Shari’s Kitchen

Als wir am Freitag um 18:00 Uhr pünktlich zum Wochenendstart in die Collenbachstraße 41 kommen, um Shari Chopra in ihrem bezaubernden Restaurant zu besuchen, ist sie noch mitten in den letzten Zügen einer Catering-Vorbereitung für den Abend. Während wir warten, lassen wir uns schon mal vom Charme des mit bunten Leuchten geschmückten schönsten Hinterhofs von Düsseldorf und der unglaublich guten Playlist einstimmen.

Kurze Zeit später ist Shari auch schon bei uns.

Gute Playlist… Die macht richtig gute Laune. Hast Du einen Song, der Dir im speziellen immer gute Laune bereitet? Ja, absolut. „Inner smile“ von Texas. Den kann man auch so schön mit singen. (Sie geht an ihr Telefon und macht den Song an und wir können ihr da nur beipflichten.)

Wie kam es eigentlich zu diesem schönen Restaurant? Das war ehrlicherweise ein Zufall. Ich habe kein Restaurant gesucht sondern eine Produktionsstätte für mein Cateringunternehmen. Ich habe das Unternehmen vor vier Jahren gegründet und habe zunächst noch von der Küche meiner Mutter aus gekocht. Da es immer mehr und mehr Aufträge  wurden, brauchte ich eine größere Küche. Hier war vorher das „Greenies“, ein rein veganes Restaurant. Der Vorbesitzer kam auch aus Meerbusch und bot mir an, die Küche mitzubenutzen, am Tag würde ich für sein Restaurant kochen und abends für meine Caterings. Das wollte ich allerdings nicht und kurze Zeit später bot er mir an, den gesamten Laden zu übernehmen. So kam ich statt zu einer größeren Küche zu einem ganzen Restaurant.

Das heißt, Du hast die Räumlichkeiten so übernommen? Im Hinterhof stand nur eine Sitzbank mit Tisch. Dennoch habe ich mich hier bei meinem ersten Cappuccino sofort verliebt. Wir haben den gesamten Hof bepflanzt und auch die Inneneinrichtung haben wir in zwei Tagen neu gestaltet. Wir wollten die gesamte Stammkundschaft übernehmen, daher wurde Sonntag zugesperrt und am Dienstag haben wir eröffnet. In den zwei Tagen haben wir den kompletten Laden gestrichen, geputzt, Möbel gebaut und eine Spanplatte über der Theke angebracht, weil ich noch kein Geld für eine Tafel hatte. Am Morgen der Eröffnung ist mir jedoch aufgefallen, dass ich bei dem Umbau keine Lebensmittel einkalkuliert hatte und so hatte ich nur noch 30,57€ auf meinem Konto. Ich bin zum Edeka gegenüber gegangen und habe einen Großeinkauf gemacht und an der Kasse gesagt, dass ich mein Portemonnaie vergessen hätte aber den Laden gegenüber gerade übernommen habe, und gleich wieder komme zum bezahlen. Es war mir so unangenehm. Ich habe dann den ganzen Tag wie verrückt gekocht und habe abends dann meinen ersten Einkauf bezahlt. Das musste ich bestimmt noch dreimal so machen, so dass mich der Besitzer sogar irgendwann amüsiert darauf ansprach. Ich habe immer alles bezahlt und zum Glück muss ich solche Aktionen mittlerweile nicht mehr machen (lacht).

Und wie bist Du zum Kochen gekommen? Ich bin damit groß geworden, dass wir unsere Emotionen durch Essen ausgedrückt haben. Es ist etwas sehr friedvolles. Wenn zum Beispiel Streit war oder ich Mist gebaut hatte, haben wir über das Essen ohne Worte wieder zusammen gefunden. Esssen ist Kommunikation ohne Worte. Während meiner Schulzeit habe ich jeden Tag nach der Schule gekocht, unter anderem mit Axel Herrenbrück vom „Octopussy“ und Sam Keshvari vom „Ratatouille“ (mittlerweile leider geschlossen). Ich habe also von namhaften Düsseldorfer Köchen gelernt. Nach meinem Abitur bin ich für sieben Jahre immer wieder gereist, habe unter anderem in Namibia auf einer Lodge für ein paar Monate Gäste bekocht, jagen und backen gelernt. Es war eine sehr schöne, aber auch lehrreiche Zeit in meinem Leben. Dann habe ich ein paar Monate in Ägypten in einem kleinen exklusiven Restaurant im Hafen gekocht, bevor ich mich dann vier Jahre lang mit einem Gourmet-Burger-Restaurant in der Marina von El Gouna, Ägypten, selbstständig gemacht habe. Zu Hause fühle ich mich jedoch nur in meiner Geburtsstadt Düsseldorf. Deshalb habe ich mich hier mit „Shari’s Kitchen“ niedergelassen. Letzten Monat habe ich den Laden nebenan noch mit angemietet, das „Shari’s Nebenan“. Es soll für Veranstaltungen sein, derzeit renovieren wir es aber noch.

Shari’s Kitchen klingt sehr persönlich – was macht sie aus? Es ist tatsächlich eine einfache und klare Linie, die ich hier verfolge. Ich koche jeden Tag etwas anderes und immer frisch und vegetarisch. Und auch nur das, was ich selber esse und mag. Die Liebe zu den Sachen macht meine Küche aus. Es gibt keinen Schnickschnack, es gibt keine Ablenkung auf dem Teller. Es ist frisch und selbst gemacht und wenn es aus ist, ist es aus. Wir bieten drei Gerichte pro Tag an und wir haben nie Reste, wir werfen nie etwas weg. Sollte mal etwas übrig bleiben, baut der Mittagstisch am nächsten Tag darauf auf.

