Seitdem wir im vergangenen Jahr zum Release des Debütalbums Pizza ‘79 über die Düsseldorfer Band Random Dudes berichtet haben, hat sich musikalisch einiges getan. Bereits 2022 folgte ihr zweites Album Cheveux des Riches, jetzt legen die Dudes am 28. März 2023 das dritte Album Airdrop nach. Was ein Tempo! Anknüpfend an die beiden Vorgänger, finden sich auch dort Motive wie Angst vor dem Älterwerden, politische Frustration und vielfältige popkulturelle Einflüsse wieder. Ergänzt werden die Lofi-Indie-Sounds diesmal von Keyboards.
Sie lösen die Gitarren ab und begleiten die Protagonisten der Songs zwischen schöpferischer Erlebnisfülle und kreativer Einsamkeit. Ein bisschen chaotisch, ein bisschen humorvoll und selbstironisch geht der Blick auf das, was drumherum passiert, trotzdem nicht verloren. Vielmehr zeigt sich, dass Ambivalenz auch produktiv sein kann. Genaueres zum Entstehungsprozess des Albums und welche lokalen, kulturellen und musikalischen Einflüsse für die Band wichtig sind, hat uns Roland Sonnabend, Gründer und Sänger der Random Dudes, im Interview erzählt.
Eure ersten beiden Alben, Pizza ‘79 und Cheveux Des Riches, habt Ihr unabhängig selbst veröffentlicht. Ist es bei dem neuen Album genauso? Bei unserem Interview im letzten Jahr wart Ihr auf Labelsuche, wie sieht es im Moment aus? Tatsächlich haben wir uns danach gar nicht richtig auf Labelsuche begeben. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich warten wir, bis sich organisch etwas ergibt. Außerdem mögen wir das eigenständige Releasen ganz gerne, weil wir etwas chaotisch veranlagt sind.
Du hast die Songs des neuen Albums Airdrop im Sommer 2021 allein aufgenommen. Welche Rolle hat das Alleinsein für den Entstehungsprozess und die Thematik des Albums gespielt? Bei mir gehört Alleinsein zum Schreiben dazu, weil ich viel Ruhe brauche. Ich denke, man braucht zum Schreiben aber insgesamt eine gute Balance zwischen Action und Zurückgezogenheit. Dazu gehört auch, dass ich viel erleben und mich austauschen muss. Ich sammle Input und nehme mich dann zurück, um alleine im Schlafzimmer Demos aufzunehmen. Das ist sozusagen mein ‚Zone Out‘. Trotzdem hat man im Prozess immer wieder eine Form von Rezipitient*in im Kopf oder eine gewisse relationale Einordnung des Songs in ein größeres Ganzes. Man schreibt nicht nur für sich selbst, sondern macht in gewisser Weise auch etwas Soziales.
Euer Debütalbum hat vor allem Liebe, Verträumtheit und Erwachsenwerden in Form von Indie-Rock-Songs thematisiert. Was erwartet Zuhörer*innen mit dem neuen Album? Wie würdet Ihr Euren musikalischen und inhaltlichen Wandel beschreiben? Thematisch geht es uns immer um Gesellschaft. Ich verstehe Lovesongs eher als Medium, über das man andere Themen transportieren kann. Ich habe versucht, bewusst klassische und cheesy Lovesongs in verschiedenen Stilen zu schreiben. Bei I Want To Be Your Man wollte ich ein bisschen wie eine Mischung aus Elvis und George Michael klingen. Auf Baby It’s You vielleicht wie die Rolling Stones der 90er – dabei vermischt sich sehr viel. Man kann es als eine Auseinandersetzung mit Popkultur beschreiben.
Auf dem neuen Projekt sind Toykeyboard-Sounds sehr präsent, die die gitarrenlastigen Instrumentals der vorherigen Projekte ablösen. Im Sommer 2021 habe ich eine kleine Sucht nach Keyboards entwickelt. Ich war vor allem vernarrt in die Backing Tracks von alten Casios und Yamahas, die Grundlage für viele der Songs sind. Dadurch hat sich die Arbeit an dem Album zeitweise wie eine Karaokesession angefühlt.
Sonst geht es immer noch ums Älterwerden und die Angst davor, die vermutlich fast alle beschäftigt. Zum Beispiel verarbeitet der Song Wifi Fills My Heart With Joy die Beobachtung, dass man durch neue Generationen in den Clubs abgelöst wird. Es kann ein ganz schöner Spagat sein, würdevoll zu altern. Wenn eine neue Generation ins Habitat eindringt, will man nicht peinlich für diese wirken. Außerdem gibt es viele Textstellen, die sich auf den Klimawandel und Politik beziehen, die oft sehr frustrierend sind. Ein Wandel ist außerdem, dass das Songwriting mit mehr Improvisation vonstatten ging und dass ich bewusst ein sehr billiges Mikro benutzt habe, damit der Sound nicht zu weichgespült klingt.
