2012 lernen sich Nataly Hernández Martínez und Luise Raven kennen. Den Traum des eigenen Cafés teilen sie bereits damals, über die Jahre nimmt dieser immer mehr Gestalt an. Als das leerstehende Ladenlokal an der Hüttenstraße in Friedrichstadt frei ist, wissen sie, dass sie hier ihren Traum verwirklichen wollen. Das manko – café + workspace wird zu ihrer Herzensangelegenheit; die Idee zur Realität im Herbst vor zwei Jahren. Der Name ist Programm.
Manko bedeutet, dass etwas fehlt. Friedrichstadt fehle eben noch ein Café, eines, von denen es bereits viele in Flingern und Unterbilk gibt. Dass ihres seinen Platz in Friedrichstadt haben muss, steht für Nataly und Luise außer Frage. Hier sind sie zuhause, hier verbringen sie die Sommernächte mit Freunden am Fürstenplatz, hier spielt sich ihr Leben ab.
Im manko soll sich jeder zuhause fühlen und machen können, was er möchte. Große Fenster, durch die Tageslicht fällt, hell gestrichene Wände, warmes Holz und viele grüne Pflanzen. Ähnlich sieht es bei Nataly und Luise auch zuhause aus. Untermalt wird die Atmosphäre von sanfter Musik; viele der Lieder, etwa von Sjowgren, spiegeln die Persönlichkeit der musikaffinen Inhaberinnen wider. Die Freundinnen haben einen Ort zum Arbeiten und Denken, zur Entfaltung und zum Entspannen, zur Kreativität und zum Zusammenkommen geschaffen. Für die Zusätze Café und Workspace haben sie sich bei der Gründung bewusst entschieden. Nataly und Luise holen ein Konzept nach Friedrichstadt, das sich bereits in Los Angeles, London und in Berlin etabliert hat: die Idee des Workspace.
Das natürliche Nebeneinander von zweitem Wohnzimmer und alternativem Arbeitsplatz wird durch die bauliche Zweiteilung des Raumes ermöglicht. Im vorderen Bereich des Cafés machen die Gäste es sich mit Buch oder Magazin gemütlich oder finden sich mit Freunden bei Kaffee und unglaublich leckeren Kuchen zusammen. Im hinteren Teil des Cafés, dem Workspace, ziehen sich die Leute zum Lernen und Arbeiten zurück. Vollster Konzentration steht dank schnellem Wlan und Strom sowie einer Speisekarte mit einer übersichtlichen, aber feinen und sorgfältigen Auswahl an Getränken und Speisen nichts im Wege.
Der Fokus liegt natürlich auf dem Kaffee. Dieser kommt von den Freunden der Rösterei Schvarz Kaffee aus Flingern. Neben Klassikern wie Espresso und Cappuccino aus der Siebträgermaschine, gibt es auch handgefilterten Kaffee und immer wieder verschiedene, aromatische Röstungen. Perfekt dazu sind ein Stück selbstgebackener Kuchen oder eine Scheibe Bananenbrot. Fehlen dürfen natürlich auch nicht die weltbesten Nussecken – so wird es ihnen zumindest nachgesagt – sowie das hausgemachte Granola nach eigenem Rezept mit saisonalen, frischen Früchten. Wer es herzhafter mag, kann sich für eine Stulle oder einen Bagel entscheiden. Über die Theke geht besonders oft die Avocado-Hummus Stulle (vegan), vom Geschmack dieser haben sich auch unsere Autorin und Fotografin überzeugt. Simple, aber leckere Kost ohne viel Schnösel auf dem Teller, so beschreiben es die beiden.
Auf Nachhaltigkeit und Fair Trade legen sie viel Wert, erzählen Nataly und Luise. Warum? „Warum nicht?“ ist eher die Frage, die sich stellen. Etwas anderes macht für uns heutzutage einfach keinen Sinn, sagen sie. In der Gastronomie werde leider eben viel weggeworfen, daher wollen sie ihr Café so umweltfreundlich wie möglich führen. Der Kaffee ist fair gehandelt, die frische Milch kommt aus der Region und Früchte und Gemüse, beispielsweise für das Müsli, kaufen sie bei lara obst und gemüse gegenüber. Durch die Zusammenarbeit mit Greenbox und der Düsseldorfer Firma Cup for Cup leisten sie einen Beitrag zur Müllreduzierung, ohne Abstriche beim Genuss machen zu müssen.
Am Herzen liegt ihnen auch die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, ganz nach dem Grundsatz #supportyourlocals. Aus Partnern sind Freunde geworden, wenn sie es nicht schon vorher waren. Dazu gehören das Team von Schvarz Kaffee und die Jungs von Redbeard Interior, die mit ihrem Feinsinn und Gespür für Raumgestaltung das, was sich Nataly und Luise in ihren Köpfen vorstellten und mit ihren Worten beschrieben, in die Realität umsetzten.
Letztendlich sind ihnen glückliche und liebe Menschen wichtig. Das ist der gemeinsame Nenner ihrer Gäste, eine bestimmte Zielgruppe gibt es nicht. Im manko steckt viel von Friedrichstadt und viel von Nataly und Luise drin. Ihr Konzept spricht besonders Studierende, Freelancer und Kreativschaffende an, aber auch kleine Familien kommen gerne vorbei. Hier trifft Jung auf Alt, Klein auf Groß und auch mal Mensch auf Hund. Besonders freut es sie, dass es nach etwas mehr als einem Jahr manko – café und workspace auch bekannte Gesichter gibt wie etwa einen alten Herren, der jeden Tag seinen Cappuccino im manko. trinkt, da dieser „einfach der Beste ist“. Viele ihrer Freunde kommen hier vorbei, viele Freundschaften sind hier entstanden und entstehen hier. Trotz anfänglicher Hürden und den Herausforderungen des jungen Gründens, funktioniert es nun so wie Nataly und Luise es sich vorgestellt haben.
Was schätzen Eure Freunde an Euch? Unseren Kaffee und die Wohlfühlatmosphäre, egal, ob man nun zum Arbeiten oder einfach auf einen guten Kaffee hier ist.
Was sagen Eure Feinde über Euch? Haben wir Feinde? Vielleicht. Aber wir wüssten nicht, warum.
Was bringt die Zukunft? In naher Zukunft wollen wir auch sonntags geöffnet haben. Das ist wohl der größte Schritt, den wir wagen wollen. Und wir wollen unser Angebot um eine Frühstückskarte erweitern. Wir lieben Frühstück und haben schon 2012, als wir uns kennenlernten, mit dem Gedanken eines eigenen Cafés gespielt und gesagt, dass es dann mal das beste Frühstück bei uns geben wird. Und wir würden gerne noch mehr Lesungen veranstalten oder kleinen Ausstellungen einen Platz bieten. Wir wollen den Ort so gut wie möglich zum Zusammenkommen nutzen.
Eure liebsten Nachbarn? Wir haben viele tolle Nachbarn. Zu diesen gehören die Menschen, die uns besuchen, aber auch der Bäcker und Obst- und Gemüsehändler von gegenüber, mit denen wir auch zusammenarbeiten.
Vielen Dank!
Text: Rojda Firtina
Fotos: Kristina Fendesack
© THE DORF 2019