Vom Bauer Berrisch aus Kaarst bekomme ich jeden Dienstag mein Obst und Gemüse und ein saisonales Produkt als Überraschung dazu. Das ist toll, da muss man sich immer wieder neu mit einem Produkt auseinandersetzen. Die vegetarische Küche kann megaviel. Über 80% meiner Gäste sind dabei keine Vegetarier, aber sie wollen in der Mittagspause eben kein Schnitzel mehr essen. Wir essen ja auch um Energie zu tanken, um weiter zu machen. Es ist unser Treibstoff und der sollte lecker sein.

Was ist ein Zeichen für Dich, dass das Essen lecker ist? Für mich geht es beim Essen um Stille. Bei einer Veranstaltung zum Beispiel ist es laut, alle reden durcheinander und dann kommt das Essen. Alle fangen gemeinsam an und es wird still, weil das Essen gut ist und ich anscheinend ihre Erwartungen und ihr Gefühl dazu getroffen habe. Das Nichtssagen ist das größte Kompliment für mich.

Woher nimmst Du Deine Inspiration dafür? Es sind ganz unterschiedliche Quellen. Ich lese viele Kochbücher, manchmal kann es aber auch eine Inspiration von Pinterest sein. Was ich koche, entscheide ich jeden Morgen neu, je nach Tageslaune.

Gibt es denn dann auch Gerichte, die Du häufiger auf der Karte hast? Ja, Shari’s Burger zum Beispiel. Den lieben alle, unabhängig von der Altersklasse lustigerweise. Aber auch Spaghetti mit Avocado-Zitronen-Pesto und karamellisierten Tomaten oben drauf. Und dann ein sehr klassisches, fast schon gut bürgerliches Gericht: Erbsenpüree mit Ratatouille und Kohlrabi-Schnitzel. Es hört sich einfach an, ist aber super lecker und die Gäste freuen sich immer wieder, wenn sie sie auf der Karte sehen.

Würdest Du uns eins von diesen Rezepten verraten? Ok, dann nehmen wir das Erbsenpüree mit Ratatouille und Kohlrabi-Schnitzel. (Wir gehen in die Küche und Shari fängt an Gemüse zu schneiden und Pfannen aufzuheizen.) Wir fangen mit dem Erbsenpüree an. Klein geschnittene Zwiebeln und Ingwer schwitze ich an. Dann werden die vorgekochten Kartoffeln und die Erbsen dazu gegeben. Es müssen leckere Kartoffeln sein, das sage ich ganz bewusst, da viele aus dem Supermarkt eher wässrig schmecken. Ich bekomme meine von Bauer Berrisch, die sind voller Geschmack.

Das Ratatouille bereite ich daneben zu, ganz klassisch mit Zucchini, Aubergine und Paprika – alles in grobe Stücke geschnitten, angeschwitzt. Dann füge ich noch Petersilie und Tomate zu. Für die Kohlrabi-Schnitzel habe ich die Kohlrabi vorher blanchiert und dann in Mehl, Ei und klassischer Panade gewendet. Der Panade habe ich allerdings noch Zitronenzeste und Meersalz zugefügt, für den Geschmack. Die Schnitzel werden dann in Pflanzenöl angebraten.

Zum Schluss gebe ich noch etwas Zitronenabrieb und frischen Pfeffer drüber. Fertig.

Und wie sieht es mit deinem persönlichen Lieblingsgericht aus? Mein Favorit ist tatsächlich ganz simpel – eine frische Taglierini mit Tomaten-Sugo – am liebsten mit den selbst angebauten Tomaten von meiner Tante aus Langenfeld – gerösteter Salbei und gerösteter Knoblauch oben drauf mit Parmesan. Ich esse wirklich alles, aber das ist mein absolutes Lieblingsgericht. Wenn man viel kocht, hat man abends immer keine Lust mehr auf das, was man den ganzen Tag gekocht hat. Dieses Gericht behalte ich für mich, zum Beispiel für Momente, wenn ich bei mir auf dem Balkon sitze.

Also etwas Persönliches für Deinen Feierabend, sozusagen der perfekte Tagesabschluss? Der perfekte Feierabend ist für mich, wenn meine Freunde hier abends vorbeikommen. Die meisten kenne ich noch aus meiner Grundschulzeit. Wir sitzen hier alle zusammen an einem Tisch, auch gerne im Hof, und ich koche Pasta oder wir sitzen einfach so zusammen bei einem schönen Weißburgunder. Es ist wie Familie. Und manchmal geht es dann noch weiter in eine Bar, zum Beispiel zu David in die Squarebar, oder einfach zum Büdchen um die Ecke.

Das klingt alles fantastisch. Hast Du denn noch einen unerfüllten Traum? Ein Boutique-Hotel wäre der Wahnsinn, mit höchstens acht Zimmern. Das müsste am Meer sein. Ein verwinkeltes Haus direkt am Strand, jedes Zimmer ist unterschiedlich, es gibt das beste Frühstück, Kinder spielen draußen… Ich weiß noch nicht, wo es sein könnte – ich weiß nur, dass es auf jeden Fall gutes Essen geben wird. Aber das hat noch Zeit…

Vielen Dank!

Text: Miriam Backhaus
Fotos: Kristina Fendesack
(c) THE DORF 2019/20

Shari’s Kitchen

Collenbachstraße 41
40476 Düsseldorf

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Öffnungszeiten

Montag geschlossen
Di – So: 10 – 18 Uhr

Zahlungsmöglichkeiten

Bar, EC-Cash, Kreditkarte (Visa, Mastercard)

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