Mood Taeg – Exophora

„Die Platte, die lässt sich ziemlich gut hören, ne?“ – so oder so ähnlich könnte eine Konversation in einem Düsseldorfer Plattenladen beginnen. In den Händen der Konversierenden: ein Album, auf dessen Cover eine Wand zu sehen ist – besprenkelt mit einem großen Klecks rot-pinker Farbe, die von farbigen Streifen durchzogen wird – und wenn man die Platte ganz aufklappt, auch über die komplette Rückseite reicht.“

„Exophora“ heißt das Debüt-Album von Mood Taeg, das diesen Freitag, 22. Mai erscheint. Und, hätte die Konversation so begonnen, wie ausgemalt – dann hätte sie quasi schon erklärt, wofür der Bandname steht. Ein Mood Taeg ist in der Linguistik nämlich ein gern genutztes Mittel. Ein Rückversicherungspartikel. Eben ein kurzes „ne“ – am Ende der Feststellung über ein gutes Album. Denn: die Platte lässt sich wirklich ziemlich gut hören.

Mood Taeg haben mit ihrem Debüt-Album ein Stück Musik produziert, was nur zu gut nach Düsseldorf passt. Irgendwo zwischen Krautrock, Hip-Hop und experimentellen Sounds pendeln sich die fünf Songs ein – mit dynamisch treibenden Drumsounds und groovigen Synthesizer-Klängen. Ob die Songs sechs oder zehn Minuten lang sind, egal – die Musik lässt einen Sog entstehen, der Zeit und Raum kurz beiseite schiebt und die Hörer*innen einfach mitnimmt. Das Schöne: träumen oder tanzen – beides funktioniert dazu sehr gut.

Mood Taeg gehört zu einem größeren Kollektiv von Künstler*innen, Musiker*innen, Fotograf*innen, und DJs. Hinter der Band selbst stehen vor allem drei Personen: TDK, K’ko und Lowell Freeman. Wir haben TDK und K’ko ein paar kurze Fragen in ihre Corona-Isolation geschickt – um ein bisschen mehr über die Geschichte hinter der Düsseldorf-Shanghai-Musik-Connection zu erfahren.

Mood Taeg online: LabelBandcampFacebookInstagram

Wer seid ihr, woher kommt ihr und wo lebt ihr jetzt?
TDK:
Ich komme ursprünglich aus Schottland und lebe seit vier Jahren in Düsseldorf. Davor habe ich 15 Jahre lang in China gelebt und gearbeitet. Nach einer so langen Zeit in einer Megacity wie Shanghai ist es toll, in Düsseldorf zu leben. Es ist eine sehr freundliche Stadt – eine perfekte Mischung aus Stadt und Vorstadt und ich finde, es hat eine überschaubare Größe.

K’ko: Ich bin in Düsseldorf geboren und ich lebe auch hier. Die Stadt ist meine allerliebste Heimat. Das Einzige, was ich nicht brauche, ist Karneval. Ansonsten kann ich mich TDK nur anschließen. Witziger weise haben er und ich unabhängig voneinander in China gearbeitet. Ein absolut spannendes Land mit unglaublich vielen kulturellen Facetten. Dennoch hat es mich wieder nach Düsseldorf gezogen. Es ist und bleibt mein Zuhause.

Lowell Freeman, der Dritte im Bunde, lebt übrigens aktuell  in Shanghai, ursprünglich kommt auch er aus Schottland. (Anm. der Redaktion)

Ihr habt ja schon angeschnitten, was Düsseldorf für euch persönlich bedeutet. Welchen musikalischen Einfluss hat die Stadt auf euch?
TDK:
Ich habe zum ersten Mal von Kraftwerk und Düsseldorf gehört, als ich etwa 10 Jahre alt war. Ich war fasziniert als ich ihren Auftritt in einer britischen Fernsehsendung namens “Tomorrow’s World“ gesehen habe. Sie haben „Autobahn” gespielt. Danach habe ich andere deutsche Bands wie Neu, Cluster, Harmonia und Can entdeckt. Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es die Band Mood Taeg nicht ohne diese besondere Musik aus Düsseldorf geben würde. Nachdem ich in Düsseldorf angekommen war und K’ko kennengelernt hatte, habe ich auch mehr über die sehr interessante Post-Punk-Szene in Düsseldorf erfahren.

