„Your Turn To Play“ – „Du bist dran mit Spielen“: Mit dieser Aufforderung präsentiert der französische Künstler Prosper Legault ab dem 4. Mai 2024 seine dritte Einzelausstellung in der Galerie Ruttkowski;68. Der 30-Jährige wechselte von der Handwerkskunst zur bildenden Kunst und kann mittlerweile auf eine abwechslungsreiche Vita zurückblicken. So nahm er an mehreren Gruppenausstellungen teil und präsentierte seine Arbeit 2019 bereits in einer Einzelausstellung in der Galerie du Crous de Paris.
Legaults Ziel ist es, Objekte des alltäglichen Lebens zu entfremden und neu zu inszenieren, sodass Betrachter:innen eine neue Perspektive auf oft banale Elemente bekommen. Ihre unverwechselbare Ästhetik thematisiert Wachstum und Stagnation, Lernen und Vergessen, Teilen und Isolieren – und offenbart doch letztlich nur das, was im Betrachtenden mitschwingt. Mit „Your Turn To Play“ zeigt er nun seine aktuellen Arbeiten in der bisher größten Galerie seiner Karriere. Die Ausstellung feiert am 3. Mai 2024 ihre Eröffnung. Wir haben den Künstler bei Ruttkowski;68 zum Gespräch getroffen und uns mit ihm über seine Arbeitsweise und zukünftige Projekte unterhalten.
Erzähle uns etwas über Deinen Werdegang: Du kommst ursprünglich aus der Handwerksindustrie. Wie bist du zur Kunst gekommen? Ich habe an der École Boulle gelernt, es dort aber nie wirklich gemocht und darum so schnell wie möglich aufgehört. Das war mit 15. Daraufhin habe ich angefangen, mit Holz und Metall zu arbeiten. Bis ich 20 war, war das mein Vollzeit-Beruf. Währenddessen habe ich außerdem mit meinen Freunden viel Graffiti gezeichnet – am Wochenende, in der Nacht; immer, wenn ich konnte. Ich war es also gewohnt, Zeit auf der Straße zu verbringen und die Dinge mit anderen Augen zu betrachten. Einer meiner Freunde hat mich auf die Kunstschule Beaux-Arts de Paris aufmerksam gemacht. Da habe ich erfahren, dass es richtige Maschinen für die Arbeit mit Metall und Holz gibt. Ich habe mir gedacht: Wieso sollte nicht auch ich ein Künstler sein? Also habe ich mich an der Schule beworben, wurde aufgenommen und habe 2020 meinen Abschluss gemacht.
Wie würdest Du Deinen künstlerischen Ansatz beschreiben? Ich mache „Assemblage“ oder „Montage“. Das ist wie Poesie. Bei Poesie hat man verschiedene Wörter zur Verfügung, die man aneinander reihen kann, um das zu sagen, was man ausdrücken möchte. Bei meiner Kunst ist es dasselbe, nur mit Objekten. Nur die Botschaft ist noch offener, man kann mehr hinein interpretieren. Ich kann mich selbst durch Objekte, Farben und Materialien ausdrücken – das ist quasi ein unendliches Vokabular. Ich bringe nur meine eigene Version in die Welt.
Wer oder was inspiriert Dich? Subkulturen inspirieren mich sehr. Ich mag alles, was für jeden frei zugänglich ist: Parties, Graffitis, Techno, Rock und Punk, Science-Ficition-Filme, alte französische Lieder und andere zeitgenössische Künstler:innen wie beispielsweise meine Freundin Anita Molinero, die eine große Inspiration für mich war.
Was war das bisherige Highlight Deiner künstlerischen Karriere? Etwas, auf das ich sehr stolz bin, ist, dass ich jetzt Teil der Pariser National Collection of Art bin. Die Stadt zeigt Teile meiner Arbeit auf der Art Basel in Paris im Oktober. Es ist eine große Ehre, dass ich Teil einer solch tollen, nationalen Kunstsammlung sein darf.
Du hast bereits Ende letzten Jahres bei Ruttkowski;68 ausgestellt. Was erwartet Besucher:innen in Deiner neuen Ausstellung? Ich hatte bereits mehrere Ausstellungen bei Ruttkowski;68. Die letzte Ausstellung war in Paris, die war allerdings viel kleiner. Die Galerie in Düsseldorf ist bisher die größte, in der ich jemals ausgestellt habe! Besucher:innen werden die Stadt auf eine Art und Weise entdecken, wie sie es bisher noch nicht getan haben.
Du bist Mitbegründer des Kunstraums „La Volonté 93“. Was genau kann man sich darunter vorstellen? „La Volonté 93“ ist ein Kunstkollektiv. Es ist immer etwas einfacher, einen Ort zum Arbeiten zu haben, wo man nicht alleine ist. Das war vor allem während meiner Zeit als Student hilfreich, da die Miete in Paris so hoch ist. Wenn man dort seine Kunst ausüben will, ohne reich zu sein, hat man kaum eine andere Wahl. Wir waren eine Gruppe junger Künstler und haben uns zuerst „inoffiziell“ in einem leeren Gebäude zum Arbeiten getroffen. Schließlich hatten wir eine Abmachung mit der Stadt – der hat gefallen, was wir machen, und hat uns daraufhin erlaubt, das Gebäude offiziell zu mieten. Ich habe das Kollektiv nach einigen Jahren verlassen, da waren wir schon 15 oder 20 Leute. Ich hatte zu der Zeit viel mit meinen eigenen Projekten zu tun. Wenn man sich nicht voll und ganz auf das Kollektiv konzentrieren kann, ist es besser, zu gehen. Jetzt gibt es neue Künstler, die dort arbeiten und die ich oft besuche. Es freut mich, dass dieser Ort immer noch existiert und Künstlern am Beginn ihrer Karriere hilft.
Was gefällt Dir an Düsseldorf am besten? Ich bin stolz, hier auszustellen, weil ich gesehen habe, dass bereits Künstler wie Robert Filliou Ausstellungen in Düsseldorf hatten. Die Stadt hat eine bedeutende künstlerische Vergangenheit. Für mich als junger Künstler ist es toll, diesen Schritt im Lebenslauf stehen zu haben.
Welche Projekte stehen in der Zukunft an? Ich werde im Oktober eine große Solo-Installation in Paris präsentieren. Mit einem meiner Sammlern steht ein weiteres Projekt in Frankfurt an. Außerdem bin ich mir sicher, dass auch mit der Ruttkowski;68-Galerie in New York noch spannende Dinge passieren werden. Zuletzt ziehe ich diesen Sommer wahrscheinlich nach Berlin und freue mich darauf, dort ein neues Kapitel zu beginnen.
Vielen Dank!
DU BIST DRAN | YOUR TURN TO PLAY | A TOI DE JOUER | 換你了
4. Mai 2024 bis 16. Juni 2024
Eröffnung
Freitag, 3. Mai 2024
18-20 Uhr
Ruttkowski;68
Grabbeplatz 2
40213 Düsseldorf
www.ruttkowski68.com
Interview: Valentina Görke
Fotos: siehe Bildbeschreibung
© THE DORF 2024