THE DORF ON TOUR • LICHTMUSEUM UNNA

THE DORF ist ein Universum für sich, mannigfaltig und unerschöpflich in seinen Themen. Aber manchmal möchte man den Heimatplaneten auch verlassen und benachbarte Galaxien erkunden. Deshalb geht THE DORF ab Frühjahr 2022 auf Tour und stellt attraktive Ziele im Umland von Düsseldorf vor: für einen schnellen Halbtagestrip, für einen Tagesausflug oder auch für ein Wochenende mit Übernachtung. Für Kulturliebhaber*innen, Flaneure, Gastronomie-Tourist*innen, Architektur- und Design-Fans, Freund*innen schöner Landschaft, Wandernde und Radfahrer*innen. Ein Redaktionsteam der HSD Hochschule Düsseldorf, PBSA Peter Behrens School of Arts, hat die Ziele ausgewählt, die Touren getestet, fotografiert und die Reportagen geschrieben. 30 Studierende und zwei Professoren waren fünf Monate lang im Umland unterwegs, um den besten Mix für schöne Erlebnisse außerhalb von THE DORF zu finden. Wir stellen jede Woche einen neuen Trip vor.

Zahlreiche Lichtinstallationen weltweit bekannter Berühmtheiten sowie aufstrebender Kunsttalente erstrahlen in den unterirdischen Gemäuern einer ehemaligen Brauerei. Das Zentrum für Internationale Lichtkunst – Unnas einzigartiges Lichtmuseum.

„es wird Licht oder es wird Finsternis“ – Joseph Kosuth zitiert in seinem Exponat „Die Signatur des Wortes“ Heinrich Heine. Diese Entscheidung traf die Stadt Unna Ende der 90er Jahre zugunsten des Zentrums für Internationale Lichtkunst. Da für Lichtinstallationen jeglicher Art dunkle Räumlichkeiten die perfekte Voraussetzung sind, wurde das Museum als Nutzung für die Kellerräume der alten Lindenbrauerei in Unna unter mehreren Konzeptideen ausgewählt, statt das unterirdische Labyrinth einfach zuzuschütten. Dabei wurde die historische Substanz baulich nicht verändert, sondern lediglich der Verfall bestimmter Wandstrukturen verhindert.

Es ist nicht nur das einzige Museum weltweit, das sich rein der Präsentation von Lichtkunst widmet, sondern die meisten der ausgestellten Kunstwerke wurden sogar eigens für das Museum konzipiert. Die wenigen restlichen Künstler*innen haben zumindest eines ihrer bestehenden Kunstwerke modifiziert und an die speziellen Raumgegebenheiten angepasst. Somit trifft man in Unna ausschließlich auf Unikate der Kunstwelt. Durch das breitgefächerte Spektrum an unterschiedlichsten Arten, von den Anfängen der Lichtkunst bis zu Exponaten aus der Neuzeit, bietet das Zentrum für internationale Lichtkunst eine abwechslungsreiche Sammlung von Installationen wie beispielsweise Projektionen, Schattenspielen oder Lasertechnik. Große Namen wie James Turell und Keith Sonnier wurden engagiert, um sich kreativ im Untergrund der Stadt auszuleben und bekamen jeweils einen Raum, in dem sie sich frei entfalten durften. 

Die Herausforderung, mit den historischen Gegebenheiten künstlerisch zu spielen, sorgt sowohl bei den Künstler*innen als auch bei den Besucher*innen für Begeisterung. Dabei erzeugt das Zusammenspiel von bunter, bewegter oder interaktiver Lichtkunst mit den dunklen Gebäudestrukturen der Industriekultur ein beeindruckendes Raumgefühl.

Ganz einmalig wirkt Licht in Verbindung mit natürlichen Elementen wie zum Beispiel Wasser oder Wind, wodurch die Kunst lebendig und spürbar wird. Diese Synthese aus Teilen der Natur und technischen Möglichkeiten kann man besonders in der Installation „Der Reflektierende Korridor“ vom isländischen Künstler Olafur Eliasson erfahren. Dieses 2002 entstandene Kunstwerk spricht alle Sinne an. Bei einem Gang über einen zwei Meter breiten Steg in einem völlig dunklen Raum ist man auf beiden Seiten umgeben von einem Vorhang aus Wassertropfen, der mit rhythmischen Effekten eines Stroboskoplichts bespielt wird. Während die Finger das rieselnde Nass berühren dürfen, setzt sich kühler Nebel auf der Haut ab und die Luft riecht frisch.

