Werbung • Freudig ausgerufen, gemeckert, schnell gesprochen oder in die Länge gezogen – beim Wort MAMA haben alle augenblicklich einen Sound im Ohr. Im Frühjahr 2025 widmet sich der Kunstpalast in einer umfassenden Ausstellung den vielfältigen Vorstellungen davon, was es heißt eine Mutter zu haben, zu werden oder zu sein. Der Blick richtet sich auf die gesellschaftlichen Erwartungen, die seit jeher das Muttersein beeinflussen und sich in Kunst, Kultur und Alltag niederschlagen. Gezeigt werden neben Malerei und Skulptur, Videoinstallationen und Fotografie auch Dinge des täglichen Gebrauchs sowie Musik und Werbung. Anhand von rund 120 Werken vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart öffnet sich ein Panorama, das alle angeht – auch Väter und jene ohne eigene Kinder.





In acht Kapiteln beschäftigt sich die Schau mit den vielseitigen Aspekten von Mutterschaft. Von der „Guten Mutter“ über Care-Arbeit bis hin zu Familienkonstellationen: Sie zeigt, dass die Mutterrolle schnell in verschiedene, sehr individuelle Perspektiven zerfällt, die jedoch in der Kulturgeschichte tief verbunden sind. Eine vielstimmige Soundinstallation gibt anhand vorab aufgenommener Sprachnachrichten persönlichen Erfahrungen, Erinnerungen und Visionen Raum.
„Jeder Mensch hat eine Mutter. Indem wir Mutterschaft ins Zentrum einer Ausstellung stellen, greift der Kunstpalast einmal mehr ein Thema auf, das die Lebenswelt unserer Besucherinnen und Besucher direkt berührt, und das alle mit eigenen Erfahrungen und Meinungen verbinden. Die Schau lässt Ernsthaftigkeit auf Humor und Kunst auf Alltags- und Popkultur treffen – damit knüpft sie auf mehreren Ebenen an das Leitbild des Kunstpalastes an“, so Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast.
Populärkultur und Kunst reflektieren die gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter und das Ideal der „guten Mutter“, das im 18. Jahrhundert entstand und bis heute verbreitet ist. Künstler:innen thematisieren in ihren Werken die Herausforderungen, die mit diesem Ideal verbunden sind, wie Aldo Giannottis Porträt seiner Mutter zeigt, das den Druck der Mutterschaft verdeutlicht. Das Bild der „guten Mutter“ wird als Maßstab für Frauen betrachtet, selbst wenn sie keine Kinder haben, was sich auch in der Wahrnehmung von Persönlichkeiten wie Angela Merkel zeigt.
Die Ausstellung thematisiert außerdem die historische Veränderlichkeit von Mutterschafts-Idealen durch Ratgeberliteratur aus verschiedenen Epochen, die oft widersprüchliche Aufforderungen an Mütter enthält. Die Kuratorinnen Linda Conze, Westrey Page und Anna Christina Schütz haben Werke ausgewählt, die sowohl Kontinuitäten als auch Wandlungen in den Darstellungen von Müttern zeigen und laden das Publikum ein, über Fürsorge und Mütterlichkeit zu diskutieren.
Care-Arbeit wird traditionell als unbezahlt angesehen und oft Frauen zugewiesen. Künstler:innen kritisieren diese gesellschaftlichen Normen und zeigen auf, dass die Erwartungen an Mütter je nach sozialer Schicht variieren. Während im 19. Jahrhundert alle Frauen zur Selbstversorgung ihrer Kinder angehalten wurden, werden berufstätige Mütter heute sowohl für ihre Karriere als auch für ihre Rolle als Hausfrau verurteilt.





