Seit sechs Wochen leben wir „social distancing“ – sechs Wochen, die das Leben in Düsseldorf komplett auf den Kopf gestellt haben. Wir fragen in unserer neuen Serie „SMALL-TALK, CORONA UND SONST SO?“ Düsseldorfer, wie hart sie von der Krise betroffen sind, was sie daraus gelernt haben und worauf sie sich „danach“ am meisten freuen.
Mareile Blendl ist Schauspielerin. Sie spielt für gewöhnlich auf Theaterbühnen und im TV. Gerade ist aber alles anders und Mareile ist akut von den Theaterschließungen betroffen, TV-Drehs finden ebenfalls nicht statt. Wie die Düsseldorferin die letzten Wochen erlebt hat, erzählt sie uns hier im Kurzinterview. PS: Mareiles kleine persönliche Kolumne mit ihren Alltagsbeobachtungen gibt es hier auf maryreiliblog.com
Wie waren die letzten Wochen für Dich? Wie betroffen bist du wirtschaftlich und persönlich?
Tja: Kontakberuf. Sieht ganz blöd aus, für uns Schauspieler. Es kann nicht gedreht werden, die Theater haben zu und wir haben keine Ahnung, wann es weiter geht. Es war also eine rasante Talfahrt. Leider ohne Schnee, Sonnenschein und blaue Berge.
Was hat sich geändert?
Naja. Ich habe keine Arbeit mehr, meine Kinder haben keine Schule, keinen Kindergarten, ich frage mich gerade, was sich NICHT geändert hat.
Was siehst Du als positiven Nebeneffekt bei der Corona-Krise und Quarantäne?
Am Anfang fand ich es eine, sagen wir mal, interessante Herausforderung, so viel Zeit ausschließlich mit der Kernfamilie zu verbringen. Ohne Ablenkung. Aber inzwischen ist „Kernfamilie“ für mich klar Unwort des Jahres.
Die wichtigste Lektion, die Du in den letzten Wochen gelernt hast?
Als deutlich wurde, wie sehr wir freischaffenden Künstler gerade im Regen stehen, (in NRW gehen die sog. „Soforthilfen“ leider komplett an den Künstlern vorbei) habe ich einige sehr großzügige Hilfsangebote von Freunden, aber auch Bekannten bekommen. Die haben mich vielleicht gerettet und zwar ohne, dass ich sie annehmen musste. Weil es so gut war, zu sehen, dass man nicht alleine gelassen wird.
Was fehlt Dir am meisten?
Mir fehlt am allermeisten, dass meine Söhne wieder mit anderen Kindern spielen können. Ich werde nach der Krise vermutlich international als Fußballtrainerin einsteigen, so viel Fußball spiele ich derzeit. Ich warte sehnsüchtig darauf, wieder zurück in meine Rolle als Mutter zu schlüpfen und dem Training dann von FERNE zuzusehen, während meine Söhne mit ihren Kumpels trainieren.
Was denkst Du, wird sich „nach“ Corona ändern? Was können wir aus der Krise mitnehmen?
Darauf bin ich wirklich wahnsinnig gespannt.
Welcher Lieferservice hat Dich in den letzten Wochen glücklich gemacht?
Viele meiner Lieblingsrestaurants liefern derzeit oder verkaufen außer Haus. Wir haben natürlich versucht, sie darin zu unterstützen und keinen Lieferservice in Anspruch genommen.
In welches Restaurant gehst du als erstes, wenn die Krise vorbei ist?
Wenn die Restaurants wieder aufmachen lade ich meine Kernfamilie ins „Takumi“ in der Klosterstraße ein. Und wir werden uns mit Freunden in der „Kurve“ treffen.
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn Normalität eingekehrt ist?
Auf die Wurstscheibe, die mein Sohn hoffentlich bei REWE an der Fleischtheke wieder in die Hand gedrückt bekommt. Und den kleinen, entspannten Plausch mit der Fleischereifachverkäuferin. Auf die Normalität selbst, eigentlich.
Vielen Dank!
(c) THE DORF, 2020
Foto: Dirk Ossig