Beatsteaks

Sie gelten als eine der besten Livebands der Nation und sind neben den Die Toten Hosen und Die Ärzte die erfolgreichste Punkband Deutschlands. Die Rede ist von den Beatsteaks aus Berlin. Haben die überhaupt schon mal in Düsseldorf gespielt? Haben sie. Und zwar auf ihrer ersten Tour im Jahr 1996. Warum das Konzert auf der Kiefernstraße vor ganzen fünf Gästen trotzdem ein voller Erfolg war und was sie sonst noch mit Düsseldorf verbindet, verraten Bernd Kurtzke und Peter Baumann von den Beatsteaks im THE DORF Interview.

Wir treffen Bernd Kurtzke und Peter Baumann von den Beatsteaks zum spontanen Kurzinterview im Radisson Blu Hotel im Hafen. Nach zwei Off-Tagen (neudeutsch für Freizeit) in der Stadt steht der Promotag im Hotel an. Der Rest der Bande ist bei EinsLive in Köln zum Interview. Umso mehr freuen wir uns, dass Bernd und Peter sich Zeit für einen kuscheligen Plausch im Hotelbett genommen haben.

Anfang Juli feierten die Beatsteaks ihr 20-jähriges Bandjubiläum mit zwei ausverkauften Konzerten vor insgesamt knapp 40.000 Besuchern in der Berliner Kindlbühne Wuhlheide. Natürlich fängt jeder mal klein an. So auch die Beatsteaks. Bei ihrer ersten Tour 1996 versuchte ihr Manager, sie in Clubs im ganzen Land unterzubringen. Und so landeten die Beatsteaks auch in Düsseldorf. Mitten auf der Kiefernstraße, im AK47, heute übrigens noch der letzte Punkrockschuppen in Düsseldorf. Von ausverkauften Hallen und mehreren 10.000 Besuchern waren die Jungs damals noch weit entfernt.

Ganze fünf Besucher schafften es zu dem Gig. Davon standen vier auf der Gästeliste. Also ein zahlender Gast. Die Beatsteaks spielten trotzdem, als seien sie Headliner bei Rock am Ring. „Dit war eher wie ne größere öffentliche Probe,“ berlinert Peter Baumann grinsend. „Aber immerhin haben wir fünf CDs verkauft. Der Abend war somit ein voller Erfolg,“ ergänzt Bernd. „Ohne solche Erfahrungen wären wir heute nicht, wo wir sind.“ Sowas bleibt im Kopf, genauso wie die anschließende Übernachtung im Auto. Das Zimmer bei einem Kumpel, wo die Jungs untergebracht waren, stand voll mit Farbeimern, was geruchsbedingt entspanntes Schlafen unmöglich machte.

Danach spielten sie noch zwei Mal in Düsseldorf, in der damaligen LTU Arena und im Benrather Hof. „Es hat sich irgendwie nie mehr ergeben, dass wir hier aufgetreten sind, was an der räumlichen Nähe zu Köln oder Dortmund liegt, wo wir schon oft waren“, sagt Peter. Bernd hätte gerne mal im alten Ratinger Hof gespielt. „Wegen der Fehlfarben.“ Denn es sind nicht nur Bands wie The Clash, die Ramones oder die Sex Pistols, die die Beatsteaks geprägt haben. Für die haben sie übrigens schon mal im Vorprogramm gespielt. Es sind eben auch genau die alten Düsseldorfer Punkrockbands im und um den Ratinger Hof, die den deutschen Punk mit erfunden haben.

Ob Punk, Rock, Dub, Pop, Post-Punk oder Polka: letztlich sind immer die Beatsteaks drin, wo Beatsteaks drauf steht. Am 18. September 2015 erscheint das neue Album „23 Singles“ der Beatsteaks und verdeutlicht die enorme stilistische Bandbreite der Band. Wie der Albumtitel bereits verrät, sind 23 Singles auf dem Album. Alle 21 Singleauskopplungen der 20jährigen Bandhistorie sowie zwei neue Tracks. Sozusagen die Beatsteaks-Geschichte in 23 Songs. Warum sollte man das Album kaufen, möchten wir von Peter wissen. „Für uns ist es nach 20 Jahren wichtig gewesen, zu wissen: So hier steht man jetzt. Die Platte ist nichts für den Hardcore-Fan, der hat die Singles wahrscheinlich eh schon alle. Eher was für den Einsteiger, der holt sich dann die Best-of.“

