Die Wallstraße in der Düsseldorfer Altstadt genießt unter Kennern einen gewissen Kultstatus. Seit Jahren ist sie mit Läden abseits des Mainstreams ein kleiner Mikrokosmos inmitten der Innenstadt, hier finden sich der Kuriositätenstore Vaseline, der Army-Shop Ullis Lederladen oder mit der Wallstreet No. 9 einer der schönsten Second-Hand-Läden der Stadt. Kein Wunder also, dass hier eines der derzeit besten Düsseldorfer Cafés seinen Platz gefunden hat. Schräg gegenüber vom Record-Store Hitsville und neben dem italienischen Restaurant A Tavola wurde hier im April 2016 das ehemalige Woyton-Café mit der Hausnummer 10 zur Rösterei VIER.
Was es mit dem Namenswechsel auf sich hat? Woyton- und Rösterei VIER Inhaber Martin Schäfer sagt: „Die beiden Woyton-Filialen am Marktplatz und in der Wallstraße hatten schon immer etwas „eigenes“. Sie sind nach und nach mit dem Thema „Kaffee“ aus dem Deli-Konzept des Woyton herausgewachsen. Die Rösterei VIER ist ein reines Spezialitätencafé und eine Direct Trade Rösterei mit dem vollständigen Fokus auf Kaffee.“
Wer zum ersten Mal einen Fuß in das kleine Café setzt, der spürt sofort die warme, intime Atmosphäre. Es läuft HipHop, oder eben andere Musik, das Trinkgeld wird (wie auch schon im Woyton) für den Porsche gesammelt. Letzten Sommer entstand mit der Unterstützung der „druckbar“ ein riesiges Graffiti als Wanddekoration. „Eine Designabteilung gibt es bei uns nicht. Das ist alles ein fortlaufender Prozess. Wichtig ist uns, dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen – das gelingt am besten mit natürlichen Materialien“, so Martin. Dieser gewisse Charme kommt bei den Gästen gut an. Das Café ist rund um die Uhr, zu jeder Tageszeit gut besucht. Das Stammpublikum ist von 15 Monaten bis über 90 Jahre alt. Ein kleiner Mikrokosmos im Mikrokosmos Wallstraße, wo die Welt noch in Ordnung scheint.
Die Herkunft der Produkte wird bei der Rösterei VIER besonders groß geschrieben. Die Kaffeebohnen kommen direkt von der Farm und werden stets frisch geröstet. Mittlerweile umfasst das Sortiment des kleinen Unternehmens auch außergewöhnliche Kaffees. Darunter fallen beispielsweise die sogenannten „Micro-Lot-Kaffees“, besonders limitierte Auslesen für besten Kaffeegenuss. Selbstverständlich sind neben besonderen Kaffee-Varietäten die klassischen Espresso-Milch-Getränke, verschiedene Handfilter-Kaffees sowie wechselnde Kaffee- oder Cascara Drinks erhältlich. Die süßen Kreationen liefert Konditorin Susi, das hervorragende Bananenbrot kommt von BeBananas.
Die Milch stammt von einem lokalen Milchbauern. Transparenz und Nachhaltigkeit stehen an erster Stelle und zählen zur Passion von Martin Schäfer und seinem Team, das aus insgesamt 20 Mitarbeitern besteht. Vor einigen Monaten ersetzten die Rösterei VIER und Woyton ihr Mineralwasser durch kostenloses Leitungswasser. Damit unterstützen sie aktiv den Düsseldorfer Kumanga e.V., der sich seit Jahren mit humanitären Projekten für die Menschen in den ländlichen Regionen Malawis engagiert. In einer eigens entworfenen 0,5 Liter Mehrwegflasche wird gefiltertes Leitungswasser gegen eine Spende für den Kumanga e.V. kostenlos heraus gegeben. Eine tolle Aktion – die unterstützenswert ist, aber leider immer noch von viel zu wenigen deutschen Gastronomen umgesetzt wird.
Was schätzen Eure Freunde an Euch? Dass wir so sind, wie wir sind!
Was sagen Eure Feinde über Euch? Feinde? Haben wir nicht!
Was bringt die Zukunft? Das weiß man nicht, aber wir versuchen die Welt jeden Tag ein bisschen zu verbessern. Durch nachhaltigen und transparenten Rohkaffee-Bezug, durch unser Brunnen und Sanitär Projekte in Malawi mit dem Kumanga e.V. und durch den alltäglichen Kontakt mit unseren lieben Gästen.
Eure liebsten Nachbarn? A Tavola, lecker Essen, nette Leute und gerne trinkt man abends auch mal ein Feierabend-Bierchen zusammen.
Vielen Dank!
Text: Nico Bülles, Tina Husemann
Fotos: Robin Hartschen
© THE DORF 2016/17
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