K’ko: Als klassisch ausgebildete Musikerin ist es großartig, in einer Stadt mit einem so internationalen und kulturell reichen Angebot zu leben und einen großartigen Veranstaltungsort wie die Tonhalle zu haben. Ich habe dort schon viele Male mit unterschiedlichen Orchestern gespielt und die Akustik ist fantastisch. Auch für zeitgenössische Musik ist Düsseldorf ein Ort von Weltklasse. Meine erste Erfahrung mit digitalen Aufnahmen habe ich gemacht,  als ich mit Kurt Dahlke in seinem Studio des Düsseldorfer Label ATATAK zeitweise gearbeitet habe. Das war eine wertvolle Erfahrung. Beide Erfahrungen haben sich bei unserem aktuellen Musikprojekt als sehr nützlich erwiesen.

Mood Taeg ist ja in erster Linie auch ein Kollektiv. Inwiefern spielt Düsseldorf da eine Rolle?
TDK & K’ko: Düsseldorf hat eine blühende und recht eklektische lokale Kunstszene und ist musikalisch sehr aufgeschlossen. Es wäre großartig, mit anderen Düsseldorfer Künstlern an diesem Musikprojekt zu arbeiten, und da haben wir beschlossen, das Projekt mit einem “lockeren Kollektiv” durchzuführen. Diese Idee hat sich praktisch natürlich entwickelt durch die Begegnungen und den Austausch mit Leuten aus unterschiedlichen Bereichen. Diese Begegnungen haben wir u.a. Mark und seinen Vinyl-Stammtischfreitagen im Beat Retreat zu verdanken.

Wenn ihr keine Musik macht, was macht ihr dann in Düsseldorf?
K’ko:
Wir veranstalten mit großer Freude DJ-Nächte als Teil des Mood Taeg Kollektivs. Sie heißen:  “Everybody loves the Sunshine”, und wir haben bereits öfter im WP8, im Reinraum in Düsseldorf und im Pop in Berlin gespielt. Wir hoffen, dass wir bald wieder die Möglichkeit dazu haben werden. Außerdem malen wir in unserer Freizeit und die Vorlage für das Albumcover stammt aus einem der Bilder von mir.

TDK: Es gibt auch eine coole Northern-Soul-Szene in Düsseldorf, die durch D-town Soul betrieben wird. Wir sind große Soul-Liebhaber und genießen es bei dieser Musik zu tanzen. Für ruhigere Nächte gehen wir oft ins Bistro Zicke und manchmal ins Funky Deli.

Und jetzt gerade – in Zeiten von Corona – wie verbringt ihr eure „Isolation“?
K’ko:
Wir bereiten uns auf Live-Sets für zukünftige Auftritte vor. Wir hatten zwar eine Launch Night für das Album im WP8 geplant, aber wegen der Corona-Krise wird diese verschoben. Im Moment ist noch nicht klar, wann die Live-Auftritte wieder aufgenommen werden können, aber wenn es soweit ist, werden wir spielen. Wir beschäftigen uns auch intensiv damit, wie man Ableton-Live für Auftritte benutzt, damit das Album als Zweiteiler live performt werden kann. Wir reproduzieren die Songs, die wir mit analogen Instrumenten aufgenommen haben, während des Live-Auftritts digital. Das ist für uns ein spannender Prozess. Außerdem sind wir viel an der frischen Luft mit unserer Hundedame.

Und wir sind gespannt, wie das klingen wird! Das Album „Exophora“ ist ab dem 22. Mai auf dem Markt. Hören und kaufen könnt ihr es hier – oder im Zweifel: beim Plattenhandel eures Vertrauens, wie z. B. Beat Retreat, Hitsville und A&O.

Fotos: Faible
Text: Meike Glass
© THE DORF 2020

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