NØRDS

Kreative Küche ohne Schnickschnack. Modern, frisch und skandinavisch inspiriert. Mit dem NØRDS hat in Düsseldorf das vielleicht lässigste Restaurant der Stadt eröffnet. Was auch an Besitzer und Küchenchef Sebastian Wego liegt.

Während in Berlin, Amsterdam oder Antwerpen minimalistisch-nordische Küche boomt, suchte man in Düsseldorf ein modernes skandinavisches Gastrokonzept bisher vergeblich. Bis Sebastian Wego mit dem NØRDS die Lässigkeit Skandinaviens nach Flingern brachte.

Seit November 2021 experimentiert, kocht und serviert der 30-Jährige in seinem kleinen, hübschen Restaurant mit einer Lockerheit und Leidenschaft, die in der Stadt ihresgleichen sucht. Das Ambiente des NØRDS: minimalistisch, aber sehr gemütlich. Die Küche: modern, ungewöhnlich und auf das Wesentliche reduziert. Die Karte: sehr fokussiert. Zwei Vorspeisen. Drei Hauptgänge. Eine Käseplatte. Welch Erleichterung für Foodies, die sich schwer entscheiden können. Vegetarische Alternativen und die Möglichkeit, Hauptspeisen als Vorspeise zu wählen, dürften hier wirklich alle Gäste glücklich machen.

Und sowieso: Im NØRDS ist jedes Gericht etwas Besonderes. Schnörkellos und auf den Punkt. Dazu perfekt angerichtet für den visuellen Genuss. Eine Balance der Konsistenzen und Aromen und eine ungewöhnliche Symbiose verschiedenster Zutaten. Edamame und Algen treffen auf Kartoffelpüree und heimische Gemüsesorten. Süß auf sauer. Sebastian Wegos Kreationen sind saisonal und modern. Minimalistisch und raffiniert. Klassisch und experimentell zugleich – auf jeden Fall für geschmackliche Überraschungen gut. Kohlrabi Ceviche, Brokkoli mit gebeizten Hühnerherzen, Zwiebel-Veloute und lila Kartoffelchips stehen ebenso auf der Karte wie lackierter Schweinebauch mit Kartoffelpüree, Gemüse, Altbierjus und Chorizo. Das Menu wechselt saisonal. Ab Mai gibt es Wild, im Juni Matjes, im Sommer viel Seafood. Generell ist das NØRDS eine gute Adresse für Fischfans – mit Kabeljau, Stint und Lachs bis zu Austern aus der Normandie, natürlich je nach Saison.

Räuchern. Einlegen. Fermentieren. Sebastian Wego beschäftigt sich mit traditionellen Zubereitungsarten, die es ihm ermöglichen, Lebensmittel auch über die Saison hinaus zu erhalten und in klassische und gute Gerichte zu verwandeln. Betritt man die kleine, schwingende Salontür zur Küche, stapeln sich Einmachgläser mit eingelegten Rettichen, Zwiebeln und Rüben. Damit veredelt er seine moderne kreative Crossover-Küche wie Fischtacos oder die Fish&Chips mit Bärlauch-Kartoffeln und Petersilienmayonnaise. Nicht nur abends ist das NØRDS eine perfekte Wahl: Die Mittagskarte bietet wöchentlich wechselnde Gerichte wie einen Signature Burger, aromatische Suppen oder eine deftige Kartoffelpfanne mit Majoran und Spiegelei.

Sebastian Wego hat als Koch gelernt, unter anderem in Hotels in den österreichischen Alpen und bei Feinkost Käfer in München gearbeitet, wo er nicht nur Küchen-Skills, sondern jede Menge Gastfreundschaft lernte. „Ich wollte aber seit jeher meine eigene Kreativität in die Küche einbringen und meine eigene Vision eines modernen Restaurants kreieren“, sagt der NØRDS-Chef. Inspirieren lässt er sich dabei von radikalen Spitzenköchen wie dem Stockholmer Björn Frantzén und experimentellen Sterne-Restaurants wie dem Noma in Kopenhagen und dem Alinea in Chicago, wo Grant Achatz Molekularküche revolutioniert.