Der Song We’ve been at the Black Sea zeigt, dass sich Eure Musik zwischen Humor, Ironie und Gesellschaftskritik bewegt. Hegt Ihr den Anspruch, in Euren Songs eine bestimmte Haltung zu verdeutlichen? Oder seid Ihr eher dafür, Euch selbst nicht immer ernst nehmen zu müssen? Ja, Humor ist uns super wichtig und wir wollen uns auf jeden Fall nicht zu ernst nehmen. Humor ist generell ein wichtiger Bestandteil von Musik und künstlerischer Praxis. Um eine genau ausdifferenzierte politische Haltung geht es uns nicht unbedingt. Ich finde es nicht sehr produktiv, in einer Haltung zu sehr gefestigt zu sein und zu allem eine superenge Meinung zu haben, nur damit man sich klar positionieren kann. Dennoch sind wir allein durch unsere Disposition in dieser Gesellschaft natürlich alle politisch und diese Position trägt unsere Musik immer mit. In We’ve been at the Black Sea, das ich vor Ausbruch des Krieges geschrieben habe, ging es zunächst vor allem um toxische Männlichkeit und Homophobie. Ich wollte einen Text schreiben, der Putin anpissen würde.
2018 hattet Ihr Euren Debütauftritt im Salon des Amateurs. Welcher war Euer bisher liebster Auftrittsort; wo – in oder außerhalb von Düsseldorf – würdet Ihr gern spielen? Es gibt viele schöne Orte für Konzerte in Düsseldorf. Dieses Jahr spielen wir voraussichtlich im alten Schlachthof bei der Ritus Konzertreihe, die dem kulturellen Leben der Stadt sehr gut tut. Anfang März haben wir in Leipzig gespielt. Außerdem ist ein Gig in Wuppertal im Loch in Planung. Ab Sommer bin ich für eine Weile in Paris und wir hoffen, eine kleine Tour durch Frankreich machen zu können.
Ist zur Veröffentlichung von Airdrop ein Release-Konzert geplant? Wir werden bestimmt in irgendeiner Form das Release feiern. Entweder mit einem Gig oder mit einer Party! Was genau steht allerdings noch nicht fest.
Als eine Band, die der Kunstakademie nahe steht – welchen Einfluss hat (bildende) Kunst auf Euer musikalisches Schaffen? Einen sehr großen! Bis zu einem gewissen Grad kann man das Projekt Random Dudes auch als künstlerische Arbeit verstehen. Es ist beides und kann auch im Fine-Arts-Kontext stattfinden.
Wie würdet Ihr die derzeitige Düsseldorfer Underground-Musikszene beschreiben? Seid Ihr durch die Stadt in bestimmter Weise geprägt? Prägend sind vor allem Erzählungen aus den 80er-Jahren. Eigentlich gibt es hier viel Potenzial und einige Leute, die Musik machen. Gleichzeitig bekommen wir mit, dass manche nach Hamburg und Berlin ziehen, weil die Musikszene in Düsseldorf recht überschaubar ist. Trotzdem gibt es einige gute Bands und Projekte, die Düsseldorf-related sind und einem Hoffnung geben. Außerdem haben wir eine ziemlich starke DJ-Szene!
Habt Ihr neben den Einflüssen von Bands wie Pavement oder The Velvet Underground auch lokale Vorbilder? Was zeitgenössische Musik angeht, mögen wir zum Beispiel International Music sehr. Die sind zwar nicht aus Düsseldorf, aber aus der Nähe.
Wo kann man in Düsseldorf am besten Musik hören/finden? Gibt es Orte, die Euch besonders inspirieren? Wenn man es richtig anstellt, kann man an vielen Orten was entdecken. Ritus wurde ja schon erwähnt. Dort kommen sehr gute Bands hin. Auch die Kassette ist eine gute Empfehlung. Letztes Jahr haben ein paar von uns Stereolab im Zakk gesehen. Das war eines der besten Konzerte, das ich je besucht habe.
Vielen Dank!
Airdrop erscheint am Dienstag, den 28. März 2023 auf allen gängigen Streaming-Plattformen, wie Spotify und Bandcamp.
Weitere Infos zur Band findet Ihr auf der Instagram-Seite @randomdudesband
Interview: Lisa-Marie Dreuw
Fotos: Ardelle Schneider
Videostills und Albumcover: Random Dudes
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