Masken, Kunst und Clubs – all das passt in der momentanen Lage überhaupt nicht zusammen. Die Düsseldorfer Band Creeps jedoch entwickelt aus dieser Kombination eine Welt, die sich wie ein dystopischer, tanzbarer Fiebertraum anfühlt. Obwohl sie in der regionalen Szene bereits ein Standing haben, starten Creeps dieses Jahr mit einem gut durchdachten Konzept neu durch. THE DORF präsentiert das Video zur neuen Single und trifft die Band zum Gespräch.
Die vier Musiker aus dem Dunstkreis der Düsseldorfer Kunstakademie halten es mysteriös um sich. Bereits vor vier Jahren trafen wir sie zum Gespräch und haben sie seitdem nie aus den Augen verloren.
Nach fünf Jahren voller Konzerte und mehreren EPs verpassen Creeps sich jetzt einen neuen Anstrich. Durch die aktuelle Situation, die keine Konzerte im üblichen Sinn erlaubt, konzentriert die Band sich auf das Schreiben neuer Songs. Dieses Jahr soll alle paar Wochen eine neue Single erscheinen. Die Single “Dance” läutet eine neue Ära ein, die mit derselben Düsternis, aber einem dickeren, treibenden Dark-Wave-Sound daher kommt. THE DORF präsentiert Euch das Video exklusiv zum Release-Day!
Creeps sind nicht nur vier Kunststudenten, die mit Instrumenten auf der Bühne stehen. Mit perfekt zur Musik abgestimmten Visuals verwandeln Kate, Ikarus, Mercury und Kazimir ihre Auftritte immer wieder gekonnt in Art Perfomances. Von Anfang an beschlossen sie, ihre Persönlichkeiten unter Verschluss zu halten und bei ihren Auftritten Masken zu tragen. Was zu Beginn ihrer Karriere noch ein außergewöhnliches Accessoire war, trägt aufgrund der aktuellen Pandemie mittlerweile einen bitteren Beigeschmack mit sich. Vier Jahre nachdem wir uns zum ersten Mal mit Creeps zum Interview trafen, sprechen wir mit ihnen darüber, was sich seitdem verändert hat und über das neue Kapitel der Band.
Was hat sich verändert, seitdem wir uns vor vier Jahren das erste Mal getroffen haben? In den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Wir konnten sehr viele Konzerte in Düsseldorf spielen und hier in unserer Stadt eine Community aufbauen, die uns supportet. Außerdem haben wir unsere Band vergrößert und sehr konzentriert an einem neuen Klang gefeilt, der jetzt bereits ist, gehört zu werden.
Wie habt Ihr das letzte Jahr verbracht? 2019 war ein Jahr voller Konzerte und dann kam 2020. Unser letzter Auftritt war im Sommer im reinraum e.v. mit Three Places – das war großartig, denn nun trägt jeder Masken und Masken sind für uns ja nichts neues. Als Künstler muss man einfach flexibel bleiben. Wir haben versucht die gesamte Situation positiv zu sehen. Wenn wir nicht live spielen können, nutzen wir die Zeit eben anderweitig und schreiben neue Songs.
Welchen Einfluss hat die Pandemie auf euren kreativen Workflow? Die Pandemie hat auf unsere Arbeitsweise einen großen Einfluss. Wir nehmen sie sehr ernst und versuchen auf so viele persönliche Kontakte wie möglich zu verzichten. Also haben wir unseren gesamten Workflow digitalisiert. Wir haben offene Musikprojekte mit all unseren Spuren in einer Cloud, auf die jedes Bandmitglied zugreifen kann. Entscheidungen und Absprachen werden alle zwei Wochen in Zoom-Meetings besprochen. So ist in den letzten Monaten quasi ein gesamtes Album entstanden. Der Workflow ist zwar ein anderer als früher, aber funktioniert auf seine Weise gut.
Wieso habt Ihr Euch dazu entschieden ein neues Kapitel für Creeps aufzuschlagen? Wie möchtet Ihr ab jetzt wahrgenommen werden? Wir haben uns immer vorbehalten mit den verschiedenen Genres zu spielen. Das gehört zu Creeps dazu und macht uns aus. Dennoch haben wir im letzten Jahr für uns eine neue Richtung finden können. Die Sounds sind jetzt generell elektronischer, da wir viel mit dem Potential unserer Synthesizer gearbeitet haben, wodurch sich auch ein stärkerer Retro-Charme ausbreitet. Ich würde aber auch sagen, dass die Songs poppiger geworden sind und einen gewissen Dance-Charakter haben.
Strebt Ihr auch eine thematische Veränderung in Euren Songs an? Inhaltlich thematisieren die Songs immer das, was uns gerade umtreibt. Das können ganz alltägliche und persönliche Themen sein, die wir aber immer mit einem Subtext verknüpfen. Die neuen Songs behandeln zu großen Teilen die Emanzipation der Frauen, die sich immer wieder in Co-Abhängigkeiten befinden. Aber auch der Protest der Schüler für eine grünere Zukunft oder Polizeigewalt spielen eine Rolle. Wir befinden uns in einer Welt, in der einiges noch viel besser laufen kann und sollte. Als Künstlerkollektiv sehen wir uns in der Pflicht, darüber zu sprechen.
Werden die Songs, die Ihr über das Jahr verteilt einzeln veröffentlichen werdet, danach auch zusammen auf einem Album zu finden sein? Wir veröffentlichen alle sechs bis acht Wochen einen neuen Song auf Spotify, inklusive eines Videos auf Youtube. Eventuell kommen die Tracks nachträglich als limitierte Vinyl heraus, doch momentan ist es uns wichtig, jedem neuen Song so viel Energie und Aufmerksamkeit zu widmen wie sonst einer ganzen EP. Jeder der Songs steht für sich selbst.
In einer Zeit, in der es keine Konzerte und Live-Events mehr gibt, halten wir es für sinnvoll den Zuhörern permanent neue Musik anzubieten. So versuchen wir die lokale Musikszene digital zu unterstützen. Zu diesem Zweck haben wir auf Spotify die Playlist BRANDNEU Düsseldorf gegründet, wo nur neue Songs aus unserer Stadt von kleinen und großen Bands zu finden sind. Jeder Düsseldorfer Act, der mit dabei sein möchte, kann gerne auf uns zukommen.
Das Zakk unterstützt uns tatkräftig mit diesem Projekt und möchte mit uns zusammen eine Konzertreihe auf die Beine stellen. Am 6. März 2021 startet das erste Konzert mit drei Bands unserer Playlist im Streamingformat und im Sommer wird die Reihe, sobald es möglich ist, mit weiteren Konzerten fortgesetzt – hoffentlich auch mit Publikum.
Was wünscht Ihr Euch für 2021? Wir wünschen uns, dass die Musikszene kreativ bleibt und dass vielleicht bald nicht nur im Wohnzimmer zu unseren Songs getanzt wird.
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Text/Interview: Maren Schüller
Fotos: Creeps