Sebastian Wego steht im NØRDS selbst in der Küche und schafft es gleichzeitig mit einer unglaublichen Entspanntheit und Aufmerksamkeit den Service zu wuppen. Zunächst der Pandemie geschuldet, passt dieses One-Man-Konzept aber perfekt zu dem unprätentiös-coolen Gesamtbild des Restaurants. Denn man fühlt sich eher zu Besuch bei einem kochbegeisterten Freund, als in einem Fine Dining Restaurant. Sebastian widmet sich mit viel Zeit und Hingabe jedem einzelnen Gast, empfiehlt die kreierten Gerichte und die korrespondierenden Weine. Die klare, skandinavische Einrichtung mit viel Holz, nackten Glühbirnen und Pflanzen, die von der Decke hängen, lenkt nicht von der besonderen Küche ab. Allein an der hellgrau gestrichenen Wand hängt ein riesiges Bild des Düsseldorfer Künstlers Chris Succo, der in unmittelbarer Nähe sein Atelier hat und regelmäßig zum Essen kommt. Zukünftig soll Kunst im NØRDS noch einen größeren Stellenwert bekommen – mit wechselnden Gemälden und Kunstplakaten an der Glasfront.

Um sich als junger Familienvater inmitten einer Pandemie als Küchenchef selbständig zu machen, gehörte viel Mut und Entschlossenheit. Aber der Traum vom eigenen Restaurant war einfach zu groß, das Ladenlokal zu interessant. Und Düsseldorf dankt es Sebastian Wego. Die Stammkundschaft besteht längst nicht mehr nur aus der Nachbarschaft, sondern reicht weit über Düsseldorf hinaus. Und verweilt in dem netten Ambiente meist länger als geplant. Etliche Stunden und mehrere Flaschen Wein später fragt man sich im NØRDS, wo denn eigentlich die Zeit geblieben ist.

Die Weinkarte funktioniert übrigens nach dem Prinzip „so dass jeder was findet“ und enttäuscht nicht mit seiner kleinen, pointierten Auswahl an Weißen, Roten und Sprudeligen. Und wenn eine Flasche aus ist, klingelt Sebastian Wego einfach ein paar Häuser weiter beim Besitzer des Weingeschäfts La Vinesse und holt dort aus dem Weinkeller den passenden Tropfen. Zu empfehlen ist auch der Vermuth und ab Sommer ein ordentlicher Negroni. Den gibt es zwar jetzt schon außerhalb der Karte, aber nur wenn Sebastian genug Eiswürfel hat. Dieses Lockere, Unprätentiöse macht den Charme des NØRDS aus und katapultiert es zu einem absoluten Geheimtipp, den man am liebsten gar nicht (nur 5 Tische!) verraten möchte. Oder erst recht? So war das NØRDS im letzten The Dorf Mag als heißer Tipp für 2022 vermerkt, obwohl es noch gar nicht eröffnet war. Im Sommer kann man jedenfalls bald auf der Terrasse sitzen und bei einem Negroni träumen, man wäre in Kopenhagen.

Was macht euch aus?
Skandinavische Gastfreundschaft kombiniert mit gutem Essen ohne Schnickschnack.

Was schätzen deine Freunde an dir?
Mein loses Mundwerk und meine blumigen Worte.

Was sagen deine Feinde?
Mir wäre nicht bewusst, dass ich Feinde habe. Vielleicht kommen die noch. Das wäre dann ein sehr großes Kompliment.

Wer sind deine liebsten Nachbarn?
Hartwig Fricke von La Vinesse – mein Außenlager. Hier gibt es hervorragenden Wein und auch das eine oder andere gute Stück Fleisch. Wenn der Crémant oder Wein alle sind, klingele ich schon mal abends bei Hartwig, der über seinem Laden wohnt, und er lässt mich in seinen Weinkeller. Aber auch Patricia von Café Hüftgold, die mir als Mentorin viel unternehmerische Nachbarschaftshilfe gegeben hat.

NØRDS
Lindenstraße 73
40233 Düsseldorf

Website • Instagram

Öffnungszeiten
Mo – So: 11 – 15 Uhr & 17:30 – 22:30 Uhr

Zahlungsmöglichkeiten
Bar & Karte

Text: Karolina Landowski
Fotos: Kristof Puller 
© THE DORF 2022

 

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