thick embroidered canvas, that swings between the painterly and the sculptural. The magnitude of his approach allows him to open doors to make references: symbolic tradition of hermeticism, colonial era tombstones of New England, heavy metal and goth music, process oriented schools, such as ZERO, French Neorealism, etc. They are there, present in the transformed material, sometimes silently waiting to be discovered. Discretely elegant.

A good painting should explode. It’s alchemy should reach a state of critical mass, where it affects the beholder, society and our cultural library. This activation of pictorial space pushes our sensibility, deploying it to a higher status.

In the last couple of years, his work came into light with an astonishing reception. Being primarily shown at the revolutionary Brooklyn gallery „George“, a new landmark into the exigent New York art scene. Larry, how friends call him, is part of a generation of artists that search for a form, reflect on the role and function of painting, characterized by a deep knowledge of German post-war art. Now he is receiving his first solo-show in Düsseldorf with wildpalms, a platform and gallery for emerging artists, whose credo is to put the artist back in the center of art, and therefore art history. Their space in Düsseldorf was opened September 2019 with a substantial exhibition program.

„Deaf Bats Blind Shepherds“ by Lauriston Avery
OPENING: April 5th 2019 | 6 pm
Show: April 5th – June 5th 2019
Address: Gerresheimer Str. 33 | 40211 Düsseldorf
www.wild-palms.com

How would you describe your art? An investigation into psychic manifestations of form.

How did you arrive at your particular painting/collage technique? A long, slow evolution of behaving in space with material.

Where do you find inspiration? In the invisible.

What is beauty? Mysteriously ordered and structured complications.

With whom, dead or alive, would you like to have an Altbier in Düsseldorf? Any one of the amazing folks I’ve met here. Honestly.

What would you talk about? How was your day?

For people who don’t know you or art, how would you describe your work? Imagine a construction worker wearing a mink shawl, reflective sunglasses, standing under a tree of falling dogwood blossoms.

How did you encounter art for the first time and when did you start producing art? I was fortunate to have a high school that had a strong curriculum in art. My first real exposure was probably at this time. I’ve always been manipulating material with some kind of goal. But honesty, I started producing art when I discovered I’m not nearly as smart or clever as I was trying to be. Which is to say when I realized art is more of a condition than an expression.

Which artists inspired/influences you, and or still do today? At the moment Yves Klein and the Austrian surrealist Wolfgang Paalen. The Hilma af Klint exhibition, currently at Guggenheim in NYC was revelatory.

Have you been to Dusseldorf before, if so, what was your first impression of this city? Once before, briefly last fall for the inaugural opening of Wildpalms. On first impression Düsseldorf felt familiar. It has a grittiness that the cities on the east coast of US have, cities I’ve called home for most of my life. Düsseldorf feels real.

How do you see the art scene in Düsseldorf? The people I’ve met thus far, in addition to being wildly talented, have been gracious, engaged, sincerely interested and super helpful. The galleries and museums are clearly impressive with well curated shows. Also, not be be ignored is the influential art historical element here. Coming from abroad this adds a charged mystique to the equation.

How is the current art scene in NY? Its oversized, complex and vibrant but can get small and approachable, even intimate, real quick.

Maybe 1-2 sentences on wildpalms and your work with them… I have been working with wildpalms vor about a year now and think they are wonderful and enganged. I appreciate their work and support for emerging artists. Also, I think it is a great opportunity to work here in Düsseldorf and connect those different art scenes.

Thank you!

Photography: Toni Boteva
Production: David Holtkamp
© THE DORF 2019

This story was brought to you in collaboration with #urbanana #visitnrw
Co-funded by:

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