Tropfen fallen knisternd auf Metall und der künstliche Regen wirkt durch das Licht, als würden glitzernde Perlen statisch und wie auf dunklem Samt befestigt in der Luft hängen. Dieses Erlebnis erzeugt bei den Museumsbesucher*innen polarisierende Empfindungen, denn die menschliche Wahrnehmung ist sensibel und sehr individuell. Wem eine Führung durch die interaktive unterirdische Welt des Lichts nicht reicht und wer noch mehr mit den Effekten in Berührung kommen möchte, kann das zahlreiche Angebot an Workshops, beispielsweise zum Thema Lichtgraffiti, nutzen und selbst das Licht in Kunst verwandeln.

Langsam wandern Lichtreflexe und Schatten die Wände entlang.
Vor allem das Lichtmuseum in Unna ist für alle Altersgruppen ein spannendes Erlebnis. Spezielle Familienführungen oder sogar Kindergeburtstage in den leuchtenden Kellern fördern spielerisch die Kreativität der Kids. Weder Erfahrung im Bereich Kunst noch Kenntnisse über Technik und Licht spielen bei der sensationellen Wirkung der Exponate eine Rolle. Für Kunstliebhaber*innen in jedem Fall eine Bereicherung. 

In den Sommermonaten wird eine spezielle Abendveranstaltung in einem der wenigen Kunstwerke außerhalb der Kellergewölbe angeboten. Das farbenprächtige Lichterlebnis in James Turrells „Skyspace“ wird durch die Begegnung von natürlichem und künstlichem Licht bei Sonnenuntergang lebendig. In bequemen Liegestühlen kann man sich über eine Stunde lang an einer Illumination mit zehn verschiedenen Farbphasen erfreuen, bei der die Lichtkunst im Einklang mit dem Himmel für ein intensives Erlebnis mit faszinierenden optischen Täuschungen sorgt.

Neben der dauerhaften Sammlung gibt es circa zweimal im Jahr eine Wechselausstellung, wo besonders aufstrebende Künstler*innen und Studierende, aber auch weitere internationale Berühmtheiten ihr künstlerisches Können rund ums Thema Licht präsentieren. Diese temporäre Galerie ist Teil der Führungen und besteht immer wieder aus zusätzlichen raumgreifenden und überraschenden Installationen.

Nicht nur künstlerisch, sondern auch kulinarisch hat Unna einiges zu bieten. Damit keiner mit leerem Magen nach Hause fahren muss, lässt sich der Ausflug im „Hét Waffelstübchen“, Güldener Trog 5, mit selbstgemachten Leckereien versüßen. Wem nach so vielen visuellen Eindrücken eher nach etwas Herzhaftem ist, der findet im „Meisterhaus“ in der Hertingerstraße 32 eine große Auswahl an italienischen Spezialitäten bester Qualität in urigem Ambiente.

Zentrum für internationale Lichtkunst
Lindenplatz 1, 59423 Unna
Telefon: +49 2303 103 751
Montag bis Freitag, 10–14 Uhr
 
Die Ausstellung kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Ticketbuchung auch online möglich.
www.lichtkunst-unna.de

Mit einer Zugfahrt zum Hauptbahnhof Unna und einem ca. 15-minütigen Spaziergang durch die Innenstadt kann man das Museum einfach erreichen. Für eine Anfahrt mit dem Auto steht das nahegelegene Parkhaus „Massener Straße“ zur Verfügung. Insgesamt ist man von Düsseldorf aus in der Regel nicht länger als zwei Stunden unterwegs, um das Lichtspektakel bewundern zu können.

Text und Fotos: Luisa Seidl und Lynn Schockenbäumer
© THE DORF 2022

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