Mit ihrem Album “Sillium” hat die legendäre Hamburger HipHop-Gruppe 5 Sterne Deluxe deutschen HipHop groß gemacht. Das war Ende der 90er Jahre. Seither begleiten die Bandmitglieder Tobi Tobsen und Das Bo mit individuellen Projekten die deutsche Musiklandschaft und versprühen ihren nordischen, feierlustigen Charme. Im Rahmen des Lieblingsplatte Festivals spielen 5 Sterne Deluxe am 7. Mai 2022 ein exklusives Open Air Privatkonzert bei sipgate. Zu diesem Anlass trafen wir Tobi Tobsen zum Interview und sprachen mit ihm über Gangsta-Rap, Autotune und das Metaphysikum “Sillium”.
Surprise, surprise: Ihr könnt bei diesem exklusiven Konzert dabei sein – wir haben 50 x 2 Plätze für Euch! Was Ihr dafür tun müsst? Nicht so viel. Registriert Euch und eine Begleitperson für kostenfreie Tickets unter diesem Link. First come – first served. Wir sehen uns.
Der Körper bewegt sich, der Geist reist: 5 Sterne Deluxe machten mit ihrem Album Sillium, das genau diesen Zustand beschreibt, deutschen HipHop salonfähig. Was bislang als Nischengenre galt, katapultierte die Hamburger Band geradewegs in die deutschlandweiten Clubs und Wohnzimmer und legte damit den Grundstein für deutschen HipHop. THE DORF hat gemeinsam mit 5 Sterne Deluxe einen Blick auf die Entwicklung des HipHops geworfen, spricht über Cancel Culture und die vermeintliche Rückkehr zum fröhlichem Rap.
Beim Lieblingsplatte-Festival werden herausragende Alben aus der deutschen Musiklandschaft nach langer Zeit wieder auf die Bühne gebracht. Was geht Dir durch den Kopf, wenn du an ”Sillium” denkst? Was verbindest Du mit der Zeit? Das ist die Zeit, wo es für uns richtig los ging. Wir haben das Album dem Sillium-Konzept unterworfen. Dadurch ist die Platte ganz gut gealtert, weil man immer noch auf den Flash einsteigen kann.
Mit dem Album habt Ihr deutschen HipHop durch Eure Wortwitze, gute Laune und Lässigkeit groß gemacht. Hast Du das Gefühl, Eure Art von HipHop ist vom deutschen Gangsta-Rap abgelöst worden oder umgedreht: Gibt es Songzeilen, die Ihr heute so nicht mehr bringen würdet? Nein, die gibt es nicht. Aber klar, in den letzten 25 Jahren hat sich die HipHop-Landschaft sehr stark verändert. Zum Glück, denn es wäre ja langweilig, wenn HipHop immer noch so wäre wie in den 90ern. Zu der Zeit gab es sehr viel Pioniergeist. Die damaligen Protagonisten, die in den ersten Jahren berühmt geworden sind, sind sehr unterschiedlich. Alle besitzen ihren eigenen Style und haben sich nicht viel um Genregrenzen gekümmert. Heute ist HipHop eine viel größere Industrie geworden, wodurch es oft so wirkt, als hätte HipHop eine gewisse Richtung eingeschlagen, die dann von vielen kopiert worden ist. Auf der einen Seite ist es der ganze Gangsta-Kram und auf der anderen Seite sind es vielleicht Autotune-Gesänge. Wenn man aber genauer hinsieht, gibt es immer noch entspannte und lustige Sachen. Die sind gerade nur nicht so an der Oberfläche, weil es damals weniger HipHop gab. Jetzt gibt es wahnsinnig viel, wodurch es so wirkt, als wäre gerade nur eine gewisse Art von Rap in.
Würdest Du denn sagen, dass es ein gewisses Hoch von Gangsta-Rap gab, der Hype aktuell abschwächt und wieder mehr fröhlicher HipHop an die Oberfläche gerät? Ja, man hatte ja Anfang der 2000er das Gefühl, dass die Leute keine Lust mehr hatten und eher auf Gangsta-Rap steil gegangen sind. Das lag aber daran, dass es den Gangsta-Rap vorher in der Form nicht gab und es einfach etwas Neues war, was die Menschen ausprobiert haben. Inzwischen spielt Gangsta-Rap zwar immer noch eine Rolle, aber es gibt einen viel diverseren Output. Gerade Leute wie Marteria oder die ganz jungen Künstler*innen wie zum Beispiel Rin. Das ist dann alles doch weit weg vom Gangsta-Rap und sehr erfolgreich.