Am Vorabend unseres Treffens spielten die Beatsteaks vor knapp 900 Besuchern in der ausverkauften Kulturfabrik in Krefeld. Einen Tag später geht es zum Pukkelpop Festival nach Belgien mit 70.000 Besuchern an drei Tagen. „Wir versuchen, unsere Auftritte gut zu mixen, es ist ganz gut, wenn wir nach Riesenfestivals auch mal wieder in kleineren Clubs spielen“, sagt Bernd. Zuvor hatte die Band zwei freie Tage in Düsseldorf. An denen hat es leider komplett durchgeregnet. Bernd hat in der Zeit Poker-Spielen gelernt. Und beide wissen dank des „Rheinischen-Schnauze-Taxifahres“ jetzt auch, wo Rudi Völler wohnt. Da leuchten die Augen der beiden Fußballfans wie bei kleinen Jungs. Bei einem Spiel der Fortuna Düsseldorf waren Peter und Bernd aber bis dato noch nicht. Trotzdem weiß Bernd um die „Leidensgeschichte“ der Fans. Und wie sieht’s mit dem Düsseldorfer Altbier aus? Fast schon entschuldigend gibt Bernd zu, lieber Pils zu trinken. „Ob das das dunkle Bier sei,“ fragt Peter. Ja, das trinke er recht gern.

Klar kenn wa die Modestadt Düsseldorf. Dit is doch och ne Platte von den Toten Hosen.

Natürlich gibt es noch eine weitere, durchaus nicht unwichtige Verbindung der Beatsteaks nach Düsseldorf. Und diese Verbindung heißt Die Toten Hosen. Die Toten Hosen nahmen die Beatsteaks im Jahr 2005 als Vorband mit auf ihre Friss oder stirb Tour. Peter erzählt: „Die Hosen haben uns immer sehr unterstützt. Wir haben viel von ihnen gelernt, auch im Umgang mit Vorbands. Wir waren anfangs ja ganz aufgeregt und wussten gar nicht, was uns erwartet. Die Toten Hosen waren schließlich Idole von uns. Sie haben uns dann aber ziemlich schnell die Angst genommen. Das fing bei Kleinigkeiten an: Als wir in die Garderobe kamen stand da eine Flasche mit einem kleinen Zettelchen dran: ‚Schön, dass ihr hier seid, wir wünschen euch viel Spaß.‘ Wir durften auch direkt Licht und Technik und das ganze Drumherum mitbenutzen. Das ist nicht an der Tagesordnung und viele Vorbands müssen dafür selber aufkommen. Bei den Hosen war das selbstredend. Die Jungs machen schon sehr viele Sachen sehr gut.“

Erfahrungen, die die Beatsteaks sehr geprägt haben und die sie an ihre Vorbands weitergeben. Dazu zählen unter anderem Kraftklub, Turbostaat, Billy Talent, Moneybrother, Chuckamuck, AnnenMayKantereit, denen die Beatsteaks eine erste Chance vor großem Publikum geben. Sehen sich Die Toten Hosen und die Beatsteaks denn noch oft? „Och ja, schon regelmäßig. Sie kommen oft zu Konzerten von uns. Mittlerweile haben wir auch den gleichen Tourmanager. Da herrscht schon ein reger Kontakt“, so Bernd.

Zum Abschluss möchten wir wissen, wie Peter und Bernd Düsseldorf in drei Worten beschreiben würden. Peter lacht: „Eine – schöne – Stadt. Ja was denn? Sind doch drei Worte.“ Ob denn da drei Worte reichen würden, fragt Bernd und antwortet (natürlich ebenfalls nicht ganz ernst): „Die längste Theke der Welt. Ach ne. Das sind ja fünf.“ Ganz Gentleman-like begleitet uns Peter nach dem Interview aus der dritten Etage in die Lobby zur Hoteltür. Und versichert beim Abschied, dass die Beatsteaks beim nächsten Besuch in Düsseldorf sicherlich einen kleinen Abstecher in die Altstadt machen werden.

Wir sagen: Merci und lieben Dank für das Interview!

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Das neue Album der Beatsteaks heißt „23 Singles“ und erscheint heute am 18. September 2015. Die erste Singleauskopplung „Ticket“ ist am 28. August erschienen. Beides gibt es hier käuflich zu erwerben…

Beatsteaks_presspic2_credit_Timmy_Hargesheimer

Text & Interview: Tina Husemann
Fotos: Sabrina Weniger, letztes Foto: Timmy Hargesheimer
© THE DORF 2015

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