Auch verschiedene Orte der Mutterschaft werden untersucht, indem unter anderem historische Puppenküchen mit zeitgenössischen Kunstwerken kombiniert werden. Künstlerinnen wie Caroline Walker und Katharina Bosse thematisieren intime Momente zwischen Müttern und ihren Kindern sowie die Isolation, die mit diesen Erfahrungen einhergeht.
Verschiedene Künstlerinnen thematisieren in ihren Werken, dass die Entscheidung (K)EIN KIND zu BEKOMMEN trotz allen Fortschritts oftmals nicht frei getroffen werden konnte und kann; viele Künstlerinnen reflektieren über ihre eigenen Entscheidungen in Bezug auf Mutterschaft. Historische Figuren wie Maria werden als Beispiele für gesellschaftliche Erwartungen herangezogen, während moderne Errungenschaften den Frauen mehr Freiheit bieten.
Die Ausstellung beleuchtet auch die potenziell traumatischen Aspekte der Mutter-Kind-Beziehung und zeigt Werke von Künstler:innen wie Leigh Ledare und Lerato Shadi, die komplexe emotionale Dynamiken zwischen Müttern und ihren Kindern darstellen.
Der Begriff „mutterseelenallein“ beschreibt nicht nur Einsamkeit im Kontext von Mutterschaft, sondern auch den Verlust eines Kindes oder das Fehlen von Mutterschaft aufgrund gesellschaftlicher Normen oder persönlicher Umstände. Künstler:innen haben dieses Thema immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert.
Zu guter Letzt hinterfragt das Kapitel „Familienkonstellationen“ den Einfluss traditioneller Familienbilder auf Mutterschaft und öffnet den Blick auf alternative Lebensformen jenseits des klassischen Modells. Die Dominanz des Kernfamilienmodells wird hinterfragt, wobei Künstler:innen wie Alice Neel psychologische Nuancen in ihren Porträts erfassen. Oliviero Toscanis Kampagnenfotos forderten traditionelle Familienvorstellungen heraus und stellten homosexuelle Eltern ins Zentrum der Darstellung. Queere Lebensentwürfe erweitern das Verständnis von Fürsorge über biologische Verwandtschaft hinaus. Die Kunst spiegelt einen Wandel im Denken über Mutterschaft wider: Anstatt nur zu fragen „Wer ist die Mutter?“, wird zunehmend gefragt „Wer handelt mütterlich?“. Dies eröffnet neue Perspektiven auf Fürsorgebeziehungen jenseits biologischer Bindungen und schließt auch alternative Familienformen ein.




Die Schau versteht sich als Einladung, den Dialog über Fürsorge und Mütterlichkeit fortzusetzen — etwa im vielfältigen Begleitprogramm, das von einer Hebammensprechstunde in der Ausstellung bis hin zu Workshops mit unterschiedlichen Kollektiven und Organisationen wie Düsseldorfer Familientreffs reicht. Weitere Programmpunkte, darunter Vorträge, Talk-Formate sowie Yoga Sessions werden gemeinsam mit der VALEARA-Gruppe, die die Ausstellung als Sponsor unterstützt, umgesetzt.
Eine der prominentesten Mutterfiguren Deutschlands hat den durch die Ausstellung führenden Audioguide eingesprochen: Marie-Luise Marjan alias „Mutter Beimer“ aus der beliebten TV-Serie Die Lindenstraße konnte hierfür gewonnen werden.
Weitere Infos zur Ausstellung findet Ihr auf www.kunstpalast.de.
MAMA.
Von Maria bis Merkel
12. März – 3. August 2025
Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.kunstpalast.de
Text: Presse
Fotos: Ausstellungsansichten: Lars Heidrich, (6) Camile Henrot, End of Me, 2021, versteiftes Jeans-Gewebe, Kunststoffrohre, Bronze, Stahl, 230 x 62 x 120 cm, © ADAGP Camille Henrot. Courtesy of the artist, Mennour (Paris) und Hauser & Wirth, Foto: Annik Wetter (7) Gabriel von Max, Die Kindsmörderin, 1877, Öl auf Leinwand, 160,5 x 111 cm, Hamburger Kunsthalle, Geschenk des Vereins von den Kunstfreunden 1870, 1885, Foto © ARTOTHEK – Westermann (8) Caroline Walker, Roundmoor Drive, 2022, Öl auf Leinen, 200 x 300 cm, © CarolineWalkerCourtesy of the artist; Stephen Friedman Gallery, London and New York; GRIMM, Amsterdam / New York / London; and Ingleby Gallery, Edinburgh. c/o Cingilli Collection, Foto: Peter Mallet (9) The Sunday Times Magazine: Auf Wiedersehen, Mutti, Zeitschrift, 2021, Stiftung Museum Kunstpalast, Foto: LVR-ZMB – Annette Hiller, (15) Hannah Höch, Frau und Saturn, 1922, Öl auf Leinwand, 86,6 x 66,7 cm, The Savings Bank Foundation, DNB Collection deposited at Henie Onstad Kunstsenter, Foto Øystein Thorvaldsen_Henie Onstad Kunstsenter (16) Louise Bourgeois, The Maternal Man, 2008, Druck und Stickerei auf Textil, 26,6 x 20,3 cm, Sammlung Köser, Köln, Foto: © LVR-ZMB – Annette Hiller (17) Gaetano Pesce, La Mamma, ca. 1970, Sessel, Foto © Kunstpalast – LVR-ZMB – Stefan Arendt ARTOTHEK (18) Elina Brotherus, Annonciation 10, 2011, 30 x 42 cm, Farbpigmentdruck, Courtesy of the artist, © Elina Brotherus (19) Lerato Shadi, Sugar and Salt, 2014, Video-Still, Video, 6 Min, Mercedes Benz Art Collection, Video © Lerato Shadi
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