Ihr habt während der letzten Jahre auch immer separat an anderen Musikprojekten gearbeitet und Euch individuell weiterentwickelt. Wie wichtig ist das für eine*n Künstler*in? Die Musikgeschichte zeigt ja, dass es bei erfolgreichen Bands oft nach ein paar Jahren diese Ermüdungs-Erscheinungen gibt. Gemeinsam Dinge zu erschaffen, macht eine gute Band aus. Aber natürlich kann auch irgendwann ein Punkt kommen, an dem man sich eher gegenseitig im Weg steht und die Bands trennen sich. Manchmal kehren sie wieder zurück, manchmal bleiben sie aber auch auseinander. Wir waren relativ früh an diesem Punkt. Vor dem Flash-Album hatten wir eine lange Pause. Wir haben das nicht bewusst vollzogen, sondern das ist so nach und nach passiert.
In einem Interview von 2018 über Euer Album “Flash”, das 2017 erschienen ist, sagt Ihr, durch Social Media und der Angst vor Shitstorms sei der Flash abhanden gekommen? Würdest Du sagen, dass es heute noch mehr so ist als vor 4 Jahren? Vor vier Jahren ging es gerade mit dem Thema Cancel Culture los. Durch die deutschen Labels ist kurz mal eine Welle gegangen, in der Songs abgeändert werden mussten, weil sie so nicht mehr gesagt oder gespielt werden wollten. Da kann man von halten, was man will, aber das ist eine grundsätzliche Begleiterscheinung von Social Media. Alles wird bewertet und vieles weggecancelt. Als wir „Flash“ gemacht haben, war das sicher noch nicht so zentral, wie jetzt.
Wie erlebst Du den Umgang mit dem politischen Zustand der Welt in der Musikbranche zurzeit? Lässt es sich noch oder gerade jetzt feiern? Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin auch DJ und sozusagen beruflich mit dem Feiern verbunden. Ich sehe kein Problem darin, weil bei aller Betroffenheit auch wieder Platz für Freude gemacht werden muss. Wenn wir uns nur mit negativen Dingen umgeben, dann wird die Welt auch kein besserer Ort. Freude gehört zu einem sehr großen Teil in die Leben der Leute und sollte sich auch nicht aus bestimmten Gründen verkniffen werden, finde ich.
Was ist Deine erste Assoziation mit Düsseldorf? Woran denkst Du, wenn Du an Düsseldorf denkst? Ich muss immer direkt an die große, japanische Community denken. Düsseldorf hat viele gute japanische Restaurants, die deutlich besser sind als anderswo. Das kommt mir sofort in den Kopf.
Welche Erwartungen hast Du an die „private Show“ bei sipgate am 7. Mai? Wir sind ganz offen und haben keine Erwartungen. Wenn alles gut läuft, werden wir alle einen guten Abend haben. Nach so langer Zeit ohne Auftritte freuen wir uns schon über 200 Verrückte, die vor der Bühne hoch und runterwackeln. Wir sind auf jeden Fall heiß aufs Spielen.
Mit welcher Person – tot oder lebendig – würdest Du gerne mal ein Kaltgetränk genießen? Worüber würdet Ihr reden? Vor Kurzem ist unser Wegbegleiter Biz Markie gestorben. Mit ihm habe ich gerne Zeit verbracht. Das wäre auf jeden Fall nochmal einen Abend wert.
Was ist deine all-time favourite Lieblingsplatte? Meine all-time favourite-Platte ist eigentlich immer „3 Feet High and Rising“ von De La Soul. Mit diesem Album verbinde ich sehr viel. Das war für mich der Intitialmoment, an dem ich mir gesagt habe “Das ist so geil, das will ich auch machen”. Ende der 80er gab es diesen Umbruch von eher ghettolastigem HipHop zu dem ersten alternativen Rap. Das war der Startpunkt für meine Karriere.
Was bringt die Zukunft? Nur Gutes. Ich glaube, das hat John Lennon irgendwann mal gesagt: Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Vielen Dank!
Surprise, surprise: Ihr könnt bei diesem exklusiven Konzert dabei sein – wir haben 50 x 2 Plätze für Euch! Was Ihr dafür tun müsst? Nicht so viel. Registriert Euch einfach unter diesem Link. First come – first served. Wir sehen uns.
Interview: Franka Büddicker
Fotos: Titelbild: Presse | Bilder im Beitrag: Bardi & Nadia Jasmine für zakk düsseldorf
© THE DORF 2022