Post Society

Kunst geht nur im Museum? 2020 ist das ein alter Schinken. In Zeiten der Digitalisierung gibt es neben Instagram-Live-Streams und Tik-Tok-Tänzen auch virtuelle Kunsterlebnisse. Die rein digitale Ausstellung „Post Society“ erlaubt seinen Besuchern ab dem 20. Mai 2020, sich virtuell durch den Raum zu bewegen – und Kunst zu erleben. Neben einer tollen Alternative in Corona-Zeiten, bietet das Projekt aber auch jungen Kunststudenten eine Plattform, um ihr Talent unter Beweis zu stellen. 

Eine Vernissage ohne Weißwein und Tête-à-Tête – das war vor noch kurzer Zeit in der Galeriestadt Düsseldorf undenkbar. Es ist schwer vorstellbar, dass besonders in der kreativen Branche in kurzer Zeit alles zum Alten zurückkehren wird. In Zeiten der Einschränkung können diese neuen Umstände auch neue Ideen zu Tage fördern.

Die Künstler Niels Plata und Luca Kohlmetz, Studenten der Kunstakademie, zeigen ab Mittwoch, den 20. Mai 2020 in einem neuen Ausstellungsformat ihre aktuellen Arbeiten. Wann und wo? Immer und überall, denn die Ausstellung „Post Society“ ist rein digital. Die gesamte Show ist die nächsten drei Monate online verfügbar, wo sich der Besucher selbst virtuell durch den Ausstellungsraum bewegen kann.

Kuratiert wird das Ganze von der Kunsthistorikerin und -vermittlerin Jenia Sychinskaya zusammen mit Kohlmetz selbst. Sie möchten aus dem Format „Post Society“ eine wiederkehrende Ausstellungsreihe machen, die Kunststudenten eine Plattform bietet. Es gäbe für junge Künstler in Düsseldorf zu wenige Off-Spaces, so Sychinskaya. Wenn nicht genügend Räume zur Verfügung stehen, nimmt man halt kurzerhand den digitalen Raum.

Unterstützt werden die Kuratoren hierbei von Carsten Siewert, der bereits mit der PopUp-Gallery „Nachtbrötchen“ und der „ELECTRI_CITY Conference“ wichtige kulturelle Veranstaltungen in Düsseldorf auf die Beine gestellt hat. Die technische Umsetzung sowie die Bereitstellung der Location für den virtuellen Rundgang wird von Hajo Rappe und Björn Merse von art.vision / WERFT1 und realisiert. art.vision (auch Betreiber des HafenKunstKinos) hatte schon zu Beginn der Museumsschließungen auf sich aufmerksam gemacht, indem sie der Stadt Düsseldorf 3D-Rundgänge durch die städtischen Institutionen angeboten hat, damit die Sichtbarkeit der aktuellen Ausstellungen erhalten bleibt.

„Post Society“ soll nicht nur als wiederkehrende Ausstellungsreihe aufgezogen werden, die in regelmäßigem Rhythmus der jungen Kunstszene neue Impulse gibt. Mit dem Projekt „V.ART“ möchten die Ausstellungsmacher hinter dem Konzept auch anderen Galerien, Ausstellungsräumen und Künstlern die Möglichkeit bieten sich digital und zeitgemäß zu präsentieren.

Die Ausstellung ist ab dem 20. Mai 2020 online auf: www.post-society.de
Aktuelle Infos in der Facebook-Veranstaltung…

Über die Künstler:
Niels Plata
In einer Findigkeit zeigen sich Körper an ihren Grenzen und verschwimmen in die Abstraktion. Gliedmaßen transformieren und verfließen zu Farbe. Extremitäten verwischen und heben sich ab. Eine Farce zu denken Malerei sei aus der Mode, sie ist aktueller denn je und hinterfragt unsere Wirklichkeit. Der Akademie Student der Tomma Abts Klasse Niels Plata stellt in seinen Werken das konventionelle Verständnis von Körperlichkeit und Gegenständlichkeit in Frage. Die Motive werden genreübergreifend überzogen und die Kluft zwischen Horror, Comic und Realität schließt sich.

Luca Kohlmetz
Der Mensch im Anthropozän schafft es die Augen vor Missständen zu verschließen. Greenwashing, Konsumkritik und die Frage nach Aufrichtigkeit in unserer Gesellschaft – Auf radikal-soziologischen Grundsätzen erschafft der Akademiestudent Kohlmetz aus der Klasse Franka Hörnschemeyer einen pastosen Spiegel unserer Zeit. Diese unangenehmen Antworten zwingen dem Betrachter ein Hinterfragen der eigenen Prinzipien und Gewohnheiten auf. Dabei spielen die Objets trouvés und 3-D Printed Readymades mit dem Verständnis unserer Unvollkommenheit.

Wenn man über das Ende der Welt spricht, spricht man über das Ende der Menschheit, nicht der Natur.


Fotos:
Post Society
© THE DORF 2020

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