Kulturbanausen im Ratinger Hof

Die Düsseldorfer Altstadt ist nicht nur die längste Theke der Welt, sondern auch Geburtsort des deutschen Punk in den 1970er Jahren. Früher verbrachten dort Künstler*innen wie Katharina Sieverding und Joseph Beuys die Nächte in der Undergroundszene und legendäre Bands formten sich. In den Jahren danach beheimatete die Location verschiedene Clubkonzepte wie zuletzt das Stone. Nach dem Verkauf letztes Jahr erweckt die Genossenschaft „Kulturbanausen“ den Ratinger Hof jetzt wieder zum Leben.

Der Ratinger Hof ist eine der geschichtsträchtigsten Locations in Düsseldorf. In den 1970er Jahren wurde er zum Schmelztiegel deutscher Punkmusik, Szenetreffpunkt der Undergroundkultur und Schauplatz für legendäre Konzerte. Bands wie die Toten Hosen und DAF begannen dort ihre Karriere. Als die geschichtsträchtige Immobilie letztes Jahr zum Verkauf stand, traten die sogenannten Kulturbanausen auf den Plan. Die fünf Düsseldorfer*innen wollen dem Ratinger Hof neues Leben einhauchen. Im Gespräch erzählen sie wer sie sind und wie das neue Kapitel des Ratinger Hof aussehen soll.

Wer seid Ihr? Wie ist Euer Background? Bei den Kulturbanausen handelt es sich um die fünf Düsseldorfer*innen Vicki (Wissenschaftliche Assistentin), Sia (Geschäftsführer der Sia Consulting, Cloud und DSGVO Beratung), Philipp (Barchef „Retematäng“ Bar), Sina (Student) und Daniel (Betreiber des Schickimicki Clubs und der Retematäng Bar). Wir gründen gerade eine Genossenschaft und werden in dieser in verschiedenen Funktionen ehrenamtlich wirken (Vorstand, Aufsichtsrat etc.). Die fünf Banausen kennen sich teilweise schon seit über 20 Jahren. Alle verbindet eine Leidenschaft für Kultur und Artverwandtes, die wir jetzt aktiv ausleben möchten. Da es bis dato für keinen von uns für die Bühne gereicht hat, ziehen wir die Fäden im Hintergrund und überlassen „den Profis“ das Scheinwerferlicht!

Wie wollt Ihr mit der geschichtlichen Bedeutung des Ratinger Hof umgehen? Werden alte Elemente mit aufgenommen oder eher alles neu gemacht? Wir sind uns der geschichtlichen Bedeutung des Ratinger Hof natürlich bewusst. Auch wenn es den eigentlichen Club in der Form nicht mehr gibt, ist „der Hof“ jedem ein Begriff mit jeder Menge wunderbarer Erinnerungen. Diese sollten auch erhalten bleiben, aber wir möchten gerne ganz neue Geschichten schreiben und ein weiteres Kapitel aufschlagen.

Was erwartet die Gäste? Wir planen ein soziokulturelles Zentrum mit Konzerten, Poetry Slams, Theater, Workshops, DJ Contests, Partys und vielen weiteren Projekten. Es trudeln jetzt schon jede Menge spannende Ideen ein und wir schließen grundsätzlich erst einmal nichts aus.

Wann finden hier Events statt nur am Wochenende oder auch unter der Woche? Grundsätzlich könnten wir jeden Tag oder Abend ein Programm anbieten. Je nachdem wie das logistisch möglich sein wird, könnten auch mehrere Programme an einem Tag stattfinden. So wäre es zum Beispiel durchaus denkbar die Räumlichkeiten (nach)mittags für ein Schultheaterstück zu öffnen, abends gibt es ein schickes Konzert und im Anschluss eine dicke Sause!

Wie ist der Stand vor Ort? Wann wollt Ihr öffnen? Alle Dinge wie Streichen, kleine Umbaumaßnahmen etc., welche wir mit unseren fleißigen Helfern selber erledigen konnten, wurden vollbracht und nun dürfen “die Profis“ ran! ☺ Theke, Bühne, WCs, Licht und Ton stehen an erster Stelle. Wann es wirklich losgehen kann, hängt hauptsächlich vom Verlauf der Pandemie und den damit verbundenen Verordnungen ab. 

Wie seid Ihr gastronomisch aufgestellt? Neben den klassischen Angeboten wie Alt und Pils, Wein, Spirituosen, Longdrinks etc. planen wir eine breite Palette an alkoholfreien Getränken, da wir auch ein schickes Programm für und mit Kids organisieren möchten. Es wird dann wohl um einen Kern an Angeboten gehen, welche es immer geben wird, und der Rest der Karte kann je nach Veranstaltung variieren.

Wofür steht Kulturbanausen? Ist das der Name Eurer Genossenschaft oder auch der neue Name der Location? Beides! ☺ Die Genossenschaft wird sich so „schimpfen“ und der zukünftige Name der Location auf der Ratinger Straße 10 wird „Kulturbanausen im Ratinger Hof“ heißen.

Gibt es einen Plan B, wenn Corona weiterhin für Einschränkungen sorgt und wenn ja, wie sieht der aus? Sind Outdoor- oder Digitalevents geplant? Durchaus vorstellbar ist zum Beispiel eine Art „Soft Opening“ mit Poetry Slams und/oder einem Comedy-Programm. Dann könnten wir den Ratinger Hof bestuhlen und dadurch den nötigen Abstand gewähren, Kontakte verfolgen et cetera! Hygienekonzepte sind in Arbeit, aber wir hoffen natürlich bald wieder gemeinsam zusammengekuschelt feiern zu dürfen! Digitale Events und Livestreams sind ebenfalls auch nach Corona geplant. Da macht es sich bezahlt einen sehr fähigen ITler im Team zu haben! ☺

Text: Maren Schüller
Foto: Anne Orthen

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