Früher klingelten hier die Leitungen, heute höchstens der Küchenchef. Noch nicht mal ein Jahr ist das Phoenix in der ehemaligen Telefonzentrale des Dreischeibenhauses alt – es eröffnete im Dezember 2015. Genug Zeit für Küchenchef Florian Hartmann und sein Team, ein wenig Routine zu bekommen, und für die Düsseldorfer, sich an die Wiedereröffnung des ikonischen Gebäudes zu gewöhnen. Ganz neu: In der „Bel Étage“ , dem neuen Fine Dining Room in der 1. Etage, kocht Florian Hartmann seit dem 1. September 2016 in privater Atomsphäre für bis zu 20 Personen.
Für ein Restaurant ungewöhnlich – im Erdgeschoss platziert – beginnt das Phoenix-Erlebnis direkt nach Betreten der verspiegelten und marmorverkleideten Vorhalle, von der aus es nach links ins Phoenix geht. Eine freundliche Empfangsdame nimmt die Mäntel an sich und weist den Weg zum Tisch, um den sich eine mintblaue Polsterbank schlingt. Siebzig Gäste können in dem Raum Platz nehmen, an diesem Abend ist diese Zahl noch nicht erreicht, wird es aber zu späterer Stunde zumindest gefühlt noch schaffen.
Das Petrolblau des denkmalgeschützten Dreischeibenhauses wurde von den Gestaltern des Phoenix, Irina Kromayer und Etienne Descloux, aufgegriffen und in der petrol-mint- und eisblauen Bestuhlung fortgesetzt. Trotz des großen Raumes und seiner kühlen, grüngrauen Marmorböden (die korrekte Bezeichnung ist Tauerngrün) fühlt man sich in dem gedimmten Licht und der warmen Holzvertäfelung sofort wohl. Vielleicht liegt es an der Wärme ausstrahlenden Lichtinstallation von Cerith Wyn Evans, die mit ihrer optimistisch nach vorne strebenden, dann staccatohaft weitermäandernden und sich schließlich verlierenden Linie, vielleicht den Verlauf eines gelungenen Abends nachzeichnet.
Um dieses Erlebnis einer möglichst großen Zahl an Besuchern, vielleicht jenen des nahegelegenen Schauspielhauses oder der Oper, zu ermöglichen, befindet sich das Restaurant auf Augenhöhe. „Unangestrengt, leicht zu verstehen, muss einfach schmecken“ beschreibt Hartmann, der sein Handwerk im Restaurant Philipp Soldan im nordhessischen Frankenberg perfektionierte und als einer der vielversprechenden Aufsteiger der deutschen Kochszene gilt seine Cuisine. Auf seiner Karte finden sich vor allem Gerichte, die er selbst als „europäische Küche mit weltweiten Einflüssen“ bezeichnet. „Bei uns schreibt die Natur die Karte. Jetzt zum Herbst gibt es zum Beispiel Produkte wie die „Gute Luise“ Birne aus dem Rheinland, Kürbis, Puntarelle Salat und gerade frisch eingetroffen Albatrüffel – ich lasse mich durch die saisonalen Produkte inspirieren.“ So möglich, versucht er deshalb auch, regionale Produkte zu benutzen. Aber nicht zu jedem Preis: „Qualität geht vor Regionalität.“
Auszüge aus der Karte lesen sich zum Beispiel so: Kurzgebratenes vom Reh, Krautwickel, getrüffelter Rahmwirsing, Brez´nknödel, geschmorte Shiitake oder Wallerfilet mit Erbsen à la crème, Schweinekinn, Steinpilze, Meerrettich-Mark-Tempura, junge Erbsentriebe. Besonders beeindruckend und lecker: Das Onsenei vom Eifler Landei, Blattspinat, Trüffeljus, weißer Trüffel, das im Wasserbad – daher ‚Onsen’ – baden geht, bevor es auf den Teller darf. Die dazu gereichten Weine, die Sommelier Hendrik Weiß reicht, sind phänomenal auf die Gerichte abgestimmt. Zu guter Letzt kommt eine Crème Brûlée mit Tahiti-Vanille auf den Teller, bevor es ebenerdig heimwärts geht.
Das Dreischeibenhaus und seine Besucher sind für Florian Hartmann ein spannender Ortswechsel: „Unsere Besucher sind eine anspruchsvolle Klientel, die auf qualitativ hochwertige Küche Wert legen und keine 0815-Küche ohne kreative Einflüsse haben möchten – sie schätzen Kreationen mit Überraschungseffekt. Ansprechend, ohne es kompliziert zu machen. Uns ist es außerdem wichtig, eine heterogene Klientel anzuziehen – deshalb bieten wir zum Beispiel das Quicklunchabgebot für den kleineren Geldbeutel, aber auch Fine Dining Menüs in der Bel Étage im gehobeneren Preissegment an.“
„Die Tatsache, dass wir im Erdgeschoss sind, gefällt mir persönlich sehr gut. In meiner vorherigen Stelle war ich im Keller, jetzt habe ich Tageslicht, von zwei Seiten komplett verglast! Ich bin auch froh, dass wir nicht im 22. Stock sind, wo sich im Übrigen unsere schönen neuen Veranstaltungsräume Phoenix Twenty-Two befinden. Wenn wir mit dem Restaurant dort wären, könnte womöglich die gute Aussicht vom Essen ablenken. Die Leute sollen wegen der Küche kommen, wegen dem guten Service und dem ansprechenden Interieur.“
Seit ein paar Wochen muss er nun doch Treppen laufen. Bis in die 1. Etage hält sich der Aufwand aber noch in Grenzen. Denn seit dem 1. September findet sich im oberen Geschoss die Bel Étage – ein Fine Dining Konzept mit 20 Sitzplätzen. Nur eine dezente Treppe trennen das Phoenix Restaurant & Bar und die Bel Étage. Das elegante Design des Phoenix’ setzt sich mit seinen petrolfarbenen Säulen, künstlerischen Arbeiten und den Farben des Hauses fort, in der Bel Étage ist alles kleiner und privater. In eben solcher Atmosphäre wird Florian Hartmann Menüs bis zu 10 Gängen anbieten. So sagt er: „Die Bel Étage soll Raum geben, sich für den Genuss Zeit zu lassen, neue Aromen zu erleben und dabei Spaß zu haben.“ Die Bel Étage ist von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr geöffnet, kann aber auch für Private Dining Veranstaltungen gebucht werden.
Vielen Dank!
Text: Barbara Russ
Fotos: Sabrina Weniger
© THE DORF 2016