Seit sieben Wochen leben wir „social distancing“ – sieben Wochen, die das Leben in Düsseldorf komplett auf den Kopf gestellt haben. Wir fragen in unserer neuen Serie „SMALL-TALK, CORONA UND SONST SO?“ Düsseldorfer, wie hart sie von der Krise betroffen sind, was sie daraus gelernt haben und worauf sie sich „danach“ am meisten freuen.
Matthias Höppner hat nach 14 Jahren auf Mediaagenturseite einen neuen Weg eingeschlagen und hilft Unternehmen zukünftig nachhaltiger zu werden. Eigentlich wollte er das vom neuen Beehive Co-Working Space aus machen, aber jetzt muss erstmal sein Küchentisch im Pempelfort dafür herhalten. matthiashoeppner.com
Wie waren die letzten 5 Wochen für Dich?
Es fühlt sich wie ein großes Experiment an, dass sich der Planet für uns ausgedacht hat. Als wenn uns Mutter Erde für den Ernstfall der Auswirkungen des Klimawandels proben lassen würde. Für mich ist es natürlich wichtig, dass wir jetzt die richtige Schlüsse ziehen. Wir dürfen nicht einfach wieder zu Business as usual übergehen, sondern die Weichen für eine nachhaltigere Wirtschaft stellen. #buildbackbetter
Wie betroffen bist du wirtschaftlich und persönlich?
Ja, als Freelancer gab es sicher schon bessere Zeiten. Workshops sind erst mal passé und grundsätzlich bist du als Freiberufler einer der ersten, der den Kürzungen zum Opfer fällt. Auch Nachhaltigkeitsthemen stehen erst mal hinten an, wenn es gerade bei vielen Unternehmen ums blanke Überleben geht. Aber ich hab trotzdem genug auf dem Tisch, da ich gerade zwei jungen Unternehmen aus dem Nachhaltigkeitsbereich helfe an den Start zu gehen. Ich will auch gar nicht jammern. Am Ende gehöre ich zu den Privilegierten, die von zuhause arbeiten können und einen großen Balkon mit Nachmittagssonne und einen Park vor der Tür haben.
Was siehst Du als positiven Nebeneffekt bei der Corona-Krise und Quarantäne?
Zunächst mal sehe ich jetzt meine Freundin öfter, die vorher zwischen HH und DUS gependelt ist und wir machen jetzt sogar mehr Sport zusammen als vorher. Ich habe auch mehr Quality Time mit meinen zwei Kindern. Ich komme realistisch gesehen in der Zeit zwar nicht zum Arbeiten, aber als Freiberufler kann man zumindest darüber selber entscheiden, an welchen Tagen man vorm Laptop sitzt oder nicht doch eine Runde Fußball vor der Tür spielt.
Die wichtigste Lektion, die Du in den letzten Wochen gelernt hast?
Nicht jammern, sondern überlegen, wie man die Zeit am besten nutzen kann. Mehr Miteinander mit der Familie oder auch schlauer werden durch Onlinekurse.
Was fehlt Dir am meisten?
Eindeutig soziale Kontakte, mal wieder ausgehen und Urlaub machen.
Was denkst Du, wird sich „nach“ Corona ändern? Was können wir aus der Krise mitnehmen?
Tja, das ist die große Preisfrage. Aktuell sieht man zig Artikel a la „xyz wird nie wieder so sein wie vorher“. Ich denke aber schon, dass wir danach relativ schnell wieder bei „Business as usual“ sind. Ich hoffe trotzdem, dass wir uns als Menschen mehr hinterfragen, wie stark wir eigentlich in fragile Ökosysteme eingreifen, welche Rolle Unternehmen spielen und was das für Auswirkungen für uns als Gesellschaft hat.
Welcher Lieferservice hat Dich in den letzten Wochen glücklich gemacht?
Ohne den täglichen Kaffee geht nix. Hier freue ich mich natürlich, wenn ich einen lokalen Anbieter wie die „Rösterei Vier“ unterstützen kann. Der Kaffee ist nicht nur mega, sondern die Inhaber denken und handeln auch ökologisch und sozial verantwortlich. So kannst du dir z.B. deinen Kaffee zum Wunschtermin klimaneutral per Fahrradkurier nach Hause liefern lassen. Da passt einfach alles.
In welches Restaurant gehst du als erstes, wenn die Krise vorbei ist?
Puh, Scaramangas, Oktopussy, Gingerboy, Greenkarma, Takumi, Naniwa haben alle sehr gute Chancen.
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn Normalität eingekehrt ist?
Irgendwo in der Sonne ein Kaltgetränk mit Blick auf‘s Wasser genießen.
Vielen Dank!
(c) THE DORF, 2020
Foto: Geoffrey Hildbrand